Vorbemerkung Ich weiß nicht mehr, wann ich zum ersten Mal die Werbung sah für die ADAC MotoClassic 2021. Irgendwann im Frühjahr muss es gewesen sein. Jedenfalls habe ich mich, ohne ernsthaft mit einer Teilnahme zu rechnen, angemeldet. Vermutlich hat mich das relativ junge Mindestalter der Motorräder verlockt, denn es waren Motorräder bis Baujahr 2001 zugelassen und meine W ist aus 2000. (Es mag zwar nach Fahrgestellnummer eine 99er sein, zum ersten Mal zugelassen wurde sie aber 2000)
Ich war nicht schlecht erstaunt, als ich Anfang April dann die Teilnahmebestätigung samt Hotelauswahl bekam. Die Nennung war natürlich unter Vorbehalt, dass Corona die Durchführung nicht verhindern würde.
Als ich dann im Mai die Hotelbestätigung und die Teilnahmebestätigung bekam, war es dann passiert. So richtig hatte ich mich nicht damit beschäftigt, auf was ich mich da eigentlich eingelassen hatte.
Vorurteile waberten durch meinen Kopf, von alten, reichen, eingebildeten Nietenzählern, die jede Schraube ihres WWII-Wehrmachtgespanns beim Vornamen kennen. Am Ende sollte es wie meist mit Vorurteilen sein: oft sind sie nicht begründet aber in manchen steckt schon ein Körnchen Wahrheit. (Konfuzius?, nein, Tom_s)
Mittwoch, 22.09.2021 In zwei Tagen geht es los mit der Veranstaltung. Ich hatte mir für die ca. 650 km bis Schenna zwei Tage und viele Nebenstraßen vorgenommen, Zwischenübernachtung am Ammersee.
Heute also steht die erste Etappe an, das Thermometer zeigt morgens noch 4 Grad an, das sieht nach langer Unterhose aus. Hatte die Wetter-Maus gestern Abend nicht gesagt, der meteorologische Herbst finge erst abends um 21:30h an? Naja, egal, die W ist gepackt, die Route aufs Handy geladen und die beste Ehefrau von Allen verabschiedet mich.
Ich umfahre das Rhein-Main-Gebiet weiträumig im Osten, benutze die A45 nur für ein paar Kilometer bevor es in den früh-herbstlichen Spessart geht.
Halloween naht – Kürbisfeld hinter Alzenau
Der Spessart ist eines meiner Lieblings-Mittelgebirge, obwohl ich Vogelsberg und Taunus quasi vor der Haustür habe. Mittwoch vormittags ist hier natürlich kaum was los und man kann die vielen Kurven entspannt genießen.
Kurzer Foto Stopp am Engländer, auch hier ist um die Zeit alles verrammelt. Meine Strecke führt vorbei an Wertheim durchs beschauliche Taubertal. In Bad Mergentheim gibt es bei McCafe, nein kein zweites Frühstück, sondern einen Toilettenhalt.
Es ist schon seltsam, was man sich in der Pandemie für „neue“ Rituale angewöhnt hat. Während des ersten Lockdowns habe ich gemerkt, wie selbstverständlich wir die vorhandene „Infrastruktur“ nehmen. Da Raststätten geschlossen waren und selbst die Tankstellen ihre Mini-Klos nicht überall aufschlossen, wurden die McKlos irgendwie zu einer „Landmarke“. Mittlerweile hat sich ja alles gebessert, vergessen habe ich das nicht.
Nix los am Engländer
Hinter Rothenburg fahre ich eher widerwillig ein Stück die A7. Entweder beeinflusst meine Abneigung gegen Autobahnen mit dem Motorrad meine Fahrweise oder ich habe wirklich ein ganz übles Ratterstück erwischt. Jedenfalls schüttelt es mir bei 100km/h dermaßen die Plomben durcheinander, dass ich am nächsten Autohof nahe Wörnitz die BAB gleich wieder verlasse und erst mal ein sehr spätes Frühstück einnehme. Diesmal beim anderen Burger-Brater mit der Krone.
