Genannt hatten wir für den Wertungslauf des VFV mit dem alten Gespann (3 Einsätze) und zu freien Demofahrten mit dem F2 Gespann (6 Einsätze).
Freitag Mittag ging es los mit dem F2. Erbarmen, was für eine Piste: Flugplatz, also Strohballenschikanen? Nö, es geht noch schlimmer: Plastikcurbs, wie manchmal in Autobahnbaustellen. Wirken super, wenn man ballistische Kurven studieren will. 2,7 Kilometer Strecke, 10 Meter Flugbahn bei Start über die Curbs, doch dazu kommen wir noch.
Zum Glück ist es noch trocken.
Die erste lange Gerade ist ein Weg, den sonst Luftmopeds zum Ende der Rollbahn nutzen. Die totale Buckelpiste.
Norbert poltert unwillig und übergewichtig auf der Plattform herum , mich haut es bis zu 10 cm aus den Knieschalen. Warum ich dabei ständig an Rührei denken muß, wird mir erst später klar. Geschüttelt, nicht gerührt, oder wie das nochmal hieß...
Die schöne lange Gegengerade wird von 4 phantasielosen Schikanen zerhackt : Links, rechts, 4 mal das Gleiche. Dann eine schöne 180 Grad doppelrechts, an der sich die Männer von den Abziehbildern trennen, links, rechts , Zielgerade.
F2 können wir noch nicht gut. Die neue Bremsbalance geht wunderbar. Manchmal. Und oft eben auch gar nicht. Plötzlich ist der Druck weg, pumpen. Übrigens auch vorne.
Also hacken wir munter um den Kurs. Vorne dabei, wegen des starken Motors, aber zum Glück müssen wir uns in Kurven nicht hinterherfahren: Es ist grauenhaft: Staändig in Angst, pumpen zu müssen, bremse ich viel zu früh, gebe Zwischengas, kurzum: Holzhackerstil.
Nach 5 Runden habe ich den armen Norbert kaputtgespielt: Das Geholze kostet ihn Kraft ohne Ende. Und die hat er nicht, der olle Mehlsack.
Wir verständigen uns auf ruhigere Fahrweise bei nächsten Mal und siehe da, nun klappts auch mit dem Mehlsack. Und kaum langsamer. Ich lerne , wenn auch, wie immer ungern. Und Norbert findet langsam seine Bewegungsabläufe auf schwankender Plattform. Aus dem könnte noch was werden.
Mit dem Oldie geht es super. Das Ding beherrschen wir in jedem Driftwinkel. Teilweise kürze ich mit dem Seitenwagen über der Wiese ab, wenn wir Kurven anbremsen, hebe Norbert mal in die Galeriestellung, es läuft gut. Dritter Startplatz, erste Startreihe.
Wir platzen vor Stolz, obwohl wir wissen, daß man uns beim Start aufschnupfen wird.
Und so kommt es dann auch. Der "Frosch mit der Maske", unser Lieblings-BMW Pilot und "Ober - Kurven - im - Weg -Steher" nutzt seine 1000 Kubik, um sich hinter seiner Gasmaskenbrille freudequiekend vorbeizupressen.
Wir geben alles, schaben an seinem Kotflügel, machen uns dick, gehen daneben, aber es reich nicht. Das Ende naht, als wir uns vor der Tribüne inner durch klemmen wollen:
Ich steche eng , nee, sehr eng, in die Rechtskurve, wüst über das Vorderrad schiebend, als das plötzlich faßt. Ein kurzer Schlag, mein rechter Fuß wird vom Curb um den Bremshebel gewickelt.
Zehwackeln, alles dran.
Die nächste 90 Grad Links stürmt heran: Hart anbremsen, 2 Gänge runter und, und, und... ich trete ins Leere: Kein Bremsdruck, null, nichts, Luftpumpe.
Vor uns quer liegen die gelben Curbs, höher als unsere Bodenfreiheit. An Einlenken ist mit dem Speed nicht zu denken, es wird klappern. Die Zeit reicht noch, um mit den Rädern des Motorrades über die Curbs zu zielen, um das Seitenwagenrad durch eine Lücke zu steuern (es könnte sonst den Seitenwagen in die Luft hauen, was der Fahrstabilität und Norbert Bequemlichkeit deutlich abträglich wäre.
Es kracht fürchterlich, dann gehen wir zum Rasenmähen über. Muß ja auch mal gemacht werden.
Wir retten uns auf einen Asphaltstreifen und untersuchen die Fuhre. Alle Bremsleitungen ganz, aber der Hebel pumpt Luft.
