Der Wetterbericht verspricht für die kommenden fünf Tage eine stabile Schönwetterlage im Südosten. Haben wir sonst was vor? Nö? Also dann …
1. Tag, Dienstag, der 25.August 2015
Schnell ein Reihe von Wegpunkte ins Navi gepflanzt, ein paar Klamotten zusammengestopft und den Bordcomputer gecheckt. Um 10 sind wir auf der Straße.
Alle Aggregate, Chips und Sensoren startbereit? Es kann los gehen.
Bis Florstadt über die Landstraßen, dann ein Stück A45 und A3 um aus dem Ballungsgebiet schnell raus zu kommen und dann beginnt die eigentliche Fahrt ab der Autobahnabfahrt Bessenbach-Waldaschaff. Drehzahl senken, Geschwindigkeit runterfahren – Urlaubsmodus.
Bei Haßloch treffen wir auf den Main und in Wertheim ist es uns nach einer Mittagspause, ein kleiner Snack gegen den nicht ganz so kleinen Hunger.
Italienisches Restaurant, gleich am Ortseingang von Wertheim
Gewählt wurde nur ein kleines Gericht aus der Vorspeisenkarte , aber es werden volle Teller geliefert. Egal. Wenn sich aufgrund der zu großen Portion nun die Müdigkeit meldet, wird eine lauschige Wiese aufgesucht. Das Wetter gibt es zum Glück her.
Ab Wertheim folgen wir der Tauber nach Süden, die sich durch das Tal mäandert, was in der Regel auch eine gute Voraussetzung für schöne Motorradstrecken ist – so auch hier.
Kurz vor Mergentheim schlagen wir einen Bogen nach Osten, wo uns die Straße über eine Hochebene an Rothenburg ob der Tauber heranführt.
Die Höhen vor Rothenburg
Trotz Tourismus mögen wir dieses Städtchen, und in der Woche ist es selbst im Hochsommer dort nicht überlaufen. Wir wollen mal durch ein anderes Tor als sonst in die Altstadt fahren und wählen das Würzburger Tor im Nordosten. Es ist nämlich egal, von welcher Seite man die Stadtmauer durchdringt – schöne Cafés findet man dahinter immer. Und so ist es auch dieses Mal: Rechter Hand leuchtet uns schon das „Café EinzigArtig“ entgegen.
Bevor wir davor Platz nehmen, schauen wir erst mal nach drinnen – und das lohnt sich durchaus!
Wahrlich einladender Eingang
Innen wie in einer Puppenstube, die das spielende Kind plötzlich verlassen hat. Wobei ...
… viele der zusehenden Stücke auch käuflich sind – quasi ein sich in dauerndem Umbruch befindlicher Raum. Keine schlechte Geschäftsidee.
Die schöne Eckbank ist doch wie geschaffen für uns.
Es hat sich bewährt, schon mal ein wenig den Bauch aufzublasen, damit mehr Kuchen rein passt, der …
… alsbald auch den Tisch schmückt.
Zwei weiße PS treffen auf 300 schwarz-orange PS
Von Rothenburg aus umgehen wir Nürnberg südlich über Ansbach und Neumarkt und erreichen weiter östlich den bayrischen Wald, der für heute auch als Etappenziel gedacht ist. Leider will uns kein gemütlicher Landgasthof den Gefallen tun, einladend am Wegesrand zu erscheinen. Nach Cham, welches wir per Umgehung passieren, wollen wir nicht rein – uns ist es nach Dorf. Aber bald danach, nahe dem Ufer der sich hier wie ein Wurm windenden Regen, erspähen wir vor den Flecken Schlondorf einen Wegweiser, der uns einen Hang hinauf lotst. Anfangs zweifeln wir noch ein wenig, denn einladend sieht das Haus nicht gerade aus. Überzeugt werden wir aber durch einen sich dahinter befindlichen Biergarten. Falconette wünscht draußen zu speisen. Alsdann …
Hotel Sonnenhof in Schlondorf
Drinnen empfängt uns ein älteres Ehepaar, das, wie wir später erfahren, das Haus in den 70er Jahren erbaut hat. Brav, sauber und bodenständig wie das Haus sind auch die Zimmer und auch die Inhaber. Alles entspricht auch noch dem Stand der 70er Jahre, aber auch alles in prima Zustand. 50 Euro für das Doppelzimmer mit Frühstück ist heutzutage auch nicht teuer.
