Ich will ja gar keine Summerhill-Schulen für alle - will lediglich sagen: die Erkenntnisse, die der Herr Neill gewonnen hat, sind so verkehrt nicht: das Menschen (Kinder) sich so entwickeln können sollen, wie sie es möchten. Warum muß ein Zirkusartist die Differentialrechnung beherschen? Ein hauptberuflicher Differentialrechner muß auch nicht unbedingt malen können, und ein Chemiker braucht keine Ahnung vom Bankwesen zu haben. Wenn doch, isses auch nicht verkehrt, aber - wenn jemand sich für irgendetwas interessiert, dann lernt er das aus eigenem Antrieb und viel besser, als wenn er es lernen muß . Man muß es lediglich vernünftig anbieten .
"Ein glücklicher Straßenfeger ist mir lieber, als ein frustrierter Hochschulprofessor", hat A.S. Neill mal gesagt - das kann ich unterschreiben.
Jaja das Schulsystem. Das kommt davon wenn jeder seine eigene Suppe kocht.
Ich habe den ostdeutschen Bildungsweg beschritten
10 Jahre Polytechnische Oberschule, von Mo-Sa, 10 Jahre in einer Klasse, mit Bio, Chemie, Physik, Astronomie, Geographie, Geschichte, Deutsch, Mathe und zwei Fremdsprachen. Zusätzlich ab der 8.Klasse nach Praktische Arbeit und Einführung in die sozialistische Produktion (u.a. technischnisches Zeichnen, Ökonomie) – o.k. wir hatten auch Wehrerziehung und Staatsbürgerkunde.
Es gab auch dort leistungsstarke und leistungsschwache Schüler – es wurde aber jeder mitgenommen, der Unterschied wurde in der Benotung deutlich. Ich hätte am Freitag an einer POS in Dresden aufhören können und hätte am darauf folgenden Mo an einer POS in Rostock in jedem Fach an der gleichen Stelle weiter machen können an der ich Freitags zuvor aufgehört hatte (zentraler Lehrplan ist das Stichwort)
Meine Eltern waren beide vollzeitbeschäftigt.
Ich musste auf die Musikschule und habe zweimal die Woche Streckentauch trainiert. Als Timurhelfer habe ich für eine „Paten“-oma zweimal in der Woche Haushaltsunterstützung geleistet. Darüber hinaus gab es weitere gesellschaftliche Aktivitäten (z.B. Altpapiersammeln) Als es um das Abitur ging wurde nur die Leistungsspitze zugelassen (auch eine „gute Gesinnung“ half bei einem Durchschnitt ab 1,5 nichts mehr) allen anderen standen dennoch weitere Wege offen um studieren zu können (Berufsausbildung mit Abitur, Arbeiter-und Bauern-Fakultäten, usw.) Auch während des Abiturs konnte ich nichts abwählen, sondern höchsten zusätzlich in so genannten AG was lernen.
ICH LEBE NOCH
Warum eine so ungewohnt, ausführliche Meinungsäußerung von mir:
1. Das ganze Gejammer kotzt mich an – wie man es anders machen kann haben andere gezeigt.
2. Ihr seid alle selber mit schuld – heute stehen sich Eltern und Lehrer meist feindlich gegenüber und die Kids spielen diese Erziehungsbeteiligten gegeneinander aus.
3. Ich bin es leid, dass das Abitur nach zwölf Jahren als Sparabitur abgetan wird. Wenn man geeignete Schüler auf einem etwa gleichen und hohem Niveau zum Abitur führt reicht die Zeit. Aber heute wird man ja schon schräg angeguckt wenn das eigene Kind in der sechsten Klasse nicht auf dem Gymnasium ist.
Ach scheiße mann, ich hör jetzt auf, sonst schreib ich mich noch in Rage und ich muss ja arbeiten…, vielleicht ein anderes Mal.
Ich meine das hier. Pflichtlektüre für alle Grundschüler und wirklich gut.
Meine Tochter fand das damals so toll, das sie innerhalb einer Woche das Büchlein, das in Reimform geschrieben ist, auswendig konnte. Wir haben dann noch einen Rüffel von der Lehrerin bekommen, weil wir das arme Kind gezwungen haben, das Buch auswendig zu lernen. Die glaubt uns bis heute nicht. Dabei hasse ich auswendiglernen. Ich behalte auch heute noch nur das was mich interessiert. Deshalb kann ich auch keine Gedichte. Meine Tochter kann das übrigens noch heute.
