Ich habs ja andernorts schon mal angedeutet, hier am anderen Ende der Welt herrscht grad die Regenzeit, und da haelt sich der Fahrspass dann doch sehr in Grenzen. Die W scharrt zwar heftig mit dem Pneus, aber draussen schiffts zum Gottserbarmen, und weil das die Dosendeppm trotzdem net abhaelt, auf den gefluteten Strassen umherzueiern wie die Pausenclowns vom Zirkus Krone (dazu spaeter mal mehr), beschraenkt sich die W-Liebhaberei zur Zeit in erster Linie darauf, das Forum rauf und runter zu lesen und von sonnigeren Tagen zu traeumen.
Noja, und da die meisten hier im Forum zwar ein Stueck Japan unterm Arsch haben, aber wohl nur die wenigsten ihren Arsch ganz in Japan drin, hab ich mir denkt, zur allgemeinen Erbauung der Brueder und Schwestern im Zeichen der W hier mal ein paar Erlebnisse zum bestn zu geben, rund ums Moppettiern im wilden Kawasakistan, wo die W-Herden noch wild und ungezaehmt ueber die Hochsteppe galoppieren, den Scheinwerfer stolz im Wind erhoben und den Auspuff ungedaempft.
Los geht’s natuerlich mit dem Fuehrerschein bzw. mit dem Heidenspass, sich hier einen solchen zuzulegen. Denn nach einem Jahr mit dem Internationalen fuehrte da irgendwann kein Weg drumrum, den deutschen Lappen auf einen japanischen umschreiben zu lassen. War auch weiter kein Akt, abgesehen davon, dass ich das ausgerechnet auf Kyushu machen wollte, in einer Gegend, die von Einbindung ans Weltgeschehen so ungefaehr dem Landstrich zwischen Hof und Weiden entspricht. Als ich da mit meinem Helmut-Schmidt-Aera-Fahrerlaubnis angerueckt bin, da hatte ich erstmal die gesamte Polizeiwache um mich versammelt, tief in die Diskussion versunken, was dieser pfannkuchengrosse graue Lappen denn sein sollte. Irgendwann zeigte dann einer Geistesgegenwart und Eigeninitiative, fotokopierte das Teil und faxte die Kopie bis nach Osaka, wo ihm dann die Westjapanfuehrerscheinzustaendigkeitsstelle zurueckfaxte, dass dieses Dokument a) entgegen dem Anschein tatsaechlich ein Nachkriegsprodukt sei und b) mich tatsaechlich zum uneingeschraenkten Fahrzeugfuehren befuege. Allgemeine Heiterkeit, aber dann habens mir tatsaechlich den japanischen Schein ausgestellt – das heisst, alles bis auf Moppetter ueber 400 Kubik. Als ich dann drauf hingewiesen hab, dass mich der deutsche doch schliesslich auch zum Fuehren von erwachsenen Motorradln befugt, da habens dann wieder recht herzlich gelacht und mir gesagt, dass des hier in Sushiland halt anders sei. No freilich sei ich zum Fuehren von mehr als 400 Kubik befugt, solang ich eben bereit waer, nochmal eine praktische Pruefung zu machen.
Das war mir dann aber auch zu bloed, und so hab ich mich dann die ersten Jahre mit einer elend blechernen zweitakter Suzuki zufriedengegeben. Die hatte 250 Kubik, und das war damals gradnaus ideal, denn die is grad gross genug dass man auf die Autobahn darf (drunter geht nix) und grad noch klein genug, dass sie hier nicht zum Tueff muss. Aber irgendwann war das dann doch ein bisserl eng und schwach auf der Brust, vor allem in den Bergen mit Madl hintendrauf, und als dann auch noch die W in all ihrer Schoenheit auf die Buehne trat, da wars zu spaet, die musste her. Grad da habens dann auch noch das Gesetz geaendert, und ploetzlich durfte man hier mit dem deutschen Lappen uneingeschraenkt rumfahren – ein Privileg, dass damals nur die Deutschen hatten.
