Gleich mal vorneweg: Man muss es nicht machen. Die meisten Ws springen auch im Frühjahr wieder an, wenn sie im Herbst einfach nur trocken weggestellt wurden.
Will man aber seiner W etwas Gutes tun, so kann man einige bis alle dieser Tipps befolgen. Von Nachteil wird es nicht sein.
Beginnen wir mit dem Motor:
Grundsätzlich wird der Motor vor dem Einwintern noch mal so richtig warm gefahren, so dass alles Kondenswasser aus Kurbelgehäuse und Auspuffanlage verschwindet. Danach abstellen und bis zum Ende der Winterpause nicht wieder starten. Jeder erneute Start ohne anschließende Fahrt bis der Motor richtig warm ist schafft nämlich neues Kondenswasser, dass sich an den Metallteilen im Inneren niederschlägt. Das gilt auch für eine Kurzstreckenfahrt, weil das Wetter gerade mal schön ist. Oder eine Runde im Parkhaus. Besser verkneifen!!
Steht eine Inspektion oder ein Ölwechsel sowieso demnächst bzw. im kommenden Frühjahr an, empfiehlt es sich, zumindest den Ölwechsel vorzuziehen. Öl, das schon einige tausend Kilometer im Motor verbracht hat, hatte Gelegenheit, Säuren zu bilden, die dann über Winter genug Zeit haben, Motorinnereien anzugreifen. Vor allem bei billigen Ölen ist ein Ölwechsel empfehlenswert. Hochwertige Öle haben bessere Korrosionsschutzeigenschaften.
Ist das Öl noch recht frisch, erübrigt sich ein Wechsel.
Zum Ölwechsel gehört auch der Filterwechsel.
Am besten, man macht das gleich nach der letzten Ausfahrt, wenn der Motor noch gut warm ist und das Öl leicht heraus fließt.
Es kann zudem auch nicht schaden, mal die Zündkerzen herauszunehmen. Einmal sammelt sich in ihren Sitzen im Kopf gerne etwas Dreck und Wasser (ist die Ablaufbohrung noch durchgängig?) und zum anderen kann man ihren Verschleiß und das Kerzenbild dabei mal in Augenschein nehmen.
Man kann nun etwas WD40 oder Korrosionsschutzöl in den Zylinder einspritzen, um Korrosion an den Zylinderwänden zu verhindern. Den Motor dann noch ein paar Umdrehungen mit dem Kickstarter durchdrehen, aber ohne Zündung!
Die Kerzen mit etwas Graphit am Gewinde einsetzen und mit etwas geringerem Drehmoment als bei neuen Kerzen festziehen.
Weitere Maßnahmen sind am Motor nicht notwendig.
Kommen wir zum Sprit.
Heutiger Sprit enthält Alkohol. Dieser begünstigt unter bestimmten Umständen den Rostbefall im Tank und die Korrosion in den Vergasern.
Die beste Möglichkeit, Wasser aus dem Tank zu entfernen, ist das Betanken mit E10. Denn die etwa 10% Alkohol binden eine ganze Menge Wasser. Zudem kann sich bei vollem Tank kein Kondenswasser im Tank absetzen und in den Sprit gelangen.
Das passiert nämlich verstärkt bei einem weitgehend leeren Tank durch den regelmäßigen Austausch der Luft durch die Tankentlüftung, die sogenannte Tankatmung. Allein durch Temperaturwechsel zwischen Tag und Nacht und/oder bei Wetterumschwüngen dehnt sich die Luft bei warmer Witterung (Tag) aus und zieht sich bei Kälte wieder zusammen (Nacht). Dabei dringt Mit der Luft Feuchtigkeit in den Tank und schlägt sich am Blech nieder und geht in die Alkoholanteile des Sprits über. Ist de Alkoholanteil mit Wasser gesättigt, trennen sich Alkohol und Wasser als aggressive Flüssigkeit vom Benzin und setzen sich am Boden des Tanks ab. Der Tank wird angegriffen. Und speziell bei der W kommt man nur sehr schlecht an den Bodensatz heran. Auch über die PRI-Stellung des Benzinhahns kann man ihn nicht ablassen.
Deswegen ist es durchaus sehr empfehlenswert, den Tank im Herbst randvoll voll zu tanken, ggf. mit einem Kanister bis zum Stehkragen auffüllen.
