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Dieses Thema hat 22 Antworten
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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
Seiten 1 | 2
tom_s Offline




Beiträge: 6.231

14.01.2023 20:18
Toms Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Prolog
Eine Zeitlang war es ja eine schöne Tradition, dass in der Vorweihnachtszeit von unterschiedlichen Foristen schöne Reiseberichte eingestellt wurden, mal ein „Türchen pro Tag“, mal auf einen Rutsch.

Zwar hat Corona da viel geändert, aber ich will da wieder anknüpfen und das Vorbild von Chris‘ tollem Norwegen-Bericht hat mich veranlasst mal in den Bildern vom letzten Jahr zu kramen.



30. Mai 2022
Endlich geht es wieder los, so oder so ähnlich klingt es eigentlich jedes Mal, wenn nach der Winterpause entweder eine Youngtimer-Reise oder, wie dieses Mal, eine private Motorradtour startet.

Gefühlt ist es aber dieses Mal wirklich etwas anders, denn diese Reise zum Killarney Bikefestival habe ich bereits zweimal wg. Corona verschieben müssen. Dieses Mal scheint es zu klappen. (Ich bin mal vorsichtig, denn noch bin ich nicht durch die britischen Grenzkontrollen.) Die heutige Tagesetappe war eine reine Transfer Etappe, daher bin ich auch zum größten Teil Autobahn gefahren.

Nachdem am letzten verlängerten Wochenende W-Treffen war, was eigentlich immer für schlechtes Wetter steht, ist es auch deutlich kälter geworden und so starte ich Montagmorgen mit langer Unterwäsche und den warmen Handschuhen. Außer ein paar Tropfen hinter Bad Camberg und auf der A61 nahe Sinzig habe ich nur trockenes Wetter und der Verkehr ist normal.

Bei meiner ersten Pause erwische ich durch Zufall einen Parkplatz auf dem der Zoll gerade mit einem mobilen Röntgenfahrzeug LKWs kontrolliert. Ich mache keine Fotos, vermutlich finden die Jungs es nicht lustig, wenn man sie bei der Arbeit fotografiert.

Mittagspause ist in Aachen bei McDoof (unverändert schlecht auch nach Corona) und mit ein paar kleinen Schlenkern erreiche ich mein erstes Hotel gegen 16:30.h. Das Hotel (https://www.fermedelgueule.com/) ist ein alter Bauernhof der über die Jahre von den Besitzern restauriert und zunächst zu einem B&B und seit 2021 zu einem Hotel-Restaurant umgewandelt wurde.


Meine Domizil für heute Nacht


Nicht alles wurde offensichtlich renoviert


Große Terrasse des Restaurants


Es war nicht wirklich überlaufen

Beim Check-in habe ich leichtsinnigerweise auf die Frage, ob ich morgen Frühstück haben wolle, mit Ja geantwortet. Die 8,50 die ich im Kopf hatte gehören aber zu einem anderen Restaurant, hier sind es 14,50.

Da ich mir, sowieso schwankend, nach Lektüre der Restaurant-Rezensionen, verkniffen habe, zu Abend zu essen, werde ich dann morgen wenigstens einen ordentlichen Appetit haben.

Ich habe vorsichtig recht frühzeitig getankt, beide Mal lag der Durchschnitt bei knapp 5 Liter/100km, jeweils mit Autobahn mit max. 120 km/h. Bei einer Kapazität von 12,5 Liter lt. Anleitung, sollten also sicher 200 km drin sein. Die Reservelampe soll bei 1,9 Liter angehen, das würde dann noch für 30 km langen. Daher: keine Experimente!

https://kurv.gr/pmemf


31. Mai 2022
Es war im Zimmer zwar etwa frisch, trotzdem habe ich ganz gut geschlafen. Eine Heizung habe ich nicht gefunden, ich denke, dass die Klimaanlage in beide Richtungen arbeitet. Obwohl ich gestern nichts mehr gegessen habe und nur zwei Kaffee und einen Instant-Kakao hatte, war ich nicht richtig ausgehungert.

Heute Morgen war ich dann in dem urigen Restaurant oder wie man das nennen mag, der einzige Gast. Obwohl die nette, junge Servicekraft nichts außer französisch kann, kamen wir doch zurecht und ich hatte leckere Rühreier mit Schinken. Auch sonst war das Buffet für französischen Verhältnisse, obwohl wir ja noch in Belgien sind, recht ordentlich und so habe ich genüsslich gespeist.

Die Fahrt bis nach Calais ist dann wie erwartet ereignislos. Ich tanke wieder frühzeitig und der französische Autobahn Benzinpreise ist nicht höher als bei uns im Dorf. Ich bin zwar deutlich früher da aber das self-check-in kostet doch etwas Zeit, zumindest in meiner Schlange. Bei mir klappt es nach Eingabe meiner Buchungsnummer problemlos. Bis wir dann im Waggon sind, dauert es noch etwas. Irgendwie scheinen Motorräder den gewohnten
Im Zug komme ich mit einem netten Engländer ins Gespräch. Er fährt die neue CRF300 und war damit mit Sack und Pack in den Pyrenäen. Er ist sehr zufrieden damit und erzählt mir, was er noch an altem Briten-Eisen zuhause hat. Kaum unterhält man sich angenehm, schon ist der Zug in England, das Ausladen klappt problemlos und es gibt, wie ich gehofft habe, auch keine Kontrolle wie auf der Fähre. Und so rollen wir früher als wir losgefahren sind durch Kent.

Die Route ist schön und ich habe wohl wirklich alle Nebenstrecken erwischt, die kurviger zu bieten hat. Zweimal werde ich ordentlich nass aber der Stadler hält das einigermaßen aus. Wobei ich mich wohl demnächst um einen Nachfolger, zumindest für die Jacke kümmern muss.

In Tenderden wird auch heute Eisenbahnbetrieb gemacht, es ist viel los obwohl Montag ist. Es scheinen mir hauptsächlich Einheimische zu sein, die teils sogar mit dem Bus ankommen.


Die Briten sind ziemlich Eisenbahn-verrückt


Big fun for all of he family


Haben ist besser als brauchen


Könnte auch 1:87 sein
In Biddenden halte ich an der Kirche an und mache ein paar Fotos der alten Häuser. Die sind mittlerweile aber richtig alt, manche verfallen schon. Alles ist über und über geschmückt für das Kronjubiläum der Queen diese Woche, das werde ich auf dem weiteren Weg überall sehen.


