nachdem Bruno's Worte "Tu's nicht!" noch immer laut und deutlich in meiner Birne herumspuken, komme ich langsam von meinem ursprünglichen Vorhaben ab, die Siebrohre an meiner Katalysator-verschandelten 05er zu entfernen. Vielleicht jetzt doch besser die originale Anlage einmotten und mit einer illegalen Krawalltüte meine Ohren verwöhnen
Jetzt lese ich aber immer wieder, dass eine Anlage, wie z.B. diese da aus dem W-Shop dringend eine Umbedüsung erfordert.
Kann mir das mal jemand erklären? Was hat denn der Auspuff mit dem Gemisch zu tun?
Bin sehr gespannt auf viele lehrreiche Antworten!
Grüße aus Bayern,
Nelle
------------------------------------------------------ "Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen." (Karl Valentin)
Luftfilter, Vergaser und damit die Düsen (Sprit und Luft) stellen den Einlaß (+ Einlaßventile) dar. Der Auspuff den Auslaß. Das System ist so abgestimmt wie es ist. Verändert man was an einer der Komponenten, muß die andere angespasst werden. Nicht zwangsläufig bei jeder kleinen Veränderung, aber ratsam ist es in jedem Fall, bei einer ganz offenen Auspuffanlage. Die Abgase entweichen schneller und mit mehr Volumen. Es kann also passieren, dass das Gemisch (Luft und Benzin) nicht mehr fett genug ist für eine entsprechende Verbrennung im Motor, sodass dieser zu "heiß" verbrennt. Das kann zu Motorschäden führen.
Man kann das noch viel ausführlicher beschreiben und für alle erdenklichen Fälle. Aber vielleicht reicht Dir das so.
Gruß,
Chris
Glück ist nicht, wenn man alles tun kann, was man will, sondern wenn man alles will was man tut.
Die W-Shop-Anlage, wie abgebildet, habe ich mal life erlebt. Sie passt recht schlecht und ist infernalisch laut. Da ist praktisch nix drin.
Grundsätzlich sind Vergaser und Auspuff ein aufeinander abgestimmtes System. Man kann einen Auspuff dadurch leise bekommen, dass man ihn ziemlich zubaut (ein Labyrinth für die Abgase schafft) oder indem man ihm viel Volumen verschafft. Das Labyrinth kostet Leistung, weil die Abgase nicht hinaus können, das Volumen ist irgendwann ziemlich schwer und hässlich. Ein Kompromiss ist also gefragt. Dazu kommt, das die Abgase nicht geradewegs hindurch blasen, sondern der Abgasstrom durch das Öffnen und Schließen des Auslassventils sozusagen zerhackt wird, dann auf das Dämpf-Labyrinth stößt (die Prallbleche - sehr passend, der Name) und auch wieder zurück pulsiert. Ein gut abgestimmter Auspuff nutz dies aus und es dient zur besseren Füllung und Leistungssteigerung. Vereinfacht bringt mehr Rückstau bessere Durchzugswerte im unteren Drehzahlbereich und möglichst freier Durchlas mehr Leistung bei hoher Drehzahl. Ähnlich funktioniert auch die Airbox, früher Luftfilterkasten genannt. Das Ganze muss nun auch noch in allen Bereichen gesetzeskonform zur Lärmdämmung beitragen. Also ein sehr kompliziertes System, in das der Hersteller viel Hirnschmalz verwendet. Kawasaki hat bei der W beide Auspufftöpfe beispielsweise durch eine dicke Verbindung zusammengeschaltet, so dass jedem Zylinder das Volumen beider Töpfe zur Verfügung steht. Das bringt Leistung bei Einhaltung der Geräuschwerte. Es leuchtet daher ein, dass ein einfach angebauter beliebiger billiger Topf nicht zur Leistungssteigerung beiträgt, je sogar ganz erheblich Leistung kosten kann, abgesehen von der illegalen Geräuschentwicklung. Obendrein kommen noch die Abgasgrenzwerte hinzu, zu denen ganz wesentlich der Vergaser und seine Abstimmung beiträgt. Aber auch der Auspuff. Auch dies darf nicht verändert werden. Die Betriebserlaubnis erlischt sofort, wenn hier Eingriffe vorgenommen werden.
Baust du nun einen Auspuff dran, der wie der Silverneck-Auspuff aus einem relativ kleinen Topf mit nur einem Prallblech besteht und mit der anderen Seite nicht verbunden ist, so kann es sein, dass er brauchbare Leistung bei Vollgas bringt, weil die Abgase dann ziemlich schnell raus können. Dann kommt aber ein höherer Durchsatz im Motor zustande und der Motor läuft zu mager. Du müsstest eine größere Hauptdüse einsetzen. Im unteren Drehzahlbereich wiederum fehlt der benötigte Rückstau, du verlierst deutlich an Durchzug. Eigentlich läuft der Motor hier sogar zu fett, eine kleiner Düse wäre angebracht. Es ist also nicht leicht bzw fast unmöglich, hier eine Verbesserung hinzukriegen.
