Wir fanden ihn (sie?) auf dem Rolltor eines Gewerbebetriebes, offensichtlich schon sehr stark geschwächt. Er ließ sich ohne Gegenwehr von dem Gatter ablösen und zum Auto tragen. Leider ist er uns dann doch noch entwischt und auf einen Baum geflogen, ließ uns aber keine Sekunde aus seinen wachen Augen.
Was nun ? Die Frau Doktor hat alle ihre Schamgrenzen überwunden und ist in die Betriebe reingesaust "Wir brauchen eine Leiter". Eine Affenshow, Manager in feinsten Tuchen mit Handy in Betrieb schauen uns an und überlegen, welchen Vogel wir wohl wirklich haben.
In einem Karosseriebetrieb sagt der Mitarbeiter nur : "Chef iss nix zuhause !!" worauf ihn meine Doktorin fragt, wo denn ein Baumarkt sei, damit wir eine Leiter kaufen könnten. (Sie selbst hatte schon versucht, den Baum zu erklettern, der aber mit seinen brüchigen Ästen ihr keinen Halt geben wollte.) Da seufzt der Türke und zeigt auf eine Podestleiter, ob wir damit etwas anfangen könnten.
Wir also wieder zum Baum. Der Kleine hatte sich nicht bewegt und beobachtet, was wir da machen. Die Leiter steht nicht gut im weichen Untergrund, ich komme ausgestreckt gerade noch an den Ast, auf dem er sitzt. Alles locken ist vergeblich (logisch!) und ich breche vorsichtig den Ast einfach ab - da haben wir ihn !!
Beim nächsten Kaiser´s Kaffeegeschäft etwas Rindfleisch gekauft und das Viech auf der Fahrt nach Hause gefüttert. Er lag in ihre Jacke gewickelt auf dem Rücken, wie ein Baby, schaute uns aber aufmerksamst an und ließ sich einige Stücke rohes Gulasch schmecken. Irgendwann flog er mal durchs Auto und verfing sich im Sitz. Oooh, dieser flehentliche Blick .
Zuhause haben wir ihn dann weiter gefüttert, Hühnerfleisch noch dazu, und haben ihn auf den Tisch gesetzt. Er wollte bald raus und untersuchte die ganze Fensterscheibe, ob nicht doch irgendwo ein Durchlaß nach draußen sei. Nachdem das geklärt war, hat er es nicht mehr versucht. Echt schlau, der Vogel.
Am nächsten Morgen ist er in die Küche und hat das Besteck inspiziert. Mit dem Pfannenheber in der Pfanne rumgeklappert, als wenn er kochen wollte . Fliegen kann er schon rel. gut, ist aber insgesamt noch unsicher. Die Kraftnahrung zeigte jedenfalls Wirkung. Wenn wir uns ihm näherten, fing er an zu fauchen. Mit bloßen Händen ging gar nicht mehr, aber mit alten Motorradhandschuhen war es kein Problem, ihm näher zu kommen.
Besonders lustig fand ich, wie er mal auf der Klaviertastatur gelandet ist und die Töne ausprobiert hat. Das Klavier ist oben offen wegen des Klanges und er schaute aufmerksam, wie sich die Hämmerchen bewegten, ging zwei Tasten zurück, wieder vor und schien sich im Klaren darüber zu werden, daß ER diese Dinge auslöste.
Dann - bei den tiefen Tönen angekommen, wurde es ihm wohl zu baßlastig, und er übersprang einfach die letzten Töne, um auf das Ablagebrett zu kommen .
Leider darf man solche Tiere nicht behalten - was wohl seine Berechtigung hat. Wir wissen auch nicht, ob das gut gegangen wäre. Das Wiedereinfangen gestaltete sich dann ziemlich schwierig, weil das Tierchen echt wieder fit war und keinen Bock drauf hatte, in einen gelöcherten Pappkarton eingesperrt zu werden. Nach kurzer, erfolgloser Jagd saß er dann auf dem Klavier und fauchte, wenn ich in seine Nähe kam. Also, Wännäs Musikkünste waren schon immer überzeugend, habe ich ihm ein selbstkomponiertes Falkenschlaflied vorgespielt.
Ein Stück auf C-Dur Basis , aber beim Wechseln von C-Dur über C7/9 nach F-Dur schloß der Kleine tatsächlich die Augen , sodaß ich kurz Lachen mußte. Wupp, waren die Äuglein wieder auf - also nochmal das Ganze, nächste Strophe, und wieder, er schließt die Augen und lauscht den Klängen . . . .
Dann habe ich mit einer Hand laaaangsam mich genähert, während er immer leise den Handschuh anfauchte und nicht merkte, daß ich mit der anderen Hand schon quasi in seinem Genack saß. Dabei habe ich leise geflötet, um das Knirschen des Leders zu übertönen. Schließlich hatte ich ihn und er saß zappelnd im Karton - hat sich aber bald beruhigt und durch die Löcher rausgeguckt.