Damals hat vermutlich noch keiner geahnt, dass es das letzte Jubiläum für die Queen sein würde.


Die Briten sind auch ziemlich Bully-verrückt.


Guerillia-Häkeln?
Obwohl die Strecke insgesamt kürzer ist als gestern, ist sie doch anstrengender. Die vielen Kurven, schmalen Straßen und die Schlaglöcher kosten Energie. Durch die fast ausnahmslos kleinen Straßen komme ich kaum durch nennenswerten Siedlungen und damit auch nicht an Tankstellen vorbei. Als mir das bewusst wird, habe ich schon knapp 200 km auf dem Tacho. Bis ich dann endlich eine Tankstelle finde, brennt das Reservelicht bereits. Am Ende tanke ich bei Ashington knapp über 11 Liter, bei 12,5 Tankinhalt. Die Pause nutze ich auch gleich für einen kleinen Imbiss, Sandwich und Limo. Wer weiß, wie es heute Abend mit Essen aussieht.

Das letzte Stück bis Portsmouth ist ziemlich quälend, da der Berufsverkehr sich durch die Kreisel quält und lange Staus produziert. Mit der strammen Kupplung der Scout ist das kein Spaß und das Gebläse hört überhaupt nicht mehr auf. Schließlich erreiche ich mein Hotel, ein typisch englischer, etwas abgerockter Kasten. Dafür fußläufig zum historischen Hafen gelegen.

Abends gehe ich zur Pier runter, schau mir den modernen Hafenbezirk an und esse im Spice-Island. Zwar ganz gut, dafür aber enorm teuer.


Britannia rules the waves, formerly jedenfalls …


Spice Island, früher eher ein verrufener Bezirk, heute Touri-Meile.


Tradition und Moderne


Tradition und Moderne


Sorry, for boats only!


Alte Hafenbefestigung!


Blick auf den Hafen


Fähre zur Isle of Wight


Das neue Wahrzeichen der Stadt – Spinnaker Tower bei Tag ..


.. und bei Nacht...

https://kurv.gr/PJHkR


01. Juni 2022
Meine Frage nach einem Parkplatz für das Motorrad wurde gestern eher unwillig zur Kenntnis genommen aber nicht wirklich beantwortet. Aber nach dem Motto, wer viel fragt, habe ich die Maschine einfach direkt neben dem Eingang stehen lassen und es hat natürlich niemanden gestört.

Der Eindruck vom Hotel hat sich leider morgens bestätigt. Cooked breakfast und Buffet geht einfach nicht zusammen. Zudem ist der Service minimal und dass mein Tisch noch dreckig vom Vornutzer ist, stört die Servicekraft nicht wirklich.

Zur Fahrt ist wenig zu berichten. Zunächst umfahre ich den Ballungsraum Portsmouth/Southhampton auf der Autobahn. Danach geht es durch den New Forest, wobei ruhige Nebenstraßen und verstopfte Schnellstraßen hier auch nahe beieinander liegen. Lyndhurst ist der touristische Mittelpunkt und gut besucht. Teilweise fahre ich durch Gegenden, die ich noch nicht kannte. Viele kleine, teils fast einspurige Nebenstraßen und etliche Ortsdurchfahrten.

Nachdem es nach dem Brexit einige Sachen nicht mehr in „Europa“ zu kaufen gibt, habe ich einen klitzekleinen „Einkaufszettel“ dabei. Es geht um ein spezielles, typisch englisches Chutney. Den Laden finde ich nach einigem Suchen wirklich „in the middle of nowhere“ und sie haben sogar ein Regal voll mit der gesuchten Ware. Ich bescheide mich und kaufe nur 2 Gläser. Der Ort heißt übrigens Midsomer Norton, man glaubt es nicht.

Von hier ist es gar nicht mehr weit nach Wells. Der Ort ist voller Touristen und alles strömt Richtung Kathedrale. Ich mache ein paar Fotos und fahre weiter nach Cheddar. Auch hier ist sehr viel los aber es reicht zumindest für einen kleinen Spaziergang und ein Eis.


Wells Cathedral


Vicar’s Close


Cheddar Gorge


Cheddar Gorge

Alles scheint mir touristischer als früher, vielleicht weil durch Corona und Brexit die Briten jetzt alle zuhause Urlaub machen? Ich fahre weiter nach Bristol, eine Stadt die bei mir gar keine Erinnerung weckt. Die Lage ist toll, mit Bergen und Schluchten mitten in der Stadt.. Ich parke vor der Hängebrücke und steige auf den Hügel mit dem Observatorium. Von hier hat man einen tollen Blick auf die Brücke.

Nach Bristol gerate ich um Cheapstowe nochmal in eine heftigen Stau, danach verlasse ich die A-Straße und die Nebenstrecke entpuppt sich als echtes Kurvenwunder.

Gilvern ist ein kleines Kaff und ich finde mein B&B schneller als gedacht. Meryl empfängt mich beim Dekorieren des Hauses mit UK-Flaggen, morgen ist das Platinum-Jubiläum. Sie macht mir einen Tee und wir kommen eher zufällig auf den Brexit zu sprechen. Sie arbeitet als Krankenschwester und erzählt die gleichen Märchen vom tollen und kostenlosen NHS, die man im TV immer zu hören bekommt. Ich verlasse das Thema möglichst bald.

Das Haus ist schön zurecht gemacht mit viel moderner Technik. Ihr Freund, Kelvin, ist der eigentliche Betreiber und sie vertritt ihn nur. Ich beziehe mein Zimmer und gehe später in den Ort und esse eine Kleinigkeit.

Clifton Suspension Bridge

https://kurv.gr/m3zB7


02. Juni 2022
Wie heißt es im Lied "oops, I did It again".

Einer der Gründe, warum ich mittlerweile liebe, solche Touren alleine, zumindest ohne Gäste zu machen. Meine Fehler müssen dann nicht andere ausbaden.

