Also..... ich war heute morgen betroffen, habe mich informiert, habe Verständnis für den Streik und bin mit dem Mopped auf die Arbeit gepröttelt...
Fakt ist, dass, wo man auch hinguckt, die Tarife ausgehebelt werden sollen und Arbeitnehmer in Subunternehmen gesteckt, bzw. zu wesentlich schlechteren Konditionen beschäftigt werden sollen als die "Bestandsarbeitnehmer", denen man nicht am Zeug flicken kann.
Ich arbeite hier in Frankfurt beim ÖPNV, wir haben hunderte Bus- und Strassenbahnfahrer.
Bei den Busfahrern ist es schon seit Jahren so, dass entweder unser Unternehmen Ausschreibungen einzelner Linienpakete an Billiganbieter verloren hat oder die eigenen Linien mit Fahrern aus einer eigenen Untergesellschaft bestückt, die recht lächerliche Gehälter zahlen.
Seit Jahren ist auch zu beobachten, dass die Qualität (natürlich inoffiziell) kontinuierlich sinkt, was das Niveau der Busfahrer anbelangt.
Die Löhne sind so niedrig, dass man meistens nur Personal mit "Migrationshintergrund" bekommt, was an und für sich kein Nachteil ist, allerdings sind etliche der Mitarbeiter der deutschen Sprache kaum mächtig und es ist mehr als einmal vorgekommen, dass der Busfahrer im Notfall keine verlässlichen Angaben an die Leitstelle weitergeben konnte oder auch nur seinen konkreten Standort mitteilen konnte.
Auch haben Busfahrer schon andere, geparkte Autos beschädigt und sind weitergefahren, weil sie in ihrem "südländischen" Fatalismus meinten, es sei nicht so schlimm gewesen, war nur ein Spiegel ab, faktisch Fahrerflucht.
Die Fahrer der Fremdbetreiber haben keine gescheite Ausbildung genossen, werden einfach auf den Bock gesetzt und haben sich auch schon schlicht und ergreifend verfahren, einmal wurde ein Bus mit Fahrgästen auf der Autobahn aufgelesen, wo er nicht hingehörte, es sind auch schon Busse in Sackgassen gefahren und nicht mehr herausgekommen.
Die Strassenbahnfahrer, die momentan ausgebildet werden, bekommen in etwas das, was ein altgedienter Fahrer netto bekommt als Bruttolohn, also einige Hunderter weniger und müssen das gleiche leisten.
Es gab mal die Aussage, dass ein Mensch, der eine so verantwortungsvolle Tätigkeit ausübt, so viel Geld verdienen solle, dass er sich während seiner Arbeit nicht über seine finanzielle Situation Sorgen machen sollte, sonder sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentrieren können soll.
Wir haben in Frankfurt täglich zwischen zwei und zehn Unfälle allein mit den Strassenbahnen, zu 99,9% haben die Trams keine Schuld, die Leute fahren wie die Verrückten und wenn sie zu Fuß unterwegs sind, latschen sie dir mit dem Handy in der Hand geradewegs vor die Tram.
Wenn ich ab und zu selber fahre, höchstens 3-4 Stunden, dann kann ich hinterher sagen, wenn ich gewollt hätte, hätte ich 4-5 Autos crashen und vielleicht 5-10 Fußgänger überfahren können.
Das ist Stress pur und ich könnte mir nicht vorstellen, 8 Stunden, bzw. bei "geteilten Diensten" 2x5 Stunden zu fahren, weil ich oft nach den relativ kurzen Probefahrten schon fix und fertig bin.
Also: Mehr Verständnis mit den Leuten, sie bringen Hunderte Leute pro Zug sicher ans Ziel und jeder wird wollen, dass es so bleibt...
Gruß Hans-Peter
Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.
Man muss auch mal erwähnen, dass die Gesellschaften, die die Billigarbeit anbieten und organisieren, einen Haufen Geld kosten.
Bei uns kostet die Untergesellschaft, die das tut und die natürlich eine komplette Hierarchie vom Geschäftsführer bis zum Sachbearbeiter beinhaltet, einen zweistelligen Millionenbetrag im Jahr.
Es wurde auch mal nachgerechnet, dass sich im konkreten Falle eines ausgeschriebenen Linienbündels, also 3-4 Buslinien, nach monatelangem Aktentragen, Begutachtungen, Trallala und fittiti Einsparungen von 1000 € ergaben.
Das inklusive der finanziellen Benachteiligung der Fahrer.
Außerdem hatten wir schon den Fall, dass eine Buslinie an eine Fremdfirma verloren wurde, wir aber eben diesen Firma die Busse verleast haben und damit mehr Geld verdient haben, als wenn wir die Linie selbst betrieben hätten...
Gruß Hans-Peter
Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein.
...und von den Telekom Tarifverhandlungen und den begleitenden Warnstreiks redet kein Mensch.....
Den Großaktionären 70 Cent pro Telekom-Aktie zahlen, was immerhin ca. 7% Rendite entspricht, die Finanzziele für 2010 übererfüllt und bei den Mitarbeiter einen realen Lohnverlust forden, geht gar nicht....
Die Telekom gibt ein "erpresserrisches Angebot" ab (2,17% für 2 Jahre Laufzeit) und verknüpft dies mit Übernahme von Azubis !
Obacht!!! Wir verkommen zu einen "Niedrig-Lohn-Land" wenn die Gewerkschaften nicht gegensteuern....
Ich bin für den Lokführer-Streik, da diese unverhältnismäßig schlecht bezahlt werden. Die Ankündigungen zum Streik kommen rechtzeitig und man kann sich auf den Streik einstellen.
Übrigens: Alles eine Folge des Privatisierungswahn, früher waren die Lokführer "Beamte" und dürften gar nicht streiken!!!! Aber die waren ja zu teuer....
An alle die hier so vehement auf streikende Lokführer schimpfen... ( Norbert z.B.) Ihr wollt doch auch gleichen Lohn für gleiche Arbeit haben, oder etwa nicht???
Gruß Irmi die auch öfters auf die deutsche Bahn angewiesen ist
..es ist doch wohl die gleiche Arbeit und Verantwortung, egal ob auf der Lok DB oder was anderes steht....Wenn hinten 200 Leute drinsitzen, für die du dann verantwortlich bist....
was willst du auch von dem erwarten. Im Ebsdorfergrund gibts halt noch Leibeigenschaft plus das Recht auf die erste Nacht. Da wird halt alles verdammt was nach Arbeitskampf und Rechte für abhängig Beschäftigte riecht...
Zitat von PeWeÜbrigens: Alles eine Folge des Privatisierungswahns, früher waren die Lokführer "Beamte" und durften gar nicht streiken!!!! Aber die waren ja zu teuer....
Holla! Das wird aber leider noch dauern, bis das einer merkt, der wo was zu sagen hat!
Btw: kann mir mal einer erklären, warum ein der Bestechlichkeit überführter Parteiemporkömmling, dem ein gewisser KTzG in dieser Hinsicht nicht das Wasser reichen kann, ein so gewichtiges Amt bekleiden darf?
IMHO wäre dort ein Staatsbeamter angemessen, der Erfahrung und den Auftrag hat, den Haushalt zu sanieren, und den fiskalischen Begehrlichkeiten jedweder Kuleur entsprechend - überparteilich - begegnen kann!
OK, vielleicht doch eher Stoff für einen neuen Fred...