Ich bin einfach zu selten in diesen Läden, denn mir ist entfallen, dass man da mittlerweile an solchen übermannsgroßen Touch-screen seinen Kram bestellen muss. Einerseits pfiffig, denn so sind Missverständnisse beim Bestellen ausgeschlossen bzw. das Problem des Kunden und andererseits ist die Software so programmiert, dass sie jede denkbare Option anpreist. So wie früher „Whopper-Menu, Pommes, Cola“ und gut, ist nicht mehr.
Und natürlich habe ich dann irgendwo was angeklickt, was ich nicht wollte, aber dann bezahle und was auch voll eklig schmeckt. Man könnte zum Monty werden, wenn es mir nicht eigentlich egal wäre.
Frisch „gestärkt“ geht es auf die letzte Etappe für heute über Neben- und maximal Bundestraßen. War das Wetter über Mittag etwas dunstig geworden, beißt sich die Sonne wieder durch und es herrscht den ganzen restlichen Tag wundervolles Spätsommer-Wetter.
Um Landsberg herum wird der Verkehr durch den Feierabend nochmal dichter, bald habe ich aber mein Tagesziel am Ammersee erreicht.
Mein Gästehaus am Ammersee
Das Einchecken ist problemlos und sympathisch. Mittlerweile zeige ich meinen digitalen Impfpass stolz wie eine Clubkarte vor und irgendwie ist er das ja auch. Nachdem ich eingezogen bin, trinke ich auf der wunderschönen Garten-Terrasse einen Kaffee und lese ein paar Seiten über die interessante und wechselvolle Geschichte meiner Unterkunft.
Angefangen hat es als Schwesternheim für christliche Treffen, im Krieg wurden Verwundete gepflegt, danach gab man obdachlosen Kriegsheimkehrern ein Dach überm Kopf. Bis vor wenigen Jahren wurde das Haus noch von Benediktinerinnen geführt, wobei es sich zunehmen auch für Einzelreisende wie ein normales Hotel öffnete.
Abendstimmung am Ammersee
Der Fährmann hat schon Feierabend
Farbenspiel für Eisenbahnromantiker – ich dachte Formsignale hätte man im letzten Jahrtausend bereits abgeschafft
Ah, da bin ich gespannt! Schenna musste ich erst mal gugeln. Hätt'ich von der Veranstaltung gewusst - vielleicht hätt'ich mich auch beworben. Überschaubare ~ 200 Kilometer ... Ich bin gespannt, wie's weiter geht. Hier pieselts grad, da sind Reiseberichte sehr willkommen.
freue mich auf die Fortsetzung...und einen frühmorgendlichen Kaffee hättest du bei uns auch bekommen. Du bist doch bestimmt irgendwo ganz in der Nähe vorbeigekommen...
Danke für das Video, ich dachte die hätten mich ganz raus geschnitten, weil ich auf die Frage, ob es mich denn beruhige, dass ADAC-Straßenwachtler mit dabei wären, geantwortet habe: "als Japanerfahrer braucht man den ADAC eher selten.."
Grundsätzlich hätte ich sicher bei Euch klingeln können, ich bin ja über Alzenau, also nicht weit weg von Euch, gefahren. Aber wie ich uns beide Schwallbacken kenne, wäre ich dann erst in der Nacht am Ammersee angekommen.
Donnerstag, 23.09.2021 Das Frühstücksbuffet ist einfach aber lecker, die Stimmung ist irgendwo zwischen Jugendherberge und Exerzitien. Ich starte während über dem See noch Nebel wie dicke Watte liegt. Es geht zunächst über wunderschöne, schmale Nebenstraßen Richtung Oberammergau. Bis auf ein paar Traktoren und wenige Pendler, begegnet mir kaum ein Fahrzeug.
Der Ammersee liegt noch unter den Wolken
Ich mache einen kurzen Stopp in Ettal und fahre danach westlich Richtung Reutte, eine superschöne Strecke. Anstatt ab Reutte einfach durch das Lechtal zu fahren, mache ich einen Schlenker zurück nach Osten und dann über Berwang zur Namlosstraße.
Das ist eine der „berühmten“ Straßen, auf denen die 95 Dezibel Grenze gilt und wirklich werde ich am Ende der Straße in einer großen Polizeikontrolle angehalten. Da die W laut Papieren unter 95 liegt, kann ich unbehelligt weiter fahren.
