ziemlich viele Bilder hier nur Text denn das mit dem dünnen Internet ist echt nervig
Kippenin/Kippin... Ja Kippenin ist das erste Wort, das ich auf Raserbeidchan lerne. Ein Wort, dass mich auf dieser Reise begleiten wird. Klingt ein wenig nach IKEA, lässt sich aber eher aus dem Ungarischen ableiten und bedeutet in alllen saltischen Dialekten Aschenbecher. Ein wichtiges Wort, denn Rauchen ist hier so eine Art Volkssport und kaum dass man es aus dem Kinderwagen eigenständig raus schafft, qualmt man sich hier den Verstand raus. Anders als bei uns wirft man seine Kippen aber nicht einfach auf die Straße, sondern sammelt sie in seinem Kippin / Kippenin und dokumentiert damit faktisch seine raucherische Leistungsfähigkeit. Da ich gerade weder rauche noch ein Kippin in der Hand halte, erkennt jeder hier direkt, dass mit mir was nicht stimmt, ich also Tourist bin oder ich Dummkopf meinen Kippin verloren habe. Letzteres ist so ziemlich das Schlimmste, was einem Salten passieren kann. Entsprechend mitleidig empfinde ich die mir zugeworfenen Blicke. Mit Hilfe eines englischsprachigen Mitreisenden wechsele ich zum ersten Mal Geld. Eine Hand voll krasachischer Kohmaar füllen meine Hosentasche. Die Papierrolle, die ich für meine 50€ bekommen habe, verunsichert mich ein wenig. Vielleicht sollte ich mal versuchen, was zu kaufen, aber hier gibt's nur Schnappes und natürlich Kippen. Ich kaufe ein Päckchen Qualboro, ohne Steuerbanderole versteht sich, reiche ein paar Fetzen Kohmaar rüber und fange an zu rechnen Für ca. 80 Cent habe ich 21 Glimmstängel in bekannter Aufmachung bekommen, die beim Abfackeln aber verdächtig nach getrockneter Eulenkacke riechen. Kein Wunder, dass mir nach nur einem Zug reihenweise die Lungenbläschen implodieren. Aber der Kauf war dank der beiden gewonnenen Erkenntnisse man hat mich beim Geldwechseln nicht beschissen und ich hör hier sofort mit dem Rauchen auf dennoch eine gute Entscheidung.
Gut, ich hab's also Samstag Nacht tatsächlich auf die Fähre geschafft. Zwar (oder glücklicherweise) war der 8 Tonnen Stapler, von dem Oleck dauernd redete und der mich hätte vom LKW heben sollen, seit 7 Wochen kaputt, aber schnell war eine Laderampe gefunden, die mit dem Trailer harmoniert. Und schon ging's rückwärts runter vom Laster und einmal quer durchs Kühlhaus und vorne zum Haupttor raus in den Hafen. Bei der Fähre sollte ich Glück haben, denn es war nicht eine der ganz alten Dinger sondern eine italienischer Bauart, wie man sie auch aus dem Mittelmeer kennt. Ich hoffe mal, dass "Vietato Fumare" (steht in fetten Lettern auf der Brücke) der Name der Reederei ist. Na, wie auch immer, ich bleibe erstmal lieber an Deck....in der Nähe der Rettungsringe und einem leeren Rettungsinselwerfer. Loki Portu empfängt mich mit unangenehmen 27°. Der nette Mitreisende besorgt mir eine Unterkunft 300 Meter über Loki und etwa 400 Meter über dem Meer. Zu wenig Höhe, um wirklich kühler zu sein, aber der Wind ist angenehm und die Unterkunft für 500 Kohmaar (rund 10€) recht passabel. Um elf ist das Mopped raus und ich angezogen und bereit für eine erste Runde zum Akklimatisieren. Also auf in den Wald, der direkt hinterm Haus losgeht. Mein Ziel ist Kjnshwjsd, genauer gesagt Kjnshwjsd Ud. Ein armes Land hier man spart sogar an Vokalen. Dort soll nach Aussage meines Hauswirtes der Grund im Wald versteckt liegen, warum es hier überhaupt eine Straße gibt. Aber der Reihe nach. Der Weg führt erstmal angenehm schattig nach oben (ud).