Dass der Motor bei normaler Beanspruchung mit diesem Auspuff kaputt geht, glaube ich allerdings nicht, er wird nur einfach nicht mehr optimal laufen.
Schonmal danke für eure ausführlichen Erklärungen!
Ich verstehe aber trotzdem eins nicht: Das Gemisch wird doch durch Bauteile wie Vergaserdüsen, -Nadeln, ...was weiß ich, und dem Luftfilter geregelt. Wenn die Herrschaften jetzt fertig sind mit ihrer Arbeit, schicken die doch das Zeug in die Brennräume, die Ventile machen die Schleusen dicht - POFF die Zündung, Auslassventil auf, Abgase raus, Einlassventil ist immernoch zu! Dann geht auch das Auslassventil zu, das Einlassventil auf und neue Plörre strömt rein. Zwischen der Einlassseite (Vergaser etc) und der Auslassseite (Krümmer usw) ist doch immer mindestens ein geschlossenes Ventil. Wie kann dann die Auspuffseite mein Gemisch verändern? Ich meine: Auch wenn die Abgase ohne Wiederstand das Weite suchen sollten, bewirkt das innerhalb meines Vostellungsvermögens doch nur, daß der Kolben beim Auspuffen leichteres Spiel hat, wodurch in Zylinder 2 (der gleichzeitig mein Gemisch komprimiert) allenfalls die Komprimierung leichter fällt. Da ist doch aber die Gemischaufbereitung schonwieder abgeschlossen.
Wo ist mein Denkfehler?
Sorry für die Mühen!
Nelle
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Wir haben das gerade im Renngespann durch, welches eifrig zweitaktet. Ungedämpfte Rennbirnen, höllisch laut, so wie es früher eben war.
Und dann treibt im letzten Herbst jemand die Zeichnungen der letzten 750er Anlage auf, deren Einzelzylinder ja auch nur 250 cm³ haben. 500 Euro pro Rohr in rohem Blech. Als erstes fällt der größere Querschnitt im Endbereich auf. Dann die geänderten Konen bereits direkt hinter dem Auslaß.
(Mangels Ventilüberschneidung im Zweitaktes drückt der Kolben über die Schlitze ebenfalls frisches Gemisch in den Auspuff. Am hinteren Ende der sich dort verjüngenden Auspouffbirne staut sich die Gassäule und schwingt kurzfristig zurück Richtung Motor. Nun wird im Idealfall bereits im Auspuff befindliches Frischgas in den Zylinder zurückgedrückt, der Motor also quasi aufgeladen. Entscheidend ist hier die Anordnung der Konen in Verbindung mit dem Querschnitt des Endrohres ---> Füllung / Drehmoment und Höchstdrehzahl) .
Also WD 40 auf´s rohe Blech, montiert und Test in Oschersleben.
Das Drehmnoment, der Durchzug im mittleren Bereich ist enorm gewachsen. Die Höchstdrehzahl liegt gute 500 U/min über der maximalen Drehzahl mit der alten Anlage. Und das alles bei unveränderten Vergaserbedüsungen. Womit diese in den Brennpunkt des Interesses rücken...
, ja, normalerweise bevorzuge ich auch eher leises Understatement. So bleibt meine W gestopft. Niemals aber werde ich eine historische Rennmaschine stopfen. Da kann sich Hockenheim und DMSB, die Kommissare und der ganze Funktionärstroß auf den Kopf stellen!
Das ist so und das bleibt so. Sonst sollen die eben alleine fahren!
Wir haben vor einigen Wochen eine ungenormte Zufallsmessung im Vorstart des Lausitzringes gemacht,mit leicht erhöhtem Standgas bzw leichten Gasstößen. Da standen dann 120 db an.
Da halte ich es dann mit Richard Petty (der NASCAR Legende): Etwas schwerhörig immer verbindlich grinsen, wenn man nicht sicher ist, ob das Gegenüber etwas gesagt hat....
In Antwort auf:Andererererere Auspuffvariante ins Glubschauge gefasst?
Ja, bin schwer am forschen. Bin der Meinung, daß es nicht schadet, wenn ein Motorrad bissi lauter ist. Viele übertreiben es eindeutig! Wenn sich die Leute belästigt fühlen ist es zu laut. Wenn die Leute aber hinschauen, weil sie was kommen hören, und sich über das "gut erhaltene alte Motorrad" freuen , das da so schön vor sich hin pöttelt, finde ich prima! Es ist auch ein Sicherheitsaspekt dabei: Wir werden oft genug übersehen im Verkehrswirrwarr. Da schadet es nicht, wenn man wenigstens gehört wird. Und die W650, speziell die Kat-Version, hört man z.B. im dichten, gleichmäßig fließenden Verkehr nicht raus. Kann sein, daß sie irgendwann nach ??.000 km lauter wird, aber so lange will ich auch nicht warten.
Und: Mir macht's Spaß!!
Schönes Wochenende und fahrt vorsichtig!
Nelle
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, ja, normalerweise bevorzuge ich auch eher leises Understatement. So bleibt meine W gestopft.