Ich habe mich heute Morgen mit meinem sehr netten Gastgeber fest geschwätzt und zudem mich bei der Planung der heutigen Etappe völlig verschätzt. (OK, bei Youngtimer hatte ich es vermutlich gründlicher überprüft)

Jedenfalls war mir bei der Abfahrt schon klar, dass das nicht reichen kann auf der geplanten Route. Also alles gelöscht und auf dem schnellsten Weg, was hier beim herrschenden Tempolimit nichts heißt, nach Fishguard gebrettert.

1300 war Abfahrt und ich hatte mir 1200 als Limit gesetzt und gehofft, das letzter Check um 1230 sei.
Hier angekommen haben die Leute von Stena schon gegrinst. Ratzfatz eingecheckt und an allen wartenden Autos vorbei gebraten. Ich war das letzte Motorrad, direkt nach mir durften die Autos rein. Ich war aber nicht der letzte, hinter mir kam noch ein Auto.

Zum Glück habe ich meine Mails unterwegs nicht gelesen. Da stand in einem Mail von Stena, dass letzter Check in um 1200 sei. Hätte ich das gewusst, hätte ich wohl aufgegeben.
An Bord sind sehr viele Motorräder, die Mehrheit Harleys, eher schwer und teuer. Es scheinen viele Gruppen bzw. MCs unterwegs zu sein. Solofahrer wir ich sind fast in der Minderheit.


An Bord, wenn auch gerade so.


Bye bye, Großbritannien.


Ruhige Überfahrt

In Irland begrüßt mich frischer Wind aber noch ein rest an Sonne. Die restlichen 80km will ich einfach durchziehen. Kurz vor Waterford motiviert mich die Ankündigung einer Toll-Station und mein Kilometerstand, abzufahren und so tanke ich in Waterford. Danach stochere ich etwas in der Stadt herum, finde mein B&B in Kilmeadan aber auf Anhieb. Zuerst werde ich von zwei netten Hunden begrüßt, danach lässt mich die freundliche Landlady ins Haus.


Pub unmittelbar neben dem B&B, so muss das.

Easdale ist ein B&B nach “alter Sitte”, finde ich. Die Wirtin ist etwas Modell Mutter der Kompanie und hat ihren Laden mit sicher 4 oder 5 Zimmern gut im Griff. Nachdem ich das Frühstück klar gemacht habe, gehe ich die kaum 100m bis zum Pub und dort gibt es als Wiedergutmachung für gestern 2 Pint vom Schwarze und Steak and Guinness Pie. Die Küche ist nicht Sterne-verdächtig aber typisch und lecker und macht ordentlich satt.

https://kurv.gr/JyGh4



Gruß
Thomas


Silence Offline




Beiträge: 1.253

15.01.2023 10:57
#2 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Hey Tom, na das fängt ja schon mal ganz toll an!!!

Gruß,

Chris

PeWe Offline




Beiträge: 21.969

15.01.2023 12:18
#3 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Freue mich schon auf die Fortsetzung...

Liebe Grüße
PeWe

..."ich weis längst, daß ich nicht Motorrad fahren kann, dass muß ich niemanden mehr beweisen!"

PepPatty Offline




Beiträge: 8.738

15.01.2023 13:58
#4 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Oh wie tut das gut bei diesem Dreckswetter sowas schönes zu lesen…
Vielen Dank!
Ich freu mich schon auf die Fortsetzung

Grüße PepPatty https://acegif.com/wp-content/uploads/20...ke-emoji-26.gif

sandklaus Offline



Beiträge: 386

15.01.2023 18:58
#5 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Vicar's Close.
Mein Gott , wenn die alle auf einmal die
Kamine anschmeißen!
Und die andere Straßenseite sieht wohl genau so aus?

Gruß Klaus

tom_s Offline




Beiträge: 6.231

16.01.2023 14:13
#6 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Da mich am Wochenende eine spontane Rüsselpest nieder gestreckt hat, kommt die Fortsetzung erst heute.
(Leider kann ich daher keine Fehler aus dem ersten Teil mehr korrigieren)




03. Juni 2022
Zum Frühstück gibt es als Kompromiss zwischen “fully cooked” und gar kein cooked ein sehr gutes Omelett gefüllt mit Pilzen und Tomaten.
Dazu ein selbstgemachter Obstsalat. Kein Vergleich zum Hotel von vorgestern.


Filosofie zum Frühstück

Danach fahre ich auf meistens Nebenstraßen Richtung Cobh.
Ich parke auf dem öffentlichen Parkplatz bei der Kathedrale und suche den Spot, von dem aus man die “Stack of cards”, also die aufsteigenden, bunten Häuser mit der Kathedrale im Hintergrund fotografieren kann. Ich finde den nicht, habe aber das Gefühl, dass das durch die Bebauung auch gar nicht (mehr) möglich.


Kathedrale in Cogh


Stack of Cards

Am Pier liegt ein Kreuzfahrtschiff, genau da lag die Titanic, bevor sie zu ihrer letzten Fahrt ablegte…..



Letzter Halt in Europa??



Denkmal für die vielen Auswanderer, die von hier aus nach Amerika aufbrachen.

Da ich den Abstecher zum Old Head auslasse, wird die Tour etwas kürzer.
Durch die vielen Nebenstraßen und die strikte Vermeidung der Hauptstraße zum Beispiel über Macroom, dauert es aber doch recht lang und das Geschüttel ist irgendwann auch zu viel.



Leicht sanierungsbedürftig – Ruine bei Garranenamuddagh


Dafür, dass es in Irland recht ordentlich Wind gibt, sind solche Windfarmen (noch) die Ausnahme.


Auch wenn die Bedeutung der katholischen Kirche stark nachgelassen hat, werden diese zahlreichen Altare immer noch in Schuss gehalten.

Auf den letzten Kilometern stockt es noch mal ganz ordentlich, man merkt den einströmenden Wochenende-Verkehr. Außer den Motorrad Leuten ist ja auch Saison mit “normalen” Touristen.
Ein großer Vorteil von Foleys Townhouse ist sein eigener, abgeschlossener Parkplatz. Ich stelle die Maschine ab und bringe meinen Kram ins Zimmer. Danach gehe ich zum Festival-Gelände.

