Ich will doch mal einen Klassiker aus den 60ern bringen, der würde natürlich auch zum Schnipselwerk passen:
Der Schwiegermuttermörder
Richter:
So, ich glaube, zur Person haben wir nun alles protokolliert ... Also schön, wir treten dann weiter in die Hauptverhandlung ein und ... eh ... nun, Herr Tegtmeier, nun erzählen Sie mal, wie ist es denn dazu gekommen, daß Sie da Ihre Schwiegermutter ermordet haben?
Tegtmeier:
Ja ... also ... ich möchte dazu gern noch eine Mitteilung machen ... für dem Gericht.
Richter:
Ja - wieso?
Tegtmeier:
Ich möchte ... eine Mitteilung machen!
Richter:
Ja nu, also bitte - - was denn?
Tegtmeier:
Ich möchte es dem Gerichte mitteilen, daß mir meine Untat leid tut ... und daß ich versuchen will, durch ein schönes Leben ... woll'n ma sagen, daß ich wieder ausbügele ... die Schwiegermutter, was da so passiert ist.
Richter:
Ja ... ja nun gut ... also schön, das ist ja ... das wollen wir ja alles nun mal erst feststellen, nicht wahr. Nun erzählen Sie aber mal erst, wie der Tatverlauf da gewesen ist und ... wie war das an dem betreffenden Tag?
Tegtmeier:
Ja, also ... die Sache tut mir leid, ja ... ich bedauere ... die Tat ... die Tatsachen, alles. Und ich möchte es gern ungeschehen machen. Kommt auch bestimmt nicht wieder vor.
Richter:
Na gut, schön, das hab'n wir ja eben schon gehört von Ihnen - nun, wie war das? Sie kamen vom Dienst nach Hause - von der Arbeit?
Tegtmeier:
Nein - vonne Schicht! Woll'n ma so sagen, ich hatte Morgenschicht gehabt ... und kam ich - jawohl! - kam ich nach Hause.
Richter:
Schön! Also Sie kamen von der Arbeit nach Hause und ... wie ist das gewesen, sind Sie da sofort nach Hause gegangen, oder haben Sie vielleicht irgendwo ... sind Sie noch eingekehrt?
Tegtmeier:
Nein! Ich bin nach Hause ... gekehrt. Das heißt, ich war noch oben an die Bude, hab Zigaretten geholt und ... wie gesagt, dann bin ich nach Hause gegangen.
Richter:
Ja! Schön! Sie sind in die Wohnung gekommen, und wer war da?
Tegtmeier:
Ja... wer war da? Also, meine Frau -
Richter:
Ja?
Tegtmeier:
- die war nicht da. Die war im Kino gegangen. Aber meine Schwiegermutter ... kann man wohl sagen ... die war anwesend.
Richter:
Ja... und was ist dann passiert?
Tegtmeier:
Wissen Sie doch Bescheid! Dann ist ... äh ... die Untat ist dann passiert. Aber ich möchte dazu gerne noch etwas beitragen ... eine Mitteilung möchte ich für das Gericht ... nochmal loslassen.
Richter:
Was denn nun schon wieder? - Also bitte, Sie können ja hier aussagen ... und Sie wissen ja -
Tegtmeier:
Ich möchte noch einmal die Sache hinweisen, daß mir meine Untat sehr, sehr leid tut, und daß ich versuchen will, durch ein schönes Leben -
Richter:
Ja nu, zum Donnerwetter, das hab'n wir nun gehört, daß Ihnen die Untat leid tut, das tut einem immer hinterher leid, das ist nun mal im Leben so ... nicht wahr, das ... eh, das hätten Sie sich dann mal vorher überlegen müssen, das macht's ja nun nicht mehr ungeschehen! Also, wir möchten aber endlich von Ihnen hören: wie war das? Sie kamen nach Hause, und Ihre Frau war nicht da, aber Ihre Schwiegermutter ... war die schon da?
Tegtmeier:
Jawohl, die war in de Küche ... inne Küche war die zugange.
Richter:
Und was geschah dann? Wie ging's dann weiter?
Tegtmeier:
Dann ... äh ... hat sie mich beleidigt.
Richter:
Wieso?
Tegtmeier:
Also, sie hat mir Schimpfworte - Ehrenkränkungen hat sie ausgestoßen, und hat sie meine Ehre ... beleidigt ... oder vernichtet, kann man wohl sagen ... Und dadurch is dann das Ganze am Rollen gekommen. Ich hab sie noch aufgefordert, sie möchte das doch bitte sein lassen ... hab gesagt: kumma, mußte doch Mensch bleiben und hat doch kein'n Wert!
Richter:
Ja, wieso denn, was war denn? War da ein Wortwechsel, oder was hat sie getan?
Tegtmeier:
Beleidigungen ausgestoßen -
Richter:
Wie? Was denn? Was hat sie denn gesagt?
Tegtmeier:
Ja ... die Schimpfworte. Was sie da gesagt hat, weiß ich auch nicht mehr, das ist doch bald'n Jahr her. "Alten Sausack" und so, war sie dran ... "Bahnhofspenner" - diese ganze Ehren-Sachen. Und ich sag, sie müßt' das doch einsehen, daß das nicht schön wär ... könn'se sehn, ich war noch ganz friedlich ... aber sie war meine Redensarten einfach nicht zugänglich.
Richter:
Na gut ... aber wie ging's dann weiter? Wie ist es denn dann dazu gekommen? Sie ist ja schließlich heute tot!
Tegtmeier:
Ja, sicher. Leider. Wie ich bereits ausführte, hat sie meine Ehre gekränkt, und ich habe gebettelt, daß sie nicht weiter kränkt und ... äh ... aufhört. Und dann lag sie ja auf einmal auf'm Boden ...