Welches Gejammer meinst du? In dem verlinkten Artikel? Hier im Thread? Allgemein und überall? Ich sehe Kritik, die man äußern kann und äußern darf. Vielleicht etwas zugespitzt, um Gehör zu finden.
Zitat - wie man es anders machen kann haben andere gezeigt
Was anders machen? Wer hat es wo gezeigt? Die Finnen? Oder meinst du was anderes?
Zitat 2. Ihr seid alle selber mit schuld – heute stehen sich Eltern und Lehrer meist feindlich gegenüber und die Kids spielen diese Erziehungsbeteiligten gegeneinander aus.
Das erlebe ich nur als Ausnahme. Woher hast du diese Erfahrung?
Zitat 3. Ich bin es leid, dass das Abitur nach zwölf Jahren als Sparabitur abgetan wird.
Wer macht das? Es wird doch eher beklagt, dass der G8-Schüler für den annähernd gleichen Stoff ein Jahr weniger Zeit hat.
Zitat Wenn man geeignete Schüler auf einem etwa gleichen und hohem Niveau zum Abitur führt reicht die Zeit.
Stimmt. Wenn dies und wenn einiges andere gegeben wäre.
Zitat Aber heute wird man ja schon schräg angeguckt wenn das eigene Kind in der sechsten Klasse nicht auf dem Gymnasium ist.
Auch das erlebe ich nicht in größerer Breite. Und es hat m.E. nicht viel mit den im Artikel und im Thread beschriebenen Problemen zu tun. Es sei denn, du gehst davon aus, dass die Kinder derjenigen, die die Verhältnisse kritisieren, auf dem Gymnasium mangels Leistungspotential/Leistungsbereitschaft falsch aufgehoben sind. Aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
.......................................................... Ob Sonnenschein, ob Sterngefunkel: Im Tunnel bleibt es immer dunkel. (E.K.)
ich beziehe mich in meinen auslassungen nicht konkret auf den verlinkten artikel, sondern an der fortwährenden kritik am bildungssystem aller orten und nun auch hier. im artikel wird aber eine angebliche überlastung der schüler dargestellt - ich wollte nur zeigen, dass es sowas früher auch schon gab. wie kann man es anders machen? - ja z.B. die Finnen (dies haben zu wesentlichen teilen das ddr-schulsystem übernommen - das traut sich hier aber keiner) alles andere sind persönliche erfahrungswerte - aber wie gesagt ich bin manchmal nur etwas angenervt.
letztendlich will ich nur klarstellen, dass ich kein trauernd zurückblickender mauerwiederhabenwollender bin. sonst könnt ich heute ja keine w fahren
Zitat Das Problem sind die Eltern. Da ist Gymnasium ein Statussymbol.
Nein, es ist die Tür für bessere Ausbildungsplätze.
Und wenn hier jetzt alle plärren das ist doch gar nicht wahr: Es ist wahr und es wird praktiziert. Selber erlebt, ich sollte die Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz zum Einzelhandelskaufmann vorsortieren. Bedingungen: Abitur und Motorradführerschein. Alles andere war egal.
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
Zitat Nein, es ist die Tür für bessere Ausbildungsplätze.
Es gibt auch Kinder, die mit dem Gymnasium überfordert sind. Denen tut man dann nicht unbedingt einen Gefallen. Gerade da bietet die Gesamtschule noch eine Perspektive ohne die negative Erfahrung eines Schulwechsels. Abitur kann man da in der Regel auch machen. Das meinte ich.
Viele Kinder werden einfach schlichtweg überfordert.
Gruß Norbert
Ich kann allem wiederstehen, außer der Versuchung.
Zitat von 3-RadViele Kinder werden einfach schlichtweg überfordert.
... oder falsch gefördert, viele Pädagogen verdienen ihren Namen nicht.
Bei Tochter Nummer 1 hatte damals der Mathelehrer gewechselt und der Klassendurchschnitt fiel um 1,5. Die Kinder sind in der Zeit bestimmt nicht blöder geworden.
Jrüße Sukasta
Et es wie et es, et kütt wie et kütt, jede Jeck ist anders, drinkste eine met ...
Zitat fortwährenden kritik am bildungssystem aller orten und nun auch hier [...] ja z.B. die Finnen (dies haben zu wesentlichen teilen das ddr-schulsystem übernommen - das traut sich hier aber keiner) alles andere sind persönliche erfahrungswerte - aber wie gesagt ich bin manchmal nur etwas angenervt.
