Erfahrungsbericht Update W650 (Baujahr 2004) nach 13 Jahren 20.07.2017, 34.500 KM
Vorbemerkung Ich werde meine Kawasaki W650 nicht verkaufen und so lange fahren, bis ich kein Bein mehr über die Sitzbank kriege. Pro Jahr fahre ich durchschnittlich knapp 3.000 km. Hinsichtlich der Fitness und Langlebigkeit der W mache ich mir jedenfalls keine Sorgen. Hier ein Update-Bericht über meine bisherigen persönlichen Erfahrungen.
Kauf Gekauft habe ich meine W650 im April 2004 für genau 6.120 Euro mit schönem Tank (Luminous Polaris Blue) und als Kat-Version. Obwohl ich die Farbgestaltung des Tanks im Vergleich zu Ur-Version schöner fand, musste ich die Kröte schlucken, dass die PS-Leistung leider auf 47 PS gesunken war und auch die Klangkulisse des Kat-Auspuffes nicht mehr so gut rüberkam. Allerdings war die Vorderradachsenführung verstärkt worden, eventuell liegt es daran, dass ich mit Shimmy bisher nie was zu tun hatte. Auch das höchste Drehmoment der Kat-Version lag jetzt bei 4.500 statt bei 5.500, was für mich besser zum Charakter der W passte. Auch der Klang der in den ersten Jahren etwas gepresst klingenden Kat-Auspuffanlage hat sich ab 30.000 km stark verbessert.
Typische Macken Schon früh begann das bekannte Klappern im Lampentopf, was aber durch Scotch Schwämmchen im Lampengehäuse und einem Zurechtbiegen der Lampenringhalterung schnell behoben werden konnte. Danach nervte ein drehzahlabhängiges Klackern aus der Motorgegend, was letztlich an der verrutschten Kabelverlegung unter dem Tank lag und auch leicht abzustellen war. Auch das Kennzeichen war nach einiger Zeit durch die Vibrationen eingerissen. Hier habe ich aus der Sanitärabteilung gekaufte Gummidichtungen zwischen Kennzeichen und Halterung unterlegt und seitdem ist das Problem gelöst.
Kleine Verbesserungen Die W ist jetzt nach über 12 Jahren und rd. 33.000 km noch im Originalzustand mit einigen kleinen Veränderungen. Schon früh habe ich die Originalscheinwerferbirne durch eine H4 Motovison von Philips (mit orangefarbenen Ton und guter Ausleuchtung) ausgetauscht und den Öleinfüllstopfen durch einen Stopfen mit Temperaturanzeige ersetzt. Dadurch habe ich gemerkt, dass es ganz schön dauert, bis der Motor richtig warm geworden ist. Die Batterie habe ich nach knapp 7 Jahren durch eine Yuasa YTX14-BS mit höherer Ah-Kapazität ersetzt. Da diese Batterie etwas höher baut als die originale, passt nicht mehr die ursprüngliche dicke Gummimatte ins Batteriegehäuse. Hier muss man sich eine dünnere besorgen, wenn man die Vibrationen für die Batterie etwas eindämmen möchte. Hinsichtlich der bescheidenen Vorderradbremse habe ich auf Lucas Stahlflex und GPZ 1100 Bremsbeläge (43082-1178) umgerüstet und bin nach anfänglichem stärkeren Schleifen und Sirren jetzt vollauf zufrieden mit der viel besseren Bremsleistung. Die Original-Zündkerzen habe ich durch Iridium-Kerzen gewechselt. Optisch schöner finde ich das Kettenschutzblech der W800. Das Plastikteil der W650 habe ich ausgemustert. Da mich die unzureichende Rücksicht nach hinten dauernd genervt hat, habe ich die originalen Rückspiegel gegen die Spiegel "Round" von Louis getauscht und habe nun freie Sicht.
Reifen Längere Zeit bin ich den Avon Roadrider AM26 (mit 2,1 bar vorne und 2,4 bar hinten) gefahren und war damit gut zufrieden. Einen großen Unterschied zum TT auf trockener Straße konnte ich allerdings nicht feststellen. Auffällig finde ich, dass das Hinterrad beim Avon trotz gleicher Maße breiter erscheint als der Dunlop TT oder der ab Werk aufgezogene Accolade. Missfallen hatte mir aber letztlich am Avon, dass nach rd. 3 Jahren Nutzungszeit alle Hinterradreifen eine Rissbildung in den Profilrillen aufwiesen. Inzwischen bin ich nach über 30.000 km auf den Conti ClassicAttack (vorne) und Road Attack 2 (hinten) umgestiegen. DAS war wirklich hinsichtlich der Fahrstabilität und der Kurvenlage eine Offenbarung und bei dieser für die W650 per Unbedenklichkeitsbescheinigung zugelassenen Radialreifenkombination werde ich bleiben.
