MoinMoin!
Oder besser: Buongiorno!
Seit gestern bin ich wieder im Lande, und da Reiseberichte hier offensichtlich gern gelesen werden (auch von mir), will ich auch ein bisschen berichten. Das geht vermutlich eher kleckerweise, da ich nach sieben Wochen Abwesenheit einiges hier abzuarbeiten habe. Aber der Rasen ist bereits gemäht!
Es war natürlich kein reiner Moppedurlaub. Ich liebe den Gardasee, seit ich ihn 1967 zum ersten Mal sah, und jetzt ziehts mich vor allem zum Surfen dorthin. Trotzdem müssen auch Mopped und Crossrad mit - und natürlich mein treuer Begleiter, Herr Krause.
So, aber jetzt mal von vorn: Am 21. Juni gabs eine Geburtstagsparty bei einem guten Moppedfreund, fast auf der Strecke, südlich von Hamburg. Die wurde als Start genommen, auch um mir die Hamburger Harley Days zu ersparen, die zeitgleich begannen. Sonntag dann die fade Kilometerfresserei, immerhin sind es 1.200 Kilometer von HH bis zum Ziel. Ein bisschen Kultur hilft gegen die Monotonie. Deshalb hab ich mir diese Abtei ein bisschen angeschaut.
Uuups, das will nicht recht mit dem Hochladen klappen. Muss ich etwa wieder auf Imageshack zurückgreifen?
Schwabmünster, wenn ich mich nicht irre.
Ich liebe nun mal die Romanik, aber hier scheinen wir's, ähnlich wie bei der W, mit einer Art Retro-Architektur zu tun zu haben. Jedenfalls eine nette Unterbrechung der öden Bahnkilometer.
Gepennt wurde dann kurz vor der Ösi-Grenze, und morgens gings dann in die Dolomiten. Mit viel Glück hab ich ein ganz feines Stellplätzchen vor Brixen gefunden, denn es war ein heißer Tag, und ich wollte nicht, dass mein Begleiter gegrillt wird, während ich mich auf dem Mopped verlustiere.
So, und nun gehts endlich los: High Noon! Super Wetter! Falcones Tipp mit dem Würz-Pass (Passo delle Erbe klingt viel schöner) auf meinem Leder-Navi eingescannt. Also Brixen - Clerant - Plose - Würzpass - St. Martin - La Villa - St. Kassian - Passo Valparola - Passo Falzarego - Arraba - Corvara - Colfosco - Passo Gardena - St. Ulrich - St. Peter - Gudon - Klausen - Brixen.
Eigentlich hatte ich eine etwas andere Route vor, aber dann ging mir etwas die Muffe, als oben auf dem Falzarego Regen einsetzte, und ich glaubte, über den Passo di Gardena schneller wieder beim Auto zu sein. Insgesamt war ich mit Pausen genau sechs Stunden unterwegs, und ich hatte mir schon etwas Sorgen um meinen Begleiter gemacht. Zum Glück unbegründet! Als ich um sechs wieder beim Auto war, schlief der alte Herr.
Die Strecke von St. Peter über die Felder bis Brixen war einfach göttlich. Gute, schmale Straße, kein Verkehr und eine Kurve nach der anderen. Für meine Begriffe schöner als jeder Pass! Die nehme ich mir demnächst wieder vor!
Leider habe ich von dort keine Fotos geschossen, weil ich zügig zurück zum Auto wollte. Aber für Genussfahrer, die schöne Landschaft und geschwungene Kurven mögen, allererste Wahl!
Auf dem Weg zum Würzpass. Man hat eigentlich nicht den Eindruck, einen Pass zu befahren.
Recht lauschig, die ganze Strecke und so gut wie kein Verkehr!
Hinterm Würzpass auf dem Weg nach St. Martin
Gefällt mir sehr gut, diese Architektur!
Das übliche Passfoto
Hier wurde schön Benzin gequatscht. Das macht oben auf den Pässen immer viel Spaß.
Das müsste auf der Strecke Corvara-Passo Gardena sein.
Sorry, dass immer ein Zylinder fehlt ...
Danach gings dann - nach der absolut genialen Strecke von St. Peter nach Klausen -
abends gegen acht auf die Autostrada, auf vier Rädern, nach Riva am Gardasee,
wo ich an meinem Spezialplatz übernachtet habe.
Am nächsten Morgen wurde die Honda wieder gesattelt, um zu sehen, ob mein Standplatz vom Vorjahr
noch zur Verfügung stand. Also ab nach Campione, auf zwei Rädern.
Vor meinen Lieblingskurven, direkt vor dem Tunnel nach Campione,
wurde ich angehalten, weil man die Gardesana gesperrt hatte, damit Porsche dort
Werbeaufnahmen machen konnte. Geil, mit zwei heißen Porsches, die meine Lieblingskurven
zwar flott aber doch vergleichsweise in moderatem Tempo nebeneinander vernaschen konnten.
Einer schräg hinter dem anderen, mit der Kamera ... Goil!
Das ging so zehnmal hin und her. Dann durfte ich endlich ...
So sehen die Traumkurven von oben aus
Es geht um die seeseitige Straße.
Die ist nämlich breit genug für zwei Fahrspuren.