Richter:
Was, sie lag auf'm Boden?
Tegtmeier:
Ja, sie lag da vor mir, und ... ich dachte so: ob die Dame wohl tot ist? Aber da war schon nichts mehr los ... also ich stellte das fest ... ich hab gehorcht, anne Brust bei ihr, und - wie gesagt - ... war sie schon über'n Jordan.
Richter:
Da hatten Sie sie also mit'm Messer erstochen, oder was?
Tegtmeier:
Nein ...
Richter:
Ja nun, irgend jemand muß sie doch totgemacht haben, die Heinzelmännchen waren's doch nicht etwa - oder?
Tegtmeier:
Weiß ich auch nicht. Müßte man mal ... erkundigen.
Richter:
Herr Tegtmeier, eins steht einwandfrei fest: es steckte doch nun 'n Brotmesser in ihrem Leib.
Tegtmeier:
Sicher - hinterher! Weil ... das Brotmesser hatte sie ja vorher schon inne Hand gehabt, bei ihre Beleidigungen, und ich fühlte da meine ... äh ... also meine Sicherheit fühlte ich bedroht ... ich fürchtete für mein Leben ... und Gesundheit, alles. Und deshalb war das dann von meine Seite auf einmal eine Notwehr - jau, seh'nse jetzt hab ich dat! Jetzt ist die Sache klar! Das möchte ich nämlich hier bescheinigen, daß das von meine Seite aus Notwehr war, und bitte ich, daß Sie das schön aufschreiben für dem Gericht, damit die da genau Bescheid wissen!
Richter:
Das ist aber wirklich zum Verzweifeln! Nun kommen Sie uns doch nicht mit solchen Ammenmärchen! Notwehr!
Tegtmeier:
Ja doch ... von wegen, Märchen ... das hat der Rechtsanwalt ja ausdrücklich herausgefunden, daß ich Ihnen das sagen soll.
Richter:
Na ja - - schön, also gut ... ach ja!! ... Also, Sie behaupten, Sie wollten sich gegen Ihre Schwiegermutter schützen.
Tegtmeier:
Jawohl, ich wollte sie von mir fernhalten, daß mir kein Leid zustößt, und ... na ja, sie lag ja dann auf'm Boden, weiß ich auch nicht, wie das kam.
Richter:
Weiter! Was haben Sie dann gemacht?
Tegtmeier:
Dann tat mir meine Untat sofort leid, und ich dachte, daß ich durch meiner Hände Arbeit ... vielleicht durch ein schöneres Leben ... äh ... alles wieder einrenken kann. Und ich will ja auch für die kleine Würmchen sorgen ...
Richter:
Was ist das jetzt?
Tegtmeier:
Hat sie ja noch aus ihre zweite Ehe ... diese ganze Sachen.
Richter:
Ach so! Na ja - bitteschön!
Tegtmeier:
Danke!
Richter:
Und was haben Sie dann weitergemacht, mit der Leiche?
Tegtmeier:
Ja ... das sind aber nun Fragen ... was man eigentlich gar nicht mehr gerne erinnert wird ... - - Dann hab ich sie im Keller getragen ... und hab ich sie gesägt.
Richter:
Was haben Sie?
Tegtmeier:
Weil unser Bollerwagen ... mußte ich die Feststellung machen, daß sie nicht ganz draufpaßte ... und mußte ich ... äh ... also, ich hatte dann drei Fuhren ... und hab ich sie im Rhein-Herne-Kanal ... getan - - und da war sie weg!
Aber ich möchte es nochmal hinweisen, daß das bei mir Notwehr war, und durch die Beleidigungen, und daß ich beschädigt bin - sechs Jahre fern der Heimat, was man für ein Schicksal erduldet hat! - daß das von diese Sache herrührt. Ich war ja schon paarmal zur Untersuchung weg, inne Landesanstalt, und dadurch haben wir das auch schriftlich, sogar von den ganz berühmten Professor, der da die Bekloppten ... alles macht: "Bescheinige" - schön mit Stempel und 'Friedrich-Wilhelm' drunter! - "daß Herr Tegtmeier ..." , also, daß ich behämmert wär, und daß er mich auch nicht reparieren kann. Und deshalb ist das heute von mir eine große Zumutung, daß ich überhaupt diese Verhandlung hier ... meine Anwesenheit mitmache.
Richter:
Was ist nun schon wieder los? Jetzt ist meine Geduld aber bald am Ende!
Tegtmeier:
Ach, hören Sie doch auf! Sechs Jahre hat man die Knochen hingehalten - jawohl, auch für Herrschaften wie Sie! Jetzt kann man sehn, wofür't gut war. Is doch wahr! Gutheit ist sowieso Dummheit! Aber wart mal ab - es is noch nich aller Tage Abend! Hochmut kommt vor dem Fall! - das ist ein altes Sprichwort.
Richter:
Schluß jetzt, das wird hier nicht verhandelt!
Tegtmeier:
Reden Sie doch kein'n Stuß! Is doch wahr - der Rechtsanwalt sagt auch, die Richter haben ja alle keine Ahnung!
Richter:
Unerhört ist das! Also jetzt - haben Sie zum Abschluß ... als Schlußwort noch was zu sagen?
Tegtmeier:
Jawohl, bitteschön das Schlußwort möchte ich aber drum bitten!
Richter:
Bitte!
Tegtmeier:
Ja also, das Schlußwort ... möchte ich es hinweisen, daß mir diese Untat sehr, sehr leid tut ... und daß ich versuchen werde, durch ein schöneres Leben durch meiner Hände Arbeit ... die menschliche Gesellschaft wieder ... einzudringen. Und überhaupt - ich schließe mich den Ausreden meines Verteidigers an!
Träume nicht dein Leben, sondern lebe Deine Träume! ...