Schnell verliert er aber an Qualität,
die versprochene Randsicherung hat auch schon viel gesehen, vor allem bessere Tage,
und dann mag man kaum glauben, dass hier auch Geländewagen draufpassen sollen.
Also auch hier!
Hier aber sicher nicht mehr, denn das Loch ist gut einen Meter tief und ich musste mit etwas Schwung oben an der Kante lang.
um dann hier zu landen.
1962 war ein gutes Jahr für das heiße Krasastan, sagt mein Hauswirt. Es war das Jahr, in dem der damalige junge Genosse Generatosch Turbinski eine nicht ganz legalisierte Kopie eines bekannten Liebherr Patentes lizenzfrei nutzte und der Volksgemeinschaft neben kalten Getränken auch haltbare Fleisch- und Fischprodukte und Speiseeis brachte. Bis dahin nutze man, wie in stromlosen abgelegenen Gebieten heute noch, solche Eisbunker, die man im Winter mit gestampftem Schnee vollstopfte, den man dann im Sommer gegen harte Khomaar ins Tal schaffte.
Dank dem Schnee war man in der Lage, das ganze Jahr über so wichtige Dinge, wie z.B. Bier brauen und lagern, zu können. Sehr zum Leidwesen der bis dahin hier reichlich lebenden Krasachen ist dieser Geschäftszweig nach 62 fast gänzlich zum Erliegen gekommen, was auch den Verfall der Straße erklärt.
Für den Rückweg hatte ich mir was anderes ausgedacht
Ich sag's gleich, eine mindergute Idee.
Gut war, du hörst hier keinen schreien. Schlecht, es hört dich auch niemand schreien.
Einen Ort gab's mit 4 Häusern und da musste ich so was von genau mitten durch
Dann ging's abwärts und zwar ziemlich steil.
Irgendwann hatte ich absolut keine Ahnung mehr, wo ich war, aber willst du runter, dann folge dem Wasser. Ist zwar kein krasachisches Sprichwort, stimmte aber dennoch.
So, jetzt bin ich raus, denn ich kann schon Abendessen riechen und kühles Bier gibt's dank Generatosch auch schon. Echt klasse Gegend hier.
Hab gerade in unserer Auslandabteilung angerufen: Es stimmt. Der Kohmaar ist wieder eingeführt worden. Es hatte sich herausgestellt, das die Trubel-Scheine besser schmeckten, als das handelsübliche Zigarettenpapier und sich somit nachweislich in 15 Jahren ca. 83% der umlaufenden Bargeldmenge Krasatans buchstäblich in Rauch auflösten. Eine schnelle Lösung war die Einführung des Kohmmar. Die Scheine dieser neuen Währung sollen angeblich nach Eulenkacke schmecken. Soweit die Auführungen unserer Zentrale in Düsseldorf. Ich bitte mein voreiliges Angebot zum Umtausch zu entschuldigen und werde die angekauften Trubelscheine selber verquarzen......
Zitat von König-Welle im Beitrag #21Normale- oder Knallkrastanien? (Das sind die, die so im Mund rumhüpfen) Sind nicht sonderlich teurer, muss man aber trocken transportieren.
Nee, mit alles und schaaaaaaf. Also Krawallkrastanien.
Das Wetter zwingt mich wieder in die Höhe, oder besser gesagt Vrjwnzch mein Vermieter hatte die Idee, als Ausgleich zu den schweren Beinen vom Radfahren doch mit dem Motorrad zu den alten Uran-Mienen zu fahren. Die Straße sei in recht gutem Zustand, da es in der Gegend noch immer das Ein oder Andere zu holen gäbe. Ich könnte ja Szczesna mitnehmen. Oh mann, die Idee, dass ich seine Schwägerin heirate, ist ihm ebensowenig aus dem Kopf zu bringen, wie das Verständnis für Monogame Lebensgestaltung hinein.
