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 Datenbank W650/W800 - Technik, Reparatur, Tipps und Tricks
Falcone Offline




Beiträge: 113.673

12.08.2008 10:40
Ölwechsel / Ölsorten / Ölstand messen Antworten

Da mittlerweile schon einige W650 die Besitzer gewechselt haben und das Handbuch nicht mehr immer vorhanden ist, ist diese Information sicher von Interesse.

Kawasaki gibt für die W650 folgende Ölsorten an:
SAE 10W-40, 10W-50, 20W-40 oder 20W-50 der Spezifikation API SE, SF, SG oder höher.
Für die W800 wird empfohlen:
SAE 10W-40 der Spezifikationen API SG, SH, SJ, SL oder SM mit JASO MA, MA1 oder MA2

Man kann also ein handelsübliches mineralisches oder auch synthetisches Öl nehmen.
Am besten ist aber - wie ja auch dann 12 Jahre später für die W800 empfohlen - ein spezielles Motorradöl der Spezifikation JASO T 903 (JASO MA, MA1 oder MA2 für Motoren mit Ölbadkupplung). Damit ist man immer auf der sicheren Seite. Öle der JASO MA-Spezifikationen sind speziell für Motorradmotoren ausgelegt, die die Kupplung und das Getriebe zusammen mit dem Motor im selben Kreislauf haben. Sie sind daher scherfester, die Molekülketten werden zwischen den Zahnrädern nicht so leicht "geknackt" und die Additive sind so ausgewählt, dass die Kupplung nicht rutscht und Abriebsteilchen in der Schwebe gehalten werden, um dann vom Ölfilter ausgefiltert zu werden.
Auch synthetische Leichtlauföle gibt es inzwischen für Motorräder. Früher waren die beim Motorrad tabu, da sie für Autos mit Trockenkupplungen gedacht waren und beim Motorrad zum Rutschen der Kupplung führten. Leichtlauföl also nur mit JASO MA-Spezifikation.

Bei Wiki findet man auch einen Überblick über die Öle:
http://de.wikipedia.org/wiki/Motor%C3%B6l#Motorrad-.C3.96l

Ölstand messen:
Motor ist warm gefahren. Motorrad auf dem Hauptständer abstellen, etwa fünf Minuten warten, biss sich alles Öl unten im Motor gesammelt hat und dann den Ölstand im Schauglas prüfen.
Öl so nach- bzw einfüllen, dass bei aufgebocktem, senkrecht stehendem Motorrad im Schauglas oben noch eine Luftblase zu sehen ist.
Am Schauglas gibt es oben und unten eine Markierung in Form eines waagrechten Striches (leider oft kaum noch zu sehen). Zwischen den Markierungen soll das Öl stehen.
Wenn man es ganz genau nimmt, kann man unter das Vorderrad ein Hölzchen von 12 Millimeter Stärke legen, dann ist das Motorrad genau waagrecht (ist aber wirklich übertrieben).

Hier ein Foto von korrektem Ölstand bei waagrecht stehendem Motorrad (mit Anhebung des Vorderrades):



Und hier bei normal auf dem Hauptständer stehendem Motorrad (ohne Anhebung des Vorderrades):



Der Unterschied ist minimal, eine Anhebung des Vorderrades ist nicht notwendig.


Der Ölwechsel:

Der Ölwechsel sollte unbedingt bei warmem Motor erfolgen. Nur dann ist das Öl richtig dünnflüssig und es ist gewährleistet, dass auch alles gut ausfließt.


Einen Behälter (Wanne) mit mindestens 4 Liter Fassungsvermögen unterstellen.


Die Schrauben der Ölfilter-Schutzkappe lösen (8er Schlüssel = SW8)


Manchmal sitzt die Kappe sehr fest, weil sie sich mit dem Gummi in ihrem Inneren regelrecht am Filter „festgesaugt“ hat. Dann muss man mit Gefühl etwas hebeln.


Den Bereich um den Ölfilter ggf. etwas reinigen, z.B. mit einer alten Zahnbürste und Bremsenreiniger.


Ölfilterschlüssel aufsetzen und …


… mit dem Schlüssel lösen (gegen den Uhrzeigersinn)


Es geht natürlich auch mit einem solchen Bandschlüssel oder man schlingt einen Spanngurt um den Filter. Auch kann man einfach einen Schraubenzieher in den Filter seitlich hineinschlagen und ihn damit losdrehen.

Beim Losdrehen kommt etwas Öl aus dem Filter gelaufen. Viel ist es nicht, weil das Öl sich in der Ölwanne gesammelt hat und nur ein Rest im Filter verbleibt. Das ist ungefähr die Menge, die aus dem Filter läuft:



Das Öl aus dem Ölfilterflansch am Motor auslaufen lassen und …


… die Dichtfläche sauber wischen.