Irgendwo hinter Oberammergau
Irgendwo hinter Oberammergau
Ettal
Ettal
Ettal
Über Imst erreiche ich das Ötztal und bald darauf beginnt der Anstieg zum Timmels Joch. Die W hat ordentlich zu schaffen und klingt recht laut. Ich werde mal das Öl kontrollieren müssen.
Oben an der Mautstation ist viel Trubel, das Café hat geöffnet und am ausgebrannten Museum wird fleißig gearbeitet. Wiedereröffnung soll bereits im November sein.
Am Timmelsjoch
Am Timmelsjoch
Am Timmelsjoch
Am Timmelsjoch
Irgendwann treffe ich dann auf die vertraute Zufahrt nach Meran und wie üblich geht es durch den zähen Verkehr nur mühsam voran.
Mein Hotel liegt, wie eigentlich der ganze Ort Schenna, in traumhafter Lage oberhalb Meran. Mein Zimmer hat einen sensationellen Ausblick und ist sehr komfortabel und neu renoviert.
Da das offizielle Programm erst morgen startet, verbringe ich den Abend bei rustikaler Pizza, Vino und einem tollen Sonnenuntergang.
Freitag, 24.09.2021 Nach dem exzellenten Frühstücksbuffet fahre ich zunächst tanken und kaufe Motoröl. Das Schauglas ist komplett leer, so ein Mist, also habe ich mal wieder schlampig vergessen, das Öl zu kontrollieren. Zerknirscht fülle ich großzügig nach, nachdem ich zum Check-inn gefahren bin, nach nochmaliger Kontrolle, nochmal. Später werde ich merken, dass ich zu großzügig gewesen war.
Bei der Anmeldung im Schenna Resort bekomme ich neben einer detaillierten Einweisung eine Tasche voller Sachen und bin froh, dass ich die Ledertaschen dran gelassen habe. Neben den unvermeidlichen Merchandising-Artikeln gibt es die Ausstattung für die Tagestouren, Karten und mehrere Detailbeschreibungen der Strecken. Sogar eine Klassiker-Notruf-Nummer gibt es.
Die Touren sind unterbrochen von mehreren „WPs“, was normalerweise für „Wertungsprüfung“, hier aber für „Wanderpause“ steht. Denn was der ADAC hier zelebriert, nennt sich Motorradwandern und ist eine Mischung aus Gruppenfahrt und alleine fahren, maximal entschleunigt....
Nach der Einweisung folgt die „technische Überprüfung“, was eher eine Luftnummer ist, da ist jede halbherzige TÜV-Durchsicht giftiger. Immerhin macht mich der nette ADAC-Mensch auf einen losen Blinker aufmerksam.
Heute wird nur der „Prolog“ gefahren, eine kleine Runde von ca. 80km. Der Start ist auf dem hübschen Marktplatz von Schenna mit Ansager, Starterfahne und Zuschauern. Die meisten dürften Touristen sein.
Zu jedem Motorrad erzählt der sprachbegabte Mensch etwas, auch zur W werden warme Worte wie „erste Retro“ und „Königswelle“ dem Publikum erzählt.
Von Schenna aus geht es vorbei an Meran zunächst nach Lana. An der der ersten „WP“ gilt es lokale Äpfel zu erraten. Lustige Sache, weil die meisten Teilnehmer auf dem Niveau „Braeburn und Jona Gold von Aldi“ unterwegs sind, und keine der lokalen Sorten kennen. Die Obstbauern machen gute Miene zum bösen Spiel.
Ich nutze die Pause vornehmlich um mich um mein Öl zu kümmern. Mittlerweile habe ich fast den ganzen Liter nachgefüllt und das war eindeutig zu viel. Nachdem ich davon ausgehen kann, dass sich das Öl während der Pause wieder unten gesammelt hat und das Schauglas immer noch voll ist, bitte ich einen der mitfahrenden ADAC-Servicemenschen um „Absaughilfe“. Normalerweise kennt er das eher von „Diesel statt Benzin“, nach einigem Gefummel mit einem dünneren Schlauch gelingt es aber gut 300ml abzusaugen. Nun sieht man zumindest ganz oben wieder etwas Luft im Schauglas.