Ok also lasse ich mir nochmal den Weg erklären und mache eine Skizze und nix wie weg hier, bevor ich Szczesna erklären muss, dass ich lieber alleine fahre. Ich fange mal rückwärts an, alles Andere wäre ja auch zu langweilig.
Nach rund 20 km erreiche ich nämlich tatsachlich den Endpunkt dieser Straße. Es ist die Bergstation, auf der die Reise der mit Uranerz befüllten Loren, hinunter ins Tal begann. Es war kein Geringerer als der damalige Genosse Generaldirektor Generatosch Turbinski, der Ende der sechziger Anfang der siebziger Jahre, neben dem Wasser die Notwendigkeit einer weiteren Energiequelle für sein Volk sah. Also startete man die ersten Bemühungen das Uranerz aus den "Monju Forsha Cuore" zu fördern. Leider hatte man nicht die Weitsicht, sich Gedanken um die Verarbeitung zu machen und während die benötigten Zentrifugen für harte Petrodollar das Land im Herzen der EU Richtung Irak und Iran verließen, endeten die verstrahlten Träume bereits Mitte der Siebziger an einem krassen Nein der Sowjets, bezüglich des benötigten Techniktransfers.
Ungefähr genau ab diesem Zeitpunkt verrotten diese Seile hier im Gebirgsgestein. Aber die Straße ins Niemandsland wird erstaunlicher Weise noch immer auf geheimnisvolle weise gepflegt und auch die Stollen erweisen sich innen wie außen als erstaunlich hochfrequentiert.
Der Weg hinaus in die Berge war wie versprochen, eben so dunstig, wie sehr gut ausgebaut.
Ab und an eine kleine Siedlung, aber es sind wohl Alle bei der Arbeit irgendwo. Die Häuser sind nicht verschlossen, aber es ist ratsam solch ein Grundstück nie ohne Kontaktaufnahme zum Eigentümer zu betreten. Es wird hier sehr schnell geschossen.
Nach rund 10 km ging's bereits durch die Wolkendecke. Und der Anblick! Ich könnt Pipi vor Ergriffenheit.
Die Vegetation hat dem hohen Strahlungspegel entsprechend, einige Besonderheiten zu bieten,
wie diese nonveganen Maiglöckchen. Ja und dann tauchte plötzlich einen alten Begleiter, der mich schon in so vielen weltabgewandten Gegenden protegiert hat, wie aus dem Nichts auf, um mich vor dem Strahlentod zu bewahren.
Der "Orso Flauchato Herores Vampira"also der gemeine FledermausMuthBär.
Über die wirklich gute Straße ging es dann wieder schnell hinunter ins Tal,
wo die Wolken bereits lauerten und die Petrask I. noch immer im Nebel vor sich hin tutet oder heißt es hornte. Falls morgen in der Frühe Wetter ist, werde ich mir den Brocken auf jeden Fall noch ansehen. Ein echter Dampfer, wenn auch Öl befeuert, mit fast 13000 BRT. Freitag wird er aus seinen 21 cm Geschützen Salut feuern. Vrjwnzch meint, das würde ich bis in die Steppe hören. Ich würd ihm ja glauben, aber er war Bootsmann in der Saltischen Flotte, und es geht das Gerücht um, dass man denen aber so was von kein Wort glauben sollte.
Morgen ist es also so weit, ich werde diese schöne Gegend hier verlassen müssen, ohne dass ich lange an der "Costa Lotta" in der Sonne geschmurgelt hätte. Aber die Zeit verrinnt und wegen der Regenfälle in dem Steppen-U vor Tragor-Murnesh, scheinen auch nur die beiden asphaltierten Wege passierbar zu sein. Trotz der verstopften Straßen freu mich aber schon darauf die Hauptstadt
wieder zu sehen.
Ja so der Plan, also falls ich nicht morgen wach werde und doch noch mit Szczesna verheiratet wurde.
Feldweg-Streuner *erfahr dir die Welt* Ich bin das Schaf im Wolfspelz und möchte niemalsnicht zurück zur Herde. ***********************************************