Ich verdaue gerade meine Eindrücke vom Wochenende und muss das mal los werden: Da hier viele engagierte Motorradleute mitlesen, will ich mal versuchen, "Reklame" für eine m.E. nicht empfehlenswerte Veranstaltung zu machen: Ich bin bei der Technorama in Hildesheim in der offenen Klasse (Präsentationsläufe) gefahren und bin sehr enttäuscht von der schlechten Organisation und der unprofessionellen Abwicklung des Ganzen. Die vielen kleinen Nervereien will ich garnicht aufzählen. Die hätte ich bei dem geringen Startgeld und der Möglichkeit, insgesamt sechsmal fahren zu können noch in Kauf genommen. Was aber schlimm war, waren die - wie man hörte vom VFV zu verantwortenden - Sicherheitsrisiken: Auf der Gegengeraden wurden insgesamt drei Engpässe eingebaut, an denen es zu Stürzen kommen musste und auch kam (auch von VFV-Fahrern). Statt fahrbare Schikanen einzubauen, wurden mit Betonkantsteinen Engpässe von nicht mal einem Meter Breite eingebaut. Dort wurde mit V-max gefahren. Einmal wurde ich kurz vor dem Engpass noch von zwei Teilnehmern überholt, so dass die Sicht auf die Lücke versperrt war. Also: Blindflug ohne Ausweichmöglichkeit. Über die Kanten zu fahren hätte zwangsläufig einen schweren Sturz bedeutet. Langsam durchfahren war auch nicht drin, weil es dann zwangsläufig zu gefährlichem Gedränge kam. Im letzten Lauf wurde dann zur Krönung noch der erste Engpass weiter verengt, ohne uns zu informieren. Es kam insgesamt zu drei mehr oder weniger heftigen Stürzen. Dazu noch: es wurde keine technische Abnahme durchgeführt. Erst nachdem Anwohner dem Veranstalter die Polizei auf den Hals geschickt hatten, wurden Geräuschmessungen durchgeführt und die schlimmsten Krawallbüchsen nach Hause geschickt.
Solche Veranstaltungen sind bestens geeignet, landläufige Vorurteile zu bestätigen und den Motorsport kaputt zu machen!
hier mal ein weiterer Eindruck der Technorama, diesmal mit Hintergrundwissen:
Da auf der Technorama Wertungsläufe des VFV stattfinden hat der VFV/DMSB die komplette Streckenverantwortung an sich gerissen- auch für die offenen Klassen die vom Veranstalter selber eingeladen sind. Diese offenen Klassen sind dem VFV ein Dorn im Auge da wir für knapp die Hälfte an Startgeld die doppelte Fahrtzeit hatten. Das ging so weit dass den VFV-Fahrern mehr oder weniger deutlich mit Konsequenzen gedroht wurde wenn sie wie letztes Jahr in den offenen Klassen starten. Durch die Streckenverantwortung war der VFV eigentlich auch für die Abnahme der offenen Klassen zuständig. Der wiederum fühlte sich aber nicht für die offenen Klassen verantwortlich und dadurch wurde bei uns keine technische Abnahme gemacht. Und schon waren die Brülltüten auf der Strecke. Das ging teilweise so weit dass die Lautsprecher zu dem Fahrerlager der offenen Klassen nicht funktionierten. Da die aber an die Anlage des VFV angeschlossen waren konnte der Veranstalter dort gar nichts machen und die Beschwerden häuften sich.
Im groben kann man sagen der VFV sorgt dafür dass die Klassen die nicht unter seiner Flagge starten Probleme bekommen obwohl er laut seinem eigenen Vertrag dafür zuständig ist.
Witzigerweise reagierte der VFV erst dann als die Polizei auf einmal auf der Matte stand und dann auch nur widerwillig. Den Totmachschalter den wir alle noch schnell an eines der Gespanne bauten weil das als Straßengespann sowas halt nicht hat, akzeptierten die auch nur widerwillig und unter Protest. Aber auch wenn es ein umgebautes Verlängerungskabel war- es funktionierte und musste dann doch anerkannt werden.
Letztes Jahr wurde die Strecke bei den offenen Klassen mehrmals ohne Vorwarnung zwischendurch umgebaut, dieses mal eigentlich nur einmal, dann aber mit derben Konsequenzen. Es gab mehrere megabrenzlige Situatuionen bei uns Gespannen, einige derbe Verbremser und beinahe-Stürze und einer in der großen Solo-Klasse hatte unglaublich viel Glück. Er schoss über diese Curbs und hob erst mal ab. Das Mopped war vollkommen zerlegt, der Tank geplatzt, der Fahrer kam mit einer durchgeschliffenen Kombi und blauen Flecken davon. Eine der schnelleren Schikanen wurde dermaßen eng gebaut dass eigentlich alle dort ins rödeln kamen. Das ist die bereits erwähnte erste Schikane auf der Gegengeraden (Startbahn) gewesen. Ansonsten war die Strecke besser wie letztes Jahr und so eng waren die Schikanen nicht, immerhin kamen wir Gespanntreiber gut und flott durch und wir sind einiges breiter als ne Solo.... Die VFV-Leute waren alleine durch die Unfälle und das Durcheinander der offenen Klassen vorgewarnt, wurden aber vom VFV auf die umgebaute Schikane hingewiesen- im Gegensatz zu uns. Diese "Schildkröten" sind aber nicht ungewöhnlich als Streckenführung. Vielleicht kennen wir die nur dadurch so gut weil wir fast nur Straßenkurse fahren und dort sind diese Absperrungen oft vertreten.
