Zitat von Maggi im Beitrag #17Sehr schön geschrieben, da kommt Fernweh auf, einige Orte kommen mir doch sehr bekannt vor.
Kleine klugscheißerische Anmerkung, die Höhle heißt Smoo Cave und eine Bootsfahrt da rein, lohnt sich.
Mein Gott Maggi, warst du gestern in der Kirche oder hat dich der Adventskranz zur Selbsterkenntnis getrieben. Unsinn auch im Eifeler steckt tief drinn eine freundliche Seele.
Man soll ja mit Superlativen sparsam umgehen aber heute liegt eine der tollsten Landschaften von ganz Schottland vor mir. Ich fahre heute durch Wester Ross, über die Applecross Halbinsel bis nach Skye.
Zuvor gilt es jedoch das Frühstück zu bewältigen. Mit dem gewohnt üppigen „cooked scottish breakfast“, bestehend aus scramlbled egg, bacon, tomato, und black pudding (den white pudding hatte ich abbestellt), hatte ich ja gerechnet. Aber gerade als ich mir ein paar Cornflakes geholt habe, kommt meine Wirtin mit einer Schale frisch und heiß zubereitetem Porridge.
Ich schaffe das Frühstück gerade so, will ihr auch nicht zu viel, liegen lassen, da sie sich so eine Mühe gegeben hat. Danach ist mir aber fast schlecht und ich verwerfe jeden Gedanken an Kaffeepause innerhalb der nächsten 24 Stunden.
Ich starte und die kleine Straße geht genauso weiter, wie sie gestern aufgehört hat. Bei Lochinver tanke ich und fahre weiter Richtung Ullapool.
Zweimal Ardweck-Castle
Die kleine Stadt Ullapool hat einige Bedeutung als Fährstation für die Fähren auf die äußeren Hebriden Lewis and Harris (Harris Tweed) Da ich vor gut 20 Jahren hier auf einer Roller-Reise in der lokalen Jugendherberge übernachtet habe, mache ich ein Erinnerungsfoto.
SYHA-Herberge in Ullapool
Nach dem „Hotspot“ Ullapool geht die Landschaft wieder in den totale-Einsamkeit Modus über. Mal folgt die Straße dem Ufer eines tiefblauen Sees, mal geht es über einen Bergsattel zur nächsten Halbinsel. Die Straße ist zum größten teil single-track mit ausreichend „passing places“, kleinen Buchten an denen Begegnungen mit dem Gegenverkehr oder das Überholen langsamer Fahrzeuge möglich ist.
Wenn es in dieser traumhaften Landschaft überhaupt etwas gibt, was nerven kann, dann sind es die Wohnmobilfahrer, alles Touristen, und da besonderes diejenigen, die das mit dem Linksverkehr gerade so verstanden haben, mit einem passing places aber völlig überfordert sind. Die tollsten unter Ihnen bringen es sogar fertig, in so einer Bucht einfach zu parken, entweder um Fotos zu machen oder einfach mal zu Mittag zu essen.
Kurz hinter Shieldaig biege ich auf die legendäre Applecross-Halbinsel ab. Zwar ist die Strecke entlang dem Küstensaum der Halbinsel wirklich toll, „legendär“ ist sie aber vor Allem für die Serpentinen am Apple-cross-Pass.
Der „Bealach na Bà“, der „Vieh-Pass“ hat zwar nur ein paar Serpentinen und erreicht auch keine alpinen Höhen. Trotzdem ist er ein sehr anspruchsvoller und bei dem hier nicht seltenen, schlechten Wetter, auch gefährlicher Pass.
Heute ist davon aber nichts zu sehen und so kann ich die Fahrt bis zum Örtchen Applecross und die darauf folgende Passfahrt in vollen Zügen genießen. Danach geht es noch ein gutes Stück weiter über kurvenreiche Nebenstraßen bis zur A87 die mich nach Kyle of Lochalsh und damit zur Insel Skye bringt. Ich checke in mein Hotel ein und, weil das Wetter noch so toll ist und eine schöne Abendsonne verspricht, fahre ich nochmal los eine kleine Runde über den nördlichen Teil von Skye.