Sowohl Motorräder wie Fahrer sind eher etwas älter, ich gehöre (gefühlt) mit meinen jugendlichen 64 zum jüngeren Viertel. Bei den Maschinen reicht es von Vorkriegsmodellen über die 60er und 70er bis zur Jüngsten, meiner W.
Ich habe Startnummer 42 von 42 und bin vermutlich als eine Art Nachrücker dazu gekommen.
Ein Teil des „Fahrerlagers“
Foto extra für Herrn Falcone
Technische Überprüfung - knallhart
Unvermeidbar in so einem Hotel – Posieren mit anwesenden Promis (Schauspieler Richy Müller)
Start auf dem Marktplatz von Schenna
Schätzaufgabe – wie schwer ist diese Wurst? (Ohne Anfassen oder Abbeißen)
Die meisten Fahrer waren auch stilsicher gekleidet
Profis erkennt man daran, dass sie für die Startertafel einen Halter besitzen. – Amateure nutzen Kabelbinder.
Stichwort Stilsicher gekleidet! Heute Abend ist der Eröffnungsabend und der findet in der „Spezialbierbrauerei Forst“ in Meran statt. So weit, so harmlos, stünde in der Einladung nicht drin „Wir freuen uns, wenn Sie heute Abend in Tracht kommen!“
Ich habe absolut nix gegen Tracht. Und so war der Tölzer NSU-Stammtisch auch irgendwie „authentisch“. Pickel bekomme ich eher, wenn sich Hannoveraner in Krachlederne und kariertes Hemd werfen und völlig akzentfrei den Bajuwaren geben.
DIe Strecke, die ihr östlich der MEBO zurück nach Schenna gefahren seid, gehört zu meinen Lieblingsstrecken (bei gutem Wetter) , ging aber dieses Jahr leider nicht.
Samstag, 25.09.2021 Heute wird es ernst, zumindest werden die angesagten 180km mit etlichen Höhenmetern, die alten Schätzchen sicher gut fordern.
Vor dem Start gibt es wieder eine „Schätzaufgabe“, man muss mit dem Vorderrad die Mitte zwischen zwei Latten treffen, hoch-kompliziertes Zeug!
Start ist am Weingut Schloss Rametz und nachdem wir Lana passiert haben, geht es bald ordentlich bergauf zum Gampenpass. Heute stehen bei den Wanderpausen wieder zwei „Aufgaben“ an. In der Tierwelt Tiesens gilt es das Gewicht eines „liegenden“ Kamelbullen zu schätzen und am Alpengasthof am Karersee wird gekegelt, allerdings mit Autoreifen auf aufrechtstehende Kanalrohre.
Für die inkontinenten, älteren Herrschaften wurden immer Kartons ausgelegt.
Tierwelt Rainguthof bei Tiesens.
Die Bettelziege – sie stand direkt am Eingang nahe der Stelle, wo die Besucher Tierfutter kaufen konnten
Der Karerpass mit seinen knapp 1800m Höhe ist dann die nächste und höchste Herausforderung.
Da viele in kleinen Gruppen zusammen fahren, entweder weil man sich kennt oder weil die Leistung der Maschinen ähnlich ist, sehe ich nun immer wieder eine dieser Grüppchen am Straßenrad stehen und schrauben. Mal muss wirklich etwas gefixt werden, mal brauchen die 12 alten Pferde einfach nur eine kleine Verschnaufpause.
Letztes Tagesziel mit „Bogenschießen“ mit Klettbällen ist die Orchideenwelt, ein wundervolles Ensemble aus Gärtnerei, Blumenladen, Schmetterlingshalle und „Palmengarten“. Die meisten bleiben nur wenig länger als ein Cappuccino, obwohl man hier deutlich länger verweilen könnte.
Das letzte Stück führt durch wunderschöne Kurvenstrecken, fast immer im Schatten des Rosengarten Richtung Bozen.
Für Bozen hatte der ADAC keine Erlaubnis bekommen, die Strecke zu markieren, also gibt es bei der letzten Pause vor Bozen einen Handzettel mit den wichtigsten Hinweisen. Die Stadtdurchfahrt ist dann aber weniger tricky als manche befürchtet haben.
