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john-jay-coen Offline



Beiträge: 113

19.03.2010 19:23
Die Renn Jawa Lustige Geschichte Antworten

Mir war gerade langweilig da dachte ich ich schick euch mal wieder eine meiner erlebten Geschichten Denke was zum lachen
Die Renn Jawa

Wir hatten irgendwann von einem Oldtimer und Veteranenrennen bei Villingen Schwenningen gehört und dachten das wäre es wert, mal dort vorbei zu schauen.
So fuhren wir in der zweiten Oktoberwoche da runter und suchten das Industriegebiet in welchem das Event stattfinden sollte. Es war zwar nur spärlich ausgeschildert aber wir fanden es trotzdem recht schnell, da wir einfach den anderen Motorrädern folgten die wir auf der Straße sahen.
Alter Schwede, das war mal ne geile Sache was die dort abzogen.
Ein paar Strohballen neben die Straße geworfen, ein paar Fanggitter und da fuhren dann die alten Helden auf ihren, genau so alten Schönheiten einen Rundenkurs.
Man hatte dazu einfach das Industriegebiet für den Verkehr gesperrt. Hut ab von den Oberen der Stadt die dies genehmigt hatten. Das findet man heute nicht mehr so oft.
Sie hatten allerdings die Auflage gemacht dass, wenn Unfälle passieren, das Rennen sofort abgesagt werden würde. Da war es natürlich etwas ungeschickt das schon bei der Einweisungsrunde das erste Malheur passierte.
Den Fahrern wurde vor der Einführungsrunde eindringlich erklärt das sie dem Wagen mit der Fahne langsam folgen sollten und diesen auf keinen Fall überholen. Nach der Runde würde dann der Wagen in den Hof der Feuerwehr abbiegen und die Fahrer durften dann zurück zum Start oder in die Boxengasse. So war eigentlich der Plan.
Der Fahrer mit dem roten Lederkombi hätte aber besser nicht just in diesem Moment, als dies erklärt wurde, in der Nase gebohrt und dafür lieber zugehört, denn als der Wagen langsamer wurde, schaltete der Mann auf dem Moped genervt einen Gang herunter und wollte rechts überholen. Genau in dem Moment als der Wagen, wie besprochen nach rechts abbog. So weit ich mitbekommen habe kostete es sein Schlüsselbein das knirschend an der B-Säule des Wagens zerbrach. Er wurde schnell und ohne Aufhebens in den Krankenwagen gesteckt und abtransportiert, genau so wie seine Maschine, die auch ziemlich zerfleddert aussah.
Das Rennen fand dann doch statt, da es gelang die Sache weitgehend geheim zu halten.
Es wurde in verschiedenen Kategorien gestartet und, mein lieber Scholli, da ging´s tierisch ab.
Die alten Hasen bretterten mit den Geräten fast so schnell um die Ecke wie damals und lösten damit regelrechte Begeisterung an. Wir klatschten begeistert und waren in Gedanken schon dabei aus der alten MZ oder der alten Honda ein Renngerät zu basteln und damit nächstes Jahr mit zu fahren.
Conrad war natürlich auch gleich wieder Feuer und Flamme und als er dann noch eine alte Harley vorbei knattern sah war es aus: Er musste nun ein Rennmoped haben. Soviel war sicher.
Zuerst wurde über eine 250 BMW nachgedacht, von deren noch einige Teile zu Hause herumlagen aber das erwies sich dann nicht als so sinnvoll da sie letzt Endes nie genug Leistung haben würde.
Unser Kumpel Alex aus der Schweiz fuhr mit einer alten Rudge das Rennen mit und er winkte immer wenn er vorbeikam. Das war klasse. Die Fahrer fuhren so nahe an dem Publikum vorbei das man ihnen fast auf die Schulter klatschen konnte.
Nach dem Rennen fuhren wir dann alle etwas schneller als normal nach Hause und auch in den Kurven wurden wir viel frecher bis die Reifen immer mal wieder gefährlich abschmierten, klar wir waren zum Rennen fahren einfach nicht geboren, aber so tun als ob wollte man doch. Ich erinnere mich noch gut an den Film Mad Max, als wir ganz besonders cool in unseren schwarzen Lederjacken aus dem Kino schlenderten und dann wie im Film unsere kleinen Mopeds ankickten. Mit quietschenden Reifen fuhren wir dann aus dem Parkplatz und am nächsten Tag kaufte ich mir auch sofort die geilen Stiefel mit der Toecutter in der einen Szene seinen Ständer rausdrückte.
