Letztes Wochenende war es soweit! Ich bekam Sonntags den Anruf- es ist soweit, Dienstag wird gestartet! In der Firma habe ich schon lange alles geklärt! Die Klamotten stehen seit Tagen gepackt da! Also Montag nochmal zur Arbeit und Mittags Feierabend gemacht. Schnell nach Hause, Schwiegervatter und seinen Kumpel eingeladen und ab auf die Autobahn. Um halb acht sind wir dann im Hotel in der Nähe vom Chiemsee angekommen. Noch ein Schnitzel und drei Halbe, dann ins Bett! Keiner von uns hat wirklich durchgeschlafen. Die Aufregung lies uns ständig wach werden. Um fünf Uhr morgens stand dann die Crew vor dem Hotel. Es hatte geschneit. Wir fuhren rüber nach Österreich zum "Wilder Kaiser"! Hier beginnt die Alpenüberquerung! Jetz hieß es anpacken! Der Korb, der Brenner, das Gebläse und die Ballonhülle musten ausgepackt, montiert und vorbereitet werden.
Erst wurde die Hülle aufgeblasen:
dann geheizt:
Wir starten mit anderthalb Minuten Unterschied zu unserem Schwesterballon.
Jetzt geht es ganz schnell. In wenigen Sekunden schießen wir gen Himmel. Ich hatte es mir gar nicht durch den Kopf gehen lassen, was ich da überhaupt für Erwartungen habe. Erst als wir bereits die Wolkendecke durchstoßen haben, fange ich an lockerer zu werden.
Zu diesem Zeitpunkt herscht noch viel Luftfeuchtigkeit. Noch merkt man die Kälte nicht so sehr, aber das wird sich bald ändern! Ich trage lange Unterwäsche, Fließpulli, Kapuzenpulli, Softshelljacke, Ski-Socken-Hose-Jacke-Mütze-Handschuhe! Und in den Schuhen selbstheizende Sohlen. Die Dinger sind eingeschweißt und fangen an sich zu erwärmen, wenn man sie auspackt und sie mit Sauerstoff in Verbindung kommen! Alle die ich verteilt habe, haben auch funktioniert! Außer meine! Recht schnell habe ich meine Zehen gespürt, es sind dort oben nämlich -28°! Solange Wolken unter uns sind, erzeugen wir auf deren Oberfläche einen runden "Regenbogen"!
Wir überqueren den wolkenverhangenen "Venediger"
So langsam reißt die Wolkendecke auf
Wir kommen über den Alpenhauptkamm und erreichen die 5.000 Meter- Marke! Das hier ist Bozen und das Brennertal!
Und dann liegt er vor uns! Der Lago di Garda!
Hier schaut man über den Gardasee zwischen Padova und Verona auf die Adria (der orange Streifen am Horizont)
In dieser Höhe ist es unbedingt erforderlich Sauerstoffmasken zu tragen.
Da der Sauerstoffanteil so dünn ist, wird in den Masken die Aussenluft mit getrocknetem Sauerstoff aus mitgeführten Flaschen gemischt. Jeder muss ständig den anderen kontrollieren ob dessen Schlauch nicht verknickt ist. Man beginnt schnell schlapp zu machen, wird müde, redet wirres Zeug und fällt bald in Ohnmacht. Also immer erst nach dem Fahrer schauen! Da ich ja immer alles ausprobiere bevor ich es glaube, habe ich, als ich mir neue Wärmesohlen einlegen wollte die Maske abgelegt. Jeder im Korb hat eine Stehfläche von ca. 60 x45cm die er sich mit einer riesigen Gasflasche teilen muss! Ich hab also versucht die Einlagen zu wechseln. Kaum bin ich in die Hocke gegangen blieb mir schon so langsam die Luft weg. Mir wurde schwindelig und ich beendete das Experiment!
Als wir entlang des Gardasees fahren, viel mir ein das ich gerade über Soulies Dorf fliege! Ich konnte ihn aber weder auf dem Mopped, noch beim surfen sehen!
Lago d`idro
Lago d`iseo
Brescia
Dann ging es nach fünf Stunden Fahrt wieder gen Erde
Auf dem nächsten Bild seht ihr unten rechts eine Wiese, dahinter eine Straße und wieder Wiese!