Dort ist schon ordentlich was los und die erste Band heizt auf der Bühne ein.
Hier sieht man deutlich, dass es praktisch eine reine Harley-Veranstaltung ist. Andere Marken sind als Händler überhaupt nicht vertreten und auch das Publikum ist in der großen Mehrheit Harley-lastig. Wie so oft allerdings total entspannt und freundlich und oft mit der ganzen Familie im Schlepptau.



Festivalgelände


Einheizer


Der gleiche Friseur wie die schottischen Hochlandrinder

Ich schlendre erst mal über das Gelände und bleibe schließlich bei einem Berliner Kebab-Stand hängen.
Später gibt es noch ein Pint und ich höre zu Beginn der zweiten Band zu. Das ist mir aber dann doch zu laut, zu schrill, zu AC/DC, so dass ich gegen 2100 wieder zurück im Hotel bin.

https://kurv.gr/mhKV6



Gruß
Thomas


tom_s Offline




Beiträge: 6.231

16.01.2023 16:40
#7 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

04. Juni 2022
Da ich gestern nur ein Pint getrunken hatte, war ich heute Morgen fit und um Punkt 800 beim Frühstück.
Die Auswahl ist für ein Hotel eher überschaubar und etwas enttäuschend. Als Kompromiss nehme ich das Omelett mit Käse und Schinken. Es schmeckt lecker und ist frisch gemacht.

Zwar werden während des Festival auch etliche „ride-outs“ angeboten, da ich aber einerseits nicht so viel Lust habe mit einer Horde Harleys durch die Gegend zu fahren und mich andererseits einigermaßen gut auskenne, habe ich mir schon zuhause ein paar schöne Alternativen zusammen gestellt, die einerseits altbekanntes und andererseits neue Tipps vereinen.

Danach geht es auf die Strecke.
Da die Wettervorhersage für den Nachmittag Regen angekündigt hat, habe ich kurzerhand die längere Kerry und Beara Tour verschoben und stattdessen die deutlich kürzere Dingle-Route geladen.
Die Fahrt geht über Tralee und bis dahin ist es eine Bundesstraße und eher langweilig.

Insgesamt eine wunderschöne Tour, auch weil sich das Wetter bis weit nach dem Mittag wenig an die Vorhersage hält.
Erst auf dem Rückweg, wird es zunehmend grauer. Ich hatte zunächst die Idee, in Dingle eine Pause zu machen da ich irgendwie Lust auf Kaffee und Scones habe. Als ich in den Ort komme sehe ich dass die Parkplätze knallvoll sind und die Leute in Massen die Straße rauf und runter strömen. Auch einige Gruppen an Motorrädern quetschen sich irgendwie noch dazwischen. Da kann ich mir die Situation in Cafés und Lokalen vorstellen, die Idee ist sofort gestrichen.
Ich nehme auf dem restlichen Rückweg noch einen kleinen "Pass" in der Nähe von Camp mit. Allerdings habe ich den mit einem anderen verwechselt, denn “oben” gibt es nichts, vermutlich meinte ich einen Pass auf dem Ring of Kerry.


Eine meiner Lieblingsstellen – unterwegs auf dem Sleahead Drive


Brandon Creek


Brandon Creek

Ich komme gegen 1530 zurück und habe das richtige Näschen gehabt.
Kaum bin ich im Zimmer und habe meine diversen Spielsachen an die diversen Ladegeräte gehängt, da beginnt es zu regnen und es scheint der angekündigte, längere Regen zu werden. Perfektes Timing. Mal sehen, ob es jetzt morgen genauso wird wie angekündigt, denn da hieß es Sonntag zwar bewölkt aber kein Regen.

Diese Zeilen tippe ich in einem Café unweit meines Hotels, welches mir die freundliche Dame am Empfang empfohlen hat. Zwar ist im eigentlichen Gastraum nichts mehr frei, dafür sitze ich jetzt völlig alleine in einem Wintergarten. Oben tropft der Regen und draußen wummern die schweren Maschinen (im Regen)

Da es sich langsam eingeregnet hat, werde ich sicher nicht nochmal auf die Festival Fläche laufen. Aber es gibt in Killarney so viele Lokale, da werde ich sicherlich einen Platz finden.

Man merkt, dass Wochenende ist, überall strömen die bekannten Grüppchen von jungen Männern oder aufgetakelten Mädels (jeden Alters) durch die Straßen, es wird vermutlich später voll werden in den Musikpubs.

https://kurv.gr/H8UBh




Gruß
Thomas


W-iedehopf Offline




Beiträge: 8.113

16.01.2023 17:21
#8 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Hallo Tom,

vielen Dank für Deinen tollen Reisebericht.
Es ist schön von Dir mitgenommen zu werden.

Wenn Du mal gerne English Cream Tea mit Scones, Clotted Cream mit Orangen und Erdbeermarmelade genießen möchtest wäre das ein Tipp von mir:
https://landhaus-ettenbuehl.de/restauran...time-cream-tea/

Ist nicht so teuer wie Irland und die eine oder andere Kurve hats hier auch.

tom_s Offline




Beiträge: 6.231

16.01.2023 18:30
#9 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Hi Irmi,

Danke für den Tipp, sieht lecker und stylish aus.
Nur das mit den Preisen passt nicht so ganz, zumindest nicht in Irland.



Gruß
Thomas


tom_s Offline




Beiträge: 6.231

16.01.2023 18:39
#10 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

05. Juni 2022

Zwar sieht der Himmel grau und sehr regnerisch aus, die Wetterkarte glaubt aber zu wissen, dass sich das etwas später bessert und im Westen aufklart.

Irgendwie habe ich heute keine Lust auf cooked, also bleibe ich beim kalten Frühstück, sprich Brot, Käse und Salami. Auch keine Offenbarung, das Müsli mit Obst vorweg ist da fast die Hauptsache.

Ich starte und fahre am Festivalgelände vorbei. Dabei sehe ich zum ersten mal, dass der Straßenrand Richtung Nationalpark mit kleinen Zelten dicht gesäumt ist, es stehen auch einige Wohnmobile dazwischen, Zelte überwiegen aber. Nach der kalten und feuchten Nacht bin ich da doch ganz froh, in meinem wenn auch kleinen aber trockenen Zimmer geschlafen zu haben.

Die Straße führt mit vielen Kurven hinauf zum Ladies View. Es ist fast nichts los und ich habe die Straße deutlich schlechter in Erinnerung.

