Hab ich heute von ´nem Kollegen bekommen und mich - nach etwas Überwindung - weder von der Einleitung noch von der Länge abschrecken lassen (Achtung: Ende der ersten Seite ist nicht Ende des Artikels ). Ich finde es gut und treffend dargestellt. Aber irgendwie frustriert es deshalb auch.
Als bei unserer Großen das Thema weiterführende Schule an stand, haben wir uns sehr den Kopf zerbrochen, wie das wohl laufen soll. Entschieden haben wir uns dann mit dem Kind nach vielen Gesprächen mit Eltern, Lehrern und Freunden zum entsetzen unserer Freunde und Bekannten für eine Gesamtschule mit Ganztagsbetrieb.
So hat meine Tochter ein Jahr mehr Zeit im Vergleich zu den Mitschülern die zum Gymnasium gegangen sind und nach der Schule ist auch wirklich Schluß. Es gibt keine Hausaufgaben. Sonntags lernen ist bei uns tabu. (Ok, das kann sich jetzt ab der 10 Klasse vielleicht noch ändern. Die Ehemaligen Freundinnen, die jetzt aufs Gymnasium gehen, haben trotz normaler Schule unterm Strich weniger Freizeit.
Jetzt arbeiten meine Frau und ich daran, das auch wir dauerhaft mehr Zeit für die Kinder haben. Das stellt sich allerdings dauerhaft schwieriger dar, als gedacht. Aber wir arbeiten dran.
Gruß Norbert
Ich kann allem wiederstehen, außer der Versuchung.
Seitdem der Schultag länger wurde fällt vieles weg. Kein Gitarrenkurs und kein Karate mehr, Töchterlein kommt im Schnitt um 17:00 von der Schule und ist „hinüber“, trotzdem muß ich mit ihr lernen, was eigentlich überflüssig sein sollte, aber von der Schule nicht gewährleistet wird.
Die Große hat ihr Abi nach 13 Jahren gemacht, die Kleine wird wohl in 12 Jahren das Abi machen. Wo das eine Jahr bleibt ist unklar, es wird nicht unbedingt mehr unterrichtet, es wird mehr weggelassen.
Das ist die Lehre aus der PISA-Studie, die nordischen Länder schneiden besser ab, weil sie nur 12 Jahre bis zum Abi brauchen. Das dort in den Kindergärten „echte“ Pädagogen beschäftigt sind hat man hier im Eifer der Reform übersehen und auch vieles andere.
Am Wochenende wird nur gelernt, wenn sie es will, das geschieht manchmal zur Klausurvorbereitung.
An der Bildung wird zu stark gespart.
Jrüße Sukasta
Et es wie et es, et kütt wie et kütt, et bliev nix wie et wor, drinkste eine met ...
interessant zu lesen und besser formuliert, als ich es je könnte. Die gleichen Gedanken machten und machen wir uns auch bei unserem Ältesten der jetzt in der achten Klasse eines Gymnasiums ist. Allerdings nimmt er den ganzen Schulstress, und für uns Eltern sieht das wirklich nach Stress aus, sehr gelassen und möchte, wir haben es ihm angeboten, auf der Schule bleiben. Bei der Kleineren, jetzt in der sechsten Klasse, haben wir dann genau wie Norbert und seine Frau die Entscheidung für die Gesamtschule mit Ganztagsunterricht getroffen. Wenn sie denn wirklich irgendwann Abitur machen würde, hätte sie ein Jahr mehr Zeit und wenn sie nachmittags nach Hause kommt, muss sie wenigstens keine Hausaufgaben mehr machen. Das ist in den paar Stunden am Tag, in denen man als Familie zusammen ist wirklich deutlich entspannter.
ich sehe das im Moment an meinen Stiefkindern (7. und 5. Klasse Gymnasium...) Die Kleinen sind eher wie dressierte Affen. Total diszilpiniert, nur am lernen, haben nie Zeit für irgendwas, kaum noch Hobbies und einen Hammerstundenplan den ich aus meiner Gymizeit so nicht kenne. Und wissen natürlich genau dass sie Lehrerin werden wie ihre Mutter. Und vorher wie noch "zeit" war neben der Schule hatten sie tanzen, reiten, ballet, Sprachkurse, Musikschule, irgendwelche Workshops und diverse Kulturelle events. Mal ehrlich, dieses tagespensum hätte ich kaum gestemmt aber für die Kleinen war das Normal. Dafür vermisse ich diese Kindliche Neugier, Spontanität, das Lachen und die Fröhlichkeit die Kinder eigentlich hahben sollten. Wenn die Mädels sich unterhalten komme ich mir vor wie das Kind, so vernünftig sind sie. Sie wirken jetzt schon regelrecht "alt". Muß das denn sein? Meine Kleine hat mit ihren 7 jahren noch alle Freiheiten der Welt und dafür werde ich teilweise sogar angefeindet weil ich eben nicht verlange dass sie jetzt schon mindestens eine Fremdsprache, ein Musikinstrument, etwas sportliches und etwas geistiges machen muß.Das Programm hatte ich nämlich selber (dank einer Pädagogenmutter die das für überlebenswichtig hielt). Warum dennn auch? Sie spielt, sie tobt, sie erkundet die Welt und oft machen wir das zusammen. Und ist trotz alledem selbstständiger und gelassener als viele ihre Freunde und Klassenkameraden. Ob ich ihr damit die Zukunf verbaue weil sie eben nicht gedrillt ist bis ins letzte? Na ja, bisher ist sie Klassenbeste und das einfach aus sich heraus. Muß ich da noch mehr machen? Ob sich das hält? Wir werden sehen.