Die Haupteinfallsstraße A87 führt, breit ausgebaut und langweilig, zunächst an Broadford vorbei bis zur „Inselhauptstadt“ Portree. Da es bereits spät ist, sind die Straßen verstopft, weil die Tagestouristen langsam nach Hause fahren und die Hotelgäste auf dem Weg zum Lunch oder zur Bar sind.
Hat man Portree geschafft, wird es gleich ruhiger und die landschaftlich schöne Straße führt zum berühmten Old man of storr, einer steilen Felsnadel in exponierter Lage. Wirklich sehen kann man den alten Mann eigentlich nur, wenn man sich den Anstieg zu Fuß antut. Angesichts der Uhrzeit und in Motorradkleidung erspare ich mir das, hier kommt ein "geliehenes" Bild.
Meistbesuchte Steinformation auf Skye, der old man of storr.
Mealy Falls oder auch "Kilt Rock Falls", wg. der Ähnlichkiet zu den Falten eines Kilts
Kurz darauf biege ich in die „Berge“ ab und halte an einem der zahllosen, wunderschönen Fotostopps auf Skye, „The Quiraing“ ist wohl eine der meist-fotografierten Ecken hier.
The Quiraing
The Quiraing
Über Uig, einem kleinen Fährhafen zu den äußeren Hebriden-Insel Lewis and Harris geht es dann wieder zurück zum Hotel. Solch gutes Wetter muss man auf Skye ausnutzen.
Gestern war wohl versehentlich gutes Wetter, heute herrscht wieder Ordnung, d.h. es ist kühl, windig und bewölkt. Die Isle of Skye heißt nicht umsonst „Wolkeninsel“. Ich lasse mir beim leckeren Frühstück viel Zeit. Dann starte ich zu den Fairy Glens. Das Wetter wird schlechter, leichter Regen setzt ein. Ich denke oder besser, hoffe, dass dann evtl. weniger Besucher da sein werden, bezweifle aber, dass ich bei dem Wetter überhaupt Lust haben werde, die Strecke zu laufen.
Und so ist es dann auch. Weniger Touristen kann ich nicht erkennen, die Straßen sind illegaler weiße alle vollgeparkt, die wenigen Parkplätze ebenso. In den letzten Jahren hat sich in den sozialen Medien, insbesondere in einigen Facebook- und Instagramm-Gruppen eine erhitzte Diskussion über „Over-Tourism“ gerade auf Skye entwickelt. In Corona-zeiten mag das aktuell kein Thema sein, aber die besonders gehypten Hotspots wie z.B. die Fairy Glens sind ein gutes Beispiel für diese problematische Entwicklung.
Nach kurzem Schauen und Wundern über die jungen Touristen, die mit den viel zu großen Leihwagen nicht zurechtkommen, fahre ich wieder los und weiter Richtung Nordwest. Neben dem unvermeidbaren Eilean Donan Castle gehört zum „Pflichtprogramm“ das Stammschloss des McLeod Clans, Dunvegan Castle.
Eilean Donan Castle
„Pflichtprogramm“ heißt für mich eigentlich: nix wie weg um den Touristen-Massen aus dem Weg zu gehen. Da das Schloß aber praktisch auf dem Weg liegt, mache ich einen Abstecher. Das Schloss wird noch teilweise vom Clan bewohnt, Einige Räume und der Garten sind für Besucher zugänglich. Es ist angeblich das älteste durchgehend bewohnte Schloss in Schottland.
Von der Besucherseite ist es fast unmöglich, das Gebäude zu fotografieren, es gibt aber auch hier wieder einen Foto-Tipp von Erik Peters. So fahre ich dann auf die andere Seite der Bucht um von Uiginish aus ein Foto zu machen. Der „Ort“ stellt sich eine Ansammlung von 3 Bauernhöfen heraus, die Straße dahin wird zunehmend Offroad und am Ende stehe ich neben der Kuhweide im Morast um ein „Beweisfoto“ zu schießen. Kann man machen, muss man aber nicht.
Dunvegan Castle von "gegenüber". mangels alternativem Standort oder fliegender Kamera, war die Freileitung leider nicht zu vermeiden.