Außer uns ist im Haus nur noch eine Gruppe junger geistig Behinderter mit Ihren Betreuern. Es geht etwas laut, aber fröhlich zu – der Wirt jedoch kann sichtlich schwer damit umgehen.
Auf der Terrasse wird es uns doch etwas kühl, und wir gehen in die ruhigere Gaststube – auch hier alles im 70er Jahre Flair. Das erfasst sogar meine Kamera und schaltet auf Schwarzweiß-Film um.
Zeitreise
Süffiges Bier und …
… klassische Hausmannskost: Schniposa! Geht doch! Den Klecks Ketchup verstehe ich als Reminiszenz an die Neuzeit.
Falconette ist allerdings etwas versnobt und freut sich über ihr Steak.
Unser Hotel sieht am nächsten Morgen im Sonnenschein und vor stahlblauem Himmel schon viel freundlicher aus. Und bei diesem Postkartenwetter starten wir schon kurz nach neun entlang des Bayerischen Waldes in Richtung Süden. Wir wollen vorankommen und wählen Bundesstraßen, die uns in diesem Bereich mit ihren weit geschwungenen Kurven und dem relativ geringen Verkehrsaufkommen auch sehr zusagen. Auf der B11 und der B85 fahren wir bis kurz vor Passau und biegen dann ostwärts ab nach Hutthurm, um dann über Waldkirchen bei Schwarzenberg die Österreichische Grenze zu erreichen. Dahinter beginnt das Mühlviertel. An der Großen Mühl entlang fahrend, nun wieder auf kleinen Sträßchen, erreichen wir Haslach.
Am dortigen Marktplatz lädt ein Café mit vorgebauter Terrasse zum verweilen ein. Beim Bestellen werden wir gefragt, ob wir den Café mit Leitung oder Mineral wünschen und ob es zum Kuchen etwas Schlagobers sein darf. Wir sind angekommen!
Statt Leitung eine Schorle und wegen des ZulGesGew. ohne Schlagobers.
Falconette erläutert die Vorzüge Österreichs aus Sicht eines Piefkes und …
… die ortsansässigen Bewohner hören andächtig zu
Weiter geht’s, wir wollen ja noch über die großen Hügel im Süden.
Fahren im Mühlviertel macht uns immer wieder Freude, wie man so weit ins Land sehen kann, wenig Verkehr herrscht und die Straßen schön kurvig sind. (Hier bei Höf hinter Helfenberg)
Und hier sieht man sie auch schon im Hintergrund, die große Südhügelkette.
Ausblick, Sonne und eine gewisse Müdigkeit lassen uns in der Nähe von Ottenschlag im Mühlkreis eine Pause einlegen.
So langsam begeben wir uns in die Niederungen der Donau. Hier Falconette vor einem typischen Gehöft in der Nähe von Steigersdorf
Inzwischen bewegen wir uns nördlich der Donau parallel zu ihr in Richtung Osten, waldige Streckenabschnitte und engere Täler mit plätschernden Bächen überwiegen.
Wegscheide am Kraftwerk Riedhammer – wir müssen nach links.
Auch ein Hippie muss mal Pippi.
Kaum haben wir zwischen Linden und Bärnkopf die „Grenze“ von Oberösterreich nach Niederösterreich überschritten, schwenken wir ab und stürzen uns mutig entlang der Landesgrenze hinunter ins Tal an die Donau, auf dir wir bei Isperdorf treffen.
Wir folgen den Flusslauf und hoffen, in Persenbeug auf ein nettes Café an der Donauschleife, denn inzwischen ist es schon 16:00 Uhr. Höchste Zeit also. Doch, obwohl schön gelegen, enttäuscht uns der Ort diesbezüglich. Also ein kleines Stück zurück und über die Brücke nach Ybbs. Dort werden wir fündig, allerdings ohne den erhofften Donaublick.
