Gestern Abend bei Abholung der in Stand gesetzten BMW bemängelte mein Freundlicher beim Endcheck das nicht funktionierende Standlicht. Es war ihm ein bisschen peinlich, weil die Kontrolle der Fahrzeugbeleuchtung eigentlich zu einem großen Service gehört, den ich zusätzlich zur Reparatur in Auftrag gegeben hatte.
Wie auch immer, das Licht (inkl. Rücklicht) funktionierte nicht, und er wollte mich damit nicht auf große Fahrt (Schottland) gehen lassen. Also war fieberhafte Fehlersuche angesagt. Ich machte mich an der Verkleidung zu schaffen und montierte den Tank ab, er kümmerte sich um den Rest. Aber was wir auch anstellten, die Ursache blieb unauffindbar. Da ich ihm nicht den ganzen Feierabend stehlen wollte, beendeten wir die Übung unverrichteter Dinge.
Also heute nochmals ran. Da ich mir nicht viel davon versprach, erneut irgendwo anzufangen und irgendwo aufzuhören, konsultierte ich erst mal die Suchfunktion im Boxer-Forum. Da steckt (ähnlich wie bei uns) eine riesige Menge Informationen drin, die Kunst ist nur, das Passende rauszufiltern (genau wie bei uns ). Gegen Mittag hatte ich den Fehler auf theoretischem Weg so weit eingekreist, dass es nur noch entweder das ABS Steuergerät (€ 2000.- ) oder der Zündlichtschalter bzw. dessen Zuleitung (€ 0.- zum Selbermachen) sein konnten. Ich hoffte inständig auf Letzteres und fürchtete insgeheim Ersteres.
Allein schon die Plastikblende der eigentlichen Lenkerschrauben zu entfernen stellte sich als mittelschwere Aufgabe heraus. Aber ich hatte ja noch den ganzen Nachmittag Zeit. Da, endlich: das Ding war nur eingehakt, aber so raffiniert und fest, dass das von außen nicht zu erkennen war. Die dicken Inbusschrauben der Lenkerbefestigung dagegen waren nicht zu übersehen und schnell rausgedreht:
Um das Zündschloss zugänglich zu machen, müssen noch zwei Kabelbinder weg, damit der Lenker aus den Fassungen gezogen werden kann:
Dahinter wird nun ein kleiner Gewindestift sichtbar, der mit irgend so ’nem roten Zeugs gegen selbsttätiges Herausdrehen gesichert ist:
Mit meinem kleinen, viel zu kurzen Uhrmacher-Schraubendreher auch das eine richtige Aufgabe. Mit viel Fingerakrobatik gelingt es dann aber irgendwann doch, die Sicherungsmasse zu lösen und den Stift rauszudrehen:
BMW Steuerungselektronik eben. Ebenso unergründlich wie aufwändig und komplex.
Ich hab keine Ahnung wie das zusammenhängen kann. Im Boxer-Forum beschreibt das einer so (direkt verlinken geht leider nicht):
Zitat Hallo Leuts,
ein guter Bekannter von mir fährt eine 1150 GS (ohne DZ) mit Teilintergral-ABS. Während einer 5000 km Urlaubsfahrt funktionierte nach ca. 2000 km plötzlich das Rücklicht nicht mehr, einhergehend mit defekter Standlichtbirne vorne. Als Ursache konnte zunächst schnell eine defekte 4 A Sicherung festgestellt werden. Mehrfacher austausch derselbigen hielt jedoch nur wenige Kilometer, so dass wir von einem Fehler im Kabelbaum ausgegangen sind.
Ein Freundlicher in Italien und in Bayern konnte uns jeweils auch nicht weiterhelfen.
Der heimische Freundliche diagnostizierte zu unserem sehr großen erstaunen dann ein defektes ABS-Steuergerät, dessen austausch mit 2000,- € zu Buche schlägt. Zum Glück besteht noch Garantie/Gewährleistung.
Aber glücklicherweise waren ’s ja nur abbene Kabel, wie ich im Betreff bereits verraten habe ...
Im Vorfeld hatte ich die fehlerhafte Stelle durch gezielte Kabelbewegungen übrigens bereits genau lokalisiert - auf Verdacht wäre mir die Lenkerdemontage zu viel Äkschn gewesen. Das ABS kam eigentlich ohnehin nie so richtig in Frage, weil ich das Problem mit den Sicherungen nicht hatte. Ich hab das nur deswegen in den Text aufgenommen, um die Dramaturgie etwas zu steigern ...
Gruß Serpel
Edit: Äh, nee - eigentlich ganz banal, der Zusammenhang: die drei Stromverbraucher ziehen einfach über die selbe Sicherung den Saft!
Der Zündlichtschalter (nicht zu verwechseln mit dem Zündschloss: die beiden bilden eine lose Einheit, der Schalter ist der untere elektronische Teil und wird vom Schloss darüber, dem mechanischen Teil, betätigt) fällt nun praktisch von alleine raus.
Hier ist er:
Der Kabelbruch befindet sich glücklicherweise nicht direkt am Gehäuse, sondern etwa fünf Zentimeter davon entfernt. Beim sorgfältigen Aufschneiden der Ummantelung komme ich mir ein bisschen vor wie ein Chirurg, und das Ergebnis spricht für sich (ja, gibt ’s denn so was! ):
Vom Kabelbinder durch die vielen Lenkbewegungen im Laufe von 130’000 Kilometer glatt durchtrennt. Scheiß Kabelbinder! (Ich nehme mir fest vor, beim Wiederzusammenbau die neuen Binder geschickter zu platzieren und nicht ganz so fest zuzuschnüren.)
Bitte die wenig fachmännische Kabelklemmung zu entschuldigen - ich hatte nur ’ne gewöhnliche Flachzange und musste ’nen kleinen Inbusschlüssel zwischenschieben, um überhaupt den nötigen Druck zu erzeugen, mit nur zwei Händen keine leichte Aufgabe. Deswegen sind die Klemmstellen etwas unorthodox verteilt, aber heben tut ’s:
In Ermangelung eines passenden Schrumpfschlauches schnell noch mit Gewebeband umwickelt und wieder eingebaut. Die Übung macht das nun zum leichten Spiel. Hier der Zündlichtschalter in Position und von unten her aufgenommen:
Auch der Rest ist schnell wieder angebaut, und die abschließende Kontrolle (effektiv natürlich vor dem Zusammenbau durchgeführt ) lässt hoffen:
Die näxten paar tausend Kilometer wird ’s jedenfalls halten, und wenn wieder was ist, besorg ich mir vorher die entsprechenden Gerätschaften und mach das richtig professionell.
Die Frage ist, wie weit Violett führt und wohin - aber gute Idee, da Violett ebenso wie Grün via Zündschloss/-lichtschalter von Rot Pfuus bekommt (allerdings Vorsicht: Violett scheint dünner)!