Zugegeben …. Soundtuning bei der W650 durch Ziehen der Siebrohre ist ein alter Hut. Darüber wurde schon viel geschrieben … aber eben noch nicht von mir.
Allerdings -und damit hoffe ich, den gelangweilten Leser bei der Stange zu halten- nicht mit so vielen bunten Bildern und einem ganz und gar nicht zu erwartenden Ausgang der Aktion. Denn eines war mir von Anfang an klar: Die bloße Extraktion der Dämpfereinsätze führt zu einem Klangteppich, der Ästheten bisweilen prollig anmuten könnte. Ich nutze hier bewusst den Konjunktiv, denn die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Mir persönlich gefällt der etwas hohle, hellere und ins Knatternde gehende Klang der komplett leergeräumten Endrohre jedenfalls nicht.
Daher konnte das Entfernen der Siebeinsätze nebst Dämmwolle nur der erste Schritt zum „anderen“ Klang sein (mit „besser“ bin ich da generell vorsichtig … halt weil wegen Geschmack und so).
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Aber fangen wir ganz vorne an. Die W, Baujahr 99, also mit ohne Kat, ist seit 2009 in meinem Bestand. Eigentlich sollte sie immer original bleiben ….eigentlich. Aber über die Jahre hatte sich halt doch die eine und andere Veränderung eingeschlichen, die vor drei Jahren dann auch noch in der Modifikation des Vergasertraktes (im Wolksmund „tuning-light“ genannt) gipfelten. Seitdem ließ mich der Gedanke, auch die Auslassseite zu entkorken, nicht mehr los. Bekanntermaßen bringt das zwar keine Leistung, sondern nur mehr Krach, aber irgendwie war ich den doch sehr dezenten Lebensäußerung des Twins ein wenig überdrüssig geworden.
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Nun ist das Entfernen der Siebrohre keine Arbeit, die man mal eben so erledigen kann … schon gar nicht probeweise. Denn raus ist raus … und der Originalzustand damit für immer passé. Der Grund für die Irreversibilität der Maßnahme liegt in zwei Schweißnähten, die zwingend entfernt werden müssen. Da für mich inzwischen aber feststand, dass ich die W mit ins Grab nehme (oder sie mich), war das Thema „Originalzustand“ letztlich gegenstandslos. Also was solls? Hier sehen wir die Nähte, die bei den Ws durchaus unterschiedlich stark ausfallen können. Bei meiner gehörten diese (natürlich) zu der fetteren Sorte:
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Als Grobmotorik-Hasser hatte ich zunächst noch den Vorsatz, diese Schweißnähte minimalinvasiv zu entfernen. Ein Fehler mit lästigen Folgen, wie sich noch herausstellen sollte.
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Hier sind die Nähte bereits weitgehend aufgetrennt. Man sieht es auf dem Bild nicht gut, aber von der Schweißnaht ist (scheinbar) nichts mehr übrig. So müsste sich das Rohr nun ziehen lassen (die Betonung liegt auf „eigentlich“)
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Tatsächlich rührte und regte sich aber zunächst gar nichts. Mit einer Gewindestange mit zwei Muttern als Haken, die am inneren Ende des Rohres angesetzt wurden und mit leichten bis mäßigen Hammerschlägen auf eine Gripzange, die auf der Gewindestange klemmte, passierte genau Null.
Da ich nicht wie ein völlig Bekloppter mit dem Hammer am Auspuff rumdengeln wollte, nahm ich dann eine große Nuss, die zusammen mit der Gewindestange als Auszieher dienen sollte. Mein Problem war halt, dass ich keine genaue Vorstellung davon hatte, wie fest das andere Ende des Rohres im Prallblech des Schalldämpfers sitzt/sitzen könnte. Daher hatte ich die Hoffnung, durch ein gefühlvolles Arbeiten mit dem Abzieher, ein kontrolliertes Losbrechen des Rohres provozieren zu können (so weit zumindest die Theorie).
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Und wirklich …nachdem die Mutter unter einiger Spannung stand, ließ sie sich plötzlich leichter drehen. Komisch war nur, dass das Siebrohr nach probeweisem Entfernen der Ausziehglocke (Nuß) noch immer an der alten Stelle saß. Da hatte also etwas anderes nachgegeben.
Erstmal egal … Mir wurde dadurch aber klar, dass die Schweißnähte ganz offensichtlich doch noch nicht komplett durch waren. In diesem Moment war es dann auch mit meiner dämlichen Minimalinvasivität vorbei und ich ging mit dem Schleifer brutal tief ins Gesunde. Danach sah das Ganze aus, wie auf dem folgenden Bild. Wie ich rückblickend zugegeben muss, war das auch bitter nötig. Hier darf man also nicht zaghaft sein!
