Hallo Forum, ich mach jetzt doch mal eine neues Thema zu meinem Fall auf. (ich habe es bereits hier Bremshebel vorne angerissen)
Es gibt schon mehrere Beiträge zum Thema "W springt nicht an". Aber mein Fall weicht doch ein bisschen von denen ab.
Angefangen hat es damit, dass meine W650 Anfang des Jahres schlecht ansprang. Es fühlte sich sehr nach einer schwachen Batterie an, weil die Anlasserdrehzahl schnell sank. Erschwerend kam die Witterung dazu, nur wenig über null °C. Na gut, angetreten, eine größere Runde gefahren. Ca. 1 Monat später ein ähnliches Spiel. Irgendwie habe ich sie zu Laufen gebracht. Und angesichts des vorhandenen Kickstarters hatte das Problem für mich keine hohe Priorität. Letztens, bei warmen Wetter, wollte ich wieder fahren. Der Anlasser gab keinen Ton von sich, einzig das Anlasserrelais klickt kräftig. Antreten funktioniert. Aber auch nach einer großen Runde gab der Anlasser keinen Muks von sich. Was mich an einer schwachen Batterie zweifeln lässt, ist, dass die Beleuchtung ohne laufenden Motor kräftig leuchtet und auch nicht sichtbar nachlässt. Letztens habe ich gemessen: ohne laufenden Motor liegt die Batteriespannung selbst bei eingeschalteter Beleuchtung deutlich über 12 V. Beim Drücken des Startknopfes fällt sie etwas ab, aber nur ca. 0,3V.
Heute habe ich mich endlich intensiv mit dem Problem befasst. Ich denke nach wie vor, dass die Ursache nicht in der Batterie liegt. Die Spannung ist stabil bei ca. 12,6V. Batterie Plus direkt auf den Anlasser bringt nichts, der Anlasser bleibt stumm. Ja, wenn die Batterie doch schwach ist, wäre das logisch. Die Spannung sinkt aber durch das Starterrelais nur ein paar Zehntel Volt ab, bricht aber nicht ein. Also habe ich den Anlasser ausgebaut. Auf der Suche nach einer kraftigen 12 V Quelle bin ich im Auto fündig geworden. Ich habe das vordere blanke Gehäuseende des Anlassers auf Minus gehalten und das Anlasserkabel auf Plus. Er hat mal kurz geruckt und gedreht. Durch den Ruck habe ich das Kabel losgelassen. Also den ganze Test nochmal, und keine Reaktion mehr. Ich habe das Anlasserzahnrad ein bisschen hin und hergedreht und mehrere Versuche gemacht. Der Anlasser läuft nicht. Anscheinend gibt es nur eine bestimmte Position der Anlasserwelle, in der er anläuft. Da ich ihn ja nun sowieso schon in der Hand habe, werde ich ihn mal auseinandernehmen. Im "Wie mache ichs mir selbst" Buch ist das Instandsetzen des Anlassers ganz gut beschrieben. Und im Forum finde ich bestimmt auch gute Tipps. Das werde ich mal machen. Mal sehen, ob ich da was verbessern kann undd das Ding dann wieder funktioniert. Wenn nicht, muss ich mir halt Ersatz besorgen. Ich werde weiter berichten.
Ich hab auch schon die Ursache und Lösung gefunden: Eine der Gehäusedichtungen war kaputt und nur noch zur Hälfte vorhanden. Durch den Anschluss des Plus Kabels scheint ebenso Feuchtigkeit eingedrungen zu sein. Dementsprechend gibt es im Anlasser einige Korrosion. Offensichtliche Folge und höchstwahrscheinlich auch die Ursache des Ausfalles ist, dass die Minus Kohlen in ihren Aufnahmen festhingen und durch die Federn nicht mehr nachgeschoben wurden. Also hatte der Kollektor keinen Minus Kontakt mehr. Das passt ja auch zum Fehlerbild: Nach und nach, aber relativ schnell hatte der Anlasser erst sporadisch und dann gar keine Funktion mehr.
