In Hamburg waren die Moppeds Fluchtgeräte, um aus der Stadt rauszukommen. Wenn ich den ersten Acker sah, den Blick in die Weite schweifen lassen konnte, dann gings mir gut. Da ich aber am liebsten gegen Abend meine Runden drehte (da ist das Licht am schönsten), musste ich mich jedes Mal in den Feierabendverkehr einordnen. Großstadt halt … Wirkliche Genusstouren gabs entweder zu Treffen oder halt in den Alpen und in Bella Italia. Meine Urlaube konzentrierten sich nicht mehr ausschließlich aufs Surfen. Das Kradeln hier war nahezu ebenso schön, wenn auch schwer vergleichbar. Aber man musste nicht auf Wind warten. Auf alle Fälle wurden seit Beginn meiner späten Moppedbegeisterung keine Surfboards mehr gebaut. Stattdessen Tanks, Sitzbänke, Seitendeckel, Bürzel, Scheinwerfergehäuse und Halter, Schutzbleche für vorn und hinten und vor allem Rückleuchten. Da gibt’s inzwischen eine kleine Sammlung. Und ein paar W-Treiber fahren inzwischen meine Teile. Für’s SR-Forum wurden Kleinserien für Fender vorn und hinten aufgelegt. Besonders beliebt bei den Rennkradlern (einer bestellte gleich zwei Satz von beiden). Gewichtsreduzierung halt. Durch die XBR auf den Geschmack gekommen, musste ich natürlich auch eine Clubman haben (noch vor Soulines GB 500). Die ging richtig gut, mit dem Mikuni Flachschieber, wurde aber als Dritt- oder Viertmopped nur selten bewegt. Und da der Platz in unserer Garage begrenzt ist, trennte ich mich irgendwann von ihr. Heute verstehe ich’s nicht mehr! Nicht alles kann man begreifen, was in so einem kurzen Moppedleben ablief. Zum Beispiel bat im SR-Forum eine junge Frau um Hilfe, weil sie die SR ihres verstorbenen Mannes nicht ankicken konnte. In Hamburg. Also nix wie hin, und nach mehreren Anläufen (das Teil stand schon ein paar jahre) brachte ich sie zum laufen. Vom SR-Virus war ich längst geheilt. Warum einen Rüttler fahren, wenn die XBR alles besser konnte? Aber dann meinte die Eignerin, ich möge doch wenigstens mal um den Block fahren mit dem Hobel. Und schon war ich wieder angefixt. Manno, das Teil ging richtig gut. Der selige Vorbesitzer hatte richtig Kohle investiert, mit Mikuni, Doppelzündung und allem, was gut und teuer war. Langer Rede kurzer Sinn: Ich konnte es nicht lassen und machte ihr ein Angebot. Und zwei (Urlaubs-)Wochen später ging sie drauf ein, und ich hatte die SR Nr. 3 am Hals. Die wurde natürlich für meine Bedürfnisse entsprechend modifiziert. Der original leicht nach hinten abfallende Tank (was ich hässlich finde) wurde etwas angelupft bzw. hinten unterfüttert. Dadurch gabs eine schöne gerade Linie mit der neuen Sitzbank. Ein spezielles Rücklicht, zwei schlanke Schutzbleche, und schon war sie ein echter Hingucker. Aber sehr lange hatte ich sie – leider – nicht. Eines Tages kam ein junger sympathischer Typ vorbei, an sich wegen einer XBR. Aber die SR stand draußen, und er verliebte sich in sie. Die musste es sein. Und ich glaube, wenn man einmal mit dem Umbau fertig ist, zufrieden mit seinem Werk, dann kann man sich von ihm trennen. Zumindest war das bei mir kein Einzelfall. Die SR wurde – leider – verkauft. Denn zwei Tage später rief mich der Käufer an. Er hatte den Motor geschrottet. Vermutlich kalt ordentlich gedreht, was anderes kann ich mir nicht vorstellen. So was tut richtig weh! Und obwohl mein Herz blutete und ich den Typ verfluchte, kam ich ihm noch mal preislich entgegen und half ihm dann, in einer Motorradwerkstatt das Herzstück auszubauen und einen ollen, aber laufenden 08/15-Motor einzupflanzen. Es war zumindest interessant für mich, wie schnell so ein Motor ausgebaut ist. Geht aber sicher nicht bei jedem Mopped so leicht.