An diesem Abend waren wir auch Mad Max oder eher Mini Max, genau so wie wir auf der Heimfahrt von Villingen dann Schorsch Meier waren.
Zu Hause wurde nun herumtelefoniert ob nicht einer der Bekannten so irgend ein Teil im Keller zu stehen hatte, aber das war gar nicht so einfach. Alte Kisten ja, aber
„Wa willsch a Rennmobed? Du so ebbes hemmer ned!“
Ein Freund aus dem badischen Raum hatte dann doch etwas das geeignet schien. Er hatte noch eine alte schmutzig rote Jawa mit 500 er Königswellenmotor in einem seiner Schuppen stehen.
Nun ja man hatte eher an einen Engländer gedacht aber was soll´s ein Tscheche würde es auch tun.
Vor allen Dingen war der Preis von der Maschine so dass man damit leben konnte. Also hängten wir hurtig den Hänger an den Wagen und fuhren los ins badische Land.
In einem düsteren Keller mit laut knarrender Türe stand die Maschine in der äußersten Ecke. Übelst verstaubt und ölig. Das beste daran schien noch die große, gelbe Nummer, zu sein, die als ovales Schild vorne montiert war.
Wir mussten erst ca. eine halbe Stunde um die 10 Maschinen und dutzende Kisten mit Gerümpel auf die Seite schieben bevor wir die Jawa endlich ins Licht schieben konnten. Wir sahen danach bald genauso dreckig aus wie das Motorrad selbst.
Na ja, so ganz schlimm sah sie hier im hellen Licht dann doch nicht aus und nach einem Kompressionstest wurden wir dann doch fast einig. Er bot uns dann sogar an wir könnten sie zuerst mal zu Hause laufen lassen und genauer testen ob sie in Ordnung wäre.
Das war natürlich ober klasse und so fuhren wir stolz mit dem Teil von dannen.
Zu Hause wurde die Maschine dann genau inspiziert aber sie hatte doch einige Mängel die man vorher noch nicht gesehen hatte und so wurde sie erst mal wieder zerlegt, war sowieso klar das Conrad dies als erstes machen würde, und die kleineren Defekte wurden gleich behoben.
Nachdem der Vergaser gereinigt war und die Zündung provisorisch stimmte, wurde der Versuch gestartet das Teil zu starten.
„Hatschummpp!“ das hörte sich an als hätte sie Schnupfen und Karle hatte fast Gesundheit gerufen.
„Hatschummmmppppp!“
„Karle breng mer gschwend a wenga Stardpilot!“
Karle tat wie ihm geheißen und dann sprühten sie ordentlich von dem hochentzündlichen, gut riechenden Zeug in den Vergaser.
„Hatschummppp pfffff pfffffff tttttt! Klack!“
„Heilandzack jetzt hoad des Luader zriggschlaga!“ schrie Conrad und rieb mit schmerzerfülltem Gesicht über sein Knie. Der Kickstarter sah aus als ob er lachen würde.
„Willsch du dräggvieh jetz endlich laufa?“
Jetzt bekam der Kickstarter einen noch stärkeren Schlag auf die Birne und fuhr klackend nach unten
„Hatschuuummmppp, pfffft brrrrmmmm prfffttt!“
„Au i glaub se kommd glei!“
Schweiß tropfte von der schwarzen Stirn und klatschte auf den Boden.
„Hatschumpppfff duuffff dduuuufff duuuf !“
„Se kommd glei I sag´s doch!“ Karle bekam auch schon ganz leuchtende Augen als die ersten Qualmwolken aus dem Auspuff kräuselten.
Dreiunddreißig Versuche später dann endlich ein
„Hatschumppfff dug dug dug Wuuuuuurrrräääääääää!“
„Das Wuuuuuräääää kam daher, da Conrad immer noch auf Vollgas war als der Motor endlich so unerwartet startete.
„Gugg se laufd!“ schrie Conrad ganz laut, als ob man das nicht so gehört hätte, denn der Raum dröhnte laut als sich die Jawa alleine durch die Vibrationen nach vorne bewegte.