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Und siehe da: Nach erneutem Ansetzen des Abziehers, kam mir das Rohr ein gutes Stück weit ohne viel Kraftaufwand entgegen:
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Allerdings währte meine Freude hierüber nicht lange. Um genau zu sein, war sie vorbei, als ich versuchte, das nun überstehende Teil mit der Gripzange zu packen, um das Rohr damit ganz zu ziehen. Da ging schon wieder nichts. Zwar ließ sich das Rohr wieder leicht nach innen schieben und dann auch wieder drei Zentimeter hinaus …. aber eben nur bis zu diesem Punkt, wo dann gar nichts mehr ging. Der Grund dieser wundersamen Resistenz war mir dann auch sofort klar: Bei meinem ersten Versuch, das Rohr zu ziehen, hatte ich das innere Ende des Rohres mit dem Abzieher verformt. Das Rohr sitzt innen schließlich in einem Prallblech mit enger Passung und genau da verkeilte es sich jetzt.
Was nun ? Weiterhin von hinten Kraft auf das Rohr auszuüben, war ab sofort absolut tabu. Es hätte sich nur noch weiter verformt. Alle Versuche, das Rohr vorne an dem schmalen, herausschauenden Teil zu greifen, scheiterten. Selbst die schärfste Gripzange rutschte bei den nun nötigen, massiven Hammerschlägen immer wieder ab, ohne dass sich das Rohr rührte.
Da jetzt -gegen meine Überzeugung- doch nur noch Brachialgewalt helfen konnte, habe ich die Gummilagerungen des Endtopfs entfernt und mit Unterlegscheiben eine starre Verbindung zum Rahmen hergestellt, um mit dem Gekloppe nicht den ganzen Auspuff zu ruinieren.
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Nach einer halben Stunde Hämmern, Fluchen, Überlegen, Probieren und Verwerfen, bohrte ich zwei Löcher in das überstehende Endstück, das inzwischen nicht mehr rund, sondern eckig geworden war.
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Durch die Löcher schob ich eine Schraube, an der ich einen Schäkel befestigte. Den Schäkel konnte die Gripzange nun endlich gut packen und nach etlichen, wirklich brutalen Hammerschlägen auf die Zange, löste sich das Rohr langsam aber sicher. Man beachte, wie krumm die Schraube durch das Endrohr bei der Aktion geworden ist. Es hätte auch nicht mehr viel gefehlt, dass die Löcher ausgerissen wären.
Dann hätte nur noch das Anschweißen von irgendwas geholfen. Das war also schon mal eine volle Murks-Nummer.
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Hier sehen wir die Deformation am inneren Ende des Siebrohrs. Obwohl die primäre Verformung nach innen geht, hatte sie gereicht, den Querschnitt des Rohres so aufzubauchen, dass es nicht mehr ohne Weiteres aus seinem Sitz zu ziehen war.
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Vielleicht ersparen diese Ausführungen anderen einmal ein ähnliches Schicksal.
Beim rechten Auspufftopf bin ich dann gleich ohne Hemmungen an die Sache gegangen. Dort war das Siebrohr dann auch nach 20 Minuten draußen:
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Hier jetzt der Blick in das entkorkte Endrohr. Man erkennt zwei Ringe, die im Abstand von ca. 7 cm im Endrohr sitzen sowie das hintere, gelochte Prallblech und die Durchführungs-Bohrung für das originale Siebrohr. Falcone hat im Technik-Teil übrigens eine entsprechende Skizze veröffentlicht und dort gibt es auch das Bild eines aufgesägten Endtopfes. Da wird der Aufbau des ganzen Gerödels nochmal deutlich(er).
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Wie gesagt, … wem das klangliche Ergebnis genehm ist, der könnte das jetzt einfach so lassen. Der Sound ist halt ein wenig pötterig, aber subjektiv nicht zu laut und allemal unterhaltsamer, als im Originalzustand. Was auffällt, ist die Verschiebung des Klangspektrums hin zu höheren Frequenzen. Das verwundert nicht, denn der Mantel aus Dämmwolle, der das originale Siebrohr umgibt, absorbiert ja vorzugsweise die höheren Frequenzen. Diese kommen jetzt ungefilterter durch. Oder andersrum: Wer einen dumpferen Klang bevorzugt, dürfte jetzt enttäuscht sein ….
