..., aber vorab: Diese Geschichte wurde mir Sonntag an der lokalen Frittenbude zugetragen. Von einem,der kennt einen, der hat ...usw. Ich selber würde ja sowas niiieee machen, wie Ihr alle ganz sicher auch nicht, oder ? Dennoch erzähle ich hier mal in der "ich-Form", ist einfach einfacher.
Hier die Story:
"Der Fingernagel des kleinen Fingers links schillert blau. Aber der Finger lebt wenigstens wieder, die Taubheit ist einem nächtlichen Prickeln gewichen, nun puckert er etwas bläulich und nervt beim Tippen... .
Zum Meilenwerk sollte die Fahrt gehen. Beide Fahrzeuge Freitag durchgesehen und (zum Glück) randvoll betankt. Ich wollte den 500er Maico fahren, noch nicht so lange im Bestand, aber schon ein paar mal getestet.
Der Morgen beginnt hektisch, da mein Weib und ich unterschiedlicher Ansicht zur Vollständigkeit von Fahrzeugpapieren bei roten Nummern sind. So sind wir beide froh, schlußendlich weg zu kommen und stürzen uns auf die Autobahn. Den leichten Benzingeruch schreibe ich denn randvoll gefüllten Tank zu, immer diese undichten Verschlüsse, pah !
Dennoch taste ich mal nach dem Benzinhahn in der Stirnwand, eine dieser Fernbedienungskonstruktionen. Der hängt auf "halb acht" und geht etwas leicht, hat plötzlich Spiel. War das schon immer so? Na ja, werde bei Gelegenheit mal, usw usw.
Nach 12 Kilometern Baustelle (früher hieß das mal Autobahn) der Rastplatz. Ich muß meiner Andrea (Name geändert) noch etwas mitteilen, dann geht es weiter.
Im Spiegel ein Riesenfleck dort, wo eben noch mein Hochglanzoldie gestanden hat ! Anhalten, Fronthaube auf, alles trocken. Blick unter die Karre, Benzin fließt in Strömen. Konfirmandenanzug meets Asphalt, Benzin rinnt wohlig duftend in den Ärmel, als ich rücklings alles gebe, um das Leck zu finden. Nicht machbar (zur Erklärung: der Tank liegt vorne über der Achse zwischen Spritzwand und Kofferraumwand im Dunkel. Dort sitzt auch der Triefhahn (auch Benzinhahn genannt).
Schon wieder eine Pfütze! Knipswütige Businsassen hetzen herbei, mir schwant Übles. Runde 23 Liter Benzin sind nicht mehr abzuschalten und triefen schwarz glännzend auf den Asphalt des Parkplatzes, begeistert beweisfotografiert von sensationsgei*en Touris.
Feuerwehrstunde 600 Euro , ich muß hier weg !!! Zumindest eine Wiese finden, wo das aussickernde Zeug keine verräterischen Spuren hinterläßt.
Benzindampfumschmeichelt ab in die Karre, die nächste Abfahrt kommt in 7 Kilometern. Andrea (geänderter Name) kriegt vor Aufregung ihre Kiste nicht in Gang (manchmal ist es einfach hilfreich, vor Betätigung des Starterknopfes die Zündung einzuschalten). Egal, nur weg, sie wird schon nachkommen, nur fehlt mir jetzt der Geleitschutz bzw das Rettungsauto...
Der Maico summt einwandfrei. 7 Autobahnkilometer Zeit zum Nachdenken: Warum den Sprit ökofeindlich in einer Wiese versenken? Solange die Karre läuft, tröpfelt es eben und der Sprit verdunstet, statt zu versickern. Zudem gibt es keine Spuren, die behördliche Großeinsätze auslösen könnten...
Also weiter und über Landstraße zurück. Leider fehlt Andrea : Wird ihr der Sprit bei Paris ausgehen, oder gar erst in Lissabon ? Vielleicht kurz warten? Zeit / Benzin läuft. Handy, ich sage links, sie versteht rechts, "es war ein schöne Zeit mit Dir,mach´s gut " und weiter.
