Das Thema interessiert mich, weil meine Eltern ein Haus mit langem, altem Abwasserweg haben und wenn so etwas in NRW Gesetz ist, wird es sicher auch in absehbarer Zeit nach Hessen rüberschwappen.
Normalerweise hat eine Abwasserleitung Gefälle zum Kanalanschluss. Bei Gegengefälle ist das Gefälle (meißt nur einige Meter) verkehrtherum. Dadurch bleibt dort das Wasser stehen. Natürlich fließt es letzendlich ab (nach dem Prinzip der kommunistischen Röhren), aber diese Stellen verstopfen gern, da sich dort Sediment ablagert.
Die Fristen nach der Norm gelten auch ohne Gesetz bundesweit. Ein Gesetz ist möglich (sogar verschärfend) aber nicht notwendig.
die alten Römer haben ihre Wasserleitungen zum Teil auch mit Gegengefälle gebaut, wenn ein Viadukt zu aufwändig war. Tönerne Druckrohre dienten zur Überwindung von Tälern. Dabei ging es immerhin um Werte um die 2 bar. Damit die Leitungsführung unter der Druckbelastung nicht ausknickte, hat man die Wälle an den tiefsten Punkten entsprechend verstärkt.
Es ist nicht klar, wie man damals die Dimensionierung vorgenommen hat. Auffällig ist, daß der Sicherheitsfaktor überall fast gleich ist. Ob sich die Bauherren der Antike aber durch Versuch, Irrtum und Wiederaufbau herangetastet haben oder ob sie bereits Berechnungsverfahren kannten, ist leider nicht überliefert.
Ach so, das was der Nichtfachmann gemeinhin eine Steigung nennt.
Dass das bundesweit gilt, beunruhigt mich ein wenig, denn bei meinen Eltern gab es früher eine Sickergrube und als das Haus an den Kanal angeschlossen wurde, ist einfach ein Rohr durch die Sickergrube gelegt worden. Ob so etwas zulässig ist, hab ich so meine Zweifel.
Zitat von FalconeWas ist den ein "Gegengefälle"? Das Thema interessiert mich, weil meine Eltern ein Haus mit langem, altem Abwasserweg haben und wenn so etwas in NRW Gesetz ist, wird es sicher auch in absehbarer Zeit nach Hessen rüberschwappen. Grüße falcone
Hallo Falcone,
bei solchen Situationen sind Abwasserhebungen mit Kompressor nicht selten. Ich habe dafür schon Beantragungsunterlagen geprüft und gestempelt, damit die Behörden wenigstens etwas in der Hand hatten.
Wird bei solche langen Wegen festgestellt, daß das Wasser nie hinten ankommt, können solche Maßnahmen nötig werden. Aber Du wohnst ja auf der Höhe, dann sollte es ohne gehen.
Im Zuge dieser Prüfungspflicht sind nämlich bei einigen Leuten Überraschungen aufgetreten. Alte Bauernhöfe waren über lange Weg mit der öffentlichen Kanalisation verbunden. Es gab auch Gegengefälle, aber niemand wußte mehr so recht mehr, wie das ganze überhaupt verlegt war.
Dann kamen die Dichtheitsprüfer und haben gesagt "Iss nich!". Dann wurde saniert und anschließend soff das Haus ständig ab. Der Kellerabfluß, der vorher noch ging, ging nun gar nicht mehr und erst bei Befragung der ganz Alten kam raus, daß es im Neuzustand auch nie richtig ging, sich aber nach Jahren langsam besserte - weil eben alles ins Erdreich verschwand.
Wen sowas trifft, der muß schon mit etwas mehr Kosten rechnen. In einem Fall haben die Besitzer sogar das Haus aufgegeben - freilich nicht nur aus dem Grund.
In einem anderen Fall haben wir mit einem billigen Baumarktkompressor das Problem gelöst. Die Behörde hats geschluckt, wollte kurioserweise noch einen zweiten als Stand-By. Im einstellbaren Zeittakt oder von Hand wird nun nach erfolgtem Abwasseraufkommen der Kompressor gestartet und drückt die Schiete weg. Rückschlagklappen verhindern die Rückströmung. Funktioniert besser, als ich dachte, ist allerdings auch erst ein paar Jahre alt. Sobald der Druck hinter dem Kompressor abfällt, kann der Vorgang als abgeschlossen betrachtet werden und das Maschinchen wird wieder gestoppt. Bei Automatik-Betrieb läuft er einfach alle paar Stunden für 10 Minuten .
Zitat von FalconeAch so, das was der Nichtfachmann gemeinhin eine Steigung nennt. Dass das bundesweit gilt, beunruhigt mich ein wenig, denn bei meinen Eltern gab es früher eine Sickergrube und als das Haus an den Kanal angeschlossen wurde, ist einfach ein Rohr durch die Sickergrube gelegt worden. Ob so etwas zulässig ist, hab ich so meine Zweifel. Grüße falcone
Hi,
normal ja. Ich wüßte nicht, daß man Sickergruben sanieren müßte. Wenn aber doch, ist das kein großer Akt. Schlammwagen und gut iss. Man kann natürlich auch reinklettern, hab ich als Junge früher öfter gemacht und Taschengeld verdient, aber meist hinterher schlecht geschlafen.
Wir mußten damals beim elterlichen Hof gar nichts machen. Vater hat aber die Grube verfüllt.
