Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
W650.deW650 ForumW-Tour/Treff-Kalender
Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 56 Antworten
und wurde 2.796 mal aufgerufen
 Allgemeines Forum
Seiten 1 | 2 | 3 | 4
w650huebi Offline




Beiträge: 2.671

05.07.2004 21:03
#46 RE:Durchs wilde Kawasakistan Antworten

... vielleicht is er ja auch beim ortsansässigen Griechen versackt...


Nimm die Menschen so wie sie sind; Es gibt keine anderen!

von mir!

manx minx Offline




Beiträge: 11.300

06.07.2004 12:20
#47 Durchs wilde Kawasakistan Teil IV Antworten

...jaja, ich schreib ja schon weiter.

Gruess Gott schoen miteinand!
Wie beim letzten Mal schon angedroht war diesmal ein bisserl laenger Schreibpause, denn wie so ueblich vor der Sommerpause muss nun auf die Schnelle noch abgearbeitet werden, was die letzten Monate alles so auf dem Schreibtisch liegengeblieben ist. Damit hab ich mein Kawasakistan-Journal nun endgueltig in in die 45 Minuten verbannt, die ich morgens in der Bahn zwischen Fruehstueckstisch und Schreibtisch verbringe. Und mit dem Weiterschreiben an meinen Gschichtln ist die Zeit ist damit allemal sinnvoller verbracht als 45 Minuten lang den anderen Pendlern in die grau mueden Morgengesichter starren zu muessen. Joessas, manchmal ist einem hier allein vom Leutanschaun im Zug schon der Tag versaut. Was koennen die aber auch deprimiert daherschaun!

Apropos Arbeit, die hat ja auch durchaus ihre guten Seiten, wie grad neulich, als mir mein frueherer Arbeitgeber ploetzlich eine Abfindung hinterhergeschoben hat, mit der ich schon gar nimmer gerechnet hatte. Da war die Freude natuerlich gross, und da hab ich mir zur Feier des Tages gleich amal beim Onkel Doktor in Osnabrueck ein paar Aufbaupraeparate fuer die W bestellt. Letzten Freitag war dann Weihnachten, der Postmann hat das Paket ins Haus gewuchtet, und waehrend die Ehefrau sich bei blendendem Sonnenschein am Strand verbracht hat, hab ich mir anderweitig meine Braeune geholt, mit einer grossen Dosis Altoel und Strassendreck, gleichmaessig auf den Koerper aufgebracht und sanft einmassiert. Bester Sonnenschutz wo gibt. Kommt kein UV-Strahl durch.

Und so steht die W jetzt ganz anders da. Wie man’s halt kennt, aufgetont mit Alutank und Hoecker, M-Lenker, Nirostablechen vorn und hinten und neuen Beinchen vorne, und nachdem ich sie noch am selben Abend gleich mal um den Block gescheucht habe, gehoer auch ich zu den Bekehrten. Die Kugelschreiberfedern gegen was Vernuenftiges ausgetauscht, und in den Kurven tun sich ganz neue Perspektiven auf. Mehr so Froschperspektiven. A Spass halt! Der optische Genuss ist natuerlich auch net zu verachten, und die ganze Nachbarschaft wurde gleich zum Bewundern herzitiert, was auch alle brav gemacht haben („Ja, schoen schauts aus. Und jetzt setz dich wieder hin und gib a Ruh!“) Bilder fuer die W-Gemeinde, die sowas eher zu schaetzen weiss, gibt’s demnaechst. Zum M-Lenker noch ein paar Worte fuer den Keulemaster: Ich hab auch den kleinen drauf, aber zu eng kommt er mir eigentlich net vor. Einlenken laeuft jetzt halt wie erwartet wesentlich mehr ueber die Knie und der Orsch als ueber tatsaechliches Rumziehn am Lenker, und von der Optik her passt m. E. zumindest in Kombination mit Alutank auch alles. Einziges Problem ist der hauchduenne Spielraum zwischen Lenker und Tank, der bei vollem Lenkereinschlag bleibt, und daran is halt die originale Gabelbruecke schuld. Einer der Japaner bietet da auch ein schoenes hochpoliertes Alternativteil an, aber das war finanziell dann nimmer drin. Muss warten bis zur naechsten Abfindung...

