Nach Ostern, irgendwann am Anfang der 80er Jahre. Es passierte auf der Rückfahrt vom internationalen Motorradtreffen des UISPA Motoclub Firenze (Florenz), zu dem wir, Klaus, Stefan und ich, jedes Jahr an Ostern gefahren sind. Wie Ihr wisst, kann es an Ostern in den Bergen noch ganz schön frisch sein. Da es schon vor dem Brenner geschneit hat, hab ich an meiner BMW R 65 die selbst ran montierten Hein Gericke Heizgriffe angeschaltet.
Ah, warme Finger, sind schon ne tolle Erfindung, so Heizgriffe. Weil es immer weiter geschnieen hat, sind wir nach dem Brenner auf die Autobahn, Richtung Salzburg/München gefahren. Beim Überholen der ganzen Autos bin ich an letzter Stelle gefahren, als plötzlich die Ladekontrolleuchte rot aufleuchtete. Komisch, war doch sonst immer alles in Ordnung.
Ich hab dann versucht, meine Freunde einzuholen, aber es war so viel Verkehr auf der Autobahn, daß ich die Autos zwischen mir und den anderen nicht überholen konnte. Ich bin dann an einer Tankstelle rausgefahren. Wird ja schon einer merken, wenn er in den Rückspiegel schaut und ich dann fehle. Dann drehen sie um, und finden mich an der Tanke. Dachte ich mir so, in meiner jugendlichen Naivität.
Also wartete ich und wartetetete. Niemand kam. Die Deppen haben einfach nicht in den Rückspiegel geschaut und sind vor lauter Kälte und Nässe immer schneller geworden. Sie konnten gar nicht mehr anhalten. Ich saß also wartend vor meinem Moped un düberlegte, was es mit der Ladekontrolleuchte auf sich haben könnte. Da kam ein schicker 5er BMW angefahren. Dicke Räder, Leder und ein großer Motor.
Der Fahrer, Typ Businessman, anfang 40 schätzte ich, tankte. Die zwei Supermodelfrauen, die er dabeihatte, Typ Edelschlampe, stöckelten mit ihren hochhackigen Schuhen, weit über dem Knie aufhörenden Lederröckchen (wir befinden und so um die 1982 oder 83, da war das modern), Perlenketten und Pelzmänteln (hechel), zum Käffchen in die Kaffeteria rein. Mein lieber Schollie, der Anblick der Frauen hat mich kurz von meinem Schmerz abgelenkt.
Mittlerweile konnte ich feststellen, daß die Ladekontrolleuchte wegen einem Kabelbrand, der wahrscheinlich mit meinen rangebaselten Hein Gericke Heizgriffen zu tun hatte, leuchtete. Kabelbrand, na Klasse.
Ein Paar Minuten später, in mir staute sich gerade eine riesen Wut über meine blöden Freunde, die mich da einfach so sitzen liesen und über diese SchrottBMW, die einfach die Kabel brennen ließ, obwohl ich naß war und fror und nur noch nach Hause wollte, kam der Fahrer des BMWs zu mir und zeigte sich interessiert. Nach kurzem Smalltalk bot er mir an, mit ihnen auf ihr Wochenendhaus an irgendeinem (hab ich jetzt vergessen) Bayrischen See, mitzufahren.
Junge, Junge, da blieb mir erst mal die Spucke weg. Was will so ein geschnöselter Typ und seine zwei Luxusmiezen mit einem jungen, versifften Mopedfahrer auf dem Wochenendhaus? Aber ich konnte ja mein Moped, obwohl es im Begriff war, mich gewaltig zu entteuschen, nicht einfach so alleine, in Österreich an der Autobahntankstelle, stehen lassen.
Oh gottogottogott. Auf der einen Seite ein höchstwahrscheinlich unvergessliches Erlebnis mit der illusteren Gesellschaft, auf der anderen die Verlustängste um mein, bis dahin so geliebtes Motorrad. Welch ein Konflikt!! Welch eine Zwickmühle!!!
Zitat Gibt es davon eine Fortsetzung(mit Bildern)?
piko
blöderweise gab es zu der Zeit ja noch keine Fotohandies, sondern nur altmodische Kleinbildkameras. Und die hatte natürlich Klaus bei sich. Und der war ja zu dem Zeitpunkt schon über Salzburg hinaus. Also keine Fotos.