Dann wird abgewunken.
"Los,über die Linie, dann werden wir noch gewertet", ruft Norbert.
Anschieben, los.
Zwischen den letzten Im Rennen befindlichen eiern wir über die Linie. Helmlos, die Mützen liegen noch malerisch im Seitenwagen. Wir schleichen ja schließlich.
Das Flaggenmänchen bekommt einen Herzkasper, fistelt japsend im Falsett und beordert uns heran. Bedauernd winken wir freundlich ab, können ja kaum bremsen und flüchten ins Fahrerlager.
Mist, nun wird man uns wohl disqualifizieren.
Später bekommen wir Besuch von der Rennleitung: Unterwürfig winseln wir erbarmungsheischend von Streß und Versagen, schwören beim Barte meiner Ehefrau usw usw. Dann erkläre ich, wir wollten doch die Strecke räumen, damit es keinen Verzug im Zeitplan gäbe.
Die Mienen erhellen sich, Drohfinger, fertig.
Wir werden als Sieger unserer Gruppe und 5. im Gesamtfeld gewertet.
Der Bremsdefekt ist ein mechanischer, da das Pedal sich mit dem Curb angelegt und verloren hatte. Am Beiwgen fehlt Farbe und Spachtel, ein wenig Tape tarnt das ganz gut. Eine Stunde später harren wir auf neue Scharmützel.
Übrigens sah der Ausflug über die Curbs aus wie geplant, schön anvisiert und mit noch einmal auftischen an dem Abschleppwagen hinter den Curbs vorbei...
Bringt das was? DOT 5.1 hat zwar einen höheren Siedepunkt, aber soweit ich Kaimann verstanden habe, ist nicht die Hitze das Problem gewesen, sondern eher ein mechanisches (verbogenes Pedal) oder eben ein hydraulisches - vermutlich Luft in der Leitung, weil sich die Anlage wohl nur in ausgebautm Zustand der Sättel vernünftig entlüften lässt. Oder?
1. Szuki Gespann (mit Curbhopser): Hier war das Bremspadal zuvor am Curb kaltverformt worden. Zudem war ein Verbindungsstück zwischen Pedal und Bremszylinder abgeknickt. Dadurch fehlte die mechanische Übertragung der Fußkraft auf die intakte Hydraulik, was sich luftig anfühlte.
Das Bremssystem war zuvor selbstverständlich mit ausgebauten Zangen entlüftet worden, um jede noch so kleine Blase aus irgendeinem kleinen Winkel zu locken.
Wer zu früh bremst, verliert bekanntermaßen. Zwischen Vollgas und Vollbremsung sollte es kein Mittelding geben.
2. F 2 Gespann: Es gibt offensichtlich ein mechanisches Problem am Vorderrad, auf dessen Bremsscheiben ja sowohl Betriebs- als auch Handbremse wirken.
Wir denken, daß bei längerem Nichtgebrauch die Scheiben die Beläge in den Bremszangen soweit zurückklopfen, daß bei neuerlichem Gebrauch zunächst gepumpt werden muß. Zudem hatte ich den Eindruck, daß das besonders heftig nach scharf gerissenen Rechtskurven geschieht.
Nun sind die Zangen mit der Schwinge, die Scheiben aber mit dem Rad fest verbunden. Da gibt es zwei Möglichkeiten:
Wenn die Radlager Luft hätten, könnten sich die Scheiben (mit dem Rad) in den Zangen unzulässig weit neigen und so die Beläge zu weit zurückstoßen.
Oder aber die Schwinge selbst ist "weich" und verwindet sich unter hoher Last übermäßig mit dem gleichen Effekt. Die Schwinge muß man sich als Kastenprofil aus hartgelötetem Dünnblech vorstellen. Sollte es hier Risse oder Materialermüdungen geben, wäre sowas möglich. Wir würden die Schwinge dann verstärken.
Samstag Abend werden wir mehr wissen (Samstag ist Bautag in der "Rennabteilung" .(Herr Blaublut, da gäbe es auch das neue F1 zu sehen).
Lager des Vorderrades im Eimer. Es gibt nur zwei Radlager , natürlich in schrägen Zollgrößen, von denen der Lagerfritze nur eines da hatte. Zwei Radlager im Rad finde ich für so ein Rad schon etwas mager, da hat ja unsere olle Suzuki mehr (man bedenke, daß die Belastungen mit denen eines Solomotorrades nicht zu vergleichen sind. Beim Gespann wirken mangels Schräglage starke Seitenkräfte auf die zierlichen Lager).
