Hallo!
Mir fiel letztens so ein, dass ich Euch bisher meine Alpentour vorenthalten hatte. Naja, war auch nicht so recht in der Stimmung darüber zu schreiben, da es für mich nicht nur einfach eine "normale" Alpentour war, sondern eher einen tieferen Sinn hatte letztes Jahr. Aber egal, führt zu weit. Ich fang mal an, ist eh nicht lang, waren ja nur 6 Tage:
Hier gings dann los bei trockenem Wetter morgens um 7 Uhr
Mein Ziel am ersten Tag sollte der kleine Ort Rickenbach nahe der Grenze zur Schweiz sein. Ich nahm die Bahn bis Karlsruhe, fuhr dann endlich ab und so gings von Nord nach Süd durch den ganzen Schwarzwald dorthin.
711 km waren es an diesem Tag.
Am zweiten Tag konnte ich dann nach ca. 30 km über den Rhein die Grenze zur Schweiz überqueren und erblickte sogleich die ersten typischen Holzhäuserkes.
Ich fuhr Richtung Luzern am wunderschönen Vierwaldstädter See.
Das Wetter war nicht gerade berauschend, aber es war mir egal, weil mich die Berge einfach faszinieren. Ich war schon länger nicht mehr in den Bergen und so übermannte mich erst wieder dieses leicht mulmige, angsteinflößende Gefühl dieser hohen "Gesteine", die mich zu erdrücken schienen. Aber nach kurzer Zeit wichen diese Empfindungen eher einem wohligen Geborgenheitsgefühl. Diesen Wechsel kannte ich schon.
Einer von vielen wundervollen Bächen
Mein Weg sollte mich heute über den ersten Pass der Tour, den Sustenpass nach Interlaken/Wildersvil in der Nähe des Brienzer Sees führen. Da ich aber dort schon zeitig war, dehnte ich die Tagestour noch aus und fuhr in die beiden "Sackgassen" nach Grindelwald und Stechelberg. Super, was ich an diesem Tag zu sehen bekam, trotz des miesen Regenwetters.
Trotzdem waren es nur 328 km an diesem zweiten Tag, als ich in Wildersvil eine Pension für 2 Nächte fand.
Am nächsten Morgen gings dann um 9 Uhr natürlich bei Regen los auf eine sagenhafte Pässetour, die da enthielt:
Grimselpass, Furkapass, St. Gotthart-Pass, Nufenenpass, Simplonpass, nochmal Grimsel und wieder zurück nach Wildersvil. 414 km
Bei dem Nebel hab ich mir die alte Trasse des Gotthart geschenkt und die neuere Strecke unter die Räder genommen
Also hier hätte ich auch gern übernachtet
Naja, aber ich hoffte schon, dass wenn ich nun am 4. Tag von der Schweiz aus Richtung osten, mein Ziel für die letzten 3 Nächte war Burgeis im Obervinschgau/Südtirol, aufbrach, dass das Wetter besser wurde - und dem war auch so
Ich fuhr also nochmal über den Sustenpass, dann über den Oberalppass Richtung Chur, Klosters, über den Wolfgangpass, Davos, über den Flüelapass und Ofenpass nach Südtirol.
Das Wetter war wie gesagt besser, etwas Blau am Himmel und ein wenig wärmende Sonne.
Nach 341 km kam ich in Burgeis an und fand dort ne schöne Pension für 20 Euro incl. Frühstück/Tag.
Am ersten Tag in Südtirol konnte ich es kaum erwarten endlich bei gutem Wetter wieder auf eine Marathonpässetour zu gehen. Es ging über den Reschenpass zunächst nach norden, dann Timmelsjoch (hier überraschte mich nochmal kurz ein heftiger Regenschauer), den Jaufenpass
Das Penserjoch nach Bozen
Burg Runkelstein
und dann über den Mendelpass und das Gampenjoch hoch nach Meran und wieder nach Burgais. 447 km an diesem Tag.
Der zweite Tag in Südtirol war der schönste für mich. Es war sehr warm, sonnig und es stand Umbrailpass
Gaviapass, Tonalepass und natürlich das Stilfser Joch auf dem Programm
Das Bild, dass wahrscheinlich schon 1000fach gemacht wurde
Es waren zwar nur 258 km an diesem Tag, aber dafür vom Feinsten
Am letzten Tag, der Tag der Rückreise heim, machte ich mir den Umweg über die Silvretta Hochalpenstraße und das habe ich weiß Gott nicht bereut. Wer sie noch nicht gefahren ist, MACHEN!!! Besonders dieser Stausee da oben und dann die Abfahrt bzw. Auffahrt je nach dem, auf jeden Fall die Westseite ist der Hammer. Super Kurven, toller Straßenbelag und will nicht enden. Bin gleich dreimal rauf und runter gefahren, mit Gepäckrolle scheiß egal.
Also ich hatte garnicht unbedingt festgelegt, ob ich in einer Rutsche an diesem Tag heimfahre. Es war etwas nervig von der Silvrettastraße bis hoch nach Bregenz am Bodensee zu kommen. Viel Verkehr und durch viele Orte durch. Irgendwann vor Würzburg tat mir die Schulter etwas weh und ich dachte schon ich sollte besser noch ne Nacht irgendwo pennen.
Aber dann entwickelte ich eine neuartige und schonende Haltung auf der W, mit der ich etwas Abwechslung auf der Bahn beim Sitzen walten lassen konnte.
Ich ergriff den rechten Lenkergriff mit der linken Hand, stützte den linken Ellenbogen auf dem Tankrucksack ab, lehnte mich dabei vor und stützte auch noch den rechten Ellenbogen auf dem Tankrucksack ab und legte mein Kinn auf meine rechte Hand. Es war sehr stabil so, bequem und bei wenig Verkehr und Tempo 110 optimal. Es war total entlastend für die schmerzende Schulter. Andere Moppedfahrer guckten nur etwas irritiert, als die schnell merkten, dass ich mit der rechten Hand grüßte, wenn sie mich überholten.
Auf jeden Fall kam ich spät Abends nach 904 km und insgsamt nach 3403 km in 6 Tagen zuhaus in Hamm an und hatte einen sehr günstigen Alpenurlaub mit der W. 4 Liter Verbrauch, tagsüber nur etwas Obst und Wasser und maln Kaffee, günstige Unterkünfte. Das machte 430 Euro komplett mit allem drum und dran, ohne scheiß!