Fix zum Haendler, saemtliche Ersparnisse und das Tafelsilber auf den Tisch gelegt und stolz die W heimgekarrt. Und damit nahm der Spass seinen Anfang, bis er 18 Monate zu einem abrupten Ende kam, weil die BuerokRatten das Gesetz wieder mal aenderten und man den deutschen Lappen ploetzlich nimmer eingeschraenkt benutzen konnte. W hinterm Haus, ich ohne Fahrerlaubnis und vom Gesetzgeber die Drohung einer gsalzenen Strafe und der Beschlagnahme des Moppetts, wenn beim illegalen Rumfahrn erwischt. Noja, und da blieb dann bloss noch der Weg ueber die Fahrpruefung. Und den gibt’s dann im naechsten Teil der Schwaenke aus dem wilden Kawasakistan. Bis dahin allen viel Spass auf der Strasse, und wuenschts mir, dass der bloede Regen endlich aufhoert, sakra!
hat der Regen gerade aufgehört - mal guggn, ob's bis zu Dir reicht ...... oder vielleicht lieber nicht, sonst kriegen wir ja nix mehr zu lesen ... Keep on rockin Horst
um der amüsanten Geschichten wegen, hoffentlich schläft der Regengott in Japaniskan noch ein wenig. Bin gespannt auf die Fortsetzung. Zum kleinen Trost, in Germania sieht der himmel auch nicht gerade zu größeren Moppedtouren ein.
bitte, bitte, mehr davon. Die Serie "Ein Franke in Japan" verspricht kurzweiliger zu werden als die TV-Serie "Ein Bayer auf Rügen". Wir dürfen wohl gespannt sein auf die Fortsetzung.
In Sohnemann ist der Kampf "Japaninteresse gegen Schreibfaulheit" ausgebrochen. Bisher siegte die Schreibfaulheit. Ich hoffe, das ändert sich bald und Du hörst mal was von ihm.
sehr schön ... (endlich hatte ich die zeit alles zu lesen) ich freu mich schon auf die fortsetzung (über führerscheinprüfungen in japan hat man ja schon einiges gehört - aber nie aus erster hand)
Da freu' ich mich aber auch schon drauf,auf solche Geschichten!Fein geschrieben,und laß Dich nicht beirren,ich/wir lesen sowas gern hier (im allg. Forum zumindest - in anderen gibt's da schon mal Saures für Geschichtenerzähler )!
In Antwort auf: ...am anderen Ende der Welt herrscht grad die Regenzeit...
Falls es Dich tröstet:am einen Ende auch.
Krieg ist der Terror der Reichen.Terror ist der Krieg der Armen. (Peter Ustinov)
regenzeit????? ähm, nichts für ungut...in manchen Teilen herrscht eitel sonnenschein. komme gerade von einer erfrischenden halbstündigen einzylinderausfahrt.......
Hach Kinderchen, soviel positiver Zuspruch, das motiviert! Heut zum Wochenend ist das Wetter hier endlich mal wieder vom Feinsten, aber das dient bloss der Taeuschung, denn von Sueden her steht uns da naechste Woche was Taifun ins Haus. (http://typhoon.yahoo.co.jp/weather/jp/images/himawari.html) 930 Hektopascal, das ist beim Taifun so die Mike-Tyson-Klasse, und etz beten hier natuerlich nach dem Florianisprinzip alle, dass den die Chinesen oder Koreaner aufs Dach bekommen und net wir, aber wenn ich mir den eleganten Rechtsschwung anschau, den er die letzten Stunden eingelegt hat, dann schnuert der uns genau durch den Hinterhof. Schau mer mal, ob die Ziegel auf dem Dach bleiben.
No und mit dem Langnesewetter waere das heute natuerlich die letzte Moeglichkeit fuer Fun in the Sun, aber das denken sich natuerlich die anderen 30 Millionen aus dem Grossraum Tokyo auch, und als ich Brezlbub es heut um Neune endlich aus dem Bett geschafft hab, da waren die Strassen natuerlich alle schon wieder dicht, und auf mehrere Stunden links am Stau vorbeischlaengeln hab ich wirklich ka Lust. No schreib mer halt weiter...
Durchs wilde Kawasakistan Teil II: Wie der kleine manxman zum grossen Schein gekommen is: Das Ende der letzten Episode sah mich fuehrerschein- und fassungslos hinterm Haus stehen, traenenblind der W die Spinnweben vom Lenker klaubend. War das das Ende unserer innigen Beziehung? Sollten nie wieder meine Schenkel zaertlich ihren Tank druecken? Die einzige, die sich freute, war die Nachbarskatz, weil die ihren Lieblingsschlafplatz damit jetzt auf Dauer gesichert hatte (Interessante Beobachtung am Rande: Auch die Katz stoert sich scheints am harten Buckel in der Sitzbankmitte, die macht sich entweder davor oder dahinter breit.) Aber nachdem der erste Schmerz sich gelegt hatte, war’s klar: Der japanische grosse Fuehrerschein musste her, und zwar pronto! Davor stand aber wie gesagt die praktische Pruefung, und da gab es nun zwei Wege zum erneuten W-Glueck, entweder der Test bei der Fuehrerscheinpruefstelle, der kostet soviel wie ein Tragerl Bier oder der bei der Fahrschule, fuer den mal schnell 800 Euro faellig sind. Is klar, Pruefstelle! – hob I mer denkt, hab dann aber zum Glueck vor der Anmeldung mit dem George gesprochen, seit ueber 45 Jahren Harleyfahrer und trotzdem ein netter Mensch (ducken, manxman!). Der hat dann mal so aus seinen Erfahrungen mit der Pruefstelle erzaehlt: Erste Pruefung: Moped vom Staender, draufgesetzt, angelassen – durchgefallen. Daraufhin hat er nett gefragt, woran’s denn gelegen haben koenne, und die Antwort bekommen, das brauchten’s ihm nicht zu sagen. Weil er dann aber schoen bittebitte gesagt hat und so treu liab gschaut hat, wie es nur ein Koreakriegsveteran mit Taetowierungen auf den Fingerknoecheln kann, da hat es dem Pruefer dann doch das Herz erweicht und er hats ihm verraten: „Na wenn Sies unbedingt wissen wollen, Sie haben vor dem Anlassen den Rueckspiegel nicht justert.“ No, nix verscheissern, das meinte der ernst. Also, zehn Tage spaeter die zweite Pruefung: Moped vom Staender, draufgesetzt, Spiegel justiert, angelassen, losgefahren – durchgefallen. Was war diesmal? „Zu schnell losgefahren.“ Dritte Pruefung: Szenario wie zweite Pruefung, Erklaerung: „Diesmal warens zu langsam.“ Undsoweiter. Geschafft hat es der George dann beim achten Anlauf, woraufhin ihn seine japanischen Harleyspezln hoch beglueckwuenscht haben, dass er es schon(!) beim achten Mal geschafft hat, da waere er ihres Wissens nach einer der schnellsten gewesen. Und wenn man dann noch in die Rechnung addiert, dass man sich den Nachholtermin nicht frei aussuchen kann, sondern von der Pruefstelle immer einen Termin im 10-Tage-Rhythmus zugewiesen bekommt, was heisst, dass man alle 10 Tage einen anderen Wochentag Urlaub nehmen muss (was den Chef freilich freut...), dann wird die Sache so langsam durchschaubar: Die Pruefstelle versteht sich freilich bestens mit den Spezln von der Fahrschule, und wenn da jeder dahergelaufene Helmtraeger seine Pruefung einfach so bei der Pruefstelle ablegen koennt, no dann taet der Schwager mit der Fahrschule ja gar nix verdienen. Und das geht doch net! Also mach mers bei der Pruefstelle so aufwendig, dass den Leuten irgendwann der Geduldsfaden reisst und sie halt doch zur Fahrschule schlappen. Den Schwager freuts, den Pruefbuerokraten auch, denn damit hat er weniger zu tun und kann laenger am Schreibtisch meditieren und sich die Haare aus der Nase zupfen. Die andern haben zur Geschichte vom George nur zustimmend geknurrt, ihre Marlboro mit dem Stecken aus dem Lagerfeuer angezuendet und dann ihre eigenen Pruefungsnarben hergezeigt: Bestanden beim 14. Mal, beim 21. Mal...
No und da bin ich dann halt doch zur Fahrschule. Und schau an, da wars dann ganz locker, denn wer brav zahlt, der kriegt auch sozusagen eine Bestehensgarantie. Also, erstmal das sauer Ersparte auf den Tisch, und weg wars! Dann waren alle ganz furchtbar nett: „Wann wollens denn ihre Fahrstunden machen? Moechtens Ihren Tee vorher oder nachher? Milch? Zucker? Sitzens denn auch weich genug?“ Na im Ernst, dann wars locker. Fahren hat man zwar schon koennen muessen (stimmt des Deutsch), aber eigentlich wars ein Witz: Die Fahrschule hat da hinterm Haus einen Uebungsplatz, so Strassenleben im Reagenzglas, und da fand das Ganze dann statt. In den 12 Fahrstunden, die ich dort absolviert hab, war ich nicht einmal im echt lebenden Strassenverkehr. Die erste Stunde gings dann erstmal drum, ob man mir ueberhaupt so ein Ding anvertrauen darf. Also, Moped im Achter rumschieben, Moped auf den Hauptstaender, Moped vom Hauptstaender wieder runter, wieder im Achter schieben, auf die Seite legen, hochheben usw usw. Noja, verkehrt wars sicher net, aber ich war schon froh, einen Integralhelm zu tragen, so dass der Fahrlehrer net mein staendiges saubloedes Grinsen sehen musste.
Und dann gings an die eigentliche hohe Kunst des Fahrens. Der Fahrlehrer hat mir dazu zwei Fotokopien vom Grundriss des Fahrschulareals in die Hand gedrueckt und mich vor die Stellwand geschoben. Da hingen dann dieselben Grundrisse, aber mit zwei Routen reingemalt, einmal linksrum durchs Gewuehle, einmal andersrum. „So, die malens jetzt ab und dann lernens die auswendich. Und dann ueb mer.“ Also, nach der Malestunde gings dann endlich auf Piste, die ersten sechs Fahrstunden auf der Route A lang und die naechsten sechs auf der Route B. Zum Pruefungstermin kommt dann der Pruefer ins Buero und malt ein grosses A oder B an die Tafel, dann fahren alle der Reihe nach die entsprechende Route ab, der Pruefer faehrt nebenher und schaugt, dass alles passt. Aber ich greif vor. Vorher kam ja erst die Fahrerei. Also: Herrschaftn, merkts euch, aufs Motorrad steigt man prinzipiell von links, jawoll! (Das hab ich zwar vom Pferd her gekannt, die scheuen wenn man von rechts rankommt, aber beim Moppett war mir das dann doch neu. Obwohl, eine hab ich mal scheuen gesehen, eine 400er. Da hats der Fahrschueler geschafft, vor der Kurve den Gashahn voll aufzureissen, den Wheelie zu machen und auf dem Hinterrad schnuerlgrad aus der Kurve in die Buesche zu preschen, wo sich das Hinterrad dann endlich so weit vorgeschoben hatte, dass die Maschine auf dem Tank zu liegen kam, aber zum Glueck wurde der Tank net beschaedigt, weil der Fahrer sich grossmuetig als Prallschutz druntergeschoben hatte. Allein vom Hinschaun sind mir die Gonaden in die Bauchhoehle geschrumpelt...) Aber zurueck zum Aufsteigen: Also, links ans Moped ran, den Lenker grad ausrichten, Maschinderl anheben und Seitenstaender einklappen. Ueber die rechte Schulter nach hinten schaun und sodann das rechte Bein elegant ueber den Sattel. Rechten Fuss auf die Fussbremse. Jetzt ist endlich der richtige Zeitpunkt gekommen zum Spiegel justiern (hussa!), dann den Schluessel drehen, Leerlaufkontrolle, und dann endlich, endlich, der Anlasser. Weiter geht’s: Rechte Hand an die Bremse, rechter Fuss auf den Boden, linker Fuss aufs Pedal, Kupplung ziehen, Erster rein, linker Fuss auf den Boden, rechter auf die Bremse, rechte Hand von der Bremse weg, umschaun (rechte Schulter), Blinker setzen, nochamal umschaun, Kupplung kommen lassen und voila! endlich fahren – das heisst, wenn einem ueber der ewigen Prozedur net der Motor im Standgas den Tank leergesoffen hat. So, und jetzt langst erstamal wieder. Ich werd mir einen Tee kochen und dann in mich gehen, ob ich die W net doch in den Sonntagsstau stelle, wider allen besseren Wissens... Also, liebe Brueder und Schwestern im Geiste, ein schoenes Wetter wuensch ich euch allen, und demnaechst geht’s weiter mit den Abenteuern von Manxman im raetselhaften Orient.