Aber genug davon, etz geht’s in den japanischen Strassenverkehr, denn das Kapitel Fuehrerscheinerwerb haben wir ja schon zur Genuege abgehandelt. Also:

Der Japaner im Strassenverkehr, sein arteigenes Verhalten und die Vermeidung desselben.

Und da fangen wir mal bei den essentiellen Dingen an:
Erschdns – Linksverkehr: Hier wird links gefahren, es sei denn, man hat grad keine Lust, dann faehrt man halt wo man will, oder man ist auf dem Fahrrad unterwegs, dann kann man eh machen was man will. Na, die Fahrradfahrer, das sind so die Meteoriten des japanischen Verkehrsuniversums, die streifen ohne Ziel und Plan durch den Strassenverkehr, links, rechts, aufm Buergersteig oder net, is eh alles wurscht. Wenn der Fahrradfahrer im Schulalter ist, dann radlt er mit Vorliebe mit Walkman auf und mit dem Handy in der Pfote, voll konzentriert aufs SMS schreiben, obwohl Schulalter da net unbedingt ein Muss ist. Wenigstens fahrens alle mit der Geschwindigkeit eines durchschnittlichen deutschen Postbefoerderungsguts, so dass man wenigstens als Fussganger den meisten Kollisionen noch aus dem Weg gehen kann. Es sei denn, man ist in der Provinz, wo Auslaender immer noch den Status eines Pandas in freier Wildbahn geniessen, sprich, irgendwie goldig, aber doch net ganz harmlos, und in erster Linie hoechst selten. Und da man nie weiss, wann man da wieder einen zu Angesicht bekommt, wird gestarrt, allerdings aus respektvollem Abstand (vielleicht beisst er ja doch...). Und was hat das jetzt alles mit dem Radln zu tun? Ganz einfach: Wenn man da so durch die Provinz schlendert, an nix boeses denkend, und es kommt einem auf dem Buergersteig ein ca. 90jaehriger Bauer auf dem Feldrad (Doppelrohrrahmen, ca. 60 Kilo plus 40 Kilo Krautzuladung) entgegen, und der hat halt seit ’45 kan Auslaender mehr gsehen, dann ist der so fasziniert, der schnuert direkt auf einen zu. Weicht mer nach links aus, korrigiert er auch gleich wieder auf Kollisionskurs, und rechts ist es dasselbe. Damit bleibt einem dann zuweilen nur der beherzte Sprung in letzter Sekunde ueber den Strassengraben, woraufhin der Vadder prompt mit Fahrrad in selbigem versinkt. (Noja, das war etz etwas aufgschnittn, aber bis zum letzten Satz war noch alles wahr.) Die Zustaendigen haben das Problem aber in weiser Voraussicht rechtzeitig erkannt und dafuer gesorgt, dass fast jedes Radl hier einen Einkaufskorb vorndran hat, wohl weniger als Transporthilfe denn als Prallschutz bei den unvermeidlichen Kollisionen. Beliebt ists auch, das Fahrrad an jedem nur erdenklichen Punkt stehen zu lassen, mit Vorliebe in grossen Rudeln in der Umgebung des Bahnhofs, was wiederum die Autoritaeten auf den Plan ruft, die dann ihrerseits ein paar Rentner anheuern, sie in Uniformen stecken, die sich von der glorreichen Kaiserlichen vor knapp 60 Jahren nur im Farbton unterscheiden, und die Rentner dann vor dem Bahnhof rumbellen lassen, man solle sein Radl gefaelligst woanders hinstellen. Abgerundet wird das ganze Erscheinungsbild uebrigens von der hochoffiziellen Armbinde, die das Blockwartimage vervollstaendigt. Alle sinds zufrieden: Die Stadtverwaltung, weil man wieder zum Bahnhof durchkommt, die Rentner, weil ploetzlich das Leben per Autoritaet und Rumbellen wieder Sinn und Spass bringt (und die Uniform auch manch nette Erinnerung an die lustigen Umtriebe damals in Suedostasien hochruft), und die Rentnersgattin, weil der Oide etz nimmer den ganzen Tag im Haus rumwurlt und nervt. Aber noch einmal zurueck zum Fahrradfahren per Zufallsprinzip: Als Fussgaenger kann man wie gesagt gegebenenfalls noch ausweichen, aber wenn man auf dem Moppett unterwegs ist, grad einen 16 Tonnen Hino Radlader neben sich hat und sich dann ploetzlich wie auf der Videospielkonsole ein Radler in Gegenrichtung vor einem materialisiert, dann wird’s zeitweis schon recht haarig. Das muss uebrigens net unbedingt ein Radler sein, ein Auto tuts da auch. Und das bringt uns zum naechsten Punkt, dem