Der Weg über Land zieht sich. Noch Benzin im Tank und nur noch 14 Kilometer nach hause, da kommt die UMLEITUNG, gut für 10 Mehrkilometer. Etwa 14 Kilometer später rolle ich aus, es hätte gereicht verdammte Umleitung ! Pampa, Taiga, eben sagt der Lokalfuchs dem örtlichen Hasen verunsichert "Gute Nacht" (die Sonnenuhr ist gerade dem von Polen hereinziehenden Tief zum Opfer gefallen, es wölkt dunkel...).
Das Handy geht zum Glück sogar hier. Das Ortsschild ein paar hundert Meter weiter behauptet, ich sei bei Philadelphia gestrandet. Philadelphia hatte ich mir irgendwie größer und weiter weg vorgestellt. Der Wegweiser zeigt in den Nachbarort Boston und singt ein Lied vom Fernweh der hier ehemals weggesperrten sozialistischen Brüder und Schwestern ... .
Derweil irrt Andrea über die Autobahn. Meine 20 Liter Benzin stinken auf Brandenburgs Straßen verteilt zum Himmel. Da machen doch 5 Literchen mehr auch nichts mehr ?
Andrea tauscht den Oldtimer gegen ein modernes Auto und ein paar Kanister und ist 45 Minuten später am Ort des Grauens. Hase und Fuchs schauen fassungslos, als 5 Liter im Tank verschwinden und der triefende Rücksturz in die Firma beginnt. Einen halben Kilometer vorm Ziel erneut Ebbe im Tank, es ist zum Heulen. Rest schleppen? Keine Öse am Maico , nichts. Andrea kaum schlepp-erfahren, der Maico mit mir bestimmt eine dreiviertel Tonne schwer.
Fenster auf, Hand raus, Tauöse in der Hand. Andrea übt Kavaliersstart, tränige Augen zeichnen ein weiches Bild der Wahnsinnsfahrt. Ich signalisiere "Schneller ! ". Gut, es war ausschließlich 1. Gang vereinbart, aber nun darf sie ja schalten , oder (das war für Paris und Lissabon, jawoll ). Der Ruck zerrt den kleinen Finger unter seinen Nachbarn, erbarmungslos quetscht das Seil die Finger zusammen. Kurve, sie bremst. Ich kann nicht mehr, den erneuten Beschleunigungsruck würden die Finger nicht verkraften, so lasse ich das Seil los. Der Rest wird geschoben, die Pfote ist taub.
Halle zu, genug Oldtimer fürs erste.
Nachmittags dann die Leichenschau. Jetzt finde ich auch die Wartungsklappe im vorderen Kofferraum, daruntervöllig frei der desolate Benzinhahn. Nichts Großes, lediglich die Federklammer des Benzinhahnes ist einseitig gelöst (dort, wo die Fernbedienung die Dichtscheiben aufeinander verdreht), damit der Weg in die Freihait für das Benzin weit offen. Unterwegs kurz wieder eingerastet hätte das keine drei Minuten gedauert. Wenn ,ja wenn man von der Klappe gewußt hätte.... :D
Zur Sicherheit baue ich lieber gleich einen neuen Hahn ein. Den erkenne ich gleich, es ist derselbe wie beim Messerschmitt, der liegt noch neu im Lager.
Was bleibt:
Der "Blödmann des Monats Mai 2014 Award " für mich wegen der Wartungsklappe. Ein kaputter Samstag. Ein hochgerechneter Rekordverbrauch des wackeren Maico von fast 70 Litern auf 100. Und ein blaugequetschter Fingernagel, der mich höhnisch puckernd angrinst.
Warum kann man eigentlich nicht einfach Bierdeckel sammeln ?"
wahrscheinlich, weil sie mir persönlich vom Typ her nicht unbekannt sind .
Wenn ich zum Beispiel an den Tag denke, als ich stolz mit meinem DKW an der Berufsschule ankam, dreist auf dem Lehrerparkplatz parkte, und ich mich erst noch etwas wunderte, warum da so ein kleiner Ruck beim Rückwärtseinparken war. Als dann später die Feuerwehr anrückte, und (vergeblich) versuchte, die Ursache für den Benzingestank in der Schule zu lokalisieren, hatte ich mir auch noch nichts dabei gedacht - nur mein dummes Gesicht, als ich in der großen Pause versucht hatte, das Auto umzuparken (dann wurde es voll auf dem Pädagogenparkplatz, und es war besser, man hatte sich bis dahin einen neuen Standort gesucht), und die Karre ging plötzlich aus .
