Mich hat diese alte Werbung nachdenklich gemacht. Die in dieser alten Anzeige von 1951 zeigt eine Horex T500 mit Erstzulassung 1930. Worüber ich ins Grübeln geriet, ist, dass die bis in die 70er Jahre noch weit bekannte Firma Kahrmann in Fulda es für so bemerkenswert hielt, dass man damit Werbung machte. Das Motorrad war 21 Jahre auf der Straße. Das war also offensichtlich was Besonderes. Dass der Krieg den Bestand ausgedünnt hatte, spielt hier keine Rolle, denn es geht ja darum, dass man aufzeigen wollte, wie lange doch so eine Horex hielt. Wenn ich nun sehe, wie alt viele Motorräder sind, die sich heute noch auf der Straße befinden, dann war offensichtlich früher nicht immer alles besser.
Ja, die Lebenserwartung eines Autos in den 70er Jahren war erschreckend gering. Ich requirierte meine Winterautos immer aus den 5 bis 8 Jahre alten Autos, die im unteren dreistelligen DM-Bereich zu haben waren, allerdings immer Schweißarbeiten benötigten, wenn sie noch mal durch den TÜV kommen sollten. Das trifft allerdings auch für viele, vorwiegend japanische Motorräder, zu. Bei so einer üblichen 250er Yamaha, Suzuki, Honda oder Kawasaki hielt der Motor in den Händen der jugendlichen Nutzer selten mal länger als 20.000 km, von Schwingenlagern, Steuerkopflagern, Stoßdämpfern, Gabelbuchsen reden wir mal gar nicht.
Na ja, bei den Motorrädern der 50er und Anfang der 60er Jahre war es aber auch nicht besser.
Eine NSU-Max oder eine Horex-Regina waren meistens schon bei 25 - 30 Tausend Kilometern reif für eine Motorüberholung. Bei den DKW-Zweitaktern war ein neuer Kolben meistens schon früher fällig.
Eine Sonderstellung hatten da die 2-Zylinder Motoren von BMW. Da wurde erst nach 50 - 60 Tausend Kilometern eine Überholung fällig. Also quasi unkaputtbar. ;-)
Ich habe mal von meiner R50/2 die Kurbelwelle zum überholen zur damals schon sehr renomierten Fa. Höckle gegeben. Und was war? Nach etwas über 60.000 Kilometern fingen die Pleullagen wieder an zu klappern.
Da sind die Laufleistungen "moderner" Motorradmotoren doch schon ein ganz anderer Schnack.
Natürlich war es bei den noch älteren Motorrädern nicht besser und ebenso natürlich ist es heute besser. Das war je meine Intention: In den 50er Jahren war es etwas besonders Erwähnenswertes, wenn ein Motorrad nach 20 Jahren in noch in Betrieb ist. Heute verliert es nach 20 Jahren nicht mal an Wert - siehe W650
Zitat von Falcone im Beitrag #4731dann war offensichtlich früher nicht immer alles besser.
Das passt eben nicht in die so beliebten "früher-war-alles-besser-und heute-ist-alles-Mist" Stammtisch-Parolen.
Ich habe während meiner "aktiven" sprich beruflichen Motorradzeit bei Youngtimer mehrere Hondas in wenigen Jahren jeweils auf knapp 6-stellige Kilometerleistungen gefahren ohne dass außer Verschleißteilen und Betriebsstoffen irgendwas angefallen wäre.
ist ja nun wahrlich nichts neues, das die gute alte CB 750 das erste Motorrad war das wirklich so etwas wie "Unkaputtbar" war - 100.000 km ohne Motorrevision war vorher absolut undenkbar
außer vielleicht bei der Hermes von "Opa Berwald" (Hamburger Motorrad-Urgestein, der in den 20ern anfing selber Motorräder in Kleinserie zu bauen, weil er sich mit einer BMW wegen eines Kolbenklemmers in einer Kurve böse auf den Sabbel gepackt hat), der ist bis kurz vor seinen Tod in den 1980ern noch mit einer der ersten seiner Hermes-Möppis unterwegs gewesen - mit ca. 3 PS aus 125ccm war der Motor aber auch nicht wirklich Hochtourig.
ich bin Motorradfahrer, kein Motorradposer. Bruno, für immer in unseren Herzen
... und der Motor wurde nahezu jeden Winter wieder generalüberholt - mit dem 14er Schlüssel. Opa Berwald, den ich persönlich kannte, hatte seine Hermes so konstruiert, dass es sich in allen wesentlichen Teilen mit einem einzigen Werkzeug zerlegen ließ: