Letzten Sonntag war absolutes Kaiserwetter. Da musste unbedingt etwas Benzin genüsslich verbrannt werden. Gleichzeitig hab ich noch immer den Ehrgeiz, ein paar neue Strecken zu erfahren. Die asphaltierten Straßen sind inzwischen im näheren Umkreis ziemlich abgegrast. Aber dieses Fleckchen hab ich noch in guter Erinnerung, als ich letztes Jahr mit einem Freund vom Passo di Maniva (Dosso Alto) zurückfuhr. Bergdörfer, schmale, aber gute Straßen, gleiten statt bratzen. Erst mal einen kleinen Fußmarsch zur W-Garage gemacht (geht nicht anders). Und dann die übliche Kurvenorgie Tignalga (das Traumsträßchen zwischen Tremosine und Tignale) – Gardesana – Gargnano – Lago di Valvestino. Am Staudamm die übliche kleine Pause. Komisch, hat sich so eingespielt.
Monte Baldo / Tignalga
Muslone, oberhalb von Gargnano
Blick auf Gargnano
Und noch mal Monte Baldo
Und noch mal Muslone
Ein Schwätzchen mit drei jungen Italienern gehalten. Sehr nett! Eine Vespa (35 Jahre jung), ein 125er Crosser (Zwodaggdä) und eine Brutale. Lustige Mischung. Die Jungs waren gut drauf, und ich freue mich, dass mein Italienisch zumindest zum parlare benzina reicht, dank der DUE RUOTE-Literatur. Das italienische Pendant zur MOTORRAD. Dass meine W gebührend bewundert wurde versteht hier im Forum sicher niemand. Aber die Italiener haben halt Geschmack! Diesmal hatte ich die Strecke über Capovalle zum Idrosee nicht für mich allein. Also lieber etwas (noch) langsamer fahren und schön weit rechts halten!!! Es waren reichlich High-Speed-Freaks unterwegs, die vorwiegend die Ideallinie fuhren. In Idro – es war Mittagszeit – war wohl ein Motorradtreffen der gigantischen Art. Ich hab die Maschinen beim Vorbeifahren nicht gezählt, aber ich denke, so um die 300 dürften es gewesen sein. Das muss ein gutes Geschäft für die Gastwirte gewesen sein. An der Hauptstraße (237) also links abgebogen. In umgekehrter Richtung rauscht man nur zu gern an der Abzweigung vorbei. Auf der Strecke über Lavanone nach Vestone kamen mir Massen weiterer flotter Kradler entgegen. Vermutlich ebenfalls auf dem Weg zu diesem Riesentreffen. Mitten in Vestone geht’s ab in Richtung Pertica Bassa. Und diese Strecke war neu für mich. Die Straße schlängelt sich an einem Bächlein entlang bergauf, und es wurde endlich etwas kühler. Ich war wohl etwas 'overdressed' losgefahren. Eine liebliche Landschaft mit feinen, kurvigen, schmalen Sträßchen nahezu ohne Verkehr – da lacht das Kradlerherz! Hier oben kamen zwar ein paar Wolken auf, wie die Berge das so an sich haben. Und die Bilder sind nicht so spektakulär wie auf manch anderen Touren. Aber es war traumhaft schön da oben, und Brunos Leitspruch Lebe deinen Traum ging mir nicht aus dem Kopf.
Ich fotografiere ja so gern vor altem Gemäuer.
Altes Kühlgemäuer?
Blick zurück:
Von der Pertica Bassa gings weiter rauf zur Pertica Alta (Niedrige Stange / Hohe Stange?). Pertica muss wohl noch eine andere Bedeutung haben als die im Wörterbuch. Meine Karte zeigt nicht sämtliche Örtchen auf. Schade, aber das geht wohl bei dem ansonsten feinen Maßstab 1:225.000 nicht. Ein weiteres Päuschen, vermutlich in Navono an einem Turm, wo ein Abzweig nach Mura und Casto wieder zur Hauptstraße runterführt. Auf der Karte weiß, sprich Schotter. Aber danach sah es von oben nicht aus. Ich wollte aber noch nicht zurück, und es ging weiter nach Marmentino, bis Ombriano. Da bin ich dann umgedreht, auch, um nicht zu spät heimzukommen. Geradeaus wäre ich auf eine ätzende Schnellstraße gekommen, die über Tavernole nach Brescia führt. Auf die war ich früher versehentlich gekommen, auf dem Rückweg vom Croce Domini. Das passiert mir nicht noch mal! Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut doch das Gedächtnis funktioniert, wenn es mit Emotionen verbunden ist!