Noch ein paar Nachsätze zu Hildesheim:
Was war sonst noch so:
R. aus Bochum verheizt gleich im ersten Lauf seinen 4 Zylinder Zweitakter. Kolbenhemd abgerissen. Junge, die ollen Dinger sind aber auch zimperlich.
Günther (der aus der Kurve im Extertal)) fliegt im ersten Lauf der P Gespanne in hohem Bogen aus der Kurve, Staub und Gras fliegen malerisch. Als der Lumpensammler das Ding zurückbringt, kann man einen netten Rahmenbruch bewundern (sowas habe ich noch nie gesehen):
Der rechte Rohrunterzug der BMW ist direkt unter dem Steuerkopd abgerissen und aufgebogen. Der linke hängt noch an drei Fäden. Glück im Unglück. Wäre der auch noch abgerissen, wären Motorrad und Seitenwagen auseinandergeklappt, Mordsstunt garantiert. Uns allen geht der Stift angesichts solcher Materialermüdungen.
Nun ist Günther Zuschauer und hat ein volles Programm bis Hockenheim.
"Und ich sach noch, Günni, sach ich, such Dir nich immer so ´ne Klopse als Beifahrer , sach ich..." Norbert schaut pikiert, der olle Hilfsklops .
Samstag verwandeln wir mit dem F 2 einen Strohballen in eine Staubwolke. Was stehen die auch so blöd in unserer Ideallinie? Norbert wacht kurz auf, hebt seine Denkerstirn kurz aus der Einschlagszone , um gleich wieder wegzuträumen.
Unser für die Ewigkeit verstärkter Seitenwagenkotflügel dankt es uns mit einem satten Riß. Wofür aber habe ich das schweineteure gelbe Tape vom Grabbeltisch geklaut? Nun ist der Kotflügel wieder hübsch und wird im Winter mit einer Aluverstärkung versteift.
Muß ja schließlich was ab können, sollte uns z.B. das hellfiresche Gespann mal in den Weg taumeln...(großschnäuzige Grüße an H&H ).
Den gleichen Spaß hatte sich übrigens auch schon ein "Sonderling" im Feld gegönnt: Ein Uraldealer aus dem Hannoverschen, der aus Jux eine Ural mit "Rennseitenwagen" (also Platte mit Rad und Stoffverkleidung !! vorne) versehen hatte und nun munter um den Kurs flitzte.
Nach dem dritten Lauf waren schon drei Speichen im Hinterrad gebrochen (hochgerechnet also etwa 40 Läufe pro Rad möglich... Ja, ein buntes Feld war es.
Der letzte Lauf der Hysterischen (Gespanne) war nochmal ein Highlight. Den gesamten Lauf haben wir in einer Dreierkampfgruppe gespielt : Der Frosch mit der Maske auf 1000er BMW und Uwe aus BS auf der wassergekühlten T 500 Suzuki. Zu dritt um die Ecken, maximal handbreit auseinander, ständige Positionswechsel. Windschatten, ausbremsen, rasenmähen, verschalten, alles dabei. Eng aber fair, man kennt sich.
Am Ende wird Uwe langsamer, wir haben die Nase (zufällig) gerade vorn. So macht es richtig Spaß, wir hauen uns danach vergnügt quiekend auf die Schultern und versprechen, demnächst noch enger aufzufahren.
Nur gleichmäßig ist sowas nicht eben. So landen wir auf dem 10. Gesamtrang. Na und? Kein Pott, aber volles Rohr Spaß am Limit.
In Antwort auf:Uns allen geht der Stift angesichts solcher Materialermüdungen.
das kann ich gut nachvollziehen. Lenkerbruch bei einer 39er Wanderer - Lenker innen hauchdünn. Rahmenbruch bei einer BMW - es hat wohl lange mal der Kickstarteranschlaggummi gefehlt Achsschenkelbruch bei einem Traction - ermüdet, überdehnt. Rad fliegt seitlich raus bei einem Rekord - Querlenkerpfanne durchgerostet
Es ist nicht ungefährlich, mit altem Material schnell unterwegs zu sein.
Ha, von wegen in den Weg taumeln, wir wissen wenigstens wo die Strecke ist! Warte ab, nächstes Jahr machen wir euch wech! Und mal Spaßwechda, ihr habt ein spannendes Rennen geboten und es hat Spaß gemacht euch zuzugucken. Nur die Streckenführung ist euch nicht immer bekannt... *grinsegrins* Gib uns noch ein wenig Zeit und dann schaun wir mal...