Zitat von SerpelSo ein Scheiß kann ja nur von Goethe stammen ...
Warum findest Du das Scheiße?
In der Öffentlichkeit trau ich mich fast nicht, das zu sagen. Aber wir sind hier ja unter uns, und Wännäs Zuspruch macht mir Mut: Ich halte Goethe für einen der am meisten überschätzten Quacksalberer aller Zeiten, den schlussendlich seine überhöhte Selbsteinschätzung in der Öffentlichkeit zu dem werden ließ, was er heute ist. Ich hab zwar den Faust nicht gelesen (werde es auch nicht tun), mir aber sagen lassen, dass der blabla-bereinigte Inhalt auf einem Blatt Klopapier mit den Standardmaßen niedergeschrieben werden kann. Zur weitergehenden Lektüre empfehle ich Goethes Farbenlehre, wo er sich anmaßt, die bereits damals seit über 100 Jahren etablierte Theorie von Newton anzuzweifeln und zu korrigieren. Kaum zu glauben, so was ... Gruß Serpel
Einschätzungen aus zweiter Hand so flammend wiederzugeben, hatte ich von Dir nicht vermutet, deshalb die Nachfrage.
Vielleicht liegt es an meinem Deutschlehrer, der uns in der 10. Klasse den Faust lesen ließ... Wir haben uns als Vorbereitung des Semesterthemas sehr ausführlich und facettenreich mit Goethes Vita, der Zeit, der Figur des Faustus usw. beschäftigt. Erst nach ein paar Wochen „mussten“ wir dann den Faust lesen. Für mich war es ein Genuss, dessen Faszination bis heute anhält.
Man kann wohl jedes literarische Werk auf zwei Zeilen reduzieren, aber besticht gute Literatur nicht eher durch das, was zwischen den Zeilen steht und jeder für sich daraus erkennt?
Mit unseren heutigen Wertvorstellungen ist Goethes Frauenbild sicher nicht vertretbar aber auch nicht messbar. Für mich, so, wie ich Goethe gelesen habe, war er fast zwanghaft von Neugier getrieben, ein Perfektionist. Ein Zweifler und ein Suchender. Depressiv? All' das so in Sprache zu verpacken, dass es in den 70er Jahren einen 16-jährigen auf dem platten Land in S-H fesselt und berührt, das will schon was heißen.
Um von dem kleinen Umweg durch den Wald wieder auf die Hauptstraße zu kommen: Eine der schönsten Seiten am Fortbewegen im Allgemeinen und am Motorradfahren im Speziellen ist für mich die meditative Ruhe, die mich packt, Manchmal melancholisch, Manchmal einfach nur laut singend vor Glück und manchmal kommt man auch einfach nur auf verrückte Ideen.
Zitat von NisiboyEinschätzungen aus zweiter Hand so flammend wiederzugeben, hatte ich von Dir nicht vermutet, deshalb die Nachfrage.
"Flammend" ist gut umschrieben. Ich hab einfach Mühe, mit den Emotionen hinter dem Berg zu halten, wenn einer der bekanntesten und einflussreichsten "Dichter und Denker" des deutschen Sprachraums sich anmaßt, mit echten Naturwissenschaftlern auf deren ureigenem Terrain in Konkurrenz zu treten und hundert Jahre nach der Veröffentlichung von Newtons bahnbrechender Schrift Opticks or a treatise of the reflections, refractions, inflections and colours of light glaubt, diese Schritt vor Schritt polemisch verfolgen und das Irrtumsgespinst, das sie enthält, zu entwirren und aufzulösen suchen zu müssen (Quelle).
Da gab es nämlich kein Irrtumsgespinnst - der einzige, der hier gesponnen hat, war Goethe selbst ...
Zitat von Serpel.... Da gab es nämlich kein Irrtumsgespinnst - der einzige, der hier gesponnen hat, war Goethe selbst ... Gruß Serpel
Soweit ja richtig, denn Goethe wird als "Anzweifler" beschrieben. Jener hat also die Theorie in Frage gestellt und eine eigene These aufgestellt! und so weiter und so fort.
Auch Nietzsche: Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!
und Freud: 30 Jahre lang habe ich die weibliche Seele studiert. Aber das Geschlechtsleben des erwachsenen Weibes ist für mich nach wie vor ein rätselhafter dunkler Kontinent.
p.s.: die erste Lektion im Konfirmandenunterricht: Die Bibel spricht in den Vortstellungen ihrer Zeit: Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.
Zitat von Swennieund Freud: 30 Jahre lang habe ich die weibliche Seele studiert. Aber das Geschlechtsleben des erwachsenen Weibes ist für mich nach wie vor ein rätselhafter dunkler Kontinent.
Und ich dachte immer das geht nur mir so....da bin ich aber froh!
Gruß Hans-Peter
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Zitat von SwennieSoweit ja richtig, denn Goethe wird als "Anzweifler" beschrieben. Jener hat also die Theorie in Frage gestellt und eine eigene These aufgestellt!
In diesem Fall umgekehrt: Newton hatte seine Aussagen experimentell (also praktisch) hergeleitet und belegt, während Goethe dem ungefragt und ohne Not ein theoretisches Hirngespinnst entgegengestellt hat, das schon deshalb niemand praktisch überprüfen konnte, weil er es vermutlich selbst nicht recht verstanden hat.
Zitat von Serpel weil er es vermutlich selbst nicht recht verstanden hat.
vorsicht glatteis !
be.
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Dann halt mit Copy & Paste. Man beachte den gönnerhaften Unterton ...