Es kommen alle aus eigener Kraft an, so weit ich es mitbekomme, muss der „Lumpensammler“ des ADAC nicht aktiv werden.
Sonntag, 26.09.2021 Am zweiten Tag stehen ca. 150km und eine maximale Höhe von 1700m auf dem Programm.
Start ist mitten in Meran vor der Therme. Ein Platz, der Sonntag morgens bei dem super Wetter natürlich für ordentlich Publikum sorgt. Wir werden wieder mit großem Trara verabschiedet und, weil Sonntag ist, geht es deutlich flotter durch Meran mangels Berufsverkehr.
In Proveis gibt es neben dem schön obligatorischen Imbiss mit Tiroler Speck, Brot und Getränken wieder eine Rateaufgabe. Danach führt uns ordentliches Gefälle vorbei am Lago di Santa Giustina Richtung Mezzocorona. Vor der Pandemie hätte man bei dem Ortsnamen keine Sekunde gezögert.
Mittagspause ist in Kurtinig an der Weinstraße, natürlich nicht ohne eine weitere kleine Übung. Wie auf dem Jahrmarkt gilt es Bälle in Becher zu werfen. In einem großzügigen Garten ist ein großer Grill samt Buffet aufgebaut.
Die letzte Pause entspricht dann doch ziemlich genau den Klischees, die man mit solchen „gutbetuchten“ Oldtimer-Veranstaltungen verbindet. Wir machen Halt im Golfclub Eppan und dort darf sich unter den zweifelnden Blicken von zwei Trainern, jeder am Putten versuchen. Da sich hier nun doch der ein- oder die andere etwas „standesgemäß“ aufplustert, dauert die Pause recht lang und ist am Ende auch etwas nervig.
Einige sind bereits nach dem Kaffee wieder unterwegs und treiben ihre Kisten das letzte Stück nach Lana. Hier endet die Tour mit Tamtam und Zieleinlauf.
Am Abend startet dann die „Abschluss Gala“ im Kurhaus zu Meran. Mit allem, was zu so einem „Society-Event“ gehört. Da es für die Aufgaben an den Wanderpausen Punkte gab, werden 10 Sieger gekürt. Ich halte die Luft an, dass ich nicht doch dabei bin. Nachdem die Plätze 10 bis 7 durch sind, entspanne ich mich etwas, offenbar haben meine Antworten vom Kaliber „Das Kamel wiegt 975kg“ doch geholfen. Übergabe der Preise durch die Bürgermeisterin bzw. den Chef der Tourismusbehörde. Die ersten 3 (nebst Sachpreisen) durch den ADAC-Professor.
Das Abendmenu ist lecker, die Gespräche mit meinen Tischnachbarn ausgesprochen kurzweilig und als dann die Musikeinlage von „More than words“ mit einer gewissen Stefanie Hertel vorbei ist, ist es auch gut.
Das Wetter hat bis jetzt prima gehalten, nur auf dem Weg vom Kurhaus zum Shuttle-Bus werden wir doch nochmal ordentlich nass.
Kurhaus zu Meran
Prof. Dr. Mario Theissen – ADAC Klassik-Referent
“Siegerehrung“
165km Tag 2
Zwischenfazit Meine Tour ist hier zwar noch nicht zu Ende aber die offizielle Veranstaltung des ADAC, daher ein kurzes Zwischenfazit.
Ich bin ohne konkrete Vorstellungen hier her gefahren, bestenfalls ein paar klassische Vorurteile ich hatte ich mitgebracht. Es hat mir aber insgesamt wirklich gut gefallen. Die ganze Veranstaltung war bestens vorbereitet und organisiert. Der ADAC hatte eine Menge Leute aufgeboten, die dafür sorgten, dass alles reibungslos funktionierte. Beispielsweise waren die 3 Tagestouren auf der Strecke lückenlos „ausgeschildert“, so dass es fast unmöglich war sich zu verfahren.
