leider durfte ich einige Zeit nicht fahren und habe daher sowas ähnliches, wie eine Winterpause gehabt.
Also was macht die W nach langem Stehen, wenn sich keine Sau drum gekümmert hat und wenn reichlich Schnaps durch ihre Adern geflossen ist?
Sie macht erstmal gar nix, tut als wär nix gewesen, springt an und läuft so brabbelmäßig hölzern trocken mit etwas grünem Körper und scheibenartigen Bukett (wenn Ihr versteht, was ich meine).
Dann irgendwann wirds schlechter und nur noch ein Topf zündet, ein bißchen Gas und alles steht. Na denn! Kommt nicht so ganz unerwartet, immerhin läuft keiner dieser albtraumhaften Vergaser über.
Also, rechter Topf läuft, Wännä denkt, der andere berappelt sich wieder, der linke Topf zeigt aber den gaaanz dicken Mittelfinger. Dazu meint die Batterie plötzlich, sie hätte ja nun lange gestanden und auch mal n Spannungsabfall sich redlich verdient .
Auch das ist nicht neu. Eine Batterie, die Wochen nicht bewegt wurde, scheint erstmal ok zu sein, gibt auch Strom und dann kommen die Vibrationen und alles iss weg. Woran es liegt, weiß ich gar nicht so genau, aber das ist so eine Erfahrung.
Na gut, rollen wir halt den Rheinuferberg runter, dann geht das schon - denkste Puppa! Das Hinterrad rutscht auf schmierigem Untergrund, der Motor blubbt ein paar Mal vor sich hin, ich verwünsche diese Lichtautomatik, die nach der ersten Motorumdrehung schon gleich den kostbaren Batteriesaft in diese dämliche Lampe fließen läßt - also alles wie gehabt, Wännä schweißnaß vom Schieben, Mopet wieder oben, noch ein kurzes inneres Aufbäumen und dann Werkzeug her, es darf geschraubt werden.
Vergaser ab, der rechte Pott iss ja gelaufen, also gleich die linke Schwimmerkammer öffnen. Geheimtip: alle Arbeiten von rechts ausführen, da ist der Kickstarter so herrlich im Weg und der linke Vergaser auch so fast zum Greifen nahe , aber irgendwie gehts doch besser, die beiden Zerstäuber aufn Kopp und aufgemacht.
Schwimmernadelventil raus, es ist nichts zu sehen - kenn ich schon, trotzdem sauber machen. Mit der Druckluft nochmal kurz von unten in die Öffnung und alles wieder zusammen.
Ich bin müde und hab auch soviel am Sirion gebastelt. Also Pause erstmal, soll ich die Sitzbank auch schon wieder ? Ach, erstmal abwarten, ach nein, die läuft jetzt, die muß jetzt laufen . . .
Ich hänge lieber das Ladegerät dran. Dieses habe ich von meinem Vater geerbt, der es anfang der 70er mal für seinen Diesel gekauft hatte. Das Gerät hat schon viele Batterien emotional beglückt, nur leider keinen Stecker mehr . Also erstmal Stecker suchen in der Kiste "elektrisches und Gedöns" und Kabel verbinden. Aber ich schweife ab
Nach der Pause dann drauf auf die Kiste, springt sofort an und läuft - auf einem Topf . Wassn daaas? Kann ja wohl nicht. Wännä setzt sich drauf und fährt ne Minirunde - immer noch ein Pott. Ich komme gegen den linken Auspuff und verbrenne mich . Jetzt läuft der linke, vorher wars der rechte ? Bin ich blöd ? (Bitte nur ernstgemeinte Antworten)
Also wieder alles ab und wieder geschaut. Der rechte Vergaser braucht eben auch noch mal Streicheleinheiten. Diesmal baue ich den Schwimmer verkehrt rum rein (doch, das geht)
Dann halte ich den Schwimmer hoch und drehe den Hahn auf PRI. Schwimmer loslassen und es läuft - aber richtig . Vorher ist einfach nix gekommen.
Schwimmernapf wieder dran und anlassen, es dauert gerade mal zwei Umdrehungen, da ist der zweite Zylinder wieder da. Kiste läuft, als wär nix gewesen. Bei der Probefahrt tanke ich doch lieber noch Normalsprit zu, sie fährt dann doch etwas besser. Man merkt, daß die Spritküchen den Alk schon zugemischt haben.
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So, was ist also zu beobachten?
