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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 336 mal aufgerufen
 Allgemeines Forum
Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

02.09.2014 12:09
Elektriktrik, man lernt nie aus Antworten

Mein alter Messerschmitt war mal wieder eingegangen (er quält mich dieses Jahr nur).
Zündfunke mal wieder weg.
Ich hatte das Ding ausgebaut, dabei noch einen "Zündstromabnehmer" zerstört und dann erstmal Gras wachsen lassen.

Der Hersteller der Zündspule hatte sehr kulant eine neue gewickelt (und leider auch wieder den gerade erst ersetzten Kondensator getauscht --- wenn das mal keinen neuen Ärger bringt) und mich bei der Ursachenforschung befragt, ob ich vielleicht einen Kerzenstecker mit Widerstand benutzt hätte. Das oder eine Unterbrechung (Funkenstrecke) könnte die Spule gekillt haben.

Der Kerzenstecker war mir ehrlich nicht geheuer vorgekommen. Und den habe ich gerade mal untersucht:

Vorab, ich kenne bisher drei Systeme:
Das heute gebräuchlichste, bei der der Stecker mittels eines Korkenziehergewindes in das Metall des Zündkabels eingeschraubt wird.
Dann die Variante, bei der ein Korkenziehergewinde mit einem u - förmigen Messingblech in das Kabel geschraubt wird, und der Kontakt später über die beiden Bleche hergestellt wird (oftmals an alten Verteilern).
Und Opa´s Methode: Metallöse (Kabelschuh) an die Metallseele geklemmt und am Gewinde der Kerze direkt verschraubt.


Heute nun was Neues (Beru, 50er Jahre):
Das Korkenziehergewinde fehlte. Kabel lose einstecken? Hält doch nie !
Nun schaue ich von der Kerzenseite aus in den Stecker. Der Metalleinsatz ist geschlitzt. Schraubenzieher angesetzt, tatsächlich, ich kann den Einsatz aus dem Steckergehäuse schrauben. Am der Kerze abgewandten Teil findet sich eine scharfe Spitze :
Also wird das komplette Kerzenkabel durch die Kabelöffnung bis zum Anschlag eingeschoben, dann von der Kerzenseite aus der Einsatz eingeschraubt. Der Dorn durchdringt nun die Isolation des Kabels und durchsticht die Seele. Kontakt hergestellt und gleichzeitig das Kabel fixiert.
Vorher zur Sicherkeit noch einen Zentimeter Isolation entfernt, die Seele aufgespleißt und außen um das Kabel gelegt, um in jedem Fall Kontakt zu bekommen.

Zur zweiten Kuriosität, dem "Zündstromabnehmer" später mehr.

C4

Sprinter7 Offline




Beiträge: 3.292

02.09.2014 15:53
#2 RE: Elektriktrik, man lernt nie aus Antworten

Danke für die Eindrücke, - echt spannende diese Elektricks. Ich warte bereits auf die Fortsetzung ...

Gruß! Sprinter

Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

02.09.2014 17:11
#3 RE: Elektriktrik, man lernt nie aus Antworten

Tja,als ich den obigen Text schrieb, war ich noch guter Dinge und habe noch das Foto mit der Zündeinstellung im Computer gesucht ...


Der Zündstromabnehmer:

Auch bei den alten Sachsmotoren um 1950 mit Schwunglichtmagnetzündanlagen (Motorradmotoren mit 150 und 175 cm³ muß ja der Zündstrom von der Spule zur Kerze. Dabei ist das Kabel als konstruktive Besonderheit fest im Motorblock verschraubt (anders als bei z.B. Mopeds, wo man das Kabel mit der Zündung herausnehmen kann und das Kabel fest an der Zündspule hängt, welches einfach mittels Gummidichtung durch eine Auskerbung im Gehäuse geführt wird).

Sachs löste das eleganter und verschraubte das Kabel mittels Kunststoffhohlschraube in einer Gehäusebohrung über der Zündung. Das Kabel wird dabei in der Hohlschraube mittels Messingschraube fixiert.
Die Zündung selber kann komplett entnommen werden,ohne sich dabei um das Zündkabel kümmern zu müssen. An der Zündspule gibt es dazu eine Messingzunge, von der etwa unterhalb der Zündkabelhohlschraube die Spannung abgenommen werden kann.
Die Verbindung zwischen Kabel (Plaszikhohlschraube) und Zunge wird über einen federbelasteten Messingpilz hergestellt.
Eigentlich genial, aber auch eine Schwachstelle.

