Hi liebe Gemeinde,
die Lady gibt allmählich ihre Geheimnisse preis. Die Schubanreichung ist Anreicherung und Abschaltung zugleich. Bei Unterdruck im Saugrohr wird die Luftzufuhr zum Standgassystem unterbrochen. Das ganze ist so geschickt justiert, daß es bei hohen Drehzahlen und geschlossenen Drosselklappen aktiv ist und bei Leerlaufdrehzahlen und geschlossenen Drosselklappen nicht mehr wirkt. Übliche Standgasunterdücke liegen bei 0,35 bar. Bei der W habe ich es noch nicht gemessen. Im Schubbetrieb auf hohen Drehzahlen ist etwa 0,65 bar Unterdruck zu erwarten. Als Faustregel gilt ein Drittel, zwei Drittel.
Irgendwo dazwischen schaltet das Ventil (links am linken Vergaser). Dann kriegt die Leerlaufdüse keine Luft mehr, wobei das ganze nicht in der totalen Überfettung endet, sondern einfach der Benzinschaum, der normalerweise hinter der Drosselklappe zudosiert wird, radikal abgewürgt wird. Durch das Loch hinter der Klappe rinnt dann ein wenig Sprit, und das wars. Die Lady hält dann einfach die Klappe. Ploppert nicht, knallt nicht, benimmt sich halt. Der Treibstoffverbrauch dürfte dabei gleich hoch sein, wie ohne Anreicherung, weil er durch den Differenzdruck an der Leerlaufdüse bestimmt wird. Dieser wird dadurch kaum geändert.
Erst wenn die Drehzahl unter 2500/min fällt, bekommt sie wieder Luft und bullert rum. Je nach Stärke der Feder könnte es bei dem einen oder anderen ein wenig abweichen.
Das Nachverbrennungssystem schaltet sich bei Unterdruck übrigens ab, nicht zu. Das bedeutet, daß von dort keine Luft zugeführt wird, die das Ploppern erzeugt. Es wird sogar davor gewarnt, weil es dann zu echten Fehlzündungen kommen kann.
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Nun, mir ist die Gasannahme zwischen Schub- und Teillast nie so ganz doll vorgekommen. Ein etwas abrupter Übergang ist zu verspüren. Also kurz und gut: Wännä muß wiedä probiärn.
Die Feder aus dem Ventil genommen und durch ein Röhrchen, 15 mm lang ersetzt. Jetzt kann das Ventil nicht mehr schalten. Dann mit klopfendem Herzchen auf die Lady und los. Juchhuuu! Jetzt ploppert sie auch bei höheren Drehzahlen im Schub und nimmt das Teilgas ein wenig sanfter an. Fast schade, daß die Töpfe nicht lauter sind, dann könnte man das noch mehr genießen. Wenn sich das Blindsetzen bewährt und keine nachteiligen Folgen hat, werde ich künftig die Ansteuerbohrung für die Schubanreicherung verschließen.
Beim schnellem Abfall der Motordrehzahl von oben, also z.B. beim Kupplung ziehen aus mittlerer Fahrt und schnellem Anhalten, muß der Motor diese Überfettung erst wieder loswerden, ehe er im Leerlauf rund läuft. Er stolpert kurz und nimmt dann in der Drehzahl etwas zu. Das ist ohne Schubanreicherung weg! Den Unterschied habe ich deutlich und reproduzierbar gemerkt.
Leider hatte ich aber auch einmal Vergaserpatschen. Es kann also sein, daß ich irgendwann reumütig zurück kehre und eine große, japanische Verbeugung gen Osten mache. Solange genieße ich aber die Euphorie, mal wieder was am Moppet gefingert zu haben.
Für meine Begriffe bräuchte die W eine Ansaugluftvorwärmung ähnlich wie ein älteres Vergaserauto. Dann müßte der Zehntel-PS-Übergang ein Traum sein und Abwürgen bei Niedrigstdrehzahl der Vergangenheit angehören.
Wenn ich nun die Schubanreicherung umbaue bzw. deren Ansteuerung dazu verwende, eine Warmluftklappe zum Ansaugkasten zu öffnen, der dafür einen Zugang zum heißen Auspuffverbindungsrohr kriegt (Denk, Tüftel, Phatasier, Überleg)?
So viel steht fest, die Lady wird noch einiges über sich ergehen lassen müssen. Sonst hätte sie nicht Motorrad werden dürfen :-)).
Viele Grüße
Wännä