Zunächst beginnt es nur leise zu nieseln, Richtung Kenmare wird daraus dann ein richtiger Regen. Für die Regenklamotte wäre es jetzt zu spät, ich bin froh, dass mein alter Stadtler noch so gut funktioniert.

Auf dem Weg nach Glengarriff reißt es nochmal kurz auf und ich mache einen Fotostopp bei Molly Gallivans, früher eine Kate mit ein paar Mitbringsel, heute ein „Visitor Center and traditional Farm“.


Molly Gallivans


Molly Gallivans

Ich fahre weiter und da das Wetter weiter unbestimmt bleibt, beschließe ich die Beara-Halbinsel etwas abzukürzen und fahre über den Healey-Pass. Das ist der Pass, den ich gestern hinter Camp erwartet hatte und verwechselt habe.


Healy Pass

Wenn man ehrlich ist, gibt der Healey-Pass in jeder Beziehung mehr her als der “berühmte” Connor-Pass.
Viel mehr Kurven und Serpentinen, deutlich länger, damit mehr Fahrspaß und von oben, bei passendem Wetter, mindestens eine ebenso tolle Aussicht.

Die ist heut nicht gegeben, trotzdem halte ich oben in der Parkbucht. Gleich verwickelt mich ein älterer Engländer in ein launiges Gespräch.
Er fragt nach der Scout, fährt aktuell selbst eine V85 Guzzi und erzählt gleich von den Motorrädern die er schon hatte. (oder gern gehabt hätte?)

Es ist ein nettes Biker-Gespräch, auch wenn ich vermutlich kaum ein drittel von seinem Slang verstehe. Erst als ein französisches Womo, welches ich vorher erst überholt habe, in die Parkbucht rollt, lösen wir uns voneinander.

Die Abkürzung endet in Laurag und hat ungefähr 50 km gekürzt. Ab jetzt geht es wieder nach Osten Richtung Kenmare. Dort geht es scharf links Richtung Sneem. Ich gestehe, dass ich diesen Teil seit Jahren immer gemieden habe, weil ich ihn für total langweilig hielt. Das ist aber überhaupt nicht der Fall. Die Strecke ist schön zu fahren, mit ordentlich Kurven und gutem Belag.

Ich fahre auch die beiden “neuen” Wegpunkte aus der Motorradzeitung “Oysterbed Pier” und “Illaunleagh Viewpoint” an, wobei der erste nicht so toll, der zweite dafür sehr pittoresk gelegen ist. Am ersten störe ich wohl drei einheimische Taucher, die auf irgendwas warten, beim zweiten hat sich älteres Wohnmobil samt Stromgenerator häuslich eingerichtet und der Besitzer scheint erleichtert, als ich nach Fotopause wieder los fahre.


Illaunleagh Viewpoint


Illaunleagh Viewpoint

Auf dem weiteren Weg rollt an einer beampelten Baustelle ein große Gruppe 125er auf mich auf bzw. um mich herum. Offenbar gibt es an diesem Wochenende verschiedene Zweirad-Veranstaltungen. Die Gruppe ist bunt gemischt, meist ziemlich jung und viele Mädchen und Frauen sind darunter. Die Leute auf ihren Mopeds haben trotz der teilweise sehr lauten Auspufftröten die Sympathien der Passanten und bekommen deutlich mehr hoch gereckte Daumen als die Harleys.

Der nächste Stopp “Derrynane Bay Beach (Lamb's Island)” ist sicher an anderen Tagen schön, an einem Sonntag jedoch massiv überlaufen, ich setze daher noch nicht mal den Helm ab und fahre gleich weiter. Danach kommt bekanntes Terrain. Da das Wetter zwar nicht gut aber beruhigt wird, schmiede ich Pläne unterm Helm. Einer wäre, eine Mittagspause zu machen. In Waterville und auch den folgenden Orten ist aber alles so voll, dass ich das immer wieder verschiebe. Auch Portmaggee herrscht der bekannte Rummel am Hafenlokal.


Auf dem Ring of Kerry

Ab Cahersiveen zweigt dann die Straße ins Landesinnere ab und trifft irgendwann auf die Straße von Waterville zum Ballaghisheen-Pass. Eine wunderschöne, teils einspurige Strecke, nahezu ohne jeden Gegenverkehr Wenn man von dem Opa absieht, der seiner Enkelin auf dem Pass Schafe und Motorräder zeigt. Nach kurzer (Pinkel-)Pause fahre ich daher weiter über Glencar zurück ins Hotel.

Diese Strecke ist deutlich schöner und einsamer als die Standard-Route über Killorglin.

Da ich nun den ganzen Tag weder etwas gegessen noch getrunken habe, ziehe ich mich schnell um und esse beim lokalen Chipper sehr lecker zu Abend. Da ich relativ früh komme, klappt das reibungslos. Später stehen die Leute am Eingang Schlange. Ein letztes Bier in einem Pub beschließt meinen Abend in Killarney.

Morgen soll das Wetter besser werden. Trotzdem werde ich möglichst auf alle Exkursionen abseits der Hauptstraße verzichten. Etwas früher in Dublin zu sein, muss ja kein Nachteil sein.

https://kurv.gr/sQLZv




Gruß
Thomas


tom_s Offline




Beiträge: 6.231

17.01.2023 16:26
#11 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

06. Juni 2022
Die Wettervorhersage für heute war gar nicht so schlecht, nur hat das Wetter die offenbar nicht gelesen.
Ich starte noch bei bedecktem Himmel, aber es wird weder heller noch trockener sondern pieselt immer leicht vor sich hin, mal mehr mal weniger.

So streiche ich alle angedachten Schleifen und Fotostopps und fahre einfach nach Westen. (Edith Falcone hat natürlich Recht, es ging nach OSTEN!)
Es gibt nichts zu berichten außer dass das Wetter je weiter ich Richtung Dublin komme, trockener und wärmer wird.


Pause in Adare


Kultkneipe in Moneygall – hier trank Barack Obama 2011 sein berühmtes Pint Guinness

Ich erreiche Dublin ziemlich frühzeitig, bis ich das Hotel dann aber konkret erreicht habe, ist es fast genau 1500, die Zeit ab der der Check-in möglich.

