gestern um 13.00 war es dann so weit. ich hatte die norton oberflächlich gecheckt, einige schrauben nachgezogen und mich mit der bedienungsanleitung soweit vertraut gemacht. nach einer hastigen portion nudeln mit tomatensauce von mama war ich gestärkt für den ritt. die strecke sollte von bad arolsen im schönen waldecker land über gut 300 km landstraße nach regnitzlosau in oberfranken gehen. dort erwartete mich das sommerfest der customisers east, einer sehr sympathischen truppe von auto- und motorradschraubern.
die fahrt liess sich gut an, die enorme hitze der mittagszeit schien mir deutlich mehr auszumachen als der fast 70jährigen englischen lady. vielleicht hat sie einfach schon zu viel erlebt in all den jahren, um von hochsommerlichen temperaturen in mitteldeutschland noch sonderlich beeindrucken zu lassen.
nach gut 150 km kurz hinter eisenach jedoch - ich hatte gerade einen unfreiwilligen stop einlegen müssen, weil der motor seinen dienst während der fahrt unverhofft einstellte und sich erst nach mehrmaligem kicken am straßenrand wieder zur arbeitsaufnahme motivieren liess - eierte die maschine ganz fürchterlich an der hinterhand. ein kurzer blick genügte und es war klar, das hinterrad ist platt. und das samstagsnachmittag um 17.00 hinter eisenach! mit plattem hinterreifen eierte ich noch ca 1 km bis ins nächste dorf und klingelte verschwitzt und genervt am ersten haus. ein freundlicher mensch öffnete die tür und es stellte sich heraus, dass er ebenfalls motorradfahrer war. ich hatte die vage hoffnung, dass nur das reifenventil seinen job verweigerte und pumpte mit einer prähistorischen fahrradpumpe wie ein berserker das hinterrad auf. doch umsonst, der reifen blieb so platt wie vorher. als nächstes holte der freundliche mann eine dose pannenspray, dessen inhalt ich nach lektüre der bedienungsanleitung in den schlauch beförderte. große freude, der reifen wurde wieder rund und hart! die fahrt konnte weitergehen, der freundliche pannenhelfer lehnte jede zahlung mit dem verweis ab, er sei doch schliesslich auch motorradfahrer und da hilft man sich gegenseitig!
meine freude über den vollen hinterreifen währte jedoch bestenfalls 500 meter, dann eierte die kiste wieder wie vorher. scheisse!!! mit heftigst eierndem heck schlich ich auf den nächstbesten parkplatz und war in gedanken schon dabei, mir in dem nest ein zimmer zu suchen, als mich von der gegenüberliegenden strassenseite ein mann fragt, ob ich probleme mit dem motorrad hätte. ich bejahte, woraufhin der mann meinte, in dem weissen haus etwas weiter runter die strasse wohne jemand, der sich mit alten motorrädern auskenne. ich schiebe also meine maschine zu jenem haus und klingele. die dame des hauses öffnet und da erscheint auch schon der dazugehörige ehemann im kelleraufgang. ich erzähle ihm von meinem problem und er macht sich prompt auf die suche nach einem 19er schlauch. nach einigem suchen findet er einen ganz offensichtlich uralten schlauch mit einigen flicken und der aufschrift "veb riesa". ich habe nicht geglaubt, dass dieser schlauch noch für irgendwas zu gebrauchen ist, aber er war meine einzige chance, die fahrt an diesem tag noch fortzusetzen.