Die W bzw. ihr Tank gefiel mir nicht mehr so sehr ohne die dicken Kniekissen. Es musste ein anderer Tank her. Noch bevor der Zäpfchentank geboren wurde. Ich ersteigerte einen Z(750?) Tank, der bis auf seine Vertiefung am unteren Ende nahezu perfekt passte. Und obwohl mir alle abrieten juckte es mich, und ich flexte den tiefen Steg weg, damit der Tank nicht hinten zu hoch kam. Und ich schloss das Loch mit meinen Mitteln. Ich wollte es einfach mal wissen. Hält das Klebharz auf entsprechend vorbereitetem Stahlblech? Das Zeug klebt ja wie Sau. Es kam auf einen Versuch an. Schwarzer Profi-Lack, und das gute Stück schmückte ein Jahr lang meine W, bis der Zäpfchentank fertig war. Als ich den Z-Tank abnahm, war er an der kritischen Stelle noch dicht, aber es zeichnete sich eine Blase ab zwischen Lack und Blech. Also geht’s doch nicht so ohne weiteres mit meinen Bordmitteln. Dann kam der Zäpfchentank und der (unfreiwillige) Versuch, die W mit Wasser anzutreiben. Klappte aber nicht so recht. Noch mal danke an Bruno, Voller (den Abfackler) und Marina, die für frischen Sprit sorgte. Bis zum Umschalten auf Reserve wars sooo eine schöne Tour mit SR-Tom, Skoki und Hobby!!!!! Dank des Zäpfchentanks konnte jetzt eine Höckerbank entstehen, ohne dass die Höhe des Sitzes zu sehr auffiel. Dann störte die Höhe des originalen Scheinwerfers, oder war der schon vorher ausgetauscht? Egal, der Topf musste tiefer kommen. Tja, also wurde ein Halter gebaut, old-schoolmäßig, und später kam dann Duckys Klarglasleuchte dran. Das war alles halb so schlimm. Aber dann mussten entsprechend auch die Armaturen tiefer montiert werden. Und das war etwas mühsam, klappte aber schließlich auch. Die Wintermonate sind lang im Norden!
Der Zäpfchentank wurde leider nicht von meinem Favoriten unter den Lackierern veredelt, weil der meinte, der müsse auch noch gefüllert werden. Was den Preis in für mich damals nicht akzeptable Höhe steigen ließ. Ich hatte also die endlos langen Vorarbeiten nicht sorgfältig genug ausgeführt. Stattdessen ging ich zu einem anderen Profi, und das bereue ich noch heute. Das Ergebnis ist grottenschlecht, verglichen mit den vorher lackierten Tanks.
Ein Hinweis hier im Forum, dass in Hanau eine Estrella zu verkaufen sei, mobilisierte mich zu einer Tour mit LT und Anhänger gen Süden. Die XBR wurde unterwegs einige Male in besonders kurvigem Geläuf vom Hänger genommen. Der japanischer Abend im Ebsdorfergrund passte genau in den Zeitplan. Ein richtig schöner Abend, bei dem ich einige vom harten Kern dieses Forums kennenlernen durfte. Und Martins Schätze bewundern! Mannomann!!!!! Diese Estrella, eine Einsitzer, erhielt eine Sitzkreation auf Federn, damit auch ich sie bewegen konnte, ohne mich gnadenlos zusammenfalten zu müssen. Rückbaubar! Aber sie blieb mir nicht lange vergönnt, weil ein geschätzter Forumsfreund Gefallen an ihr fand. Tja, so kanns gehen. Später bot er sie mir zum Rückkauf an, weil ihm wohl eine andere günstig über’n Weg gelaufen war. Aber da biss ich nicht an, warum auch immer.
Souline, die seit Nine Eleven nicht mehr zum Lago mitkam, konnte ich in einem Sommer doch überreden, und wir brachten ihre Estrella und meine XBR auf dem Anhänger mit runter. Die Estrella muckte etwas (ziemlich fies sogar), und wir mussten die Hilfe eines Profis (Restauratore) in Tremosine (Pieve) in Anspruch nehmen. Die Membran im Vergaser war wohl vom vielen Stehen spröde geworden. Ein winziges bisschen Vaseline (nehme ich jedenfalls an) wirkte Wunder, und die Kleine schnurrte wieder wie gewohnt. Damals musste ich die Estrella bewegen, bis sie wieder ordentlich lief, und da hatte ich bereits einen ziemlichen Aha-Effekt. Denn dieses kleine handliche Mopped fährt sich absolut genial auf den schmalen extrem kurvigen Straßen hier. Dagegen wirkte meine XBR richtig schwerfällig. Obwohl die nur etwa 20 Kilo schwerer sein dürfte.