Das könnte bereits Ombriano sein.
Das ist auf jeden Fall Ombriano.
Blick zurück auf'm Heimweg
Und nach vorn: Der Monte Baldo thront noch über der Pertica.
Aber auch dort gabs noch Schnee, wie man auf dem extra unterbelichteten Bild sehen kann:
Noch bevor ich wieder die Pertica Bassa erreichte gings rechts ab in Richtung Nozza. Praktisch auf der anderen Seite des Bergrückens, auf dessen Ostseite ich nach P.B. raufgeröchelt war. Anders kann ich den herrlichen Klang der SR-Anlage nicht beschreiben. Jetzt gings heimwärts, von Nozza über Vestone zum Idrosee. Und da jagten mir die Kamikaze-Italiener entgegen, vermutlich von dem Riesentreffen. Hunderte! Ganz rechts fahren war angesagt, denn die ließen sich vom Dosenverkehr nicht bremsen.
Blick auf die blauen Berge oberhalb des Idro Sees
Über die Strecke Idro-Capovalle-Valvestino-Gargnano-Tignale-Tremosine gibt’s nix zu erzählen. Perfekt halt. Ich genieße den souveränen W-Motor und die butterweiche Schaltung, trotz deutlich verkürztem Schalthebel. Da muss ich dem Falcone recht geben – ich hätte ihn noch deutlicher kürzen können, ohne Einbußen beim Schaltkomfort. So passts aber perfekt. Meine Füße sind groß genug! Schöne Tour! Ein klein wenig Neuland und absolute Begeisterung für die 'wiederentdeckte' W! Und die – für mich neue – Erkenntnis, dass die W sich durchaus handlich bewegen lässt, auch auf meiner extrem kurvigen Hausstrecke.
Blick auf den Lago bei (vermutlich) Bogliaco, auf jeden Fall einem südlichen Vorort von Gargnano. Auf der anderen Seeseite Brenzone
Und der immer wieder bezaubernde Blick auf Gargnano, das vielleicht schönste Städtchen am See. Souline war nicht schwer zu überreden, den herrlichen Tag in unserer Pizzeria ausklingen zu lassen. Nicht mal 200 Kilometer waren es insgesamt. Das wäre eine feine Wellness-Tour, falls das Treffen Noch tiefer im Süden zustande kommen sollte. Aber dann würde man sicher auch den Maniva noch mitnehmen wollen …
Ja, hier bin ich nach 10 Kilometern Hausstrecke glücklich, wenn ich dieselbe Strecke wieder zurückknattere. In Hamburg bin ich noch nicht mal aus der Stadt raus, nach 10 km.
Diese Pertica-Sträßchen sind offensichtlich bei Motorradfahrern noch nicht 'bekannt'. Im Gegensatz zur Tignalga, meiner Hausstrecke.
Danke Monika! Ich hab mich zwar an seinen 'kalten' Anblick gewöhnt. Majestätisch! Dennoch ist mir sein Anblick ohne die 'Kopfbedeckung' lieber. Zwar nicht so spektakulär, eher ein großer unförmiger Haufen. Schön ist er dann wieder, wenn er - vom Wasser aus gesehen - durch Streiflicht Struktur erhält. Ganz so unförmig ist er nämlich gar nicht.
Heute ist zwar wieder feinstes Wetter, aber - für Soulines Pflänzchen im Orto - muss es dauerhaft wärmer werden. Ich muss wohl gleich wieder einen Fußmarsch zur W machen ... Bloß wohin heute? Oben auf'm Baldo wirds wohl noch etwas frisch sein. Vielleicht rauf nach Ronzo - mal sehen, wie die W sich in den engen Kehren macht. Obwohl die rutschig sein könnten (Nordseite). Nu' aba ...
Meine Güte, Soulie.... Hachzzzz, mir läuft das Herz über bei diesen schönen Fotos....
Als ich das letzte Mal in bella Italia war, war ich noch keine Motociclista, hatte aber in einem Cabrio auch schöne Strecken abseits der Hauptstraßen... Mal sehen ob wir es in den Sommerferien bis "runter" schaffen, per Autozug mi W&Duc....
Und heute hab ich eine mindestens ebenso schöne Tour gemacht. Die muss ich - euch zuliebe - noch mal fahren. Hab nämlich versäumt, die Kamera mitzunehmen.
Man wird alt ...
Aber ich fahr sie sehr gern noch mal! Endgeil!!!!!