Hallo Trutz, danke für die ergänzende Erläuterung - so kann ich es besser nachvollziehen. Ich kenne das DDR-Schulsystem nicht gut genug, um mir ein Urteil erlauben zu können. Wenn es tatsächlich nach dem Motto "Keiner darf zurückbleiben" und "Fördern statt (nur) fordern" konzipiert und auch praktiziert wurde, dann hätte es was.
So, und jetzt haben wir uns alle mal lieb und tanzen nacheinander unseren Namen. Wer fängt an???
Um alle Spekulationen im Vorfeld zu verneinen. Ich war kein Schüler der Waldorfpädagogik! `Kannte allerdings welche die von Eltern der "gebildeten Mittelschicht" dazu genötigt wurden. Ich hatte mal in ganz frühen Jahren ein kurzes Intermezzo mit einem Mädel aus einer Waldorfschule. Blonde lange Haare, blaue Augen, schlank und rank, Typ Claudia Schiffer. Leider haben ihre Eltern den Umgang mit mir verboten. Mofa, rauchen, Biertrinken anstatt selbstgemachter Himbeerlimonade, ne das paßt nicht in Ihr Weltbild. Peter, hast du auch ein Musikinstrument? Na klar, isch hang ne Querflöte()
Ja, aber sicher doch. Auch so einige Doktorentitel vor dem eigenen Namen braucht's nur deswegen! Den "Dr" lässt man dann nötigenfalls für teuer Geld von Leuten schreiben die einfach mehr Ahnung von der Materie haben. "Dr. h.c" geht auch, hat aber nicht das Gewicht eines richtigen "Dr" mit allem Pipapo und Doktorarbeit.
Ohne Abi glaubt einem niemand den "Dr", deshalb dringend seine Gören aufs Gymnasium, selbst dann, wenn sie allem Anschein nach "Blöd wie Schifferscheisse" sind. Auch Lehrkräfte sind für Zuwendungen pekuniärer Art recht aufgeschlossen, das Rotzgör sogleich auf der "Ratingliste" weiter oben zu finden!
Merke: "Wer angibt, hat mehr vom Leben" und "Wer gut schmiert, der gut fährt"
Gruß euer Dr. von Gutti ---- ähhh---- Monti
Was eine Gesellschaft, was für "Bürger"...
Ich glaube eher an die Unschuld einer Hure als an die Gerechtigkeit der deutschen Justiz.
"Das kleine Ich bin Ich" hört sich gut an - kommt auf meine bei-Gelegeneheit-Verschenk-Liste .
Und das man heutzutage leider am Besten Abitur haben muß, damit man nicht zu den Underdogs gehört, sehe ich auch so: zu meiner Zeit gingen vielleicht allerhöchstens 10% meiner Volksschulklassenkameraden zum Gymnastikum . Das waren dann auch zum größten Teil die Blagen von Anwälten, Ärzten, Pastoren etc. usw. ... einer hatte einen Straßenbahnfahrer zum Vater, aber der kam später zu mir in die Realschule.
Realschule war sowas wie höhere Schulbildung für Arbeiterkinder (ich wollte da zuerst nicht hin, weil ich mir neben meinen beiden Volksschulgeschwistern vorkam, wie'n Intellektueller ), und wer's drauf hatte, konnte danach sogar noch aufsteigen, am Aufbaugymnasium (gab's auch 'n paar wenige, die schlau und strebsam waren - die hatten das echt verdient, denke ich).
Ansonsten war das Gymnasium eben eher 'ne Schule für die, welche von zu Hause aus gut unterstützt wurden, und/oder für echt begabte Schüler. Das war aber auch nicht schlimm: schließlich konnte man auch mit Mittelschulabschluß interessante Berufe lernen, und ein Volksschulabschluß war auch nicht übel - nur eben eher für die handfeste Berufe.
Und da gab es auch noch genügend Lehrstellen für alle. Nur wer echt doof, gehandicapt oder vom Umfeld her in den Arsch gekniffen war, mußte dann eben als Ungelernter in die Fabrik oder auf den Dienstleistungsmarkt, oder er konnte leider nicht Automechaniker werden, sondern mußte dann eben Frisör werden, oder Metzger oder Bäckereifachverkäuferin (nichts gegen diese ehrbaren Berufe - die waren einfach nur nicht so sehr gefragt, damals), und da gab es auch noch genügend Stellen für.