Danach fahre ich weiter nach Neist Point. Der einsame Leuchtturm am äußerst westlichen Ende von Skye gehört offenbar nicht zum „heißen Scheiß“ auf Facebook, also ist hier nichts los. Es mag aber auch am kalten Wind liegen. Bis vor 10 Jahren gab es im Leuchtturm sogar noch ein B&B. Das war vermutlich der Inbegriff der Abgeschiedenheit. Da sich das Wetter nicht mehr bessern will, schlage ich den Rückweg ins Hotel ein, auch wieder über kleine single-tracks bis nach Portree.
Ja, es ist wirklich scheiße mit dem "Instagrahm/Fratzenbuch-Tourismus", wir waren in den 90ern in Schottland und da hatten die einsamen Highlands diesen Namen noch verdient, je weiter man in den Norden kam umso schwieriger wurde es eine Unterkunft zu finden. Vor ein paar Jahren waren wir nochmal da, da war es mit der Einsamkeit schon vorbei und gerade bei den "Sehenswürdigkeiten" stapelten sich Busse und Touris. Dasselbe erlebten wir auf Island, da ist es besonders tragisch, da die Touristen leider dazu beitragen, die fragile und ohnehin nicht üppige Flora zu zertrampeln. In Norwegen ebenfalls, Womos, Busse und Touris wo man hinschaut, da kann man inzwischen auch nur noch im Winter hinfahren.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Ja ja, der blöde Touri ist immer der andere Hast aber recht, die meisten wollen nur ein spektakuläres Foto auf Fratzebuch und Instagram. Ist inzwischen fast überall so.
Ja, das ist einfach so, ich würde mich nicht unbedingt als Durchschnittstourist bezeichnen, da gibt's auch nix zu grinsen. Ich versuche mich dem Land und Leuten anzupassen, werfe keinen Müll in die Pampa oder kippe meine Chemietoilette in den Wald, bringe nicht alles von zu Hause mit, nur damit es so ist wie zu Hause, laufe nicht halbnackt in der Gegend rum oder liege besoffen und gröhlend irgendwo und halte mich an die Regeln des jeweiligen Landes.
ZitatIst inzwischen fast überall so.
Im Moment ja eher nicht.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Bevor die Brücke bei Kyle of Lochalsh gebaut wurde, war Skye eine wirkliche Insel, d.h. nur durch Fähren zu erreichen. Die Fähre bei Kyle wurde durch die Brücke überflüssig, die Fähre nach Mallaig geht aber noch regelmäßig.
Es gibt aber noch eine weitere, kleine Fähre. Und die ist gerade für Liebhaber skurriler Technik ein Leckerbissen. Gemeint ist die Glenelg-Fähre, die letzte „turn-table-ferry“ in Großbritannien. Hier wird die Plattform auf der die Fahrzeuge stehen gedreht und zwar von Hand.
Das Ding wird von einem Verein und einem begeisterten, alten Haudegen betrieben und lebt teils auch von Spenden seiner Fan-Gemeinde. Berühmtestes „Crew-Mitglied“ ist der Hund des Kapitäns, der das Tau an Land bringt. (Leider war der bei meinem Besuch nicht „im Dienst“).
Allein die Anfahrt zur Fähre ist schon spektakulär, führt sie doch kurvenreich durch einsames Gebiet. Ich hatte mich vorsorglich früh auf den Weg gemacht, um sicher mit der ersten Fahrt mitzukommen.
Single-track nach Glenelg
Single-track nach Glenelg
Die erste Fähre des Tages
Gut Lagerung ist Voraussetzung..
.. damit es leicht "von der Hand geht"
Beim Be- und Entladen neigte sich das Schiffchen bedenklich.
Eindeutige Regelung der Pausenzeiten
Man hätte in der Region zwischen Fort Williams, Oban und Loch Lommond noch viele Tage verbringen können, so zahlreich sind Sehenswürdigkeiten und tolle Straßen. Da der Hauptgrund dieser Reise die NC500 und Skye nur die „Zugabe“ war, hieß es langsam an die Heimreise denken.
