Da sich außer mehr oder weniger lustigen Tastaturschlägereieren gewisser Honoratioren ja gerade nicht so viel tut, versuche ich mit nem Winterfred dagegenzuhalten in dem besagte Menschen vielleicht aus ihrem reichen Fundus beitragen könnten.
Außer denen, die von Geburt an über alles Bescheid wissen, kommen bestimmt vielen Mopedfahrern hin und wieder spezielle Wissenslücken entgegen, die nicht in den üblichen Freds erscheinen (richtet sich auch an die erfahreneren, auch die sind ja vielleicht nicht ohne Lücken?), technisch, fahrerisch, was auch immer. Egal, wie viel Background vorhanden.
Ich meine also eben nicht das gerade tagesaktuellste ("mein Benzinhahn zeigt nicht mehr die richtige Uhrzeit, was kann ich tun?"... )
Ich zum Beispiel habe noch nie kapiert, warum manche Motoren hoch verdichtet sind und manche nicht, wie die W. Wenn das einfach den Wirkungsgrad steigern soll, dann würde man das doch immer tun?
Kam mir gelegentlich so in den Sinn. Wie verhält sich das?
Gesteigerter Wirkungsgrad und somit mehr Leistung geht aber auch mit mehr Belastung des Motors einher und wirkt sich somit auch auf die Lebensdauer des Motors negativ aus.
Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu doof gefragt, aber was heißt Verdichtung überhaupt, bzw. worauf bezieht es sich? Auf die Komprimierung des Gasgemisches? Und wie misst man das?
Zitat von Knallert im Beitrag #1 Ich zum Beispiel habe noch nie kapiert, warum manche Motoren hoch verdichtet sind und manche nicht, wie die W. Wenn das einfach den Wirkungsgrad steigern soll, dann würde man das doch immer tun?
Nun ja, dann hättest du ausschließlich Drehorgeln, denn für die knapp 50 PS einer "W" bräuchte man keine 650, bzw 800 cm³.
Zitat von Maggi im Beitrag #3Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu doof gefragt, aber was heißt Verdichtung überhaupt, bzw. worauf bezieht es sich? Auf die Komprimierung des Gasgemisches? Und wie misst man das?
O.K., das waren jetzt schon drei Fragen.
Schade Maggi, aber ohne Schrauberkurs kann ich dir dassss auch nicht beantworten.
Zitat von Maggi im Beitrag #3Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu doof gefragt, aber was heißt Verdichtung überhaupt, bzw. worauf bezieht es sich? Auf die Komprimierung des Gasgemisches? Und wie misst man das?
O.K., das waren jetzt schon drei Fragen.
Verdichtung verstehe ich als Zusammendrücken des ursprünglich entspanntes Gases nach dem Einlassen (-saugen) durch das Einlaßventil bei der nachfolgenden Aufwärtsbewegung des Kolbens nach dem unteren Totpunkt. Das kann man berechnen, wenn man das Zylinder- + das Brennraumvolumen im UT und im OT kennt. Angegeben als Verhältniszahl 1:x, also wäre 1:8 eine Volumenverkleinerung auf ein Achtel des Ausgangsvolumens, 1 : 10 auf ein Zehntel usw. Damit wird die im Gasgemisch gespeicherte Energie auf wesentlich kleineren Raum komprimiert und kann nach der Zündung geballter auf den Kolben einwirken. Also bei 1:10 etwa doppelt so viel Energie wie bei 1:5 pro Arbeitstakt . Daraus folgt mehr Leistung , wenn man mal von Verlusten durch die Kompressionsarbeit absieht.
Durch die Kompression erhitzt sich das Gemisch und zündet irgendwann durch genau diese Hitze, verdichtet man zu hoch (vergl. Diesel).
So etwa stelle ich mir das als Nichttechniker vor.
Bitte um Korrektur, wenn ich das falsch verstanden habe.