Parkverhalten:

In Japan ist das Parken auf oeffentlichen Strassen prinzipiell verboten, und zwar landesweit, generell und ohne Ausnahme. Denn dafuer hat man schliesslich den hauseigenen Parkplatz. Oder den kommerziellen. Und da kostets halt. Und zahlen mag freilich keiner. Kurz gesagt, jeder parkt da, wo er grad will. Mit Vorliebe in engen unuebersichtlichen Kurven oder auf Schnellstrassen mit hohem Verkehrsaufkommen und Durchschnitt 80 km/h. Der Grund fuer das Parkverbot ist eigentlich ganz nachvollziehbar. Des liegt an dem Wahnsinnsverkehrsaufkommen hier, und wenn dein Land zu 80 Prozent aus Bergen besteht, dann freut sich zwar der Serpentinenfex, aber zum Parken ists halt net so recht das Wahre. Kurz gesagt, nachdem in den 60ern das Verkehrsaufkommen um 70 % gestiegen ist und in derselben Zeit die Strassenflaeche um ein Prozent, da hats den Behoerden dann gelangt und sie haben beschlossen, dass bloss der ueberhaupt eine Zulassung kriegt, der fuer die Dose auch einen Parkplatz vorweisen kann. Noja, und da wars mit dem Laternenparkplatz halt vorbei. Der Buerokratenschimmel hat die Sache dann bestens durchorganisiert, und wenn man heut ein Auto zulassen will, dann muss man erstamal einen Papierstapel abarbeiten, der fast so hoch ist wie das Muenchner Telefonbuch dick: Kaufvertrag, Nachweis vom Vorbesitzer, dass das Auto auch wirklich seins war, Tueffnachweis, Steuernachweis, Versicherungsnachweis, Parkplatzmietvertrag, Nachweis vom Parkplatzbesitzer, dass der Parkplatz auch wirklich seiner is, und dann mein besonderer Liebling, die Parkplatzskizze: Zwei leere Blaetter, und auf eines malt man dann den Parkplatz selber, im Grundriss mit Laengen- und Breitenangaben (oertliche Fauna braucht nicht mit rein). Aufs andere malt man dann im kleineren Massstab nochamal den Parkplatz und die eigene Wohnung und halt alles, was architektonisch zwischen den beiden liegt, und mit einer Tuepfellinie den Weg von derhamm zum Parkplatz. Den Papierpacken laedt man dann auf die Schubkarre und faehrt ihn bei der polizeilichen Zulassungsstelle vor, und die kommen dann vorbei und messen nach, obs auch wirklich alles stimmen tut. Wie gesagt, Sinn tuts machen, damit net jedes Heichterl die Handtuchwiese vor dem Haus als Parkplatz bezeichnet und seinen Sechzehntonner Radlader halb in die Strasse stehen laesst, aber ein Generv ists schon, und ein Grund mehr, Moppett zu fahren, denn da bleibt einem der ganze Terz erspart. Des darf man auch auf die Handtuchwiese stellen.
Und ueberhaupt, die Parkplatzmieten. Status hat man hier net ueber den richtigen Autotyp, sondern ueber das richtige Nummernschild. Wenn einer mit der Shinagawa-Platte rumfaehrt, dann wissens alle, der muss ein Geld haben, dass der sich einen Parkplatz in Shinagawa (= Tokyo Innenstadt) leisten kann. Der kostet dann naemlich mal schlappe 50.000 Yen, was grad heut 371,888 Oero sind. Naa, net im Jahr. Im Monat!