Hier sind die festhängenden Kohlen zu sehen:
Der Rotor ist o.k., denke ich
Also werde ich alles entrosten und sauber machen. Die Kohlen haben ich schon wieder leichtgängig gemacht. Sie haben ausreichend Materialstärke. Der Anlasser könnte also am Ende der Operation wieder funktionieren. Ich bin gespannt.
Ich muss auf jeden Fall die beiden Gehäusedichtungen tauschen. Kann das wahr sein, dass eine davon 6,66 € kostet? https://www.bike-parts-kawa.de/kawasaki-...1223/D_06/0/258, Teil Nr. 920551381 Gibt es eine kostengünstige Alternative?
Im Motorgehäuse in der Mulde, in der der Anlasser sitzt, ist eine Wasser-Ablaufbohrung. Durch den Schmutz, der vom Vorderrad zwischen den Kühlrippen der Zylinder hindurch nach hinten geschleudert wird, verstopft diese Bohrung ganz gerne mal. Dann steht der Anlasser unbemerkt und ungünstigstenfalls für längere Zeit im Wasser, was einen solchen Schaden bewirkt. Tatsächlich sind die Anlasser fast unkaputtbar, weil die allermeisten Ws überwiegend bei schönem Wetter gefahren werden. Und auch wenn nach einer Regenfahrt alsbald wider eine weitere Fahrt erfolgt, verdunstet das Wasser schnell wieder. Auf eine Lebensdauer von über 100.000 km kann man sich unter normalen Bedingungen eigentlich verlassen. Bei im Winter gefahrenen Ws geht allerdings so ziemlich alles im Zeitraffer kaputt.
Nach dem Ausbau des Anlassers habe ich in der W Staub gesaugt :-) In der Mulde unter dem Anlasser lag ne handvoll Steinchen. Mit dem Staubsauger ließen die sich am besten entfernen, und ich konnte sicherstellen, dass nicht etwa einer in die Öffnung des Anlasserzahnrades fällt und dort richtig Ärger macht. Die Ablaufbohrung war nicht verstopft. Ich schreibe der defekten Gehäusedichtung den größten Anteil an diesem Fehler zu. Die Hälfte der Dichtung lag unter dem Anlasser in der Mulde.
Dann werde ich mal neue Dichtungen kaufen, alles zusammenbauen (das wird sicher lustig mit den 4 Kohlebürsten ...) und berichten. Fingers crossed
Das mit den vier Kohlebürsten ist überhaupt kein Problem. Du hebst die Feder von den Bürsten ab und schiebst die Kohlen in die Halter zurück. Die Federenden, die sonst auf die Kohle drücken, legst du neben den Kohlen auf dem Halter ab. So stehen die Kohlen nicht unter Spannung und du schiebst sie einfach über den Kollektor.
Den Anker aber bitte vorher noch in eine Drehbank einspannen und den Kollektor mit feinem Scnmirgelleinen abziehen.
Die Dichtungen kriege ich erst nächste Woche. Vor dem Zusammenbau werde ich das Gehäuse entrosten und lackieren. Achso ja, das mit den entspannten Federn klingt nach `ner guten Idee, danke!
Mangels Drehbank und Schmirgelleinen fällt das wohl aus. Im Werkstattbuch steht, ich soll den Anlasser nach dem Zusammenbau ein paar Mal für jeweils ca. 3 Sekunden abwechselnd linksrum und rechtsrum drehen lassen. Das werde ich machen.
In der Reparaturanleitung steht, ich soll die Deckelfluchten relativ zum Gehäuse markieren. Das habe ich vor dem Zerlegen gemacht. Allerdings habe ich als Vorbereitung des Lackierens das Gehäuse angeschliffen und vergessen, die Markierungen innen bzw. an die inneren Kanten zu machen. Also keine Markierungen mehr. Es gibt ja diese erhabenen fühlbaren Markierungen an den Deckeln. Kann mir bitte jemand ein zwei Fotos schicken, auf denen ich diese Details erkennen kann? Oder sonst irgenwelche Hinweise, wie ich das Gehäuse möglichst originalgetreu zusammenbaue?