wenn draußen der Schnee so leise vor sich hin rieselt und ich vorm warmen Kaminofen meinen Trollinger schlotze, dann freue ich mich aufs Motorradfahren und wie es werden wird, wenn das Salz von den Straßen geschwemmt ist und die treue alte Tante VT wieder zum Leben erweckt wird.
Bis es aber soweit ist, muss ich mich mit Erinnerungen, von früheren Motorradfahrten, am Leben halten:
Anfang der 80er fuhr ich nach einem kurzen Spanien Nordküsten Urlaub mit meiner BMW zuürck, nach Hause. Ich nahm die landschaftlich schönere Strecke durch die Provence, Route Napoleon, und anschließend durch die Hautes Alpes. Wunderschön. Ich hatte Glück, es war sonniges Wetter, der Lavendel duftete und die BMW fuhr besser denn je.
Gegen Abend in den Hautes Alpes angekommen, wollte ich nicht mehr weiterfahren, da es eine absolute Sünde ist, eine so schöne Landschaft mit so wunderschönen Passstraßen bei Nacht zu fahren und nichts derselben sehen zu können. Da es das Dunkeln sich schon langsam ankündigte und ich keine Lust hatte, draußen zu nächtigen, beschloß ich kurzerhand in einem Gasthof zu übernachten.
Kaum zu Ende gedacht, war da auch schon eine Auberge. Moped abgestellt, Helm abgenommen, nochmald durchs jugendlich volle Blondhaar gestrichen und frohen Mutes den älteren Herren am Tresen mit gebrochenem Französisch, boswar misjöh- awewu ün schombre pur moa?, nach einem Zimmer gefragt. Er hat daraufhin mit seinem Kumpel kurz ein paar Worte gewechselt, von denen ich nur Bosch verstand und mir daraufhin, trotz vollem Schlüsselbord und "Zimmer Frei" Schild zu verstehen gegeben, daß es für mich hier kein Zimmer gibt.
Blöd geloffen. Ich bin der franz. Sprache nicht so sehr mächtig, aber daß "Bosch" (wie es richtig geschrieben wird, weiß ich nicht) ein abwertender Begriff für Deutscher ist, das weiß ich allerdings schon. Diese offene Fremdenfeindlichkeit mir gegenüber hat mich getroffen und traurig gemacht.
Erst war ich sauer auf den Mann, doch dann dachte ich mir, daß er bestimmt schon schlechte Erfahrungen mit Deutschen gemacht hat. Wer weiß.
Ich suchte mir dann ein lauschiges Plätzchen im Freien. Da hab ich mehr schlecht als recht geschlafen habe, in den Hautes Alpes gibt es extrem gefährliche, nachtaktive, wilde Tiere, bin auch schon mit dem ersten Sonnenstrahl, um ca. 4.30 Uhr aufgewacht. Ich hab schnell mein Moped gepackt und bin dann im der schönsten aufgehenden Sonne, den Col du Galibier gefahren, daß ich noch heute mich daran mit Freuden erinnere.
Ich hatte auf der ganzen Strecke nur einen Milchlaster überholen müssen. Sonst kein Verkehr. Die BMW röhrte fröhlich ihr Lied über hohe Berge und tiefe Täler. Der absolute Flow. Nach ca. zwei Stunden schönsten Pässe cruisens meldete sich der große Hunger. Ich hab mich dann in eine Bar am Straßenrand gesetzt und Milchkaffee mit Hörnchen (Croissant) genossen. Die Frauen flanierten an mir vorbei, lächelten mich keck an und freuten sich über meinen charmanten Gruß. Mann war das klasse.
Für dieses Erlebnis, das ich bestimmt nicht gehabt hätte, hätte mir der Wirt ein Zimmer gegeben, bin ich ihm noch heute dankbar.
So kanns gehen.
Mal überlegen, vielleicht fällt mir ja noch ein Erlebnis ein....
gerade zufällig gefunden; schöne kleine geschichte. dabei ist mir aufgefallen, dass ich auch schon fast 20 jahre nicht mehr in den frz. seealpen war. wird mal wieder zeit ...