Und mit diesem unterhaltsamen Bonbon schliesse ich die heutige Erdkundestunde, wuensch allen ein gar schoenes Wetter und versicher den kritischen Seelen dort draussen beim Namen meiner Grossmutter selig, dass abgesehen von dem einen eingestandenen Aufdentischhauer im heutigen Bericht weiter nix erschwindelt ist.

Oisdann,
der manxman

snare5 Offline




Beiträge: 833

06.07.2004 12:36
#48 sag amol, Antworten

Deine Großmutter selig, hieß die mit Nachnamen Thoma (was ja in punkto schreiberische Qualitäten einiges erklären würde )?
Keep on rockin
Horst

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

06.07.2004 14:57
#49 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil IV Antworten

In Antwort auf:
Kaufvertrag, Nachweis vom Vorbesitzer, dass das Auto auch wirklich seins war, Tueffnachweis, Steuernachweis, Versicherungsnachweis, Parkplatzmietvertrag, Nachweis vom Parkplatzbesitzer, dass der Parkplatz auch wirklich seiner is, und dann mein besonderer Liebling, die Parkplatzskizze: Zwei leere Blaetter, und auf eines malt man dann den Parkplatz selber, im Grundriss mit Laengen- und Breitenangaben (oertliche Fauna braucht nicht mit rein). Aufs andere malt man dann im kleineren Massstab nochamal den Parkplatz und die eigene Wohnung und halt alles, was architektonisch zwischen den beiden liegt, und mit einer Tuepfellinie den Weg von derhamm zum Parkplatz.

Potzblitzeintausend - nie hätte ich gedacht, dass die Reismanderln auch in diesem Punkt 'Made in Germany' noch weiter perfektionieren könnten.

---------------------------------------------------------


Gruß
EBE-R 4273
---------------------------------------------------------

TheoW Offline



Beiträge: 5.381

06.07.2004 16:05
#50 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil IV Antworten

In Antwort auf:
Durchs wilde Kawasakistan Teil IV


Mensch Klasse Manxman,

ich könnt stundenlang weiterlesen. Haste schon einen Verleger für Deine Ja-Panischen Storys? Das Ganze wird ja immer interessanter.

Nachdem Du mit Deinem Führerscheinteil jetzt sozusagen abgeschlossen hast, werd ich den mal ausdrucken und meinem Ex-Fahrlehrer zum Aushang an seinem schwarzen Brett vorbeibringen. Da kommt wenigstens etwas Leben in den Theorieunterricht.

Ich freu mich schon jetzt auf Deinen nächsten Report.


Theo



cuchullain Offline



Beiträge: 3.885

06.07.2004 17:04
#51 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil IV Antworten

ja, was soll ich sagen, immer munter weiter so....

marc



If it's stupid but works, it isn't stupid.

docmartin Offline




Beiträge: 201

07.07.2004 21:47
#52 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil IV Antworten

Der führer war 1 armes schwein: er hatte keinen FÜHRERSCHEIN! Und der TENNO? Liest sich alles so 1 bißl wie großdeutschland nach ´45 ohne reeducation und mit farblich geschmackvolleren SA-uniformen, latürnich durchlüftet im buddhistischen geiste.Oder hätt ich besser ZWISCHEN den zeilen lesen sollen I WOASS JA NET...