Die Übergabestelle besteht aus drei Messingteilen: Pilz, Feder und einer Federführungshülse, die wiederum in die Hohlschraube eingeschraubt wird (oben das Zündkabel, unten die Führungsbuchse mit Feder und Pilz).

Damit das nun bei der Monatge nicht ständig auseinanderfällt, hat man die Feder konisch gewickelt, also ein etwa 15mm langen Kegel. Die dicke Seite wird in die Führungshülse geschraubt, der Kontaktpuilz wird auf die spitze Seite der Feder geschraubt.
Montiert man das nun, kann der Schaft des Kontaktpilzes in die Führungshülse eintauchen, wobei die Feder den Anpreßdruck und zugleich immer eine sichere elektrische Verbindung sicherstellt.

Ich glaube, ich schiebe dazu mal ein paar Fotos nach, falls es von Interesse ist.

Schwachpunkt ist die Feder, die beim alten Abnehmer matschig war. Die Nachfertigung des Komplettteiles mit Versand lag bei etwa 40 Euro, Einzelteile nicht kompatibel. So wurde letztlich nnur die neue Feder verwendet. Feder für 40 Euro, nicht schlecht !!!




Also alles montiert, Kontakte nachgemessen, Zündung eingestellt und angekickt,wobei ich das ausufernde Gekicke zunächst auf die lange Standzeitund leeren Vergaser geschoben habe.

Der Messerschmitt lief ruhig, die Freude war groß. Bis ich Gas gegeben habe...

Fortsetzung folgt.

C4

manx minx Online




Beiträge: 11.337

02.09.2014 20:29
#4 RE: Elektriktrik, man lernt nie aus Antworten

der beru-stecker durchsticht die seele. wenn ich deinen bericht so lese, nicht nur die vom kabel, gell?

Zephyr ( gelöscht )
Beiträge:

02.09.2014 21:06
#5 RE: Elektriktrik, man lernt nie aus Antworten

Ja, das Ding und ein paar andere haben mich in diesem Jahr in eine tiefe Identitätskrise gestürzt. Habe alle Veranstaltungen abgesagt und mich gut zwei Monate von den Dingern ferngehalten, Abstand gewonnen. Aber nun ist langsam wieder gut.

So nahm dennn der Streß vorhin seinen Lauf. Messi tuckert, Gas gegeben, Fehlzündungen. Ich hätte direkt durch die Decke ins All zischen können, so genervt war ich. Zündung neu gemacht, Spule neu gewickelt, Kabel optimiert und das Ding patscht!!!

Aber das Patschen kenne ich: Kaputter Kondensator. Lüfterrad runter und richtig, die Kontakte stehen in Flammen.

Übrigens hatte der Elektrobetrieb einen neuen Kondesator verbaut. Das hatte er schon mal gemacht, weswegen ich auf dem Schweizer Treffen im Mai nicht fahren konnte (Fehlzündungen und Flammenmeer bei mehr als Standgas). Darauf hatte ich bei einem Spezialisten einen neuen Kondensator beschafft , eingepresst und verlötet. Da das alte (noch stoffummantelte) Kabel etwas marode erschien, hatte man Kabel samt Kondensator gleich mit gewechselt.

Zange, Kondensator gerupft, meinen unnötig ausgebauten Kondensator, den man glücklicherweise beigelegt hatte, wieder eingeklopft und verlötet und nun läuft das Ding.

Springt bei ersten Tritt an, nimmt Gas an, dreht sauber hoch.

Mal sehen, was nun kommt.

C4

pelegrino Online




Beiträge: 51.660

03.09.2014 09:21
#6 RE: Elektriktrik, man lernt nie aus Antworten

Zitat
...haben mich...in eine tiefe Identitätskrise gestürzt. Habe alle Veranstaltungen abgesagt und mich gut zwei Monate von...ferngehalten, Abstand gewonnen. Aber nun ist langsam wieder gut...

Ja, das kommt mir doch auch bekannt vor ...

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