Die gesamte Strecke war an JEDER Abzweigung und JEDEM Kreisel mit diesen rot-weißen Karten markiert. Wenn man sich gemerkt hat, dass der Kreis rechts ab bedeutet, hatte man schon gewonnen
Die Aufgaben an den Wanderpausen waren kurzweilig und haben niemanden überfordert, das Essen war prima und das Rahmenprogramm war dem vermuteten Geschmack des Publikums angemessen. Damit will ich sagen, dass der Altersdurchschnitt deutlich höher lag als bei den W-Veranstaltungen. Das könnte auch mittelfristig ein Problem werden, denn wirklich jüngere Teilnehmer konnte man an einer Hand abzählen.
Die Leute kommen nach meinem Eindruck nicht vorrangig zum Fahren hier her, zumindest machten einige den Eindruck, als ob sie im Alltag schon lange nicht mehr Motorrad fahren. Das Zusammengehörigkeitsgefühl und der Besitzerstolz auf die alten, meist sehr gepflegten Maschinen dürfte die Hauptmotivation sein.
Zum Schluss aber noch etwas zum Thema Vorurteil. Ein ADAC-Mitarbeiter sagte mir in einer Pause, die Teilnehmer der ADAC-Klassik (also ohne Moto), die direkt vor uns stattfand, seinen um ein Vielfaches arroganter und eingebildeter. Das scheint dann wirklich nach dem Motto zu gehen, „mein Haus, meine Yacht, mein Oldtimer“. Dagegen seien die „Motorradleute“ doch ziemlich unverkrampft.
Montag, 27.09.2021 Da fast alle Teilnehmer mit PKW und Anhänger oder Transporter hier waren, wurden die Maschinen oft gestern schon verladen. Daher sind heute Morgen nach dem Frühstück bald alle abgereist.
Ich hatte mir für die Rückreise ein paar nette Strecken durch das Vinschgau, die Schweiz und Österreich zusammen gesucht und starte im dicksten Berufsverkehr quer durch Meran Richtung Stelvio.
Das Stilfser Joch bin ich jetzt schon einige Jahre nicht mehr gefahren und ich hoffe, dass es an einem Montagvormittag nicht so voll ist. Als ich in Trafoi kurz Halt mache, fährt ein Konvoi schneller und lauter Maschinen vorbei. Prima, denke ich, die müssen nicht mehr an mir vorbei.
Die Auffahrt ist wieder eindrucksvoll, vor Allem die letzten Kehren an der unbewaldeten Rampe. Das Wetter ist super und oben ist wirklich weniger los, aber es ist immer noch genug, dass Bruno oder Richard oder wie das Original auch heißen mag, seine „legendären“ Vinschgerl mit Kraut an den Mann bringen kann. Mittlerweile kostet diese kulinarische Zumutung 7 Euro.
Ich fahre nicht weiter nach Bormio sondern biege kurz hinter dem Stelvio auf den Umbrail ab. Wie üblich keine Kontrolle an der Grenze. Ich fahre fast die ganze Umbrail-Straße bis nach Müstair und anschließend über den Ofenpass nach Zernez.
Stelvio
Stelvio
Stelvio
Stelvio
Über den Flüela gelange ich schließlich nach Davos. Über Liechtenstein geht es über Bregenz bis nach Bad Waldsee, meiner letzten Übernachtung.
Flüela
Flüela
Bad Waldsee
Bad Waldsee
360km Schenna – Bad Waldsee
Dienstag, 28.09.2021 Der letzte Tag bringt nichts Berichtens wertes mehr, außer der Erkenntnis, dass, wenn man im dicht-besiedelten Südwesten Autobahnen und größere Städte meiden will, man ziemlich langsam voran kommt. So brauche ich für die letzten 400km bis nach Hause doch fast 7 Stunden.
Ein dickes Lob und herzlichen Dank für deinen tollen Bericht...
Ich habe mir aber mal die Anmeldegebühren für diese Veranstaltung pro Motorrad mit Fahrer angeguckt und musste bei 650,-Euro für ADAC Mitglieder (für Nichtmitglieder 700,-) doch etwas zucken. Zumal dazu noch die Hotelkosten kommen. Bei dem Preis ist es kein Wunder das so wenige jüngere Teilnehmer vorhanden waren...
Beste Grüße PeWe
..."ich weis längst, daß ich nicht Motorrad fahren kann, dass muß ich niemanden mehr beweisen!"