[756] Die Naturforscher der ältern und mittlern Zeit hatten, ungeachtet ihrer beschränkten Erfahrung, doch einen freien Blick über die mannigfaltigen Farbenphänomene und waren auf dem Wege, eine vollständige und zulängliche Sammlung derselben aufzustellen. Die seit einem Jahrhundert herrschende Newtonische Theorie hingegen gründete sich auf einen beschränkten Fall und bevorteilte alle die übrigen Erscheinungen um ihre Rechte, in welche wir sie durch unsern Entwurf wiedereinzusetzen getrachtet. Dieses war nötig, wenn wir die hypothetische Verzerrung so vieler herrlichen und erfreulichen Naturphänomene wieder ins gleiche bringen wollten. Wir konnten nunmehr mit desto größerer Sicherheit an die Kontrovers gehn, welche wir, ob sie gleich auf verschiedene Weise hätte eingeleitet werden können, nach Maßgabe der Newtonischen Optik führen, indem wir diese Schritt vor Schritt polemisch verfolgen und das Irrtumsgespinst, das sie enthält, zu entwirren und aufzulösen suchen. Wir halten es rätlich, mit wenigem anzugeben, wie sich unsere Ansicht, besonders des beschränkten Refraktions-Falles, von derjenigen unterscheide, welche Newton gefaßt und die sich durch ihn über die gelehrte und ungelehrte Welt verbreitet hat. Newton behauptet, in dem weißen farblosen Lichte überall, besonders aber in dem Sonnenlicht, seien mehrere verschiedenfarbige Lichter wirklich enthalten, deren Zusammensetzung das weiße Licht hervorbringe. Damit nun diese bunten Lichter zum Vorschein kommen sollen, setzt er dem weißen Licht gar mancherlei Bedingungen entgegen: vorzüglich brechende Mittel, welche das Licht von seiner Bahn ablenken; aber diese nicht in einfacher Vorrichtung. Er gibt den brechenden Mitteln allerlei Formen, den Raum, in dem er operiert, richtet er auf mannigfaltige Weise ein; er beschränkt das Licht durch kleine Öffnungen, durch winzige Spalten, und nachdem er es auf hunderterlei Art in die Enge [757] gebracht, behauptet er: alle diese Bedingungen hätten keinen andern Einfluß, als die Eigenschaften, die Fertigkeiten des Lichts rege zu machen, so daß sein Inneres aufgeschlossen und sein Inhalt offenbart werde. Die Lehre dagegen, die wir mit Überzeugung aufstellen, beginnt zwar auch mit dem farblosen Lichte, sie bedient sich auch äußerer Bedingungen, um farbige Erscheinungen hervorzubringen; sie gesteht aber diesen Bedingungen Wert und Würde zu. Sie maßt sich nicht an, Farben aus dem Licht zu entwickeln, sie sucht vielmehr durch unzählige Fälle darzutun, daß die Farbe zugleich von dem Lichte und von dem, was sich ihm entgegenstellt, hervorgebracht werde. Also, um bei dem Refraktionsfalle zu verweilen, auf welchem sich die Newtonische Theorie doch eigentlich gründet, so ist es keineswegs die Brechung allein, welche die Farbenerscheinung verursacht; vielmehr bleibt eine zweite Bedingung unerläßlich, daß nämlich die Brechung auf ein Bild wirke und ein solches von der Stelle wegrücke. Ein Bild entsteht nur durch Grenzen; und diese Grenzen übersieht Newton ganz, ja er leugnet ihren Einfluß. Wir aber schreiben dem Bilde sowohl als seiner Umgebung, der Fläche sowohl als der Grenze, der Tätigkeit sowohl als der Schranke, vollkommen gleichen Einfluß zu. Es ist nichts anders als eine Randerscheinung, und keines Bildes Mitte wird farbig, als insofern die farbigen Ränder sich berühren oder übergreifen. Alle Versuche stimmen uns bei. Je mehr wir sie vermannigfaltigen, desto mehr wird ausgesprochen, was wir behaupten, desto planer und klarer wird die Sache, desto leichter wird es uns, mit diesem Faden an der Hand, auch durch die polemischen Labyrinthe mit Heiterkeit und Bequemlichkeit hindurchzukommen. Ja wir wünschen nichts mehr, als daß der Menschenverstand, von den wahren Naturverhältnissen, auf die wir immer dringend zurückkehren, geschwind überzeugt, unsern polemischen Teil, an welchem freilich noch manches nachzuholen und schärfer zu bestimmen wäre, bald für überflüssig erklären möge.
Zitat von Serpel weil er es vermutlich selbst nicht recht verstanden hat.
vorsicht glatteis ! be. p.s. dein link "quelle" funzt nicht." Dokument nicht gefunden. Die von Ihnen gewählte Adresse/URL ist auf unserem Server nicht bzw. nicht mehr vorhanden.
Nix Glatteis!
Volle Zustimmung.
Aber eines war auch schon damals en vogue. Reden (oder Schreiben) um der Wirkung Willen und nicht tief einsteigen, sich mit den Basics quälen, um dann keine Effekte landen zu können.
und gönnst du mich noch bitte den autor der copy/paste ??
find in diesem bescheidenen text nur eine interessanten satz:
Sie maßt sich nicht an, Farben aus dem Licht zu entwickeln, sie sucht vielmehr durch unzählige Fälle darzutun, daß die Farbe zugleich von dem Lichte und von dem, was sich ihm entgegenstellt, hervorgebracht werde.
Rupprecht Mathaei u.a. (Hrsg.): Goethe - Die Schriften zur Naturwissenschaft. Hermann Böhlaus Nachf., Weimar 1951, Vollständige mit Erläuterungen versehene Ausgabe herausgegeben im Auftrage der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. ISBN 978-3-7400-0024-0
Fünfter Band: Zur Farbenlehre, Polemischer Teil, 1958