Umfaller Bisher ist sie mir einmal umgekippt, als ich die W blöderweise bei leichtem Gefälle auf den Hauptständer gestellt hatte und den abgebauten Tank in seine Gummiführungen zurückdrücken wollte (mit Silikon Spray wäre das wohl nicht passiert). Die üblichen Schäden, Kupplungshebel gebrochen und Schalthebel verbogen, waren die Folge. Der Schalthebel lässt sich relativ leicht wieder in die ursprüngliche Form bringen, wenn man ihn abmontiert und in einem Klemmbock vorsichtig gerade biegt.
Wartung Öl- und Ölfilterwechsel mache ich nur alle zwei Jahre (2,9 ltr mit Filterwechsel). Ölschaum im Schauglas habe ich bisher nicht bemerkt, da ich mit der W keine Kurzstrecken fahre und somit das Öl immer die Betriebstemperatur erreicht. Die Kontrolle des Ölstandes mache ich immer an der gleichen Stelle, und drehe die W bei der zweiten Messung einmal um die Achse, um den höchsten und niedrigsten Stand im Rahmen des zumeist nicht zu vermeidenden Standgefälles besser einschätzen zu können. Bei rd. 10.000 und 21.000 km habe ich die Ventileinstellungen überprüfen lassen. Alles war im grünen Bereich und Shims mussten nicht ausgewechselt werden. Als Kettenspray habe ich von Anfang an alle 300 km Dry Lube verwendet. Da ich nicht bei Regen fahre ist das für mich eine gute Lösung, auch wenn die Kette ein wenig lauter läuft als mit traditionellem Kettenfett. Die Original ENUMA-Kette hat sich bis jetzt (fast 33.000 km!!) noch nicht ungleichmäßig gelängt, und auch die ursprüngliche Einstellung des Kettenspanners hat sich nicht großartig verändert. Die Einstellung der Kette wurde bisher nur beim fälligen Reifenwechsel vorgenommen. Die Kontrolle des Kettendurchhangs mache ich unter Belastung, d.h. ich setze mich auf das Mopped und kontrolliere den Durchhang, der dann etwas über 1 cm betragen sollte. Der Luftfilter ist nach wie vor ok und wird von mir sporadisch gesäubert und mit etwas Öl befeuchtet. Bei rd. 34.000 km und nach jetzt 13 Jahren musste der Bremssattel gereinigt werden, da sich die Kolben nicht mehr leicht in die Ausgangsstellung zurückschoben, was sich durch sporadisches Schleifen der Bremsbelege nach dem Lösen der Bremse im Fahrbetrieb bemerkbar machte.
Überwinterung Ich melde meine W nicht ab (also kein Saisonkennzeichen) und habe damit auch die Möglichkeit, bei schönem Winter- oder Frühlingswetter zu fahren. Manchmal stand die W aber auch 5 Monate am Stück in der Garage, ohne bewegt zu werden. Ich achte hierbei immer darauf, dass der Tank bis zum Rand mit Super-Plus Benzin gefüllt ist, die W auf dem Hauptständer steht und der Lenker bis zum Anschlag ganz nach links gerichtet ist, um Standmarken im Lenkkopflager zu vermeiden. Die Batterie lässt sich gut ohne Ausbau aufladen, da sich bei der 2004er Version unter der Sitzbank zwei Klappen zum Batteriekasten befinden, über die man mit etwas Fummelei an den Plus- und Minus-Pol gelangen kann. Bisher ist die W all die Jahre auch nach längerer Standzeit (4-6 Monate) immer nach dem zweiten oder dritten Kick angesprungen, wobei ich den Benzinhahn vorher auf PRI stelle und ein bis zweimal ohne Zündung den Kickstarter durchtrete.
Beste Grüße und noch einen schönen Sommer mit der W Bertram
Schöner Bericht! Nur das Update vermisse ich. Macht nix! Sollten wir alle mal machen, bzw. erzählen. Da gibt es sicher etliche Parallelen.
Weiterhin viel Spaß mit deiner W, Bertram! In einer Stunde werde ich meine endlich wieder bewegen. Freu mich schon drauf! Mittags ist hier vorübergehend etwas weniger Verkehr.
schön geschrieben , weiterhin noch viele km damit .