Zunächst stelle ich das Motorrad vorm Hotel ab, direkt über zwei gelben Streifen.
Der junge Hotelangestellte checkt das sofort und schickt mich zunächst zum Hotelparkplatz, bevor ich dann in Ruhe einchecke.

Das Castle-Hotel ist ein wirklich sympathischer Kasten, teils meint man in einem Herrenhaus zu sein. Im Aufzug hatte ich eine Werbung für Teatime nach altem Muster gesehen und direkt nachgefragt.
Dummerweise muss man das vorbuchen, blöd wenn man nur einen Tag im Hotel ist. Ich gehe etwas weiter und neben dem Eingang gibt es einen zum Hotel gehörenden Coffeeshop, da lasse ich mir als Mittagessen-Ersatz zwei Scones und einen Cappuccino schmecken.


Castle Hotel


Castle Hotel


Castle Hotel

Ich gehe die O’Connell Street Richtung Liffey runter und der erste Eindruck ist schon ein anderer als wenn man im Januar hier ist.
Mal von den leicht-bekleideten Damen abgesehen, denn die gibt es z.T. ja auch im Januar.


An der Liffey


Garden of Remembrance

Es ist viel los, trotz Montag, aber es ist eben Sommer und damit Saison.
Mir fallen viele geschlossene Läden auf, manche vielleicht weil auch heute hier Feiertag ist, manche sind aber schon sichtbar länger zu. Außerdem werden auch hier überall Mitarbeiter gesucht.


Halfpenny Bridge

Nach dem späten Kaffee/Kuchen bin ich eigentlich satt, zumindest steht mir nicht gleich der Sinn nach Pub-food.
Zunächst schlendere ich durch Temple-Bar und zur Christ Church Cathedral. Die ist aus irgendeinem Grund schon zu, vermutlich eine geschlossene Veranstaltung.
Danach spaziere ich am Trinity College entlang (auch schon zu) zum Stephens Green. Hier liegt die städtische Jugend im Gras und genießt die Sonne.


Stephens Green


Stephens Green


Dublin Castle


Wieder zurück in Temple Bar gibt es in der Temple Bar ein Pint Smithwicks und ich höre eine Zeitlang einem begabten Sänger zu. Das Publikum geht schwer mit, dabei ist es noch sehr früh am Abend.


Auf ein Pint mit Mr. James Joyce


Auf dem Rückweg ins Hotel überlege ich doch noch eine Kleinigkeit zu essen, mal ist mir der McDonalds zu doof, mal das manuelle Bestellen (mit Maske seitens der Bedienung) vermutlich problematisch und dann verhasple ich mich doch an dem unseligen McDoof Bestellterminal.

Zum Glück, denn direkt gegenüber entdecke ich einen unscheinbaren libanesischen Dönerladen und gehe einfach rein.
Ich bestelle problemlos einen Döner-Kebap Lamb und der wird frisch zubereitet und ist einer besten die ich seit langem gegessen habe.
Als eine Gruppe herein kommt, rücken die Gäste, offenbar alles Freunde des Betreibers, einfach zusammen und machen den einzigen großen Tisch frei.
Die Leute passen mit ihrer ansteckenden Freundlichkeit gut zu den Iren.

https://kurv.gr/YJmnB



07. Juni 2022
Das Hotel bietet die Option Buffetfrühstück eher kontinental oder mit Service und cooked.
Ich habe mal wieder zu schnell gelesen und übersehen, dass diese Optionen in verschiedenen Restaurants angeboten werden und man für zweitere vor buchen muss.
Aber da mir ehrlicherweise nicht nach cooked ist, ist mir das Recht.

Obwohl ich mir Zeit lasse und beim Packen sehr sorgfältig vorgehe, bin ich doch deutlich vor 1000 fertig und starte.
Mein erstes “Ziel” ist der Indian-Laden im Norden. Die Gurkerei durch die zahllosen Kreisel und Ampeln nervt irgendwann doch.

Ich finde den Laden erst im zweiten Anlauf, kurviger hatte da eine Verbindung vorgegaukelt, wo keine war. Dass der Laden so klein ist, hätte mir eigentlich klar sein müssen, trotzdem hatte ich mir irgendwas größeres vorgestellt. Immerhin ist das der größte Indian-Händler Irlands, was nicht so schwierig ist, da es der einzige in der Republik Irland ist.

Man hat sich mit Franklin Motorcycles aber einen geschichtsträchtigen Namen zugelegt, denn C.B. Franklin war der irisch-stämmige Rennfahrer und Designer, der für die ersten Indian Chief und Scout Entwürfe verantwortlich war und damit den Erfolg der Marke mitbegründete. (Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Franklin)
Der sympathische voll-tätowierte Typ bietet mir einen Kaffee an und hat sogar Zeit für ein kleines Gespräch, obwohl ich ja offensichtlich kein Kunde bin.


Franklin Motorcycles


Bald fahre ich weiter durch Portmanock bis nach Howth. Den Häusern nach ist das hier eine bessere Gegend und Howth ein Touri-Spot. Dass es hier im Osten so schöne Strände gibt, war mir nicht klar.


Strand bei Howth


Treffpunkt am Hafen von Howth

Irgendwann fahre ich aber doch zum Hafen, tanke vorher noch mit brennender Spritlampe und bis ich das Stena-Terminal finde, ist es gar nicht mehr so sehr zu früh. Einchecken geht es holprig, weil die Blonde nicht schnallt, dass sie anhand meines Namens im Pass auch meine Buchung finden müsste. Zum Glück habe ich die Myferry app im Zugriff.

Das Verladen geht dann flott („bikers first“) und ich sichere mir einen netten Fensterplatz. Wir sind nach einer völlig ruhigen Überfahrt pünktlich im Hafen und auch das Ausladen geht flott.
Alle meine Vorurteile klappen zusammen als wir dann von der britischen Border Control einfach durchgewunken werden, ohne jede Kontrolle. Ich vermute, dass man bei den mehrheitlich britischen Bikern keinen großen Aufstand machen will. Aber auch das ist mal wieder ein Vorurteil.
Jedenfalls spart das eine Menge Zeit und kaum auf der A55 gebe ich zusammen mit ein paar Goldwings und Roadkings ordentlich Gas.
Die Ankunftszeit sinkt kontinuierlich und erst als ich auf der nur noch zweispurigen A5 hinter LKWs bzw, Wohnmobilen langsamer machen muss, bleibt sie stabil bei 1930.