„dia herrd sich geil a!“ schrie Karle während sich der Motor der armen Jawa mit lauten Fehlzündungen spuckend wieder-willig weiter drehte
„Wwurääää Baff baafff wurää baff baff!“
„Geil des Deng!“
Mittlerweile waren alle Motorrad begeisterten Kunden und Arbeiter ehrfurchtsvoll neben der wild spuckenden Maschine versammelt und hatten Tränen in den Augen.
Aber keine Tränen der Rührung sondern vom brennen der Abgase die schwer den Raum ausfüllten. Hustend und mit einer Zigarette im Mundwinkel schrie Conrad seinem treuen Adjutanten zu:
„Ähhhää äcchä Karle mach ächhhaa ääccchhhaa moale s´Loch uff, noa brobiere gschwend ob se sich schalda lessd!“
Karle tastete sich schnell zum Tor und ließ es schnell nach oben fahren, während Conrad noch immer wild am Gas drehte und die Maschine umdrehte.
„Klooonnnk!“ Laut rastete der Gang im Getriebe und das Motorrad machte einen Satz nach vorne.
„Hoi I glaub d Kubblung isch au ned ganz sauber!“
Gierig zog die Kette an dem hinteren Kettenrad und strebte nach vorne.
„Auf fahr moale!“ schrie Karle
Conrad setzte sich richtig auf das Motorrad indem er seinen dicken Bauch auf dem Tank verstaute und mit starken Sprung seinen dicken Hintern in die winzige Sitzmulde drückte. Die Maschine ging dabei böse in die Federn und es sah lustig aus als es die dicken Speckpolster seines voluminösen Hinterns seitlich aus der winzigen Sitzmulde quetschte. Die blaue Latzhose spannte erbärmlich und Conrad bekam einen gefährlich roten Kopf, da er kaum noch Luft bekam, außerdem sprach er plötzlich in einer sehr hohen Tonlage.
„Gean moale uffd Zeid!“ rief er und spuckte dabei die ausgegangene Kippe auf den öligen Hof.
Mit einem richtigen Satz sprang das rote Teil los, genau wie der gequälte Knopf an seiner spannenden Hose.
„Wrrrruuuuäääää!“
Wie Rennfahrer Bieberle schoß er über den breiten Hof genau rüber auf das Nachbar Grundstück.
„Du dia goad joa ab wi a Käppsele!“ sagte einer aus der Runde als sich Conrad mit ordentlicher Geschwindigkeit dem Ende des benachbarten Geländes näherte.
Dort stand in einer tiefen Mulde ein roter Container auf den er genau drauf zu steuerte.
„Du jetz sodder aber langsam bremsa!“ murmelte wieder einer aus der Runde.
„Joa suschd hageld er no en da Condeener nei!“ fügte en anderer dazu.
„Wruääääääää!“
„Heiland Zack!“ schrie jemand weit weg.
Wir beobachteten dann gespannt wie das Hinterrad blockierte und die ganze Fuhre kurz vor dem Container nach rechts ausbrach. Zwei elegante Rucker mit dem Lenker, ein paar hässliche Funken, div. Schleifgeräusche und dann endlich lag er da.
„Hoi wa hoad jetz gmachd?“
„Issch der aber bleed!“
Conrad lag wie ein gestrandeter Wal auf dem Rücken und fluchte wie ein Bürstenbinder während wir uns köstlich amüsierte wie er versuchte wieder auf zu stehen. Wie eine Schildkröte auf dem Rücken strampelte er verzweifelt bei dem Versuch wieder auf zu stehen.
„I glaub mir soddad amoale noch am gugga!“ sagte dann einer von uns während wir uns die Tränen des Lachens aus den Augen wischten.
Wir liefen dann schnell rüber zu ihm und hoben das Motorrad wieder auf während Conrad heftig fluchend im Kreis herum hinkte und sich knurrend sein aufgeschürftes Knie ansah.
„Wa machsch denn fir an Scheiß?“ schrie ihn Karle lachend an
„so an Scheißbogg dia Kubblung drennd ned noa haune me fliega lau miesa.!“
Wir lachten uns fast krumm und schoben das maltretierte Gefährt zurück auf unseren Hof, wo man den Schaden besser inspizieren konnte.
Der Tank war verdellert, eine Ladung Kratzer und ein Hebel gebrochen ansonsten war des Motorrad nicht beschädigt.
Glück gehabt.
Die zwei schraubten und lackierten dann noch einiges an dem Gefährt bis sie einigermaßen lief und brauchbar war, gefahren sind sie damit aber nie!

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