Tja, Micka, es kommt darauf an, inwieweit du dich in das Zweite-Weltkrieg-Geschehen vertiefen willst. Wir haben die "Overlord-beaches" abgefahren und waren in zwei Museen (es gibt einige). Die Dokumentationen sind schon sehr beeindruckend, allerdings natürlich - wer will es verdenken - rein aus Sicht der Amerikaner und schon deutlich weniger intensiv aus Sicht
der Engländer und Kanadier dargestellt. Frankreich war halt zufällig das Land, in dem die Offensive stattfand - und hatte dadurch auch herbe Verluste hinzunehmen.
Ich fasse meine subjektiven und persönlichen Eindrücke mal so zusammen: Das ganze Bohei wird von den Amerikanern am Leben gehalten und heftig glorifiziert. Die Franzosen sind froh um die Einnahmequelle in einem Landstrich, der ansonsten absolut nix zu bieten hätte, wollen aber sonst lieber gar nicht mehr daran erinnert werden. Ich versteige mich mal zu der Annahme, hätte die Invasion am Mittelmeer stattgefunden, würde es nur ein unauffälliges Denkmal geben und man würde lieber gar nicht mehr davon reden, um Touristen nicht abzuschrecken.
So findet man an den entsprechenden Örtlichkeiten auch Schaaren von Amerikanern, die sich begeistert
darüber austauschen, welcher Verwandte welchen Grades in welcher Einheit teilgenommen hat und vielleicht sogar wo gefallen ist - selbstverständlich hat er Eisenhower persönlich gekannt. Ein ziemlich skurriles Szenarium, welches zu belauschen war, und das ich mir sicher nicht mehr antun werde.
Die Normandie hat uns begeistert. Wir sind dank navi nur auf Straßen dritter und vierter Ordnung unterwegs gewesen und haben schönste Winkel entdeckt. Die Touristenziele haben wir, wie auch schon in USA, weitgehend gemieden. Honfleur fanden wir z.b. eher enttäuschend. Andere Orte haben zwar weniger an "geballter Schönheit" zu bieten, sind aber irgendwie reizvoller.
Die Bretagne haben wir wegen nervendem Wind und gähnender Langeweile nach einem Tag wieder verlassen.
Ich empfehle dir, fahre im Bereich der Küste im Zickzack durch das Land, lass dich von schönen Nebenstraßen leiten und bleibe, wo es dir gefällt. Die Küste zum Golf von St. Malo ist deutlich herber und weniger schön als der Bereich zwischen Dieppe und Deauville. St. Malo und Mont St. Michel sind halt "touristisch erschlossen".
Sehr spannend, reizvoll und idyllisch war übrigens die Anreise über Luxemburg und Belgien in den Ardennen, die wir auch nur auf Straßen dritter Ordnung (meist einspurig) erlebt haben. Allerdings haben wir auch so über 150 km weder Supermarkt noch Tankstelle angetroffen.
In die Normandie mit Ausnahme der Overlord-beaches würde ich jederzeit noch mal fahren.
Im Tourenfahrer 1-2008 ist auch ein schöner Bericht über die Normandie.
Die Adresse von dem Haus auf dem Aufmacherfoto habe ich. Zufällig waren wir dort und es war unsere schönste Übernachtung.
Grüße
falcone