Der DKW hatt(e) eine Ablaßschraube an der tiefsten Stelle im Tank, damit hatte ich punktgenau die Kante eines Lüftungsschachtes oder sowas in der Art getroffen, und die war dann abgeschert, und ein gut halbvoller Tank hatte sich ins Nirwana entleert ...
nach Hause gekommen bin ich dann später mit Hilfe einer mit Benzin gefüllten 1,5 Liter-Billigweinflasche zwischen die Vordersitze geklemmmt, mit Schlauch nach vorn zum Vergaser ...
Ja, irgendwie habe ich den Eindruck, dass der heutigen Jugend etwas verlustig geht an Erlebnissen mit diversen Kraft- oder temporär kraftlosen Fahrzeugen.
Ich hatte auch mal eine Fahrzeuginkontinenz in Form eines - natürlich an der tiefsten Stelle - durchgerosteten Tanks eines HY. Ein Kanister oben aufs Dach gebunden und ein Schlauch runter zum Vergaser half bis nach Hause. Daran hat sich aber auch früher niemand gestört. Und komischerweise sind damals die Autos auch nicht sofort abgebrannt - naja, zumindest nicht immer. Aber das ist wider eine andere Geschichte.
weniger schön: als in den 90er Jahren die Verordnung kam, daß Benzintanks keine Entlüftung mehr zur Atmosphäre haben dürfen, wurden an den damaligen FIAT Unos die Tanks mit einem dichten Deckel versehen, der zwar BElüften konnte, aber nicht ENTlüften.
Ist ja alles nix Neues, hat heute jeder so. Aaaber:
Beim FIAT war der Tank ausreichend druckfest, aber der Anschluß unterhalb des Tankes nicht ! Und so rutschte damals an meinem (flamm)neuen Auto, was vor der Haustür geparkt war, der Schlauchanschluß bei glühendheißem Wetter vom Tankstutzen und mit richtig Druck ergoß sich der Inhalt auf die Straße - sehr geil .
In Brand ist gottseidanks nichts geraten. Ich habe den Schlauch wieder draufgepfriemelt und bin zur Werkstatt. Die haben da irgendwas gemacht, denn ich war wohl kein Einzelfall, und dann haben sie mir anschließend den Tank randvoll gemacht .
Der Verkäufer, Karnelvalsprinz im Raum Düsseldorf, erklärte leutselig, er wisse nicht, wieviel Sprit in den Tank des Siata passe . Er tanke immer nur so für 20 Euro. (Siata Spring = Fiat 850 Technik und Tank).
In den Alpen habe ich immer gerne im Tal voll gemacht, man weiß ja nie, ob die Zapfsäule auf der Paßhöhe schon aufgetaut ist. Immer war der Tank schnell wieder halbvoll, dann Mißtrauen. Volltanken, Serpentine, breite Benzinspur. Aha!
Zuhause geforscht, da stellt sich heraus, daß das Überlauf- , Be - und Entlüftungsrohr zwar noch da war aber nur lose vor einem riesen Rostloch im Tankstutzen lag. Weitläufig weggeammelt.
Ausbau, Hartlot, fertig.
Aber der munter närrische Prinz hatte nicht gelogen, woll?!
So hatte ich dem Maico das ramponierte Wochenende nicht vergessen. Aber auch einem tückischen Kleinwagen gebührt eine zweite Chance (in der Schmusejustiz auch gerne Bewährungstrafe genannt).
Gestern sollte es also bei Gluthitze nach Paaren-Glien gehen. Von uns jenseits der großen Stadt des Bären diametral gegenüber gelegen. Das bedeutet entweder quer durch die Stadt von Ampel zu Umleitung durch 30er Straßen (die glückliche Version), oder über Pisten mit Tempo 10 und 20 bei scharfer Überwachung (die Stadt hat kein Geld für Reparaturen, sammelt aber kräftig ein --- die unglückliche Version). Oder auf dem Berliner Ring nördlich rund um die Stadt, etwa 100 Kilometer pro Richtung.