Genug gesucht. Das nehmen wir jetzt.
Ein schönes Plätzchen auf der Terrasse im Schatten und dazu jeder eine Esterhazy, Häferlkaffee mit Leitung und eine Schorle gegen die Dehydrierung – es ist warm hier herunten im Tal.
Frisch ausgeruht und gestärkt geht es nun schnurstracks nach Süden in die Berge. Die Temperaturen werden wieder angenehm.
Uuups. Ist das hier etwa …
… tatsächlich: Ein Pass. Oder doch nur ein Pässlein? Immerhin schon über 1000 Meter hoch, wir können von hier aus also quasi auf das heimische Vogelsgebirge herunterschauen.
Kurze Zeit später schwenken wir nach Mariazell ein und beschließen, dort nach einer Übernachtung Ausschau zu halten. Obwohl Wallfahrtsort, war am späten Nachmittag der Trubel wohl schon vorbei, allenfalls einige letzte Busse werden noch bestiegen. Die kleinen Buden mit ihren Devotionalien unterhalb der Basilika hatten schon geschlossen. In der Ortsmitte beziehen wir ein Hotel, die Preise waren annehmbar. Dann erkunden wir ein wenig den überschaubaren Ortschauen in die mit Lokalkolorit angereicherten Schaufenster und suchen ein Lokal, das nicht zu teuer ist, und uns möglichst wenig touristisch vorkommt. Gar nicht so leicht, aber der Jägerwirt macht auf uns einen bodenständigen Eindruck und die Preise auf der Karte sind erträglich. Draußen kann man auch sitzen und dem Treiben auf dem Hauptplatz zusehen.
Ich gönne mir ein Beuschel, Falconette ein Gulasch. Beide sehen sich verdächtig ähnlich. Beide schmecken gut.
Ein wenig gute Nerven brauchen wir, als auf dem Platz vor der Basilika eine Blaskapelle aufzieht. Aber auch das ist zu überstehen, eigentlich war es weniger schlimm als befürchtet, denn es mischten sich sogar ein paar modernere Stücke unter das Repertoire.
Zum Nachtisch und zur Belohnung gibt es noch einen politisch völlig unkorrekten Mohr im Hemd:
Der Blick auf die Basilika im Abendlicht ist auch nicht zu verachten
Nachdem Essen schauen wir uns noch ein paar weitere Schaufenster an und kommen auch an der örtlichen Apotheke vorbei. Hier macht offensichtlich jemand unserem Maggi Konkurrenz.:
Zurück im Hotel setzen wir uns noch ein wenig auf den Balkon vor unserem Zimmer
… und schauen runter auf den Platz, auf dem es jetzt sehr ruhig geworden ist.
Die aufziehende Kühle treibt uns dann ins Bett, wir sind in der Steiermark angekommen.
Ich möchte sie auch nicht mehr missen. Allerdings halten wir damit noch weniger zum Fotografieren an, als mit der W oder der Guzzi. Was ich bei der Touraufarbeitung wieder deutlich gemerkt habe.
Du meinst, mehr Kilometer pro Tag? Das lässt sich bei diesen kurzen Reisen nicht wirklich schlüssig sagen. Dazu müsste ich unsere Vier-Wochen-Reisen vergleichen um einen einigermaßen repräsentativen Schnitt zu bekommen.
Auf den beiden letzten Reisen, Ardennen und Steiermark, sind wir mit den Guzzis durchschnittlich 321 km am Tag gefahren, mit den KTM 364km pro Tag, also etwa 14% mehr.
Ich würde mal sagen, das nimmt sich nicht so viel.
Interssant ist allenfalls, dass in der Aufzeichnung bei W oder Guzzi ein Wert über 100km/h nie auftaucht (Autobahn außen vor, kommt ja kaum mal vor), bei den KTM aber doch öfters mal. Leider habe ich keine Durchschnittsgeschwindigkeit ohne Stops aufgezeichnet. Die wäre sicher mal interessant.