Zitat ok ich habe noch mal nachgesehen wer es geschrieben hat ... bei Eva Herman war nichts anderes zu erwarten
Jou, da hat uns der Ulf mit seinem ernst wirkenden Kommentar ein bisschen auf's Glatteis geführt. Oder etwa nicht?
Wie auch immer - vielleicht kommt die umstrittende Meinung von solchen Berichten, die mit der Realität wenig zu tun haben, zumindest da, wo "normale" Menschen aus nachvollziehbaren Gründen in Panik gerieten. Gründe, die planungs- wie steuerungstechnisch vermeidbar waren, aber eben nicht von - wie Bilder zeigten - unauffälligen Leuten, die ahnungslos in und durch den Tunnel liefen.
Ich habe mir über die erste Version seines Textes lange genug Gedanken gemacht (und dann geschrieben was ich geschrieben habe), da muss ich jetzt nicht noch mal von vorne anfangen.
Immerhin schreibt er in der zweiten Version davon, woran ich auch gleich dachte, nämlich von einem (nicht nur unberechtigten, sondern auch) makabren Vorwurf. Aber der war ja - trotz aller Hinweise auf Eigenverantwortung - nicht beabsichtigt.
Zunächst einmal habe ich den Text, weil ich mit der der Aussage noch nicht zufrieden war, innerhalb weniger Minuten noch einmal überarbeitet - nicht irgendwann in der Nacht. Aus einem zeitlichen Versatz mag ein gewisses Missverständnis entstanden sein. Zum anderen antworte ich erst jetzt, weil ich gelegentlich auch arbeiten muss.
Nachfolgend will ich versuchen, meine Meinung noch einmal deutlicher darzustellen:
Zunächst - und dies muss man eigentlich nicht erwähnen - ist das ganze Leben lebensgefährlich. Man man kann auf eine Art und Weise erwischt werden, mit der man absolut nicht rechnet. Darum hatte ich geschrieben, dass man den Opfern keine Schuld zurechnen kann. Sie haben nicht damit gerechnet. Und das ist der Punkt.
Es ist in unserer hochtechnisierten und teilweise überreglementierten Gesellschaft üblich geworden, dass man sich sehr - und wie ich meine, zu sehr - auf die vorhandenen Sicherheitvorkehrungen und die entsprechenden Institutionen verläßt. In den meisten Fällen geht es gut; keiner sieht irgend eine Veranlassung, sich weitere Gedanken zu machen.
Versagen jedoch besagte Einrichtungen und Institutionen - schließlich sind dort auch nur Menschen beschäftigt - so kann die Sache, wie bei der Love-Parade ganz furchtbar enden.
Die typische Vollkaskomentalität des heutigen Menschen wird erschüttert - wie konnte das passieren? - und ebenso typisch, man stellt nicht das eigene Verhalten in Frage, sondern sucht einen Schuldigen. Das eigene Gewissen, soweit man es überhaupt beansprucht hat, ist entlastet und man lehnt sich wieder entspannt zurück.
Genau diese Art und Weise halte ich für falsch.
Was spricht dagegen, vorn vorneherein eine gewisse Eigen- verantwortung zu übernehmen und über eine mögliche Minimierung eventueller Gefahren nachzudenken?
Genau so klar ist natürlich auch, dass jeder seinen persön- lichen Grenzwert hat. Dem einen graut es schon, wenn er ein Motorrad nur sieht, der andere ist damit auf der Rennstrecke unterwegs; ganz einfach, weil er damit umgehen kann.
Bezogen auf Massenveranstaltungen ist mein persönlicher Grenzwert eher niedrig angesetzt, nachdem ich 1985 im Fernsehen das Drama im Brüsseler Eyssel-Stadion mitverfolgt habe.
Noch einmal kurz zusammengefasst: Man sollte sich nicht zu sehr auf Sicherheitsvorkehrungen verlassen, sonder auch eine gewisse Eigenverantwortung an den Tag legen und ruhig das eigene vermeintlich normale Verhalten einmal in Frage stellen.
Und zu guter Letzt: Meine Fußzeile steht nicht ohne Grund unter jedem Beitrag ... .
Man kann nicht alles vorhersehen, man sollte nur versuchen, mögliche Risiken zu verringern.
Die Aufnahmen aus Brüssel damals 1985 - die waren furchtbar. Bis zu diesem Zeitpunkt wäre ich ehrlich gesagt auch nicht auf den Gedanken gekommen, dass so etwas möglich ist.