Den Dichtring des neuen Ölfilters mit etwas Öl einstreichen, damit er gut auf der Dichtfläche am Motor gleitet.


Nun den Ölfilter aufsetzen und festziehen. Normalerweise erreicht man das richtige Drehmoment zum korrekten festziehen mit der Hand. Einfach mit der Hand kräftig festgezogen, sitzt der Filter fest und dicht. Bei der W kommt man aber wegen der beiden Rahmenrohre schlecht an den Filter ran, so dass ich auch zum festziehen den Ölfilterschlüssel verwende:


Aber nicht zu fest ziehen. Bitte mit Gefühl! Zieht man den Filter zu fest, quetscht sich die dicke Dichtung aus dem Filter heraus und die Verbindung wird undicht.
Das vorgegebene Anzugsmoment ist bei Kawa unterschiedlich benannt:
Bei den Modellen 1999/2000 wird im Handbuch 15 - 20 Nm (früher 1,5 bis 2 mkp) angegeben
Bei den Modellen ab 2001 sind es dann nur noch 10 Nm (früher 1 mkp).
So steht es auch im Kawasakai-Werkstatthandbuch sowie in der Bucheli-Reparaturanleitung.
Vermutlich hat man auch erkannt, das zu festes Anziehen der Dichtung Probleme bereitet.


Filterschutzkappe und den in ihr befindlichen Gummieinsatz etwas reinigen und …


… das Gummi leicht einölen. Es gleitet dann leichter auf den Filter. Kappe mit Gummi aufsetzen.

Nachdem der Filter ausgetauscht ist, geht es an den Ölwechsel (die Reihenfolge spielt übrigens keine Rolle, man kann auch erst das Öl wechseln und dann den Filter).


Zuerst wird die Ablass-Schraube gelöst. Steht die Auffangwanne richtig? Sonst hat man schnell eine große Sauerei unter dem Motorrad. Das der Ölstrahl nach vorne heraus kommt, muss die Wanne recht weit vorne stehen.


Vorsicht beim Lösen der Ablass-Schraube (SW 17), das Öl kommt im Strahl heraus und ist recht warm bis heiß! Und aufpassen, dass die Schraube möglichst nicht in die Auffangwanne fällt, sonst muss man in dem heißen Öl nach ihr angeln.


Gut austropfen lassen.
Schraube gut reinigen, neuen Dichtring aufsetzen, wieder eindrehen und nicht zu fest anziehen. Das Gewinde der Ölwanne ist empfindlich - Anzugsmoment 20 Nm oder 2 kg/m.


Nun das Öl einfüllen.

Öffnen des Einfüllstopfens entweder …


… per Hand oder …


… mit einem dicken Lappen schützen und mit der Zange, wenn er zu fest sitzt.


Öl einfüllen. Erst mal nur 2,5 Liter.

Den Motor kurz laufen lassen, damit der Ölfilter gefüllt wird. Darauf achten, dass die Öldruckkontrollleuchte alsbald erlischt. Zum Messen des Ölstandes nach dem Abstellen des Motors etwa 5 Minuten abwarten, damit sich das Öl in der Wanne sammeln kann, sonst füllt man schnell zu viel ein. Jetzt auffüllen, so dass man oben im Schauglas noch eine kleine Blase sieht:


Links am Rande des Schauglases sind die Markierungen für „min“ und „max“ zu sehen. Zusammen mit dem Wechsel des Ölfilters passen etwa 2800ccm in den Motor der W650, bei der W 800 ist es etwas mehr.


Einfüllstopfen wieder einschrauben und mit der Hand gut festziehen. Nicht den Motor ohne den Stopfen laufen lassen, das gibt große Sauerei!

Motor starten und im Leerlauf kurz laufen lassen und dabei darauf achten, dass die kleine rote Öldruck-Kontrollleuchte im Drehzahlmesser erlischt. Erst jetzt ist gewährleistet, dass auch alle Schmierstellen im Motor gut mit dem neuen Öl versorgt werden.





Ölfüllmenge der W650 bei leerem Motor 3 Liter, beim Ölwechsel mit Filter ca. 2,8 Liter, beim Ölwechsel ohne Filter 2,5 Liter (Angaben laut Werkstatthandbuch).
Ölfüllmenge der W800 bei leerem Motor 3,2 Liter, beim Ölwechsel mit Filter 2.9 Liter, beim Ölwechsel ohne Filter 2,7 Liter (Angaben laut Werkstatthandbuch).
Der Unterschied rührt daher, dass die W650 in der Ölwanne einen Schalldämmeinsatz hat, der bei der W800 nicht mehr vorhanden ist. Deswegen erhöht sich das Volumen entsprechend. Das Mehr an Öl sorgt auch für eine etwas bessere Kühlung.
Nicht gleich die gesamte Menge einfüllen, sondern erst mal etwa einen Viertelliter weniger und eine Weile warten, bis sich das Öl im Schauglas gesammelt hat, wie oben beschrieben. Dann die passende Menge langsam nachfüllen.
Der Motor sollte keinesfalls über seine Maximalmenge befüllt werden, denn das führt dazu, dass das Öl im Motor panscht, Schaum erzeugt und die Schmierung nicht mehr gewährleistet wird. Zudem kann Öl in den Luftfilterkasten gedrückt werden und die Luftfilter stark verschmutzen.