An bekannten Pausenpunkten warten dann angebliche Highländer auf angeblich harte Baiker. In diesem Fall waren es mal keine Deutschen.
Glen Coe
Über die gut ausgebaute A87 ging es nach Osten, vorbei an vielen Seen und kleinen Weilern. Das touristische Fort Williams diente mir nur als Tankpause bevor es durch das schöne Tal Glen Coe und die Region um den Loch Lommond bis kurz vor Glasgow ging.
Loch Diuch
Orchy Waterfalls
Kilchum Castle
20. Mai 2018
Obwohl heute Sonntag ist und ich schon um 8:00h starte, will ich auf keinen Fall durch Glasgow durch, also umfahre ich die Stadt großräumig im Norden.
Ich besuche Stirling und mache einen kurzen Stopp am Wallace Monument, gewidmet dem schottischen Widerstandskämpfer William Wallace.
Denkmal für William Wallace. Seitdem träumen die Schotten von der Unabhängigkeit.
Ein wenig weiter das nächste Highlight, die Kelpies. Zwei 30m hohe Stahlskulpturen im Helix-Park. Sie sollen Wassergeister in Pferdegestalt darstellen.
Nur zwei PS, aber was für welche!
Danach fahre ich quer durch die Lowlands über die schottische Grenze und bin bequem und rechtzeitig wieder in Newcastle. Abends geht dann die bequeme Nacht Fähre zurück auf den „Kontinent“.
Wir verlassen den Hafen von Newcastle
Britischer Humor - irgendwo unterwegs in einem kleinen Café
Wie immer war auch diese Schottland-Reise klasse. Die NC500 hat zwar das Rad nicht neu erfunden, die Streckenführung ist aber wirklich toll, gerade mit dem Motorrad. In den Highlands kann man allerdings praktisch jeder kleinen Straße folgen und wird fast immer mit tollen Landschaften und meist einsamer und rauer Natur belohnt.
Das Thema Brexit hat bei den Kontakten zur einheimischen Bevölkerung im Sommer 2018 keine große Rolle gespielt. Vermutlich wärs heute anders.
Und so kann ich nur hoffen, dass man nach Corona und Brexit irgendwann wieder in diese wunderschöne Land reisen kann.
ZitatJa, es ist wirklich scheiße mit dem "Instagrahm/Fratzenbuch-Tourismus", wir waren in den 90ern in Schottland und da hatten die einsamen Highlands diesen Namen noch verdient, je weiter man in den Norden kam umso schwieriger wurde es eine Unterkunft zu finden. Vor ein paar Jahren waren wir nochmal da, da war es mit der Einsamkeit schon vorbei und gerade bei den "Sehenswürdigkeiten" stapelten sich Busse und Touris.
Ich habe das weder in Norwegen noch in Schottland so drastisch erlebt. Allenfalls in Irland, aber auch nur an den bekannten Sehenswürdigkeiten wie den Cliffs of Moher. Lag es an der Reisezeit oder hatte ich doch eher Nebenstraßen gewählt? Aber selbst Dunrobin oder Eilean Donan Castle waren nicht überlaufen - ok, bei letzterem waren wir Spätnachmittag, die Busse waren wohl schon weg, denn der Parkplatz war leer.
Naja, ich denke, genauso wie es das Problem wirklich gibt, wird auch dessen Reflexion oft massiv übertrieben.
Konkret erlebt habe ich eben hier in Schottland an den Fairy Glens, dem old man of storr und an einigen Wasserfällen in Island. Bei Dunrobin und Eilean Donan Castle wird es vermutlich an der Uhrzeit gelegen haben, denn die sind auch knallvoll, wenn die Busse da sind.
Und das ist vermutlich auch die Antwort, die auch in Angkor Wat letztes Jahr gut funktioniert hat. Man muss diese hotspots antizyklisch besuchen, d.h. eben immer vor oder nach den bekannten Terminen der Reisebusse. An manchen Lokationen, wie eben den Fairy Glens klappt das aber nicht, denn hierher kommen kaum Busse, es sind alles PKW, maximal Kleinbusse.