Die bergseitige ist mindest ebenso schön,
aber da muss man ständig mit Gegenverkehr rechnen,
der im Falle eines ordentlichen SUVs (
)
die gesamte Straßenbreite braucht.
Beide Straßen sind Teil meiner Hausstrecke.
Der Stellplatz stand noch zur Verfügung, so wie im Vorjahr.
also schnell zurück, und das Womo geholt und mich häuslich eingerichtet.
Das sah dann etwa so aus, wie bei Hempels unterm Sofa:
Im Vordergrund der heiße Renner für den stärkeren Vento am Vormittag,
dahinter die Neuerwerbung, direkt auf dem Hinweg bei München (in Unterhaching)
abgeholt.
Zehn Segel sind vielleicht etwas übertrieben, aber acht hab ich in der Zeit dort schon gebraucht.
Mit meinen Surfritten möchte ich euch nicht langweilen. Ich weiß nicht mal,
ob es unter uns noch so einen Surffreak gibt. Vermutlich nicht.
Auf alle Fälle gings in den 6 1/2 Wochen dort in erster Linie ums Gleiten auf dem Wasser.
Noch verrücktere Surfer als ich düsen inzwischen mit GPS am Arm über'n See
und können anschließend ihre Touren am PC verfolgen, maximale Geschwindigkeit, Gesamtkilometer etc. erfahren.
Meine Hausstrecke Tremosine-Tignale bin ich nur dreimal gefahren,
und die Tour nach Sirmione, um Freunde beim Einkauf von Surfmaterial zu beraten,
war der Horror. Aber das war mir bereits vorher klar.
Der Süden des Gardasees gehört den Holländern. Massentourismus, Einkaufs-
Paradiese.
Dieses Kaff Campione wurde in Millionen von Jahren von dem Flüsschen oder Bach Campione geschaffen,
der sich durch die Felsen gefressen hat und dabei Geröll und Land anschwemmte.
Ich glaube, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dann dort eine Spinnerei errichtet.
Damals gabs noch keine Gardesana-Straße, Campione war also nur vom Wasser aus erreichbar.
Energie gabs und gibts auch heute noch über die natürliche Wasserkraft.
Irgendwann um 1960 rum rentierte sich der Betrieb nicht mehr, und die Spinnerei wurde dicht gemacht.
Seither schlief dieses Nest seinen Dornröschenschlaf. Es gibt eine Kirche, einen Laden
(mit entsprechenden Monopolpreisen), einen Bäcker, zwei Lokale und zwei Bars.
Und die alten Häuser, wo die Arbeiter wohnten. Und natürlich das Herrenhaus, das bereits vor der Fabrik
gebaut wurde. Und dann gabs den Stellplatz für Wohnmobile, wo über 20 Jahre lang
die Surfer, Radler, Wanderer und sonstigen Touristen ihren Urlaub verbrachten.
Die Gemeinde Tremosine, die aus 14 Orten besteht und zu der Campione gehört,
suchte jahrelang einen Investor, der Interesse an diesem verschlafenen Nest hat.
Leider ist sie vor rund fünf Jahren fündig geworden. Die italienische Firma Coopsette
will nun hier den großen Reibach machen und ein Klein-Monaco schaffen, mit Spielbank (im Herrenhaus),
zwei großen Häfen (einem für die protzigen Motorkähne der Superreichen) und mit einer Seilbahn
rauf zum Hochplateau, wo die Sonne auch noch nach 3 / 4 / 5 Uhr (je nach Jahreszeit) scheint.
Geld spielt hier überhaupt keine Rolle. Und es wird gebaut wie bekloppt.
Ich bin sicher, hier werden Gelder gewaschen, und auch die Mufia hat ihre Hände drin.
Man munkelt, selbst Berlusconi sei inzwischen involviert. Zumindest wird jetzt
der relativ dunkle Tunnel der Gardesana auf Kosten der Steuerzahler illuminiert.
Was nicht verkehrt ist, denn viele Besucher verpassen beim ersten Mal die
plötzliche Abzweigung, die im Tunnel nach Campione abgeht. Übrigens genial gemacht:
In den 50ern wurde der Tunnel gebaut, weil die kleine Straße zu sehr durch Steinschläge
gefährdet war. Von Norden (Riva) kommend, fährt man einen Kreis, sozusagen tief in den Fels hinein,
um dann unter der Tunnelstraße durchzufahren, was man überhaupt nicht merkt,
da das Gefälle minimal ist. Die Italiener waren immer schon geniale Straßenbauer.
Und nun gehts mal virtuell auf meine Hausstrecke: Diesmal (wie meistens) von Tremosine nach Tignale
Wie man diese Straße an den Fels geklebt hat,
das hat mich bereits vor mehr als 30 Jahren fasziniert.
Damals allerdings noch auf vier Rädern ...
Und jetzt noch ein paar Bilder von der Süd-Nordtour,
also von Tignale nach Tremosine, mit den göttlichen Kurven zum Schluss.
An manchen Tagen hab ich mich abends aufs Möppi gesetzt und bin nur diese Kurven gebratzt.
Zum Glück gibts an beiden Enden gute Möglichkeiten zum umdrehen.
Sechs siebenmal hin und her, und das Grinsen wird immer breiter!