Kawasaki hat die Ölfilter im Zuge einer Vereinheitlichung geändert. Den ursprünglichen kurzen Ölfilter gibt es beim Kawasaki-Händler nicht mehr. Der neue ist etwas länger. Das hat auf die Öleinfüllmenge keinen merklichen Einfluss. Leider passt nun aber die Schutzkappe nicht mehr. Beim Kawasaki-Händler kann man anlässlich des Ölwechsels kostenlos eine längere Kappe im Tausch erhalten. Man kann den Abstand der Kappe notfalls mit Unterlegscheiben oder Buchsen ausgleichen. Eine andere Möglichkeit ist es, die Ölfilter im Zubehörladen zu kaufen, dort gibt es die kurze Form noch. Da der Ölfilter sehr exponiert sitzt, dient die Kappe als Schutz gegen Steinschlag oder Aufsetzen am Bordstein beispielsweise. Man kann die Kappe zwar weglassen, empfehlenswert ist dies aber nicht.

Kawasaki schreibt bei der W650 noch einen Ölwechsel alle 6000 km vor. Bei jedem zweiten Ölwechsel soll der Ölfilter mit gewechselt werden.
Bei der W800 wurde das Intervall auf 12000 km verlängert, jeder Ölwechsel mit Filterwechsel.
Dieses längere Intervall kann man bedenkenlos auch bei der W650 anwenden.

Für W650 und W800:
Ölablasschraube: M12 x 1,5 - Gewindelänge 15mm - SW17
Ablassschraubendichring: 12,3x18

Anm.: Das für die W650 angebotene Stahlbus-Ablassventil passt auch bei der W800, auch wenn beispielsweise bei Louis etwas anderes steht.

ovum bonum quam

Falcone Offline




Beiträge: 113.673

11.02.2010 15:25
#2 RE: Umfangreiche Infos über KFZ-Schmierstoffe Antworten

Anhängend eine 30seitige PDF-Datei, die einen weiten allgemeinen Überblick über Öle im Kraftfahrzeugbereich gibt.
Für die, die sich ein wenig in die Materie vertiefen wollen.

Grüße
Falcone

ovum bonum quam

Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
KFZ_schmierstoffe.pdf
Falcone Offline




Beiträge: 113.673

08.06.2016 07:56
#3 RE:Maße der Ölfilter W650 und W800 Antworten

Die Maße der passenden Ölfilter sind:
Ölfilter W650 für die kurze Abdeckkappe (z.B. Champion COF104) Durchmesser Gehäuse 65mm, Höhe Gehäuse 65mm, Gewinde M20x15, mit Bypass
Ölfilter W650 für die lange Abdeckkappe und für W800 (z.B. Champion COF203) Durchmesser Gehäuse 65mm, Höhe Gehäuse 73mm, Gewinde M20x15, mit Bypass
Mit diesen Maßen sollte sich aus den Hersteller-Listen der passende Filter rausfinden lassen.

Diese beiden Champion-Filter, die es bei Polo und Louis gibt, passen auch vom Durchmesser her unter die jeweiligen Kappen.

Kawa hat vor einigen Jahren mal auf einheitliche Ölfilter umgestellt, die etwa 8mm länger waren - bei gleichem Außendurchmesser. Die dafür notwendigen längeren Filter-Abdeckkappen wurden im Rahmen von Inspektionen über etwa ein Jahr lang kostenlos bei den Händlern ausgetauscht. Die langen Ölfilter passen nicht einfach so unter die kurzen, verchromten Kappen. Mann muss längere Schrauben verwenden und zwei Distanzbuchsen von 8mm Länge einsetzen.
Die kurzen Ölfilter kann man auch unter den langen Kappen verbauen.
Aber es gibt ja beide Ölfilter im Handel, man muss nur wissen, welche Kappe man an seinem Motorrad hat. Dann kann man sich auch den passenden besorgen.
Die lange Kappe hat eine Höhe von 78mm, die kurze Kappe hat eine Höhe von 70mm

Beispiele für passende Ölfilter:

Mahle/Knecht OC 575 (kurz, 65mm Durchmesser, Höhe 65mm)
Hiflo HF303 (lang, 65mm Durchmesser, Höhe 73mm)
Champion COF 203 u.a. bei Polo u. Louis (lang, 65mm Durchmesser, Höhe 73mm)
Champion COF 104 u.a. bei Polo u. Louis (kurz, 65mm Durchmesser, Höhe 65mm)

Grüße
Falcone

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