übrigends , ich pflege meine w genauso . mache immer schön die vergaser leer wenn längere zeite keine fahrt ansteht . die w nehme ich nur bei schöne wetter und wenn mir danach ist schön entspannt auszufahren .hab mir übrigends neben optik usw. die w damals auch gekauft in hinsicht aufs älter werden . mit 60lenzen brenne ich ja noch ganz gern durchs kurvengeläuf , aber irgendwann gehts nimmer . und da ist die als zeitloser klassiker das richtige nicht überfordernde möppi für mich . im moment wird die " große " noch viel öfter bewegt ......
Zitat von Bertram im Beitrag #1Erfahrungsbericht Update W650 (Baujahr 2004) nach 13 Jahren 20.07.2017, 34.500 KM
...Pro Jahr fahre ich durchschnittlich knapp 3.000 km. ...... Die W ist jetzt nach über 12 Jahren und rd. 33.000 km noch im Originalzustand mit einigen kleinen Veränderungen. ...... Ich melde meine W nicht ab (also kein Saisonkennzeichen) und habe damit auch die Möglichkeit, bei schönem Winter- oder Frühlingswetter zu fahren. Manchmal stand die W aber auch 5 Monate am Stück in der Garage, ......
Deine W, Bertram, hat ein geruhsames Leben bei der Jahreslaufleistung. Ihr werdet noch lange zusammenbleiben können.
Lasse meine W auch ganzjährig angemeldet, bezüglich schöner Tage in der kalten Jahreszeit kann man nie wissen, ob man nicht Zeit und Lust auf eine Runde Motorradfahren hat, die bei meinen Motorräder gleich auch die einzige Form der Batteriepflege darstellt. 5 Monate Standzeit hatten sie nie, selbst 5 Wochen kamen nicht vor. Sie fahren halt am besten, wenn man sie fährt und das nicht zu knapp.
13 Jahre W-Beziehung sind eine lange Zeit, mögen es mindestens noch einmal so viele werden.
ZitatDa mich die unzureichende Rücksicht nach hinten dauernd genervt hat, habe ich die originalen Rückspiegel gegen die Spiegel "Round" von Louis getauscht und habe nun freie Sicht.
Danke für diesen Tipp, ich habe sie jetzt auch dran und, ja, es ist besser. Sind auch etwas ruhiger. Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit Asphalt unter'm Reifen. Gruß Ello
Serienmäßig: kacke Kupplung Federn für Gabel vorne aus dem Kugelschreiber Zbehör schlodderiges Fahrwerk Korrosion grauslig verlegte Elektrik insgesamt Schraubengrab bizarre Detaillösungen wie z.B. von hinten angebohrte Sacklöcher im Motorgehäuse
Extras: gebrochener Krümmer außen an Schweißstelle gebrochener Innekrümmer marodes Schwingenlager (dabei hab ich da nie was dran gemacht) Undichte Vergasergummis Gabelsimmeringe geschrumpfte Gummis zur Airbox Ausbrüche auf der Schwinglagerbüchse (auch da wo gar kein Lager sitzt)
Erstaunlich wie hartnäckig sich die Kiste in der Garage festhält
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Ich bin das Schaf im Wolfspelz und möchte niemalsnicht zurück zur Herde. ***********************************************
ZitatErstaunlich wie hartnäckig sich die Kiste in der Garage festhält
da war unser Jörg schon clever damals wie wir uns im Forum angemeldet haben ! hab das mit dem 25Jahresvertrag auch erst später im Kleingedruckten gelesen.........
ich hatte nicht mal Kleingedrucktes wir hatten damals in den Anfängen ja gar nix
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Ich bin das Schaf im Wolfspelz und möchte niemalsnicht zurück zur Herde. ***********************************************
Zitatmarodes Schwingenlager (dabei hab ich da nie was dran gemacht)
Vielleicht hättest du mal was dran machen sollen. Geheimtipp: Abschmieren. Aber nicht weitersagen.
Ach Abschmieren! und ich mach immer Abschminken!
das stand damals sicher auch falsch in der Bedienungsanleitung ja damals in den Anfängen wir hatten ja garnischt nischt mal Übersetzer für die Bedienungsanleitung die wir ja nicht hatten, denn wir hatten ja garnischt damals in den Anfängen
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Ich bin das Schaf im Wolfspelz und möchte niemalsnicht zurück zur Herde. ***********************************************
Buch-Empfehlung für Feldweg-Streuner zur Behebung seiner W650 Wartungsreaktanz: "ich schraube, also bin ich" (Matthew B. Crawford) "Unter psychologischer Reaktanz versteht man eine komplexe Abwehrreaktion, die als Widerstand gegen äußere oder innere Einschränkungen aufgefasst werden kann." (Quelle Wikipedia) Beste Grüße Bertram