manx minx Offline




Beiträge: 11.300

12.07.2004 01:40
#53 Durchs wilde Kawasakistan Teil V Antworten

Ein gesegneter Montagmorgen allerseits, liebe Brueder und Schwestern im Zeichen der W, und weiter geht’s mit den Anekdoeterln aus dem wilden Osten. Die Regenzeit hat inzwischen ein Einsehen gehabt und sich wieder zum Pazifik getrollt, die liebe Sonne scheint sich eins und zwischen Restfeuchtigkeit 70% und 34 Grad Celsius versuch ich irgendwie den Blutdruck so weit hochzuhalten, dass es das Blut tatsaechlich bis in den Schaedel schafft. Der W hingegen geht’s blendend, und nachdem gestern das oesterreichische Carepackerl hier angekommen ist, stellt sie jetzt auch die Instrumente viel aufgeweckter in den Wind. Danke, Keule, bist ein Goldstueck! Der Wechsel zum Alutank und damit verbunden zum Vergissmeinnicht-Benzinhahn ohne Unterdruckventil hat uebrigens zu einigen lustigen Ueberraschungen gefuehrt, denn trotz Schraube im Unterdruckschlauch hat der Vergaser scheints doch noch Luft gezogen, mit dem Resultat, dass zum einen das Standgas recht ruhelos geworden ist und die W andererseits im Schubbetrieb aber dermassen das Barzeln angefangen hat, dass man meinte, ich waere das chinesische Neujahrskracherkommitee auf Raedern. Also da haben die Fehlzuendungen wirklich keinen Spass mehr gemacht, und auch von einem 1200er Standgas hat sich die W net beeindrucken lassen. Das ist halt wie beim Menschen auch – wenn sich da ungehoeriges Gas den Weg in die Innereien bahnt, dann muss das halt mit entsprechenden Geraeuschen verbunden hinten wieder raus.

Aber wieder zurueck zu unserem eigentlichen Thema, dem japanischen Strassenverkehr an sich. Da haben wir es ja immer noch net zum eigentlichen Fahrspass gebracht, nach den verschiedenen Ausfluegen zu den Bellrentnern vor dem Bahnhof und dem alltaeglichen Parkplatzwahnsinn. Dazu noch einmal einen kurzen Nachtrag mit Korrektur: Das klang vielleicht ein bisserl martialisch-militaristisch beim letzten Mal, und in einer der Mails kamen da ja gleich die Anspielungen auf unsere glorreiche Vergangenheit hoch, aber da muss mer schon ein bisserl differenzieren. Sozialer Druck ist schon recht massiv hier, aber der scheint wohl durchaus seinen Platz hier zu haben, weil die Leut hier im Grunde ihres Wesens die totalen Anarchisten sind. Verantwortungsbewusstes Handeln, ruecksichtsvolles Verhalten? Nix do! Erscht kumm I, dann kumm I, und dann kummt erscht amal lang nix! Da kriegt man die Leut bloss mit brachialen Regelmassnahmen wie Bellrentnern in den Griff, noja, und am Ende ist man dann auf einmal gar nimmer so weit von der deutschen Kehrwochenmentalitaet weg.

