Schon bei der W650 war ja aufgefallen, dass sie von Haus aus schon auf höheren Hubraum ausgelegt worden war, insofern passen ja auch die Zylinder der W800 auf das W650 Kurbelgehäuse und es gibt den Umrüstsatz für die W650 (siehe Datenbank, Ersatzteil-Preise (2)). Die geringe Leistung von 48 PS der W800 war so von Kawasaki auch ursprünglich nicht geplant. Etwa 65 PS sollten es schon werden, um mit Triumph mitzuhalten. Die Marketing-Strategen waren aber der Meinung, dass das Motorrad dem EU-Führerschein ab 2013 angepasst werden muss und da ist nun mal die Klasse A2 auf 35 kw (48PS) beschränkt. Die W800 lässt sich aber mit relativ einfachen Mitteln auf 65 PS bringen. Kawasaki hat dazu eine geniale Lösung gefunden: Der Einlass und Auslass lässt sich ohne größeren Aufwand vergrößern, ebenso lässt sich die Steuerzeit anpassen. Die Nockenwelle besteht aus zwei ineinander geschobenen Teilen, die gegeneinander mit Passstiften gesichert sind. Diese Passstifte lassen sich mit einem 1.4.mm-Körner heraustreiben, die Nockenhülse kann dann um ein paar Grad auf der Nockenachse verdreht werden, so das sich die Ventilüberschneidung vergrößert (von 260° auf 274°) und ein besserer Füllungsgrad gewährleistet wird. Ebenso lassen sich die Ventilsitze einfach austauschen. Sie müssen nicht aufwendig von eine Fachbetrieb ausgefräst und neu eingepresst werden, sondern sind ebenfalls mit Passstiften gesichert und in den Kopf eingeschraubt. Passstiffte einfach in den Kopf treiben und Sitze ausschrauben und durch Sitze mit 1.4 mm geringerer Wandstärke ersetzten. Die Durchlassöfnung vergrößert sich dabei beim Einlass von 24mm auf 25,4 mm und beim Auslass von 28 auf 29,4 mm. Die strömumngsungünstige Kante zwischen Sitz und Kanal, die Ulf ja auch schon erwähnte, verschwindet dabei gänzlich. Leider muss zu dieser Aktion natürlich der Kopf abgebaut werden. Da aber Kawasaki wiederverwendbare Kopfdichtungen verwendet und die Nockenwelle nicht getauscht werden muss, entfällt auch das zeitaufwändige Nachjustieren der KöWe. Für einen guten Mechaniker lässt sich diese Umrüstung in etwa 2 Stunden durchführen, am besten im Rahmen einer großen Inspektion. Die Aktion bring immerhin 14 PS, wie Andi Seiler, Pressesprecher von Kawasaki, mir bestätigte. Der Drehmomentverlauf ändert sich kaum, nach oben hin dreht die W dann aber spürbar freier.
Benötigte Teile sind:
Je vier Einlassventile #12004-1138.14 Je vier Auslassventile #12005-1301.14 Je vier Ventilsitzringe Einlass #12010-1138.14 Je vier Ventilsitzringe Auslass #12011-1301.14 acht Passstifte #551A0412
Leider habe ich den Preis der Teile noch nicht in Erfahrung bringen können. Vielleicht kann Bruno hier helfen.
Prima, da werde ich mich gleich mal ranmachen. Und ich bin mir ganz sicher: Mit einer aufgebohrten Kurbelgehäuseentlüftung sollten dann auch die 70 PS zu knacken sein.
Hast du denn inzwischen eine W800, die du "zerschrauben" darfst? Übrigens, die Kurbelgehäuseentlüftung ist schon ab Modelljahr 2004 (Kat-Einführung) vergrößert worden. Die müsstest du nur bei den älteren Modellen aufbohren, bei der W800 nicht.
Und hier ein Bild von der genialen Verstiftung. Ich hab die Positionen mal eingezeichet (Für den, der vom plötzlichen Leistungszuwachs überfordert wäre, gibt es die Zwischenstufen)
Grüße Ulf
Angefügte Bilder:
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So ein Mist, dann muss ich mir ja doch eine W800 kaufen .... Die W650 gefällt mir aber optisch viel besser. Kann ich denn dann sämtliche Anbauteile einer W650 an einen W800 Rahmen bauen? Passt das?
Du kannst deine W650 doch bei Ulf tunen lassen. Ist immer noch billiger, als eine W800 kaufen und dann noch die Änderungen zu Leistungssteigerung durchführen zu lassen. Außerdem hast du bei Ulfs Tuning im Preis neue Kolben/Zylinder und einen überarbeiteten Kopf schon mit drin.
So schlecht kennt ihr eure W. Die verdrehbare Nockenwelle gab es auch schon bei der W650, siehe Werkstatthandbuch Seite 3-13, Bild ober rechts. Ulf schrieb ja auch schon, dass damit ohne weiteres bis zu 54 PS erzielbar sind. Die Verstellbreite hat sich bei der W800 wohl nur unwesentlich (wenn überhaupt?) verändert, die größeren Ventile in Verbindung mit dem höheren Füllungsgrad der W800-Nocke machen dann die Differenz aus.
Seit Wochen brüte ich über dem Kaufvertrag für die W 800.
Diese Information hat nun den Ausschlag gegeben: der Vertrag ist unterschrieben und per eingeschriebener Eilpost auf dem Weg zum freundlichen Kawasaki-Händler.