Ich hoffe dass ich meiner Lütten noch so viel Kindheit geben kann wie es geht.
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
Ok, ich hab die Kinder jetzt als Grund vorgeschoben.
Nein im Ernst. Die kleine genießt jede Minute, die sie mal mit Papa verbringen kann. Bei der großen sieht das natürlich schon ganz anders aus. Ich habe aber das Gefühl das ich ein paar Sachen versäumt habe, die ich nie mehr nachholen kann. Mir geht es aber auch um die Veränderung der Lebensweise. Ich hatte Zeiten, da standen meine Frau und ich ganz schön unter Spannung. Das wirkt sich indirekt auch auf Verhältnis zu den Kindern aus. Das hat sich schon verbessert. Aber es gibt noch viel zu tun.
Was mir zu dem Thema noch so einfällt. Wir gehen immer davon aus, das früher alles besser war.
Mein Vater, Jahrgang 1919 hat mir kurz vor seinem Tod mal erzählt, wie seine Kindheit als Bauernkind mit 9 älteren Geschwistern auf dem Land abgelaufen ist. Die haben schon von klein auf ordentlich auf dem Hof mitarbeiten müßen. Für Kindheit und spielen blieb da nicht viel Zeit. Ich denke fast, so unbeschwert wie die Kindheit in den sechziger und Siebziger Jahren war es vorher nicht und wird es auch nie mehr sein. Ich hab die Zeit genossen und ich hatte nie das Gefühl, das mir etwas fehlt. Ich hatte nie ein Problem damit, ein Arbeiterkind aus bescheidenen Verhältnissen zu sein.
Ich kann allem wiederstehen, außer der Versuchung.
Zwar versuche ich so gut es geht, den Kindern Freiraum zu schenken, aber muss mir auch oft genug eingestehen, dass diese Misere der Umwelt ansteckend ist. Deshalb ist ein Impuls schön, mal wieder einen Gang runter zu schalten.
Ich werde den Text mal weiterleiten an den ein oder anderen Lehrer, Mutter, Vater, Elternrat...
Tja, heute ist wohl vieles anders als zu meiner Zeit- Ich war auf dem Gymnasium und habe mich da ohne grossen Aufwand durchgeschlagen. Einmal sitzen bleiben und dann ein Abi mit einem Schnitt von 2,6. Wenn ich Einsatz und Ergebnis gegeneinander abwäge kann ich wirklich sehr zufrieden sein. Ab der 6. Klasse habe ich keine Hausaufgaben mehr gemacht, ausser ich hatte Lust dazu weil es Spass gemacht hat. Den Rest habe ich halt durch mündliche Mitarbeit erledigt. Nach der Schule ging es immer direkt raus zum Spielen. Bis die Laternen angingen.
Mein Sohn musste Kindergarten und Grundschule im Ganztag verbringen. Leider. Das ist ihm nicht gut bekommen und wenn er dann um 17:00 Uhr zu Hause war war er auch durch. Und Hausaufgaben gab es trotzdem noch (Hallo!?!? Grundschule, Hausaufgabenbetreuung im Ganztag und trotzdem noch Hausaufgaben für zu Hause?)
Jetzt ist er auf der weiterführenden Schule. Ich habe meinen Arbeitsvertrag geändert und arbeite an 4 Tagen zu Hause und mein Sohn kommt nach dem Unterricht. Ich merke richtig, wie ihm das gut tut. Er ruht sich erstmal etwas aus, dann machen wir Hausaufgaben (weniger als in der Grundschule übrigens) und dann geht er raus zum Spielen. Vielleicht kann ich ihm ja wenigstens jetzt noch ein bisschen was davon zeigen, wie schön ich es hatte. Und für die nächsten 2 Jahre werde ich ihn auch in keiner Musikschule, Sportverein, Malstunde oder sonstigem anmelden.
--- WWL-Befugte und Anführerin des Pott-Chapters DOW --- Neuerdings Zwölfe mit Zurr, Plöpp, doing, doing, doing Buy a W and get FRIENDS for free
ich erlebe bei meinen Kindern auch, daß die Schule nicht unbedingt lascher ist als früher. Andererseits haben wir bei Pisa voll vergeigt und von den Hauptschulen kommen reihenweise Kinder, die weder richtig lesen und schreiben können, noch die Grundrechenarten beherrschen. Ich denke mal, daß auch hier die Gesellschaft gewaltig auseinderdriftet. Und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
Der Zeit-Artikel hat mir gut gefallen (habe ihn an ein paar Pädagogen weitergeleitet, aber wahrscheinlich hat der sich eh schon bei denen 'rumgesprochen, denke ich - auch egal).
Wir haben unsere Brut seinerzeit bewußt auf eine Gesamtschule geschickt, nicht nur aus ideologischen Gründen (die pelegrina arbeitete ja jahrelang als Schulsozialpädagogin an einer GS, und war davon überzeugt). Ich fand es auch gut, daß die Kinder dort etwas länger Zeit haben (hatten?), sich zu orientieren, und ihren Weg zu finden. Abitur hat der kleine pelegrinio dort trotzdem gemacht, und das Allerwichtigste für ihn war seinerzeit auch, daß er als Einzelkind in einem Sportverein jahrelang Mannschaftssport gemacht, und dort gelernt hat, wie man zusammen lebt, Spaß hat, sich streitet - und sich wieder verträgt.