Obwohl, ich muss zugeben, dass das soziale Verhaltenskorsett auch so durchaus seine angenehmen Seiten hat. Im Bahnhof zum Beispiel: Da gibt’s auf dem Bahnsteig in regelmaessigem Abstand schoene weisse Stricherln, und wenn die Bahn reinkommt, dann haelt die so an, dass grad vor jedem Stricherl sich eine Tuer vom Zug auftut. Und an den Stricherln stehen sie alle brav in Zweierreihen an, und wenn die Tuer aufgeht, dann gehen sie alle brav der Reihe nach rein. Keine Horden, die sich um den Eingang balgen wie bei der deutschen Bahn, und wenn ich z. B. abends am Tokyoter Bahnhof auf dem Bahnsteig einlauf, dann zaehl ich schnell die Schlange durch: Weniger als 13 Leute in der Reihe, dann krieg ich noch einen Sitzplatz, sinds mehr, dann stell ich mich halt fuer den naechsten Zug am Bahnsteig gegenueber an. Lieber 10 Minuten laenger warten und dafuer sitzen als 45 Minuten Sardine spielen und die Ekelpomade vom Vordermann direkt vor der Nase haben. Im Ernst, das Zuggedraenge ist der helle Wahn, und die Stories von den offiziellen Leutreindrueckern ist kein Geruecht. Einer meiner Studis jobbt als ein solcher, der faehrt frueh um Sechse von daheim ab, von Sieben bis halb Neun hilft er an einem der neuralgischen Umsteigebahnhoefe als Schieber aus, und dann faehrt er zur Uni. Der ist frueh schon fertig, der Mann. Aber gutbezahlter Studijob. Und zur Voelle im Zug – noja, sag mer mal, man kann im Zug nimmer umfallen, sondern sich nur mit den Massen sanft in den Kurven wiegen. Einmal hab ich den Fehler gemacht, mich zur Stosszeit mit so birkenstockerten Latschen in den Zug zu wagen, und zwischen Kawasaki (die Stadt) und Yokohama haben mich die Massen glatt aus den Latschen gehoben, ohne Scheiss. Ich hab die dann grad noch mit den Zehenspitzen wieder zu mir ranbugsieren koennen – rein uebers Zehenspitzengefuehl, denn auf den Boden runterschauen ist eh nimmer – aber im Geiste sah ich mich schon barfuss vom Bahnhof nach Haus trippeln. Dazu gleich noch ein passender Nachtrag: Wenn man nicht nur das Leben, sondern auch seine Familie von Herzen hasst, dann schmeisst man sich hier mit Vorliebe vor den Zug. Die Familie muss dann naemlich die Putzkosten der Bahn tragen. Aber jetzt ist erstmal eine Entschuldigung faellig, denn eigentlich wollt ich ja gar net vom Zug erzaehlen, sondern vom taeglichen Fahrvergnuegen, aber das wird bis zum naechsten Mal warten muessen, befuercht ich. Euch allerseits ein schoenes Wetter oder andernfalls eine gut dichte Regenjacke wuenscht
manxman

keulemaster Offline



Beiträge: 5.133

12.07.2004 09:00
#54 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil V Antworten

hey, die ösipost ist doch recht fix, in nur 6 werktagen war des ding in japan.
---------------------------------------------------
Meine Hompage: http://www.szabolcs.at
Meine Bikeseite: http://www.szabolcs.at/bike

manx minx Offline




Beiträge: 11.300

12.07.2004 14:52
#55 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil V Antworten

Dank Dir nochmal, Keule.

Bist ein Goldstueck!

manxman

TheoW Offline



Beiträge: 5.381

13.07.2004 12:09
#56 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil V Antworten

In Antwort auf:
aber das wird bis zum naechsten Mal warten muessen,


Hallo manxman,

wie immer: bestens. Aber laß uns ja nicht zu lange warten.

Gruß und Dank

Theo


Stadtratte Offline




Beiträge: 1.383

14.07.2004 12:20
#57 RE:Durchs wilde Kawasakistan Teil V Antworten

In Antwort auf:
Na, die Fahrradfahrer, das sind so die Meteoriten des japanischen Verkehrsuniversums, die streifen ohne Ziel und Plan durch den Strassenverkehr, links, rechts, aufm Buergersteig oder net, is eh alles wurscht


ist doch beruhigend, zu wissen ,dass es dort auch so zugeht ...

viele grüsse aus Berlin, Michael

Seiten 1 | 2 | 3 | 4
«« Laaangweilig
 Sprung  
Der-Amazon-LinkW650 ForumAsbest
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz