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Dieses Thema hat 39 Antworten
und wurde 4.051 mal aufgerufen
 Allgemeines Forum
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*caferacer2 Offline




Beiträge: 671

10.12.2010 06:03
Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Hallo zusammen,

hier kommen ja einige Jahre an Lebenserfahrung zusammen und mancher von euch hat sicher auch mal gebaut oder ein Haus gekauft und sich mit sowas auseinander gesetzt. Vielleicht habt ihr einen Tipp für mich?!

Wir, d.h. mein Mädel und ich, haben ein Reihenmittelhaus aus 1974.
Das Haus steht auf einer Seite leicht versetzt zum angrenzenden Reihenhaus.

Und obwohl wir in allen betroffenen Räumen (die wir auch normal beheizen: 20 °C tagsüber und ca. 2°C weniger, d.h. 18°C nachts) richtig lüften, gibt es an einigen Stellen der Wände die Tendenz zur Schimmelbildung. Nur ganz oberflächlich auf der Tapete. Ich rücke dem regelmäßig mit einer Wasserstoffperoxidlösung zuleibe (Mellerud heißt der Hersteller), aber das kann's ja auch nicht sein.

Also habe ich mich dem Problem wissenschaftlich genähert:
Bewaffnet mit Thermometer, Hygrometer und Oberflächenthermometer (so ein Laser-Ding) habe ich eine Bestandsaufnahme gemacht und weiß nun, woran es liegt.

Ein Beispiel: in einem Raum hat es bei 20°C eine relative Feuchte von 50%. Das entspricht einem Taupunkt von ca. 9,5°C (so zeigt das Thermometer das an). Alle Außenwände des Zimmers haben irgendwas zwischen 12 und 14°C, also unkritisch. Hier kann es keine Kondensatzbildung geben, die Schimmel gedeihen lässt.
Aber: Eine Ecke des Zimmers - dies ist eine Ecke des Hauses, die durch den Versatz der Häuser zueinander ungeschützt frei liegt - hat an der kältesten Stelle eine Oberflächentemperatur von ca. 6,5°C. Viel zu kalt!
Von diesem Beispielen gibt es dann einige (so vier bis fünf). Dem ist ja auch mit besonders gutem Lüften nicht mehr beizukommen. (so tief kann die relative Feuchte ja gar nicht runter...)

Außendämmung wäre ohne Frage die sinnvollste Möglichkeit. Aber geht sowas bei einem Reihenmittelhaus? Mal absehen von den Kosten. Sind Innendämmungen wirklich so schlecht wie ihr Ruf?
Wen spricht man bei sowas an? Welche Branche kennt sich aus?

Ich freue mich über Erfahrungen mit sowas, Anregungen usw.

Danke für euren Rat und viele Grüße
*caferacer2

Nisiboy Offline




Beiträge: 5.695

10.12.2010 08:35
#2 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Klasse geschrieben und nachvollziehbares Problem.
Meiner Meinung nach kannst Du innen so viel isolieren, wie Du willst, das eigentlich Problem der unterschiedlichen Isolierungen kriegst Du dadurch nicht weg und wirst das Problem möglicherweise nur verlagern. Und auch wenn Du das innen aufwändig isolierst – müsstest Du das ja sehr großflächig tun, also eigentlich den ganzen Raum einbeziehen. Außerdem stelle ich es mir von außen einfacher vor, als von innen. Ich habe mal bei einem Maler gejobt und wir haben von außen ein Haus komplett isoliert. Säubern, am unteren Ende der Fassade wurden Alukanten angedübelt, dann mit einem mit Kleber Styroporplatten aufgeklebt und anschließend mit so speziellen Kunststoffdübeln gesichert. Fensterausschnitte extra eingepasst. Dann das ganze mit einem speziell dafür vorgesehenen Putz (inkl. gewünschtem Farbton) verputzt. Ein ganzes Mehrfamilienhaus haben wir in grob zwei Wochen geschafft, wobei da der Gerüstauf- und Abbau nicht dabei war.

Biete den Isolierservice doch gleich den Nachbarn an.
Die müssten doch das gleiche Problem haben. Kommt da nicht vielleicht eine Gemeinschaftsaktion in Frage?

Das alles war aber kein Stück wissenschaftlich, sondern eher Erfahrungssache - und auch schon 20 Jahre her.

Grüße aus dem Norden

Nisiboy

pelegrino Offline




Beiträge: 51.661

10.12.2010 09:31
#3 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Zitat
...Außendämmung...und...Gemeinschaftsaktion...

wäre auch mein Tipp.

"Schalke ist heilbar!"
Bruno Knust

Turtle Offline




Beiträge: 15.096

10.12.2010 10:18
#4 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Der Taupunkt sollte nicht ins Mauerwerk wandern sondern immer außen sein sonst wird die Mauer nass.

Nerd Werner

3-Rad Online



Beiträge: 34.855

10.12.2010 10:50
#5 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Eine Innendämmung löst das Problem nicht, sondern versteckt es nur einige Zeit. Nur mit einer Außendämmung, verlegst du den Taupunkt nach außen.
Lüftung ist aber immer noch wichtig. Je dichter und isolierter die Hülle desto wichtiger das Lüften.

Darum funktionieren richtig gut isolierte Neubauten nur mit Lüftungsanlage.

Gruß Norbert

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Man kann sich über alles aufregen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
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pelegrino Offline




Beiträge: 51.661

10.12.2010 10:53
#6 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Ach ja:
als billige Sofortmaßnahme gibt es elektrische Flachheizdrähte . Werden in der Ecke auf die Wand geklebt, und übertapeziert - hatte mein Neffe mal in 'ner Mietwohnung so gemacht, und das hat auch funktioniert. Ist aber nix langfristig Sinnvolles.

"Schalke ist heilbar!"
Bruno Knust

ingokiel ( gelöscht )
Beiträge:

10.12.2010 10:58
#7 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

http://www.thermoglobe.de/de/heizungsanlage/wandheizung.html



Der Taupunkt muss nach aussen, sagt Konfuzius!

OllZ Offline



Beiträge: 1.385

10.12.2010 11:39
#8 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Hallo,

ich hatte das selbe Problem in meiner vorigen Wohnung. Ich habe stundenlang versucht meinem Vermieter etwas Physik beizubringen und das Ergebnis war. Ich bekam ein Buch "Richtiges Lüften".

Die Wände waren im Winter immer richtig kalt. Diesen Tipp hier mit den Wandheizungen hätte ich ihm gerne gegeben aber ich wusste nichts davon. Wieder was gelernt. DANKE.

Gruss OllZ

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2004'er Modell mit KAT

3-Rad Online



Beiträge: 34.855

10.12.2010 11:44
#9 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Eine Wandheizung ist keine Lösung für schimmelnde Wände.

Die macht nur Sinn, wenn die Wand trocken und gut isoliert ist.
In der Regel mach man sowas auch mit Niedertemperatur Heizungen.
Das heißt, sowas baut man nicht mal eben so nachträglich ein.

Da kann der Axel bestimmt noch was zu sagen.

Und das Buch über richtiges Lüften ist mindestens genau so wichtig, wie gutes isolieren.

Gruß Norbert

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Man kann sich über alles aufregen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
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Soulie Offline




Beiträge: 29.677

10.12.2010 11:51
#10 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Hallo Caféracer!

Stell mal ein Foto von dem Versatz des Hauses ein.
Bauphysikalisch ist bereits alles gesagt.
Vielleicht gibts eine halbwegs befriedigende Lösung,
wie man von außen das Problem angehen kann.

@Niels: Schön, dass du uns nächstes Jahr in Tremosine besuchen willst.
Da brauche ich Leute mit Außendämmerfahrung!
Hab ich nämlich dort vor. Ich weiß, wie's geht,
habs aber selbst noch nie gemacht.

Gruß
Soulie

edit: Was gegen die Schimmelbildung zumindest etwas hilft,
das ist Luftzirkulation in dem kritischen Bereich.
Also mit einem (Heiz-)Lüfter für Luftaustausch sorgen.
Wobei warme Luft natürlich besser funktioniert,
aber auch mit einem 'kalten' Lüfter bringts was.

be. Offline




Beiträge: 2.926

10.12.2010 12:08
#11 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Zitat von Soulie

edit: Was gegen die Schimmelbildung zumindest etwas hilft,
das ist Luftzirkulation in dem kritischen Bereich.
Also mit einem (Heiz-)Lüfter für Luftaustausch sorgen.
Wobei warme Luft natürlich besser funktioniert,
aber auch mit einem 'kalten' Lüfter bringts was.



oh ja, soulie - gut geeignet die pilzsporen vor allem
besser, schneller und besonders gleichmässig im ganzen
raum verteilen . . .


be.

Johannes2 ( gelöscht )
Beiträge:

10.12.2010 14:33
#12 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Hallo zusammen, ich bin jetzt Johannes2, da Johannes zu ungeschickt war, sich nach längerer Abwesenheit nochmal einzuloggen:-).
Als Architekt mit Schwerpunkt Denkmalpflege und Altbausanierung stößt man immer wieder auf diese Problematik.
Hier muss ich natürlich meinen Senf dazugeben.
Bauphysikalisch ist da nämlich noch nicht alles gesagt.
Innendämmungen können sehr wohl funktionieren, wenn sie richtig ausgeführt werden.
Ist doch zum Beispiel Standard bei denkmalgeschützten Fassaden, Fachwerkhäusern usw..
Ich empfehle eine sparsame Innendämmung aus hohlraumfrei aufgemörtelten mineralischen Dämmplatten bis ca. 40 oder 50mm und einem anschließenden Kalkputz und einen mineralischen Anstrich (Kalk- oder Silikatfarbe). Dieses System hat sich bereits seit vielen Jahren gut bewährt und kann man auch selber machen. Es fallen keine Gerüstkosten an, man braucht sich nicht mit der Nachbarschaft abzustimmen usw. Es ist ja nicht so, daß man die Feuchtigkeit nur versteckt, man verhindert so das Kondensat auf der Oberfläche und das ist schon mal ein Erfolg. Wenn die Wand und die Innendämmschicht aus kapillar leitfähigen Materialien besteht, dann richtet evtl. anfallendes Kondensat in der Wand auch keinen Schaden an. Falls näher Infos gewünscht sind, bitte hier schreiben.
Gruß, Johannes(2)

Soulie Offline




Beiträge: 29.677

10.12.2010 16:26
#13 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

@ Johannes:
Das klingt sinnvoll / nachvollziehbar.
In der Denkmalpflege wollte ich seinerzeit auch 'unterkommen'.
Keine Chance ...

Caferacer: Schau trotzdem, dass keine Feuchtigkeit
von außen eindringen kann.

Gruß
Soulie

ziro Offline



Beiträge: 6.705

10.12.2010 17:02
#14 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Moinsen,

das was Johannes der Zweite dort anspricht, ist das Thema Kalzium-Silikat-Platte. Dazu kannst Du hier erst einmal eine Menge lesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Calciumsilikat-Platte

Wenn diese Teile verbaut sind, hat man sozusagen eine "atmende" Wand. Natürlich nur, solange dort auch die richtigen Anstriche verwendet werden. Wenn da plötzlich einer meint Latex-Farbe draufzuschmieren, dann wars das...

Wenn da z.B. ein großer Schrank dicht vorgestellt wird, ist es auch nicht wirklich perfekt.

Eine Außendämmung macht bei dieser Art von Häusern sicher Sinn. Eine hochwertige z.B. 140mm Dämmung (z.B. von der Firma Caparol mit Dalmatiner-Platten) mit Kratzputz, liegt im Schnitt bei ca. 140-150 Euro der m².

Dämmung ist mittlerweile eine große Vertrauensfrage. Es gibt sehr viele schwarze Schafe in der "Szene", die meinen, eine Dämmung fachgerecht ausführen zu können. Die erscheinen im ersten Moment dann günstig, bieten dir ihre Arbeit für 70-80-90 Euro m² an. Da wird dann aber die Fassade nicht gereinigt und grundiert, die Dämm-Platten nicht mit L-Stücken im Fensterbereich geschnitten um Rissbildungen zu vermeiden, die Dämm-Platten werden nicht gedübelt, keine Versiegelungsschlämme im Erdbereich, Brandschutz über den Fenstern wird sehr oft nicht beachtet, Punkt-Wulst-Klebung nicht fachgerecht ausgeführt und, und, und...

Das ist nicht mal eben mit einem bissl Styropor an die Wand werfen getan.

Fragen kannst Du bei renomierten Maler-Fachbetrieben, die Dämmung schon seit vielen Jahren ausführen. Dort bist Du gut aufgehoben. Die sollen dir Reverenzen geben, Häuser wo sie vor Jahren gedämmt haben, die kannst Du dir dann anschauen und Dir selber ein Bild machen. Und sogar klingeln und die Bewohner fragen, wie es während der Bauzeit gelaufen ist, und wie das Wohnklima in der "Hütte" ist.

Gruß vom ziro

3-Rad Online



Beiträge: 34.855

10.12.2010 17:39
#15 RE: Bauexperten: Kältebrücken und Isolierung Antworten

Und dann gibt es außer Styropor natürlich auch noch atmende Dämmmaterialien.
Innendämmung ist immer die zweite Wahl. Kältebrücken in den Decken muß man sich nicht schönreden. Gerade im Denkmalschutz gibt es doch viele Beispiele, wo so was in die Hose gegangen ist.

Beim Denkmalschutz spielt leider die Optik immer noch die erste Geige. Oft zu Lasten der Nutzer und der Bausubstanz.

Gruß Norbert

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Man kann sich über alles aufregen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
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