Völlig nackig wollte ich das Endrohr innen also nicht lassen. Zum einen in der Hoffnung, den Klang doch wieder etwas dumpfer zu machen und zum anderen, um bei evtl. übereifrigen Ordnungshütern nicht allzu sehr Misstrauen zu erwecken. Ich wollte also irgendwas einbauen, das zumindest auf den ersten Blick an einen Dämpfereinsatz erinnert.
Dazu hatte ich zwei Siebrohre mit einem Innendurchmesser von 29mm jeweils an einem Ende auf 33mm aufweiten lassen. Dies ergab dann einen Außendurchmesser von 35mm am Auslass und das passte somit genau in das entkernte Endrohr des Auspuff-Topfes:
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Damit der Einsatz nicht nur vorne im Endrohr anliegt, habe ich noch eine Verstärkung aufgelötet, die auf dem zweiten Ring , der im Endrohr sitzt, zu liegen kommt. Dieses Konstrukt ließ sich dann mit ganz leichtem Druck in das Endrohr schieben. Ohne weitere Fixierung wollte ich so aber keine größere Probefahrt machen. Also blieb es bei einer Runde durch den Ort (ein weiterer Fehler, wie sich noch herausstellen sollte).
Bei dieser Proberunde konnte der Klang mit Abstrichen überzeugen. Es war wieder etwas leiser und klang, wenn auch nicht tief, so doch etwas weniger blechern. Das Einbringen von Dämmwolle war leider keine Option, denn der zwischen Einsatz und Endrohr verbleibende Raum beträgt nun nur noch wenige Millimeter. Ich entschloss mich daher, das Ergebnis als Endlösung zu akzeptieren. So ganz glücklich war ich ehrlich gesagt aber nicht damit.
Zur Fixierung des Einsatzes hätte eigentlich eine Edelstahl-Blindniete genügt. Nachteil: Ich hätte ein Loch bohren müssen und das ganze hätte wieder „gefrickelt“ ausgesehen. Also entschied ich mich für eine solide Lösung, die nur „Schweißen“ bedeuten konnte. Dazu kam nur WIG in Frage, da alles andere zu viel Wärmeeintrag und damit die Gefahr von verfärbtem Chrom bedeutet hätte. Leider war mein Profi-Schweißer auf absehbare Zeit aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen. Aber ein Bekannter (Bauschlosser) hatte auch Zugang zu einem WIG-Gerät (der dritte Fehler).
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Eigentlich hatte ich an eine feine, kleine Schweißnaht gedacht. Das Ergebnis blieb dann aber Lichtjahre hinter meinen Erwartungen zurück (Bauschlosserei halt). So sah es aus, nachdem ich die gröbsten Verbrutzelungen danach wieder beigeschliffen hatte - ein inakzeptabler Anblick:
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Ob ich diese Kröte dauerhaft geschluckt hätte, bezweifele ich. Zum Glück -oder besser: zum weiteren Unglück- stellte sich aber schnell heraus, dass die Aktion so oder so ein Reinfall war. Was beim Bummeln durch den Ort noch annehmbar klang, entpuppte sich nun beim normalen Fahren als akustische Zumutung. Der Klang war jetzt weder dumpf noch hell …es war eine Melange aus beidem, untermalt mit zischelndem Rauschen. Klang kann man generell schlecht in Worte fassen … einigen wir uns daher einfach darauf, dass es „Scheiße“ klang.
Aber da war noch etwas Gruseliges: Im längerem Schiebebetrieb kam es immer wieder zu heftigen, wirklich lauten Böllerschüssen, die mich beim ersten Mal sogar regelrecht erschreckten. Dieses Phänomen trat weder mit dem Originalauspuff, noch bei völlig offenen Endrohren auf. Eine griffige Erklärung hierfür habe ich nicht. Bleiben konnte es so also auf keinen Fall. Langer Rede wenig Sinn: Der Kram flog wieder raus. Die aufwendig gemachten Rohre waren damit allerdings Schrott (bei aller Hässlichkeit hätten diese Schweißnähte aber immerhin sicher ewig gehalten).
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Dieser Ansatz war also erstmal voll in die Hose gegangen und ich stand da, wie das Kind beim Dreck. Es gab jetzt zwei Möglichkeiten: Doch ganz offen fahren, oder weiter probieren. Ich entschloss mich für die zweite Option. Hierzu besorgte ich mir einige Rohre/Siebrohre mit passenden Abmessungen, denn jetzt war trial & error angesagt. Die Kandidaten im Überblick:
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Links zwei Siebrohre mit 33mm Innendurchmesser. Sie passen vom Außendurchmesser (35mm) genau in das leere Endrohr. Letztlich verengt diese Variante das Endrohr nur unerheblich … und würde in erster Linie optisch einen Dämpfereinsatz imitieren. Die Löcher könnten dennoch zu gewissen Turbulenzen im Abgasstrom führen und damit Einfluss auf den Klang nehmen.