nach 3 stunden war der schlauch gewechselt, das rad wieder eingebaut und ich hatte sogar ein leckeres abendbrot im bauch. abends um 20.00 mache ich mich wieder auf den weg, gedanklich hatte ich allerdings mit dem tagesziel regnitzlosau abgeschlossen. ich wollte plan b folgen und bei bruno notfalls auf dem parkplatz übernachten. hildburghausen lag auf dem weg, war aber auch noch gut 100 km entfernt. wie auch immer, ich habe mich dann doch für das volle programm entschieden und meine norton durch den thüringer wald richtung oberfranken gesteuert. als dann 10 km vor hof - das ziel regnitzlosau war nur noch 25 km entfernt, die maschine kurz nach mitternacht wieder ausging und sich auch nicht mehr ankicken liess, habe ich in regnitzlosau angerufen und zwei jungs, die noch einigermassen nüchtern waren, haben mich und die waidwunde norton die letzten 25 km im vw-bus zur party transportiert. gegen halb zwei morgens waren wir dort und ich konnte mir endlich das kühle blonde genehmigen, auf dass ich seit 12 stunden schon gewartet hatte. heute morgen haben wir uns das moped noch mal angeschaut und die ursache für den ausfall gefunden. peinlich, peinlich, ich hatte schlicht und ergreifend keinen sprit mehr im tank! also wurden schnell noch ein paar liter sprit eingefüllt und der öltank mit einem halben liter öl nachgefüllt und dann gings auf zur letzten etappe richtung nürnberg. die fahrt durch die fränkische schweiz war schön und technisch unspektakulär. um halb vier heute nachmittag habe ich die norton vor ihrer neuen heimat abgestellt und war schon ein kleines bisschen stolz auf das vollbrachte. 500 km in zwei tagen mit einem fast 70 jahre alten 500er einzylinder mit 12 ps!
Erstmal Glückwunsch zur mehr oder weniger geglückten Überführung!
Leider kenne ich sowas:
Zitat mit plattem hinterreifen eierte ich noch ca 1 km bis ins nächste dorf und klingelte verschwitzt und genervt am ersten haus. ein freundlicher mensch öffnete die tür und es stellte sich heraus, dass er ebenfalls motorradfahrer war. ich hatte die vage hoffnung, dass nur das reifenventil seinen job verweigerte und pumpte mit einer prähistorischen fahrradpumpe wie ein berserker das hinterrad auf. doch umsonst, der reifen blieb so platt wie vorher. als nächstes holte der freundliche mann eine dose pannenspray, dessen inhalt ich nach lektüre der bedienungsanleitung in den schlauch beförderte. große freude, der reifen wurde wieder rund und hart! die fahrt konnte weitergehen, der freundliche pannenhelfer lehnte jede zahlung mit dem verweis ab, er sei doch schliesslich auch motorradfahrer und da hilft man sich gegenseitig!
... nur von anderen, bzw. habe davon gehört oder gelesen ... ich weiß nicht ob's vielleicht am Motorrad lag, aber ich hatte bisher nie derartiges Glück bei meinen Pannen - im Gegentum: sogar öfters Schulterzucken von Fachleuten als man sich vorstellen kann oder will ...
... viel spaß jedenfalls weiterhin und auch einige pannenfreie kilometer mit deiner norton wünscht piko
leider hatte ich kein foto dabei, so muss die tonspur reichen. ich hätte gern das eine oder andere bild gemacht, insbesondere von meinen thüringischen helfern. also eins ist klar: mit einem adac-schutzbrief passiert das nicht. ich war - und bin noch immer - echt beeindruckt von der hilfsbereitschaft der kollegen in thüringen!!!
Glückwunsch, Martin! Das war ja eigentlich der passendste Verlauf dieser Aktion: keine schlimmen Havarien, neue und nette Leute kennengelernt, und nicht langweilig. Und immer bedenken: Es hätte alles viel schlimmer sein können, es hätte nämlich regnen können.
Viel Spaß mit Deiner neuen!
Dieter (na, den wirst Du auch ohne meine Aufforderung haben )
Herzlichen Glückwunsch zu der alten Lady! Möge sie dir weiterhin so schöne Geschichten bescheren. Und der Schlauch, auch wenn er irgendwann irreparabel ist, hat einen Ehrenplatz verdient!!