In Betws-y-coed finde ich mein gebuchtes B&B erst nach ein paar Orientierungsschleifen, denn es liegt etwas abseits. Zuerst klingle ich beim falschen Haus, da hier aber jeder jeden kennt, ist das Problem bald gelöst.

Das Einchecken und Erklären der Regularien dauert etwas und bis ich dann die gut 2 km in den Ort gelaufen bin, ist es für Essen gehen zu spät. Die Bürgersteige werden hier in Wales recht früh hoch geklappt. Am Ende rettet mich der Leuchtturm der britischen Gastronomie, einer der allgegenwärtigen Londis-Mini-Supermärkte. Die haben scheinbar keine Öffnungszeiten, dafür aber die Grundversorgung für hungrige Traveller. Mit einer Ladung Sandwiches und zwei Dosen Strongbow-Cider geht der Abend zu Ende.

https://kurv.gr/qgSSB



Gruß
Thomas


Falcone Offline




Beiträge: 113.813

18.01.2023 08:23
#12 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

Zitat
und fahre einfach nach Westen ... Richtung Dublin ...



Du hast geschummelt. Du bist gar nicht nach Westen gefahren, du hast abgekürzt und bist direkt nach Osten nach Dublin gefahren!

Schöner Bericht.
Spannend finde ich, dass du im Südwesten oftmals dieselben Straßen benutzt hast, wie wir damals. Und trotzdem habe ich keines der Fotomotive wiedererkannt. Das zeigt zum einen, wie vielfältig das Land dort ist und zum anderen, wie unterschiedlich die Prämissen hinsichtlich der Motivwahl sein können.

Grüße
Falcone

tom_s Offline




Beiträge: 6.231

18.01.2023 13:15
#13 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

08. Juni 2022
Geschlafen habe ich gut in dem riesigen Doppelbett. Das Frühstück ist wirklich lecker und mit Porridge und Rührei mit Lachs auch sehr reichhaltig.
Ich lerne nach Martin nun auch Pippa und deren Mutter Marian kennen. Unversehens bin ich mit ihr in ein angeregtes Gespräch verwickelt.
Sie verstehe ich zwar besser als Martin, trotzdem bleibt vieles im Vagen, was aber keinen stört.

Nachdem ich mein Mopped aus der zugeparkten Parkbucht befreit habe, starte ich die geplante Tour. Insgesamt eine tolle Strecke, mal gut, mal sensationell.

Ich bin noch nicht lange unterwegs als ich das unverkennbare Pfeifen einer Dampflok höre.
Nach der nächsten Kurve sehe ich sie auch schon und halte spontan an um ein paar Fotos zu machen. Wales ist für Eisenbahn-Liebhaber ein wahres Eldorado.


Bahnhof Minffordd


Bahnhof Minffordd

Die erste große Pause mache in Portmeirion, das "italienische" Dörfchen eines walisischen Architekten.
Lustig anzuschauen aber irgendwie auch etwas wie Disney. Ich lasse mir viel Zeit, habe aber nach gut 2 Stunden fast alles gesehen.


Portmeirion


Portmeirion


Portmeirion


Portmeirion


Portmeirion


Portmeirion


Letzter Fotohalt bei Barmouth

Ich bin gegen 1700 wieder zurück und habe wieder enormes Glück mit dem Wetter. Ich hatte keine 5 Tropfen unterwegs, als ich gerade angekommen bin und meinen Kram ins Zimmer gebracht habe, geht ein Starkregen runter der die Straßen überflutet. Unterwegs hätte mich das völlig durchnässt.

Dieses Mal gehe ich früher los zum Essen und lande nach kurzer Auswahl im Gwydir-Hotel. Zwar ist der Bar- oder Lounge Betrieb irgendwie ungemütlich, das Essen dafür aber sehr lecker und sättigend.

Mit vollem Bauch laufe ich zurück und werde langsam für die morgige Übernachtung an Bord packen.

https://kurv.gr/PS6Bt




Gruß
Thomas


tom_s Offline




Beiträge: 6.231

18.01.2023 14:27
#14 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

09. Juni 2022
Ich habe mich gestern für die ”zweite Schicht” eingetragen, frühstücke also erst um 8:30h. Diesmal ganz konventionell cooked, auch sehr lecker, wenn auch Standard.

Packen nach zwei Tagen ist immer etwas anspruchsvoller, vor allem wenn ich jetzt schon für das Schiff packen muss.
Für heute sind mit allen geplanten Punkten gut 520 km auf dem Zettel, es steht also ein langer Fahrtag an.

Hatte ich gestern großes Glück mit dem Wetter, so sieht es heute etwas durchwachsen aus.
Und wirklich, als ich losfahre, beginnt es leise zu nieseln. Nix dolles aber es reicht um jede Foto Idee in grau zu ertränken.
Bis zur Abzweigung auf die landschaftlich schöne Strecke sind es gut 30min, bis dahin muss ich entscheiden.

Die Entscheidung trifft sich fast von alleine, denn es regnet sich ein und so lasse ich die Abzweigung nach Süden durch den Nationalpark und den Pass links.
Ich folge nunmehr bis auf weiteres der schönen A5 und selbst bei dem regnerischem Wetter sieht man viel von der tollen Landschaft.

Durch den gestrichenen Schlenker gewinne ich vermutlich 30 bis 40 km und mindestens eine halbe Stunde.
Ich wundere mich etwas, als auf dem Navi die nächsten Wegpunkte auftauchen und bin schon im Bereich des Aquädukts mit den sehenswerten Langbooten.
Ich kenne die bisher nur von den Fotos unserer Gäste und dabei wird es auch heute bleiben denn auch dieser Foto Halt fällt dem Wetter zum Opfer.
Also bin ich jetzt nur noch auf dem Weg zum britischen Motormuseum.

Das finde ich auch im zweiten Anlauf, weil ich die erste Ausfahrt verpasst habe.
Das Museum ist ein eindrucksvolles Gebäude, direkt nebenan liegen größere Gebäudekomplexe von Jaguar und Land Rover.

