Da hat wohl der zehnte Interessent abgewunken und was von "nich orischenool" und "Bastelkiste" beim davonschleichen gemurmelt - und nun ist Kreativität gefragt.
Damals das absolute Männermotorrad, Ein Tester der Zeitschrift Motorrad, dem die Karre vorne hoch gegangen war, räumte ein, hinterher kettenrauchend auf einer Bank gesessen zu haben ...
... der Tourenfahrer trieb die Leute nach Tamanrasset oder wie das Kaff hieß.
Alles in allem eine Kiste mit schlechten Bremsen, unterirdischer Sechs-Volt-Licht- Anlage und vieeeel zu kleinem Tank.
Und heute? Na ja, die Ge Esse und ihre oft verfetteten Fahrer kennt jeder.
Als ich das Bild sah - oh, was ist das für ein aufgeregtes Fahrrad? Und dann kam sie mir irgendwie bekannt vor ...
Tja, so unterschiedlich kam die XT an. Für die "Mädchen" mag es das Männermotorrad gewesen sein. Wir, die eingeschworenen Einzylinder-Dampfhammer-Fahrer, lachten uns tot über das weichgespülte Japan-Spielzeug mit Kurzhub-Motor, fehlenden Schwungmassen, dem labberigen Fahrwerk und den inexistenten Bremsen. Und über die Fahrer, die den Hobel nicht gestartet bekamen. Als Veranstalter des Einzylinder-Treffens kann ich mich noch gut erinnern, dass damals ernsthaft darüber diskutiert wurde, ob man XT-Fahrer zu einem Einzylinder-Treffen überhaupt einladen sollte. Ernst genommen wurden sie jedenfalls nicht.
Bis vor zwei Jahren hatte ich ja noch eine XT. Warm geworden bin ich mit ihr nie. Dann doch lieber eine Enfield.
Im Grunde gar keine. Ein paar Unentwegte wagten sich an die Sanglas oder die Mototrans, Geländefreunde griffen zur teuren CCM, Guzzi hatte noch den Falcone-Ableger "Sahara" im Programm - und das war´s auch schon. Die Einzylinder-Fahrer waren nun aber auch nicht gerade die, die auf neue Modelle erpicht waren. Das wären eher die konservativen Motorradfahrer, die ihre Maschine hegten und pflegten und über viele Jahre - wenn nicht sogar ein Leben lang - behielten. Macken und Unzulänglichkeiten wurden in Eigeninitiative liebevoll ausgemerzt. So was ist heute halt kaum noch vorstellbar. Einen Japaner fahren war ziemlich unvorstellbar.
Wie schrieb ein Das-Motorrad-Redakteur: "Ein kühner Vorstoß, den großvolumigen Viertakt-Einzylinder für Enduro-Zwecke wieder salonfähig zu machen." Da konnte man doch gehörige Zweifel herauslesen. Dass die XT dann vorwiegend auf der Straße so erfolgreich "missbraucht" wurde, dass bald die SR als Dauerbrenner folgte, hat wohl kaum einer geahnt.
Zitat von Falcone im Beitrag #8Dass die XT dann vorwiegend auf der Straße so erfolgreich "missbraucht" wurde, dass bald die SR als Dauerbrenner folgte, hat wohl kaum einer geahnt.
Hier in der Straße fuhr jemand eine XT ganzjährig im Einsatz. Inzwischen ist der 'gute' Mann verzogen. Wenn er morgens zur Arbeit fuhr, hatten wirklich alle etwas von seinen Frühstarts. Leise war anders und er trat seine Yamsel gleich gehörig auf dem kurzen Stück Kopfsteinpflaster, das auf die nächste Straße führt.
Aus Gesprächen entnahm ich, dass sein Motorrad 90.000km abgespult hatte ohne Motorrevision, die auch nicht geplant war. Die 6V-Anlage ließ er kurz vor seinem Wegziehen gegen eine 12V-Anlage tauschen. Viel schneller als 90km/h trat er sie nach seinen Aussagen nicht, dafür ließ er sie immer gern 'sprinten'.
Mir missfielen die Goldfelgen seines Oldies, der auch sonst als 'Geländemotorrad' nicht meinen Nerv trifft. Einzig, dass es sich um ein altes Motorrad handelt, das durchgehalten hat, fand ich 'interessant".
Ein alter Klassenkamerad ist aktiv in einer SR-Bastelgruppe, die sich auch als Stammtisch versteht. Wenn man auf so etwas Lust hat, warum nicht. Die SR finde ich gefälliger als die XT. Kaufen würde ich sie allerdings nicht. Hatte ich vor der Bullet mal in Erwägung gezogen als Eintopf und sogar probegefahren. Der indische schmeckt mir besser.
Die XT war mein erstes "großes" Viertaktmotorrad. Ich hatte den Ofen in mattschwarz gerollt von einer Krankenschwester in Bad Segeberg gekauft. Die erste Woche nach dem Kauf habe ich es nicht geschafft, sie morgens anzutreten, und habe sie also immer bergab "angerollt". Aber irgendwann hatte ich den Dreh raus und bin mit dem Krad 10000 KM gefahren, viele davon auf Langstrecke zwischen Bad Segeberg und Fehmarn oder zurück in mein Heimatdorf in Nordhessen. Die Kiste lief immer und hat mich dauerhaft geprägt. Im Lauf der folgenden Jahrzehnte kamen und gingen noch 4 oder 5 weitere XTs, mit denen ich schöne Touren gefahren bin. Die Serpentinen in Friaul haben mit der XT großen Spaß gemacht und auch ein unvergessener Trip im November auf Achse von München durch die Schweiz nach Ligurien und zurück war dabei. Auf der Ligurischen Grenzkammstraße auf über 2000 Meter Höhe war sie zwar etwas schlapp, hat aber auch den übelsten Schotter klaglos mitgemacht. XT macht mich total sentimental, aber die aktuellen Preise sind mir zu prohibitiv und so bin ich bei Suzukis DR-Reihe gelandet. Aber auch die ziehen preislich schon ordentlich an.
Ja, die XT ist ganz zweifellos ein Meilenstein in der Motorradgeschichte. Nicht nur, dass die anderen japanischen Hersteller mit vergleichbaren Modellen nachzogen, sie begründete auch einen neuen Typus von Motorradfahrern.
In den 80ern war es ja auch ganz wichtig so eine XT in passender Kleidung zu fahren. Belstaff und Barbour wurden von neuen Herstellern abgelöst, die jetzt alle Möglichen Farben anboten und die "Sponsorenaufnäher" gleich mit. Auch wenn die XT nie Schotter gesehen hat, war dieses Outfit Pflicht. Ich habe die XT-Fahrer immer als nach Ziegenbock riechenden Typen in Erinnerung. Goretex war noch nicht wirklich aktiv und eine Waschmaschine schien es bei XT-Fahrern nicht zu geben...
Ich weiß ja nicht, was Du mit den XT-Fahrern damals so gemacht hast .. ich habe in den 80ern jedenfalls nicht nach Ziegenbock gestunken. Heute dagegen ..