ich hab diesen Beitrag neulich in ein anderes Forum eingestellt. Dort gibt es einen gewissen Duck Dunn, und der hat mich gebeten, diesen Artikel auch hier im W650.de zu veröffentlichen. Wie ich sehe, ist hier die eigentliche Forumsheimat von Duck Dunn, also tu ich mal was er mir empfohlen hat und hoffe, man erlaubt mir als Fremden diesen umfangreichen Beitrag.
Motorradreise nach Russland ---------------------------
Es soll ja Verrückte geben, die mit dem Mopped nach Russland in den Urlaub fahren. Motorradreisen nach Russland haben gelegentlich diesen "ans Ende der Welt" Charakter. Baikalsee, Kamtschatka, Wladiwostok - so sehr einen das fasziniert, ist es doch für die meisten Fernreisenden, auch die hartgesottensten, wegen der immensen Entfernungen und dem damit verbundenen Zeitaufwand unerreichbar.
Aber da gibt es ja noch den Europäischen Teil Russlands, der, obwohl wesentlich näher, durchaus auch eine Reise wert ist. Wer auf Kultur aus ist, der ist in diesem Teil Russlands sowieso besser bedient, die historischen Wege, Stätten, Städte, Kathedralen, Zitadellen, Schlösser sind allesamt dort. Merkwürdig, dass so wenige Motorradtouristen sich da hin verirren.
Ich war dort, Mitte Mai bis Mitte Juni 2009.
Die Route führte über Österreich, die Slowakei und die Ukraine nach Südwestrussland. Dann Entlang der Wolga von Wolgograd (das ehemalige Stalingrad) bis Nischni Nowgorod (das ehemalige Gorki). Danach über Moskau ins Baltikum und über Polen und Tschechien zurück.
Gleich vorneweg ist zu sagen, dass dies weniger eine Tour fürs genussvolle Kurvenräubern war. Der größte Teil meiner Route war Flach- bzw. gemäßigtes Hügelland. Der Reiz der Reise lag im begreifen der Weite dieses Landes, im Besuch der Dörfer und Städte und in der Begegnung mit den Menschen.
Mein ganzes Leben habe ich über Russland nur Klischees und Vorurteile im Kopf gehabt. Ich wollte dieses gar nicht so ferne, aber vielen Menschen weitgehend unbekannte Land persönlich kennen lernen, und zwar auch abseits der Touristenpfade.
Die Reise ist auf meiner Website reich bebildert dokumentiert.
DAS macht Lust, meinen Traum von einer Russlandreise wahrzumachen. Der Traum ist vor einigen Jahren schon "entstanden", als ich mir vorstellte mit 60, zusammen mit der W 650, in Moskau auf dem Roten Platz zu stehen.
> Mit was für einer Kamera hast Du die Panoramabilder gemacht?
Ich habe eine Canon Powershot S3 IS. Allerdings sind Panoramaaufnahmen weniger ein Problem der Kamera (das geht mit jeder), sondern der zum Zusammensetzen des Panoramas verwendeten Software. Ich benutze Autopano.
> Aber ohne Fremdsprache würde ich mir das nicht zutrauen!
Ach was, mein Russisch besteht genau aus einem Semester Volkshochschule. Ich kann die Schrift lesen, guten Tag sagen bis 1000 zählen, und noch ein paar Füllwörter, das ist es aber auch schon.
Wobei Du bei dem ein oder anderen Pano aber auch ein wenig geschummelt hast.
Ich bewundere jedenfalls Deinen Mut, das alleine zu machen, ich glaube ich hätte diesen Mut nicht. Alleine bei der Vorstellung, mit defekter Benzinpumpe irgendwo in der endlosen Pampa zu stehen, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Was hättste denn gemacht, wenn Du nicht Deine Reisebekanntschaft hättest anrufen können?
> Wobei Du bei dem ein oder anderen Pano aber auch ein wenig geschummelt hast.
Alle Panos habe ich am rechten Rand mit "Tapete" aufgefüllt. Das muss sein, weil es sonst auf extrem großen Bildschirmen bescheuert aussieht. Was für Schummeleien hast du noch entdeckt?
> Was hättste denn gemacht, wenn Du nicht Deine Reisebekanntschaft hättest anrufen können?
1. ADAC anrufen? Der Schutzbrief gilt in ganz Europa bis zum Ural. Die haben auch in Russland einen Agenten, der managt das. 2. Benzinpumpe ganz ausbauen, Schlauch direkt vom Tank am Vergaser anschließen. Das geht, allerdings nur, wenn der Tank mehr als ein Drittel voll ist - bei weniger Sprit im Tank reicht der Druck nicht aus. 3. Versuchen, irgendwie im nächsten Dorf einen Lastwagen aufzutreiben. 4. Das Mopped im Straßengraben liegen lassen, per Anhalter zur nächsten Eisenbahnstation und dann heim fahren/fliegen.
Mein Mopped hat zur Zeit einen Restwert von etwa 2500 Euro. Ein gleichwertiges find ich zuhause bei Mobile.de innerhalb eines Tages. Das ist übrigens der springende Punkt, warum edele, dicke Reiseenduros, womöglich noch aus deutscher Produktion, für Fernreisen denkbar ungeeignet sind. Wer möchte schon 20 Tausen Euro seines Vermögens in Kasachstan auf dem Hinterhof abstellen und dabei noch ruhig schlafen. Wenn du nicht stinkreich bist, geht das gar nicht.
Also ich hätte mich das nicht getraut. Maximum Respekt!!! Super Bericht. Ich war dieses Jahr zwei Tage in Sankt Petersburg und habe dort beschlossen niemals mit dem Moped in dieses Land zu fahren. Bin ein zu grosser Angsthase für dieses Unterfangen. Nochmals Hut ab!!!!
ich wühle mich grade Stück für Stück durch die anderen Touren Deiner Homepage.
Bin ja einigermaßen beeindruckt von Deinen Ausflügen.
Was mir immer wieder positiv auffällt, ist die große Gastfreundlichkeit, die Dir immer wieder entgegengeschlagen ist. Bewirtungen, Schlafgelegenheiten, Reparaturen, etc.... oftmals ohne Bezahlung. Ich wäre zutiefst verunsichert, ob ich nicht als, na sagen wir mal, Schmarotzer dort erscheine. Ich wüsste überhaupt nicht, wie ich mich angemessen bedanken könnte. Gebe ich zu wenig, oder zu viel oder überhaupt etwas, um niemanden zu beschämen? Sicher hängt das vom jeweiligen Einzelfall ab und man muß es aus dem Gefühl heraus entscheiden. Leider muß man dazu auch darüber informiert sein, wieviel die Menschen in den besuchten Ländern überhaupt zum Leben zur Verfügung haben.
Was schön zu erfahren ist, daß Du offenbar bei Deinen Touren in den "wilden Osten" nicht Opfer von Diebstahl oder schlimmerem geworden bist. Man ist wohl viel zu oft geleitet durch seine Vorurteile. Vermutlich ist es im "zivilisierten Westen" viel schlimmer.