Alkohol bildet in den Leitungen einen fast unsichtbaren Glibber, der sich nicht auflösen will. Es ist nur ein ganz dünner Belag, man kann ihn fühlen, auch sehen, wenn man genau hinschaut, aber er bremst halt an den Engstellen den Durchfluß. Acetatbildung (also Essigmutter) schließe ich in dem Millieu aus. Dazu ist viel zu viel Benzin anwesend. Eher tippe ich auf Gummischlauch mit Alk und Benzin, der sich anlöst und für den Glibber sorgt. Das würde auch erklären, daß der eine Vergaser erst genug bekommen hat und dann nach kurzer Fahrt doch noch zugegangen ist - weil aus dem Schlauch einfach was nachgerutscht ist.
Was noch? Die Vergaser zeigen an der Stelle, wo die Gummimanschetten zum Zylindern hin draufkommen, sehr starke Korrosion. Da muß was gemacht werden, sonst sind die bald durch ! Ich denke, daß Feuchtigkeit von außen und Schnaps von innen eine ganz böse Mischung ist, oder habt Ihr auch Korrosion an diesen Stellen ?
Innen drin sehen die Vergaser gut aus, wenn man Alu auf Alu eine gute Gleitpaarung nennen möchte. Meine 2004er W hatte von Anfang an die Metallschieber.
Dann der Tank. Die blaue Farbe ist nicht beständig gegen Alk und Benzin. Mittlerweile ist der Lack oben drauf richtig stumpf und im Tankdeckelbereich auf einfach abgegangen. Darunter ist dieses silber, welches sich nicht auflöst - jedenfalls bisher noch nicht. Vielleicht fahre ich also bald nicht mehr mit einer blausilbernen, sondern nur noch mit einer silbernen herum.
Am Tank selbst ist nichts korrodiert, alles sauber. Von den Farbplatzern habe ich im Spritsystem nichts gefunden. Vielleicht kommt auch von dort der Glibber, ich weiß es nicht.
Mechanisch läuft meine W nicht mehr so leise, wie zu Beginn. Sie ist ja auch nicht mehr neu. Ob es am Alk liegt ? Ich weiß es nicht, glaube es aber nicht. Ich werde sie mal öffnen und mal das schlechte Karma rauslassen.
Ach so ja, die feinen Bohrungen in der Nadeldüse waren auch zum Teil richtig zu. Da mußte ich sogar stochern. Einen Unterschied im Fahren habe ich nicht so recht bemerken können, vielleicht einen Hauch besser, das Teillastverhalten.
Kann man also Alkohol im Sprit empfehlen? Ich würde sagen: nein, zumindest nicht guten Gewissens.
Wechseln werde ich selbstverständlich nicht, weil es keine Anzeichen für echte Havarie gibt und ich sehen möchte, was als nächstes kaputt geht.
Noch eine Anmerkung: das Kerzenbild ist mit Alkohohl einfach supergenial gut. Endlich mal wieder eine richtig rehbraune, und vor allem saubere Zündkerze. Mit Sprit allein sahen die Profifunker nicht so schön aus.
Herzlichen Dank erstmal für diesen informativen Erfahrungsbericht. Erinnert mich auch wieder daran, das ich die Vergaser meiner W endlich mal ausbauen, und gegebenenfalls ins Ultraschallbad legen w(s)ollte und überhaupt mal wieder ordentlich Inspektion machen müßte .
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"Zuwenig ist besser als zuviel." (altes japanisches Sprichwort)
Wännä, ich finde es gut, dass du das so unverblümt schilderst. Ich hab so was geahnt, denn es können ja nicht alle blöd sein, die so was schon ausprobiert und Negativerfahrungen gemacht haben. Trotzdem finde ich es eigentlich schade, dass es doch solche Probleme gibt. Grüße falcone
Zitat von WännäWechseln werde ich selbstverständlich nicht, weil es keine Anzeichen für echte Havarie gibt und ich sehen möchte, was als nächstes kaputt geht.
Warum tust Du sowas, Wännä? Ich mach mir langsam echt Sorgen (ums Moped)
was ist daran ungezogen, mit Schnaps zu fahren? Ich finds cool.
Apropos cool, der Motor wird wirklich nicht so warm, wie mit Sprit. Ob das nun gut ist oder schlecht, ist eine andere Sache.
Mein kleiner Draizülinder läuft jedenfalls mit Schnaps ganz normal. Kein Unterschied zu erkennen. Die Elektronik dreht die Zündung etwas vor und gleicht damit den geringen Heizwert in etwa aus. Die Verbrauchsanzeige geht exakt je nach Mischung einige Prozente höher. Ich muß also öfter tanken. Das wars auch schon.
Für die W stelle ich mir auch ne Einspritze vor. Dann geht Schnaps auch ohne Probs. Muß aber erstmal nen Lehrgang KFZ-Elektronik hinter mich bringen, ehe ich mit sowas anfange.