Es ist brüllheiß, schon um 9 Uhr. Da lockt die Autobahn, lustig mit offenen Fenstern, die Haare Knoten drehend im Wind..., heißa. Andrea im zierlichen Messerschmitt soll voran fahren, ich decke nach hinten mit dem größeren Maico die Schleicherei mit rund 80 ab.
Nach rund 25 Kilometer zackt sie plötzlich, winkt aus dem Fenster, wird langsamer. Der Parkplatz kommt ich setze schon mal den Blinker. Doch sie braust durch. Nun geht es beim Maico los, verdammte Elektrik. Der Blinker hat gleich zwei gelbe Kontrolllampen aktiviert. Blinker aus, eine Lampe bleibt an!! Mit arg verkniffenen Augen kann ich den Schriftzug "Kühlung" über der Lampe entziffern. Au wei, das Ding wird zu warm, Panik ! Motor im Heck, Wasserkühlung, aber Wasser war drin, frisch geprüft. Andrea überholen geht nun nicht, da wird's dem Ding ja noch wärmer. Also langsamer werden, sie hat ja Spiegel ....
Und nicht zu fassen, sie nutzt sie auch mal, wird auch langsamer. Wäre ich jetzt ein Tebartz Fan, würde ich nun "Halleluja" jubeln und ein paar 1000 Kerzen abfackeln lassen. So aber beschränke ich mich auf Hypnose der Lampe. Und siehe da, sie flackert eingeschüchert und erlischt gehorsam. Aha, Temperatur genau an der Auslöseschwelle. Kaum wird es gebirgig (also bei schon im Polo unmerkliche Fahrbahnwellen), ist die Lampe wieder da.
Auf der Raststätte Wassercheck, alles ok. Dafür zischt die Schlange im Wasserkasten bösartig, beißt aber nur in das beim Öffnen vorsorglich um den Deckel gelegte Tuch (Andrea hatte mich durchschaut, als ich sie beiläufig gebeten hatte, ob sie nicht mal eben...).
Es geht weiter und wird wärmer. Heizung volle Pulle in äußerer Gluthitze, so um die 70 - 80 Grad ist die Heizluft sicher warm. Am Schalthebel versengt man sich, Gummi auf dem Mitteltunnel wird weich, die beiden Schiebefenster können so viel Wärme einfach nicht abfließen lassen. Die Lampe brennt nun ständig, dafür lernen wir bei Abkühlpausen die Autobahnparkplätze der Region kennen, um die Lampe wieder aus zu bekommen. Leider fehlt mir Material, um mit aufgestellter Heckklappe wenigstens einen sportlichen Eindruck zu erwecken.
Dafür bin ich gut durch, 3 Liter auf 100 brauche ich locker (also Wasser, bereits im knistertrockenen Rachen verdampfend ...).
Der Wagen hält durch.
Jetzt liegt der Kühler daneben, mit Entkalker geflutet, der Motor ist gespült. Das Handbuch erklärt, an der Lichtmaschine gäbe es eine Wasserpumpe, die zu entlüften sei. So wie ich die Vorbesitzer einschätze, hätte ich mit die gestrige Grilltortur und den Kühlerausbau schenken können: Entlüften, fertig.
Mal schauen, ob sich das bestätigt.
Ach ja, warum hatte denn Andrea nun eigentlich gezackt und gewunken und damit das Desaster ausgelöst ? : Benzinhahn auf Reserve umgeschaltet! Da kann man mal wieder sehen, daß doch eigentlich die Weiper an allem schuld sind. Armer Maico, und ich hatte ihn schon so sehr in Verdacht.
Die Entlüftungsschraube konnte man entfernen, aber damit war der Rest des Gewindes weg. Schraube war eingeklebt!!!. Erneuert. Testfahrt: Besser aber nicht perfekt.
Es tröpfelt am Pumpengehäuse. da hat doch tatsächlich jemand Dichtmasse geschmiert und überlackiert!!! Was für Pfuscher! Morgen ist die Pumpe dran, mindestenns eine Dichtung werde ich nachbauen müssen. Und sollte das Pumpenrad keine Flügel mehr haben, wäre ich auch nicht erstaunt.