Daneben sehen wir zwei gleich dimensionierte Rohre OHNE Löcher. Es folgen zwei Rohre, die eine Kombi aus 33er und 29er Innendurchmesser darstellen. Ganz rechts dann -nur zum Vergleich- ein Original-Siebrohr (23mm innen). Die Länge der Einsätze beträgt in jedem Fall 24cm +/- 1mm. Damit reichen sie vom inneren Anschlag ziemlich genau bis an die Außenkante des Endrohres. Lediglich das originale Endrohr ist länger, denn es ragt ja durch ein Loch bis in den Endtopf hinein.
Die Ergebnisse sind eigentlich recht schnell abgehandelt … denn keine Variante konnte so richtig überzeugen.
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Hier die großen, einteiligen Siebrohre. Die großen Löcher sollten für eine spätere Verschweißung dienen. Am Rand es Rohres wird wegen der Optik jedenfalls nix mehr geschweißt …das stand nach meinen jüngsten Erfahrungen fest. Obendrein konnte man hier einen Haken zum Demontieren ansetzen, denn die neuen Einsätze gingen alle strammer in das Endrohr, als die erste Variante.
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Die Siebrohrvariante sieht ganz nett aus. Wenn man sich das jetzt noch schwarz verrußt vorstellt, könnte es fast original sein. Leider ähnelt der Klang sehr stark der Variante ganz ohne Innenrohr … nur braver… langweiliger …. Irgendwie wars das auch nicht.
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Die Variante ohne Löcher offenbarte jedoch einen anderen Charakter: Der Sound wurde deutlich härter …. und klang jetzt leider noch mehr nach „ausgeräumtem“ Auspuff. Das ging gar nicht. Bilder im eingebautem Zustand gibt’s nicht … diese Variante hatte ich zu schnell verworfen.
Last not least die Variante mit dem Kombi-Siebrohr (hier beim Zusammenlöten):
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Nackig eingebaut zeigte sie ganz ähnliche Unarten, wie mein allererster Versuch. Schließlich entsprach das dünne Rohrteil auch dem Durchmesser der ersten Variante. Der Sound war undefinierbar und nervte mit leichtem Schießen (Verschlucken?) beim Gasaufreißen im Leerlauf und Pötteln/Knallen im Schiebebetrieb.
Allerdings hatte ich mir inzwischen Gedanken über eine zusätzliche Dämmung gemacht. Denn ich hatte den zwischen Einsatz und Endrohr entstandenen Hohlraum für die Knallerei und den komischen Sound in Verdacht. Ein Füllen des Hohlraums mit herkömmlicher Dämmwolle ist technisch nicht möglich. Ich kam aber auf die Idee, eine Ofen-Dichtschnur (bis 400 Grad) um den dünneren Teil des Einsatzes zu wickeln. Dieses Paket ließ sich gerade noch so in das Endrohr schieben. Die Schnur würde sich im Inneren dann durch den Gasdruck vom Rohr abwickeln und den Hohlraum (zum Teil) mit absorbierendem Material füllen.
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Diese Idee erwies sich als grundsätzlich nicht verkehrt. Sie war wohl sogar zu gut. Denn der Klang wurde durch diese Maßnahme wieder ziemlich unauffällig, sodass er mich partiell an den Sound des Original-Auspuffs erinnerte. Auch das unartige Knallen und Spratzeln war -wenn auch nicht völlig weg- doch auf ein unauffälliges Maß zurück gegangen.
Da die optische Wirkung identisch mit der Variante des langen, dicken Siebrohrs war, wäre das durchaus eine brauchbare Alternative gewesen, der ich dann aber noch etwas Feinarbeit hätte gönnen müssen. Neben der Ofenschnur hatte ich aber noch ein anderes „Dämmmedium“ zur Hand. Bekanntlich sitzt eingangsseitig im Endtopf eine Füllung mit Stahlwolle. Warum etwas Ähnliches nicht auch im Endrohr probieren?
Zur Umsetzung dieser Idee diente mir Edelstahl-Filtergaze aus dem Teich- und Aquariumshandel (300µm Lochgröße, 0,22mm Drahtstärke). Ein entsprechend zurecht geschnittener Streifen wurde dazu knapp dreimal straff um das Siebrohr gewickelt und mit Kreppband an beide Enden zusammen gehalten. Auch dieses Paket passt gerade noch in das Endrohr. Das Kreppband würde durch die Hitze verbrennen und die Filtergaze sich dadurch im Hohlraum etwas aufrollen können.