Ist leider nicht ganz so gradlinig. Höhere Verdichtung bedeutet höhere Temperatur und höherer Druck bei der Zündung, wodurch sich der Wirkungsgrad verbessert, leider nicht sehr ausgeprägt. Nachzulesen natürlich in der A.M. Wikipedia. Bei einer Erhöhung der Verdichtung von 8,4 (W800 Serie) auf z.B. 8,7 (813er Satz) verbessert sich der theoretische Wirkungsgrad von 0,703 auf 0,71, also im kleinen einstelligen Prozentbereich. Es ist eher andersherum zu sehen: Erhöhung des Verdichtungsverhältnisses durch z.B. Hubraumvergrößerung mit unverändertem Brennraum ist nicht schädlich, solange die damit einhergehende Klopfneigung nicht überhand nimmt.
Bei einer Steigerung von 5:1 auf 10:1 steigt der theoretische Wirkungsgrad von 0,5 auf 0,75, also deutlich - aber mit so einem Motor haben wir es im Allgemeinen nicht zu tun.
Dieter
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
Ich hab da auch was: Warum baut man Trockensumpfschmierung z.B. bei SR 500 und XBR? Nach meinem Kenntnisstand soll die in extremen Schräglagen (bzw. bei entsprechenden Fliehkräften) besser arbeiten. Aber warum dann bei einem Krad wie der SR?
Zitat von decet im Beitrag #8... Erhöhung des Verdichtungsverhältnisses durch z.B. Hubraumvergrößerung mit unverändertem Brennraum ist nicht schädlich,...
Das mußt du jetzt aber noch einmal gaaanz langsam erklären ...
Gaanz langsam. Verdichtungsverhältnis ist Rauminhalt des Zylinders oberhalb des Kolbens bei unterem Totpunkt geteilt durch Rauminhalt bei oberem Totpunkt, welcher Rauminhalt auch Brennraum heißt. Vergrößert man die Bohrung, aber läßt sonst alles gleich, wird dieses Verhältnis größer. Aus Bohrung, Hub und Verdichtungsverhältnis kann man den Rauminhalt des Brennraums berechnen. Andersherum findet man aus geänderter Bohrung, Hub und Brennrauminhalt das geänderte Verdichtungsverhältnis.
Der erwähnte Wirkungsgrad ist derjenige des Otto-Kreisprozesses und stellt die obere erreichbare Grenze für den tatsächlichen Wirkungsgrad dar. Das Verdichtungsverhältnis ist bei diesem Kreisprozess neben der Wärmekapazität des Arbeitsgases die bestimmende Größe, der Wirkungsgrad hängt aber schwächer als linear von Verdichtungsverhältnis ab. Immerhin gilt aber, daß eine Erhöhung der Verdichtung auch den Wirkungsgrad erhöht, es geht also in die richtige Richtung.
Alles klar jetzt?
Dieter
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
Kompression ist für dem Motor zwar erstmal Arbeit. Allerdings würde sie auch ohne Zündung beim Zurückfedern im Arbeitstakt wieder zurückgegeben. Die tatsächliche Verdichtung hängt natürlich stark von der Füllung ab. Im Teillastbereich kann eine höhere Verdichtung sich deswegen deutlich besser auswirken, als die Zahlen es vermuten lassen. Die W Motoren sind nur deswegen so niedrig verdichtet, weil der Motor luftgekühlt ist und keinen Klopfsensor hat. Wenn du mit der Kiste im Sommer eine halbe Stunde bei 30 Grad im Stau rumgeeiert bist und dann Vollast abrufst, kann sowas mit hoher Verdichtung schonmal schlecht für den Motor ausgehen. Kawasaki ist da einfach auf der sicheren Seite geblieben.
ZitatWarum baut man Trockensumpfschmierung z.B. bei SR 500 und XBR?
Motoren mit Trockensumpfschmierung bauen weniger hoch, und in einem Öltank kann man mehr Öl unterbringen und es ggf auch noch besser kühlen. Bei beiden angesprochenen Motorrädern spielen auch noch optische Gründe eine Rolle: Wie würde die denn aussehen, mit einer Drei-Liter-Ölwanne unter dem Motor?