Ich bezahle den Senior-Preis ganz selbstverständlich und schau mir den großen Rundbau an. Es stehen teils tolle Sachen herum, schön aufbereitet und teils echte Exoten, insgesamt hatte ich aber irgendwie mehr erwartet.
Vielleicht suggeriert der Name auch mehr Masse. Nach meiner lange zurückliegenden Erinnerung war Beaulieu damals größer und auch das Museum, dass ich bei meinem letzten Ace Cafe Besuch im Süden Londons besucht habe, schien mir größer.

Egal, nachdem ich mir noch die Sammlungen im zweiten Gebäude angesehen habe, darunter auch ein bildschöner Traveller, mache ich mich wieder auf den Weg Richtung Fähre.
Zwar tropft es imme rmal wieder, aber insgesamt wird das Wetter besser, je weiter ich nach Osten komme.



Britsh Motor Museum


Britsh Motor Museum


Britsh Motor Museum


Britsh Motor Museum


Britsh Motor Museum


Die dem Museum angeschlossene Werkstatt


Britsh Motor Museum

Zum Ende hin erwische ich noch ein paar fette Staus an den Kreiseln, die Zeit kosten und nerven. Es sind mittlerweile 9 Stunden seit dem Start in Wales vergangen, es war wirklich ein langer Tag.

Als ich an der Fähre an komme, stehen schon etliche in der Wartelinie, ich war also gar nicht so sehr zu früh.


Für ausgefallene Fahrzeuge muss man hier nicht unbedingt ins Museum – aufgenommen in der Warteschlange vor der Fähre


Für ausgefallene Fahrzeuge muss man hier nicht unbedingt ins Museum – aufgenommen in der Warteschlange vor der Fähre

Direkt vor mir eine Gruppe englischer, etwas reiferer Motorradfahrer, die völlig in das Klischee von Svendura passen würden.
Bis auf eine Triumph sind es alle GSn, das Zubehör von Touratech komplett montiert und mit so viel Taschen und Koffern beladen, dass schon das langsame Vorfahren zu Check in zum Balanceakt wird.
Aber ich will ja nicht lästern.

In der Schlange komme ich mit einem netten Typen ins Gespräch, der mit einer alten GL1000, also einer 4-Zylinder Gold Wing unterwegs ist, gerade aus Schottland kommt und auf dem Heimweg nach Rostock ist.
Wir reden über dies und das und vertreiben so die Zeit. Bis wir dann endlich an Bord dürfen ist lange nach 2100.

Zum Glück stehen die Moppeds nahe “Orange3” und der Lift führt direkt ins 11 Geschoss. Nach einer kleinen Irritation, weil meine Schlüsselkarte nicht lesbar ist, beziehe ich meine Kabine und ziehe mich um.

Morgen früh geht es ab Hook van Holland direkt nach Düsseldorf und danach nach Hause.

“Liebes Tagebuch…”, ich vermute mal, dass es hier keine weiteren Einträge geben wird, dann morgen Abend bin ich zuhause und erfahrungsgemäß passiert außer Bilder und Videos sichern dann nicht mehr viel.




10. Juni 2022

So kann man sich täuschen, da bin ich doch noch mal.

Die Nacht war kurz, denn als ich ein einsames Bier in der Bar getrunken habe und einiges zu gestern getippt war, schlug die Uhr bereits halb eins, zumindest wenn man wieder die eutropäische Zeit ansetzt.

So kaputt wie ich gestern war, habe ich entsprechend fest geschlafen, doch der Weckruf macht mich beim ersten Ton wach, vermutlich die innere Uhr.

Geduscht und gepackt und danach doch noch in aller Ruhe einen Kaffee und ein Croissant.
Beim Ausfahren passiert dann das, was ich gestern bei meinen Gedanken zu den überladenen GSn geschrieben hatte.
Einer der Männer touchiert beim Losfahren vermutlich mangels Überblick mit seinem breiten Koffer einen Poller und fällt wie ein gefällter Baum um. Ich sehe den Koffer davonfliegen und er liegt wie ein Maikäfer unter seiner Karre. Er hat sich vermutlich kaum was getan, außer seinem Stolz, und hoffentlich ist der Koffer nicht kaputt, denn sonst startet seine Reise gleich übel. Es sind 4 Mann erforderlich um den gefallenen Boliden wieder aufzurichten.

Fast wie erwartet machen die Holländer keine große Kontrolle und so bin ich bald auf dem Weg nach Düsseldorf.


Fazit
  • Wg. einem „Ireland Bike Festival“ muss man definitiv nicht nach Irland fahren.

  • Da mir der Termin letztlich aber nur als „Vorwand“ für die Reise diente, war das aber kein Problem

  • Irland und gerade der Südwesten sind einfach wundervolle Motorrad-Reviere, ohne Festival und ggf. außerhalb der Hauptsaison sind zudem die Unterkünfte nicht so ausgebucht

  • Das Wetter macht seinem Ruf als wechselhaft alle Ehre, was man aber als Irland-Urlauber immer erwarten muss. Wetterfeste Motorradbekleidung ist ein Muss

  • Die „Landbridge“-Anreise über England ist sehr schön, wenn man genug Zeit mitbringt und die Landschaft und die typisch englischen Dörfer und Kleinstädte mag.
    Dagegen ist die Anreise über Nordfrankreich (zumindest mit dem Motorrad) nur eine Notlösung.
    Fähre mag "kultiger" sein, aber der Tunnel ist cooler. Man spart viel Zeit und es gibt keinerlei Kontrollen bei der Einreise.

  • Ich war schon früher ein großer Freund der traditionellen B&Bs und habe Hotels möglichst vermieden.
    Durch den Brexit hat sich das nochmal verstärkt, privat geführte B&Bs leiden weniger unter dem massiven Fachkräftemangel. Die Servicequalität in den Hotels hat sich bei gleichbleibend hohen Preisen dagegen deutlich verschlechtert.



  • Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit!



    Gruß
    Thomas


    W-iedehopf Offline




    Beiträge: 8.113

    18.01.2023 14:36
    #15 RE: Tom's Reisen - Killarney Bike Festival 2022 Antworten

    Hallo Tom,

    vielen Dank fürs Mitnehmen!
    Ein toller Reisebericht mit schönen Fotos.
    Ist es wahr das Irland im Vergleich mit anderen Ländern der EU ein sehr teures Reiseland ist?

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