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Auch dieser Ansatz führte zu einem akustischen Ergebnis, das zumindest nicht sofort durchgefallen ist. Es ähnelte der Ofenschnur-Füllung, war aber im Klang etwas heller (die Ofenschnur dämpft halt hohe Frequenzen besser). Vorteil dieser Variante wäre aber ohne Zweifel die bessere Langzeitbeständigkeit. Die Ofenschnur hätte sich wahrscheinlich im Laufe der Zeit doch verflüchtigt.
Wie gesagt: Beide Varianten waren nicht wirklich „klasse“ …aber von allen zur Wahl stehenden Alternativen (inkl. ganz offen!) die klanglich aussichtsreichsten. Wenn man nun noch etwas mit den Längen der ineinander geschobenen Rohre experimentiert hätte, wäre ein akzeptabler Klang, der dann aber nur minimal lauter wäre als Serie, sicher erzielbar. Nur hätte sich der Aufwand, um ehrlich zu sein, dann nicht wirklich gelohnt. Denn wir wollten doch ursprünglich einen markanteren Klang, der sich vom Original deutlich vernehmbar abhebt ….. aber dennoch 100% sozialverträglich bleibt.
War der ganze Murks jetzt umsonst?
Nein … denn ein netter Zufall spielte mir plötzlich in die Hände und damit kommen wir zum eigentlichen Klops der Geschichte: Nach der Probefahrt mit der Filtergaze-Variante wollte ich die Einsätze wieder ziehen. Beim Rausziehen hatte ich aber nur die Siebrohre in der Hand. Die Filtergaze hatte sich -wie angestrebt- abgewickelt und wurde nun von der Kante des zweiten Rings im Endrohr festgehalten ….. und zwar ziemlich hartnäckig, wie ich feststellte, als ich das Zeug da wieder rausfriemeln wollte.
Das brachte mich auf den tollkühnen Gedanken, in diesem Zustand einen Soundcheck zu machen. Tja Leute …. Da war er, der Klang, den ich die ganze Zeit gesucht hatte. Ich war bereits im Stand, quasi von den ersten vier Takten an, ziemlich angenehm überrascht. Dem Klang fehlte plötzlich diese knatterige Härte, die die ganz offene Variante leider prägt. Es tönt bereits im Stand ziemlich dumpf und sonor ohne irgendwo ins Lästige abzukippen. Beim Fahren klingt es jetzt einfach erwachsen und souverän … ohne infantile Attitüden…… anders kann ich es nicht beschreiben.
So sieht es nun aus, wenn man in das Endrohr schaut:
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Natürlich entspricht die optische Wirkung jetzt der ganz offenen Variante. Aber das nehme ich in Kauf und es bleibt genau so …. dazu finde ich das Klangerlebnis und -ergebnis einfach zu geil. Diese „Filtereinsätze“ sitzen übrigens jetzt, nach rund 500 Kilometern, immer noch an ihrem Platz und ich sehe keine Gefahr, dass sie sich von dort irgendwann von selbst verabschieden.
Nachsatz: Natürlich ist und bleibt meine Wahrnehmung, wie ich schon eingangs schrub, immer subjektiv. Vielleicht ermuntere ich aber Nachahmer, die dann gerne ihre eigenen Eindrücke schildern können.
Die 10 Euro für das Edelstahl-Gewebe sollten ja drin sein.
Viel Erfolg
Willi
Angefügte Bilder:
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Nein, der Chrom blieb unbehelligt. Das liegt auch daran, dass nicht direkt auf dem Endrohr geschweißt wurde, sondern auf diesem vorderen Innenring. Der ist nur an einer Stelle angepunktet und gibt die Hitze damit nicht direkt punktuell an das Endrohr weiter.
@ Roadmaster
Es ist allgemein bekannt, dass Ofenschnur besser dämpft, als Metall. Beweis: Hau dir mal mit einer Rolle Ofenschnur auf den Kopf ... und dann mal mit einem Hammer
Ja.Toll gemacht,deine Auspuffanlagen Doku. Was den tiefen Frequenzen auch noch dienlich ist,wenn du den Passring im Inneren der Auspuffröhre mit einem Kranzbohrer entfernst. Dieser ist ja normal für das fixieren des Siebrohres zuständig und stellt aber auch eine Reduzierung da.