In den letzten Jahren tauchten gelegentlich Meldungen auf, nach denen die Carabinieri Motorräder teils für Monate beschlagnahmten, wenn die Fahrer ohne Helm oder mit nicht ECE-konformen Helmen unterwegs waren, mit nur einer Hand am Lenker fuhren, Wheelies machten und ähnliches.
Mich hat das kaum interessiert. Probleme hatte ich mit den Herrschaften nie. Mir kamen die Berichte irgendwie aufgebauscht vor. Vielleicht sind die Betreffenden gegenüber den Polizisten ausfallend geworden usw.
In der letzten Ausgabe der ADAC-Motorwelt stand jedoch eine Leserzuschrift, die mich stutzig gemacht hat.
Zitat aus Heft 9/2011, Seite 8:
Kosten - Wer in Italien ohne Helm fährt, muss damit rechnen, dass sein Motorrad beschlagnahmt wird
Das mit dem Helm ist noch nicht alles. Anfang Juli wurden unsere Motorräder in der Gardasee-Region für drei Monate beschlagnahmt, weil der Winkel der Kennzeichen nicht die erforderlichen 30 Grad zur Lotrechten hatte. Die Kosten für die Wiedererlangung der Motorräder sind noch nicht abzusehen. Dazu kommen Gebühren für die Polizei, das Abschleppen, die Sicherheitsverwahrung sowie für Anreise und Übernachtung. Deshalb sollte man Italien nur mit Fahrzeugen bereisen, die zu 100% den EU.Bestimmungen entsprechen. A. R., Wiefelstede
Maßlos übertrieben oder spinnen die jetzt total? Gibt es hier konkrete Erfahrungen im Forum?
Bezüglich des schräg stehenden Kennzeichens bin ich gerade im Thema (Güllepumpe...). Zwischen 30 und 45 Grad ist es eine Ordnungswidrigkeit und ab 45 Grad eine Straftat. In München konnte ein Motorradfahrer gegen Zahlung von 500 Euro (!!!!!) ein Strafverfahren abwenden. Dies ist EU-Recht, gilt also auch für Italien.
Gestern habe ich mal spaßeshalber ein Lot ans Kennzeichen gepfriemelt und mit dem Geodreieck nachgemessen: 5o Grad :-(
Ich finde die Carabinieri wesentlich freundlicher als unsere Polizisten. Letztens traute ich mich nicht recht, im Mega-Stau (bei durchgezogener Mittellinie) an einem Carabiniere vorbeizudüsen. Kurzer Augenkontakt - Nicken - brrrrmmmm! In Deutschland undenkbar!
Zitat von SoulieIch finde die Carabinieri wesentlich freundlicher als unsere Polizisten. Letztens traute ich mich nicht recht, im Mega-Stau (bei durchgezogener Mittellinie) an einem Carabiniere vorbeizudüsen. Kurzer Augenkontakt - Nicken - brrrrmmmm! In Deutschland undenkbar!
Grüße
Soulie
Jein, es gibt überall solche und solche. Vielleicht hatte ich auch deshalb noch keinen ernsthaften Stress mit Polizisten, weil ich bei Beanstandungen sachlich mit den Leuten gesprochen habe. Einige Male (es waren Kleinigkeiten, die allenfalls ein Bußgeld kosteten) hieß es dann: "Gute Fahrt!"
Nach meinen früheren durchweg positiven Erfahrungen in Italien bin ich nur über diese meiner Meinung nach völlig überzogene Reaktion der Fahrzeugbeschlagnahme erstaunt, die allenfalls bei schweren Straftaten gerechtfertigt wäre. Eine entsprechende Geldstraße würde auch reichen.
Mir kommt allein die Überlegung so kraus vor, ob ich noch einmal mit dem Motorrad nach Italien fahren sollte. Meine alte Mühle ist zwar meines Wissens TÜV-konform. Aber ob sie in allen Belangen den neuesten EU-Bestimmungen entspricht? - Keine Ahnung.
Wer weiß, welche Gründe sie als nächstes finden ... .
Andere Länder - andere Sitten ... Ich weiß von Freunden hier, deren Drache-Segelboot beschlagnamt worden war. An die Gründe erinnere ich mich nicht mehr. Die mussten es abschreiben. Aber das ist 50 Jahre her.
Wir waren in Südfrankreich in Urlaub. Meine Lieblingsstrecke durch das Montagne de la Clape wurde runderneuert: Faszinierend schwarz schimmernder Belag. Es schien so, als ob man das Motorrad in voller Schräglage einfach abstellen konnte... Aber: Strecke war gesperrt!!!
Was soll's, dachte ich und umfuhr die Sperre einfach und nach einigen hundert Metern standen sie da, meine zwei Probleme: Motorradpolizisten in kurzen Hemden mit windgegerbten, finsteren Gesichtern. Ich wollte drehen, wurde aber von den Herren wild gestikulierend beigeordert. Einer der zwei sprach mich dann in leicht holprigen Deutsch an, ob ich die Absperrung denn nicht gesehen hätte? Doofe Ausreden wollte ich nicht bemühen und gab halt zu, die Sperre absichtlich umfahren zu haben, weil die neue Straße so schön ist und es wohl auch keinen Gegenverkehr geben würde. Auf seinem Gesicht zog ein verschmitztes Lächeln auf, beide Flics zogen ihre Helme auf und mit dem Spruch "Na, dann wollen wir das mal ausnutzen" kam die Aufforderung, den beiden zu folgen. Am Ende der Strecke hielten wir an. Der Deutschsprechende ermahnte mich mit einem Augenzwinkern, dass ich auf keinen Fall auf die Idee kommen solle, dass allein zu wiederholen. Übrigens wäre er aus Lothringen. Sein Elternhaus steht keine 20 km von meinem Wohnort.
So was ähnliches ist mir 1985 in Spanien passiert.
Auf der Nationalstraße zwischen Salamanca und der Portugiesischen Grenze, die damals noch ein einsames Sträßchen gesäumt von endlosen viel trockenem Gras und Olivenbäumen war, führen wir in Richtung eines aufziehenden Gewitters. Zwei spanische Motorradpolizisten mit blanken Stiefeln, blauer Hose und blauem, kurtzärmseligem Hemd, kamen uns auf ihren BMW´s entgegen. Im Rückspiegel sah ich, das sie wenige 100 m hinter uns anhielten und wendeten. Als sie uns überholten und dann bedeuteten, anzuhalten, hatte ich dann doch ein mulmiges Gefühl. Sie sprachen ein paar Minuten auf uns ein, aber leider konnten wir nicht verstehen, was sie von uns wollten. Schließlich begriffen wir, das wir ihnen folgen sollten. Da es inzwischen schon ordentlich donnerte und blitzte hatten wir Mühe ihnen bei reichlich überhöhter Geschwindigkeit zu folgen. An einem Caffee hielten sie an und winkten uns herein. Der Wirt mußte uns dann einen Kaffee spendieren und übersetzte uns, das die beiden nicht wollten, das wir bei Gewitter über die kahle Hochebene weiterfuhren. Mithilfe des Wirtes haben wir uns prima ausgetauscht und einen Kaffee unsererseits wurde mit Hinweiß auf den Beamtenstatus abgelehnt. Nach dem Gewitter fuhren wir guter Laune weiter.
Ich kann allem wiederstehen, außer der Versuchung.
Ich hab die italienische Polizei auch von der netten Seite her kennen gelernt. Ich war mit defekter Lima unterwegs und es dämmerte schon heftig. Ich fuhr nur noch mit Standlicht am Lago Maggiore entlang Richtung Campingplatz. Die Polizei im Alfa hielt mich an, sprach gut deutsch und machte mich darauf aufmerksam, das Licht einzuschalten. Als sie den Grund erfuhren, bedeuteten sie mir, hinterher zu fahren und brachten mich bis zum Campingplatz. Noch ein zackiger Gruß und weg waren sie.