Insgesamt war es wieder ein tierischer Hickhack den der Veranstalter erst mal ausbaden darf obwohl ein Vertrag besteht in dem die Streckenverantwortung beim VFV liegt- und damit auch die offenen Klassen unter diese Verantwortung fallen.
Das ist für den Rennsport eine Riesenblamage und für den VFV ein Armutszeugniss erster Güteklasse. Denn eigentlich sollte auf so einem Kurs und an drei Tagen genügend Spielraum auch für Free-Racer ohne Vereinszugehörigkeit sein. Uns "Wilde" haben die VFV-Läufe nicht gestört.....
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
Für uns Fahrer wars auf jeden Fall ein totaler Kindergarten. Wir haben nix mit dem VFV zu tun. Aber wir nutzen die gleiche Strecke und daher wäre es schön gewesen den Vereinsklüngel mal zu vergessen und auch den "wilden Klassen" gegenüber fair zu sein. Ich fand es auch gut dass die Brüllaffen von der Strecke verschwanden aber daraus einen solchen Zirkus zu machen war daneben.
Wir wollen einfach dort fahren, mehr nicht. Und wenn das halt nicht geht dann nicht. Aber mit solchen Aktionen wandern viele Fahrer zu anderen Veranstaltern ab und der VFV hat im Moment ziemlichen Schwund in den Feldern zu verzeichnen, also haben die Vorwürfe ja anscheinend eine gewisse Berechtigung.
Wir vermeiden wenn möglich VFV-Veranstaltungen weil wir nicht zum Stammfahrerfeld gehören und das Theater generell bei den Demoläufen stattfindet. Die eigenen Läufe klappen nämlich seltsamerweise wie am Schnürchen.
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....
Hallo magicfire, danke für die umfassende Info. Mir fehlt noch die Erfahrung, habe aber schon von Leuten gehört, die seit Jahren Veranstaltungen fahren und VFV-Veranstaltungen wegen ähnlicher schlechter Erfahrungen strikt meiden. Zu den sogenannten Schikanen: Ich kann mir vorstellen, dass sie für Gespanne fahrerisch sinnvoll sind und dort auch das Tempo herausnehmen. Ihr seid ja sicher nicht mit vollem Speed durch die Lücke geschossen, sondern musstet ne kleine Kurve draus machen. Für Solomaschinen finde ich sowas total idiotisch weil unnütz gefährlich und fahrerisch total uninteressant. Gruß Jürgen
Hallöli, endlich mal einer der mich nicht direkt steinigt.... *lach*
Schikanen haben nur einen einzigen Sinn: Tempo rausnehmen. In Hildesheim z.B. sind die Schikanen das einzige Mittel um z. B. uns Gespanne davon abzuhalten mit über 200 auf eine 180°-Kurve zuzudonnern. Da würde garantiert mehr als eines davon geradeaus gehen. Und bei den Solos sieht das nicht anders aus. Schikanen sind lästig, machen langsam, können einen zum stürzen bringen, sind aber notwendig um das Tempo auf solchen Kursen zu reduzieren. Ich kann sie auch nicht leiden weil im Normalfall meine Seite des Gespannes über die Curps hopst und das tut Aua. Aber die Notwendigkeit sehe ich durchaus ein. Wenn auch widerwillig.
Wegen solchen Kindereien wie z.B. Hildesheim vermeiden wir tunlichst die diversen Rennserien und das dazugehörige Vereinsgemeiere. Das ist teilweise schon albern was da abgeht, vor allem in der Classic-Szene.
Aber es gibt immer noch mehr als genügend Veranstaltungen die man auch ohne Verband oder Lizenz fahren kann. Und die machen keinen Deut weniger Spaß, sind oft günstiger weil der Wasserkopf nicht mitfinanziert werden muß und sind oft echte Rennen, nicht dieser Gleichmäßigkeitsmüll. Und da ist es egal ob Solo oder Gespann. Nur Gespanne haben es einfacher, die werden immer mehr gefragt.
Sorge Dich mehr um Deinen Charakter als um Deinen Ruf, denn Dein Charakter ist das, was Du wirklich bist, während Dein Ruf nur das ist ,was andere von Dir denken....