Zitat von Wännä Es ist nicht klar, wie man damals die Dimensionierung vorgenommen hat. Auffällig ist, daß der Sicherheitsfaktor überall fast gleich ist. Ob sich die Bauherren der Antike aber durch Versuch, Irrtum und Wiederaufbau herangetastet haben oder ob sie bereits Berechnungsverfahren kannten, ist leider nicht überliefert.
Aufgrund des Zahlensystems der Römer haben die wahrscheinlich nicht wirklich viel berechnet. Vieles wird durch Versuch und Irrtum erforscht worden sein und dann in Form von 'Berufswissen' innerhalb eines Gewerkes weitergegeben worden sein. Bei Druckrohren kann man das relativ einfach, da der Druck in den Rohren linear mit der Wassersäule steigt (zumindest bei den Drücken, um die es hier geht ). Da kann man mit 'Faustformeln' relativ sicher arbeiten.
und wech isser, der ganzjahresfahrer --- Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Hört auf, euch Sorgen zu machen und freut euch des Lebens. "Wenn wir Angst haben, raschelt es überall." - Sophokles 496-405 "Die einzige Gefahr des Terrorismus ist, wie wir als Gesellschaft darauf reagieren" - Trojanow, Zeh 2009
Also bei mir zu Hause gibt es da kein Problem. Wie ich schon schrieb, haben wir kein Abwasserrohr. Das Abwasser wird außerhalb des Hauses in ein Fallrohr geleitet und geht direkt von oben in das Kanalsystem. Die Sickergrube bei meinen Eltern ist auch schon sehr lange stillgelegt, meines Wissens aber nicht verfüllt. Es geht jetzt einfach ein Rohr durch sie durch. Aber da ist das Abwasserrohr etwa 35 Meter lang und geht unter dem Wohnhaus durch. Hier dürfte eine Sanierung ziemlich teuer werden und auch der schöne Garten würde leiden, wenn der aufgerissen wird. Stell dir mal vor, durch PeWes Garten würde jemand neue Rohre verlegen wollen.
"Wie ich schon schrieb, haben wir kein Abwasserrohr. Das Abwasser wird außerhalb des Hauses in ein Fallrohr geleitet und geht direkt von oben in das Kanalsystem."
Das Abwasser läuft außerhalb des Hauses ohne Rohr (also offen)? Ist das nicht ein bischen ekelig und friert im Winter ein?
Ein Rohr offen durch eine Sickergrube ist kein Problem. Das Rohr ist gut zu besichtigen und von dort aus kann eine Kamerabefahrung gut starten. Die Sickergrube ist dann wie ein Schacht zu betrachten. Das Rohr sollte natürlich ausreichend befestigt sein.
Zitat Das Abwasser läuft außerhalb des Hauses ohne Rohr (also offen)? Ist das nicht ein bischen ekelig und friert im Winter ein?
Nein, nicht offen. So ein 100mm-Plastikrohr geht senkrecht an der Hauswand nach unten und verschwindet direkt am Haus im Gehsteig, unter dem der Kanal liegt. Ja, es friert ein, wenn man z.B. einen Wasserhahn im Haus nicht richtig zudreht und Wasser kontinuierlich in kleinen Mengen durchtropft, so dass es Zeit zum einfrieren hat. Wenn man das weiß, kann man es vermeiden.
Das Stück von "unter dem Haus" bis zum Kanal (einschl. Anschluss an den Kanal) unterliegt dann ebenfalls der Dichtheitsprüfung. Auch der Teil außerhalb des eigenen Grundstücks. Dies sollte aber einfach sein.
Zitat nicht viel berechnet. Vieles wird durch Versuch und Irrtum erforscht worden sein und dann in Form von 'Berufswissen' innerhalb eines Gewerkes weitergegeben worden sein
Wir sollten die frühen Baumeister nicht unterschätzen . Sicherlich haben sie nicht "gerechnet" so wie wir es heute kennen aber mit Zirkel und Winkel ( die sicherlich auch nicht von ungefähr im Zunftzeichen der Maurer sind)lässt sich die Statik von Gebäuden erstaunlich genau ermitteln ( zB Widerlagerermittlung durch das sogenannte Bauhüttenverfahren )gerade die Römer , die den Bogen-und Gewölbebau zur Perfektion beherrschten werden mit ähnlichen Methoden gearbeitet haben Der Verlauf von Kräften lässt sich zeichnerisch ermitteln Schon früh beschäftigten sich Menschen auch mit statischen Fragen (Archimedes (285-212 v. Chr.) gilt als der größte Mathematiker und Physiker des Altertums. Er entdeckte unter anderem den Schwerpunkt, das Hebelgesetz, die schiefe Ebene und den statischen Auftrieb.) Dann darf man Vitruv nicht vergessen, mit seinen 10 Büchern zur Baukunst . Von Leonardo da Vinci sind statische Modelle bekannt die sich mit der Wirkung von Kräften auf Bögen beschäftigen ( nagut - ist nicht mehr ganz Antike )
wer claudia helfen will schicke mir eine pm mit seiner email adresse und der Hilfsmöglichkeit die er hat.
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Zitat von FalconeStell dir mal vor, durch PeWes Garten würde jemand neue Rohre verlegen wollen.
Bei der Frischwasserleitung hatten wir das vor ein paar Jahren schon einmal durchgemacht, als die die alten Stahlrohre durch Kunststoffrohre ersetzt haben...ich hätte damals weinen können...als die mehrere Löcher in die Zufahrt gebuddelt hatten...
Ich hoffe und bete das die Ton-Abwasser-Rohre, die bei uns verlegt sind, noch dicht sind!