Die Falknerin, wo ich das Tier abgegeben habe , bestätigt, daß das ein ganz besonders Süßer sei. Er schimpft mit ihr, wo sie ihn in den Käfig hebt. Sie meint, es ging ihm gut, er sie nur noch etwas schwach und vermutlich schon mehrere Tage ohne Fressen gewesen. In einer bis zwei Wochen will sie ihn auswildern. Sonntag fahrn wir wieder hin und schauen nach ihm.
Seinen Blick werde ich wohl nicht so schnell vergessen [schmilz]
Bei mir wäre der wahrscheinlich eingezogen und später an Altersschwäche eingegangen. Ich habe hier einen ganzen Zoo mit halbwilden Tieren die ich mal hochgepäppelt habe. Die sind alle nur so halb ausgezogen, der Igel hat es sogar nur bis in die Werkstatt geschafft. Da wäre ein kleiner Falke mal was neues...
Aber schön dass ihr euch so eine Mühe gegeben habt.
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
„Ein Intellektueller zu sein, ist eine Berufung für jedermann: es bedeutet, den eigenen Verstand zu gebrauchen, um Angelegenheiten voranzubringen, die für die Menschheit wichtig sind. Einige Leute sind privilegiert, mächtig und gewöhnlich konformistisch genug, um ihren Weg in die Öffentlichkeit zu nehmen. Das macht sie keineswegs intellektueller als einen Taxifahrer, der zufällig über die gleichen Dinge nachdenkt und das möglicherweise klüger und weniger oberflächlich als sie. Denn das ist eine Frage der Macht.“
Sehr schön - vor allem, daß Ihr den Vogel in fachkundige Hände gegeben habt, finde ich !
PS: schlagen so Falkones nicht auch kleine Meisen ...?
pelegrino, der auf der Hunderunde immer an einer alten, kaputten Schwengelpumpe vorbei kommt, wo letztes Jahr Meisen gebrütet haben, die aber plötzlich alle tot waren , und dieses jahr waren wieder Meisen drin, und die sind mittlerweile auch wieder alle tot . Irgendwas stimmt da nicht - entweder mit den Vögeln, oder mit der Location ...
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! DSCN4102.JPG
@ Pele PS: schlagen so Falkones nicht auch kleine Meisen ...?
Turmfalken sind Mäusejäger,evlt. mal eine Eidechse. Vögel gehören nicht in ihr Beutespektrum.
Früher konnte man mit Boviserin ausgemerkelte Greifvögel rasch wieder zu Kräften bringen. Ist aber (glaub ich) leider nicht mehr auf dem Markt. (Maggi ?)
Als gestandener Edvard-Grieg Fan bin ich eben besonders auf Sexten fixiert (ne, nich was Ihr wieder denkt, Banausen )
und im C 7/9 liegt ja die G-Moll Sexte, die dieses wooohlige Gefühl erzeugt, was bis in die Schwanzfedern zieht, dem Klang eines Dreizyinders gleich (sorry: ähnlich. . . . .)
^^^^^^^^^^^^^^
Zitat von pelegrinoSehr schön - vor allem, daß Ihr den Vogel in fachkundige Hände gegeben habt, finde ich !
PS: schlagen so Falkones nicht auch kleine Meisen ...?
Aber Hallo,
nicht nur kleine, auch große. Solch ein Vogel räumt Dir den gesamten Garten leer. Das geht einfach nicht.
Die Falknerin sagte, Falken können den Urin von Mäusen sehen. In irgendeinem UV-Spektrum schillert der wohl vor sich hin (Phosphate?). Coole Vorstellung, wenn man die rütteln sieht über der Wiese und wie sie alles abscannen, dann schauen sie einfach nach den Neon-Farben und wissen schon, wo Mäuse sind .
So kokett, wie sie schaut, kann das eigentlich nur ein Mädchen sein, finde ich:
Zitat von WännäSo kokett, wie sie schaut, kann das eigentlich nur ein Mädchen sein, finde ich:
Wännä
Moin, mein viel zu guter Wännä
Recht hast du. Aber ich finde ja auch, daß das nach einem prima Kissen aussieht. Und die süßen Mäuse werden dich dann ganz doll liebhaben. Ich weiß allerdings nicht, ob die was von Musik verstehen.
Zitat von Wännäim C 7/9 liegt ja die G-Moll Sexte, die dieses wooohlige Gefühl erzeugt, was bis in die Schwanzfedern zieht, dem Klang eines Dreizyinders gleich (sorry: ähnlich. . . . .)
Dann meinst du aber den C 7#9, nicht den C7/9, mo sogn.