Wir landen ganz sanft auf der ersten Wiese in Quinzano di Oglio! Doch der Pilot meint das die Hülle auf die Straße fallen wird und entscheidet weiter zu fahren. Er hebt den Ballon ca. fünf cm an und setzt ihn an der Straßenkante ab. Er schaut rechts, dann links! Kein Auto kommt und er fährt die Böschung runter über die Straße und landet! Hammer! Ruck-Zuck stand das halbe Dorf da! Alle wollten wissen wo wir her kommen und überhaupt. Einer brachte Wein und Gläser, der örtliche Fotograph machte Bilder und alles soll in die Zeitung! Oh Wunder! Leider kann ich hiervon keine Bilder reinsetzen, da picr mir sagt die Dateien sind zu groß. Wir laden also alles in den Anhänger von unserem Gustl, der uns gefolgt ist und 15 min. nach uns dort war. Unser zweiter Ballon hat leider keine so schöne Landung gemacht! Das Feld in dem er landen wollte, stellte sich kurz vor dem aufsetzen als frisch gejaucht heraus und so fuhren sie etwas weiter. Der Trockene Acker stellte sich nach der Landung als matschiges Maisfeld dar!
Mit dem zweiten Hänger war nicht ans rankommen zu denken. Also muste alles zerlegt und bis an die Straße gebracht werden.
Ein wirklich anstrengender aber fantastischer Tag! Gustl, der auch schon seit halb vier auf den Beinen war, fuhr uns dann zurück nach Bajuwarien! Um halb elf Abends trafen wir in unserer Herberge ein!
Solch eine Alpenüberquerung ist nur an ca. fünf Tagen im Jahr möglich. Nur bei sehr kalten Nordwinden die die richtige Geschwindigkeit und Richtung haben ist es möglich. Der Pilot beobachtet Tage zuvor alle Wetterdaten und wenn er sagt es geht los, hat man 24 Stunden Zeit am Startplatz zu sein. Ich kann nur jedem der ca. 1.500€ zuviel hat empfehlen, so etwas mal mit zu machen. Ein unvergessliches Erlebnis!
Jepp! Feiner Bericht! Mir wär's vermutlich etwas zu frisch da oben. Aber die Aussicht: Phänomenal! Der Tremalzo, das Bondotal, man erkennt seine zweite Heimat! Wunderschöne Bilder! Ich hoffe, du bist inzwischen wieder aufgetaut, Andy!
Mann, was für schöne Bilder - bin jetzt zwei Stunden lang virtuell mitgeflogen und habe jede Minute davon genossen. Ist schon noch was anderes, die Berge mal von oben zu sehen, wo man sonst nur wie die Ameise am Boden rum kriecht. Darf auch gar nicht dran denken, was man daraus fürn klasse Rätselfred hätte machen können.
Was mir aufgefallen ist (bin Lehrer - darf das also):
Zitat von Caferacer59 im Beitrag #1 Wir überqueren den wolkenverhangenen "Venediger"
Das nicht Venediger (weder klein noch groß), sondern Rötspitze mit den Dolomiten im Hintergrund.
Zitat von Caferacer59 im Beitrag #1 So langsam reißt die Wolkendecke auf
Verdammt schöne und besondere Aufnahme von der Seiser Alm (die Hochfläche im Bild). So schön sieht man sie selten ausgebreitet vor sich liegen! Und als Goodies links Lang- und Plattkofel am Sellajoch, eins dahinter am äußersten linken Bildrand die Marmolada-Berge (Marmolada selbst gerade nicht mehr drauf), und nochmal eins darüber - bereits am Horizont - die wunderschöne Palagruppe mit ihrer ausgeprägten Hochfläche (im Bild direkt hinter dem gezackten Kamm). In Bildmitte dann die bekannte Rosengartengruppe, an die sich rechts leicht nach oben versetzt das Latemar anschließt. Dazwischen der Karerpass. Auf dem Bild liegen insgesamt so viele wunderschöne Pässe, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann (für Pele: der San Pellegrino ist auch dabei).
Zitat von Caferacer59 im Beitrag #1 Wir kommen über den Alpenhauptkamm und erreichen die 5.000 Meter- Marke! Das hier ist Bozen und das Brennertal!
Weder das eine noch das andere ist das "Brennertal" (Eisack-/Wipptal), sondern im oberen Bild das bekannte und große Etschtal und im unteren das Nonstal. Im oberen Bild schön zu sehen auch Gampenjoch und Ultental sowie weiter oben das Vinschgau, das am linken Bildrand die Kurve zum Reschenpass hoch macht. Dazwischen das Schnalstal, erkennbar als "Blinddarm" in die weiße Gruppe der Ötztaler Alpen hinein. Im unteren Bild geht’s vom Lago di Santa Giustina (Bildmitte) schräg nach rechts oben hoch zum Mendelpass (über die einzigen schneefreien Berge im Bild) und nach links zum Passo del Tonale.