Ist erst mal keine Luft mehr im Tank, findet auch keine Tankatmung mehr statt.
Nun ist die W von Kawasaki nicht für E10 freigegeben. Viele Forumsmitglieder fahren ihr Motorrad aber seit Jahren damit. Schäden, selbst bei den frühen Modellen, sind nicht bekannt.
Im Kleinen spielt sich das Ganze auch in den Vergasern ab. Hier hat es sich als sehr probat erwiesen, den Sprit einfach aus beiden Vergasern abzulassen. In unserer Datenbank wird in diesem Artikel gleich zu Beginn beschrieben, wie man das macht.
Im Frühjahr dann vor dem ersten Start einfach den Benzinhahn eine kleine Weile auf PRI stellen und die Vergaser wieder voll laufen lassen. Auf diese Weise mit frischem Sprit versorgt, dankt es die W mit sofortigem Anspringen.
Es kommt nämlich noch hinzu, dass der Butan-Anteil des Kraftstoffes sich über Winter aus der Schwimmerkammer des Vergasers, die ja ein offenes System darstellt, verflüchtigt und gerne zu Startunwilligkeiten führt. Frischer Sprit schont Motor und Batterie.
Kommen wir gleich zu letzterer.
Über die Batteriepflege im Winter gibt es einen ausführlichen Artikel in der Datenbank:
Batteriepflege im Winter
Hier nur ganz kurz:
Eine gut geladene Batterie mag es lieber kühl als warm.
Die Batterie braucht man nicht unbedingt ausbauen.
Ein elektronisches Erhaltungsladegerät mit einer gesteuerten Ladekurve ist gut für die Batterie.
Einen sogenannten Akku-Jogger, der die Batterie in Zyklen läd und entläd, sollte man tunlichst nicht benutzen, er verkürzt das Leben der Batterie drastisch. Diese billigen Geräte sind aber weitgehend wieder vom Markt verschwunden. Ebenso ungeeignet ist ein altes Ladegerät, das die Batterie mit gleichbleibendem Strom (z.B. früher übliche 4 Amp.) versorgt. Diese Geräte kochen eine wartungsfreie Batterie wie die in der W tot.
Dem Innenleben der Auspuffe kann man noch was Gutes tun, indem man die Töpfe mit einem öligen Lappen verschließt, so dass keine feuchte Luft eindringen kann, die im Topf auch Säure bilden und für zügige Korrosion sorgen kann. Die W scheint diesbezüglich aber nicht sonderlich empfindlich zu sein.
Zum Einwintern wird man das Motorrad ja nicht schmutzig abstellen wollen. Nach dem Waschen ist es nicht von Übel, das Krad mit einem Korrosionsschutzmittel einzusprühen. Hier sind die Geschmäcker verschieden. Der eine bevorzugt WD40, der andere Ballistol, der dritte Radglanz und was der Mittel mehr sind. Da das „richtige“ Mittel eher Glaubenssache als wissenschaftlich begründbar ist, sei es jedem freigestellt, was er wählt. Schaden wird wohl keines.
Gummi und Kunststoff kann man ebenfalls mit den entsprechenden Pflegemitteln behandeln.
Die Kette wird noch mal geschmiert.
Die W wird auf dem Hauptständer aufgebockt. Das Hinterrad steht frei und ist nicht belastet. Das Vorderrad steht auf dem Boden auf. Hier empfiehlt es sich, den Luftdruck auf drei bar zu erhöhen (im Frühjahr wieder korrigieren) oder etwas vorne unter den Motor zustellen, um auch das Vorderrad zu entlasten, z.B. einen Holzklotz.
Abschließend nun noch die geliebte W mit einer Decke gegen Staub schützen.
Aber halt, hier lauert noch ein gern gemachter Fehler: Bitte keine Baumwolllaken, Flanelltücher oder ähnliches nehmen. Die ziehen die Feuchtigkeit aus der Luft und unter ihnen herrscht ein dauerhaftes Feuchtbiotop (gilt natürlich nicht in beheizten Räumen). Lieber eine der billigen Motorradabdeckungen aus atmungsaktiver Kunstfaser wählen, wie z.B. von Louis für um die 10 Euro angeboten werden.
Einen guten Start im nächsten Frühjahr wünscht
Falcone