Oschersleben Juli 2008 : Einer kam durch ...
Und der auch nur halb.
Als wir ankamen, wurde der nämlich gerade von einer Trainingsfahrt hereingeschleppt. Kleines Mißverständnis vor einer Kurve, Uwe sticht in die vermeintlich offene Lücke, der andere zieht hinein: Bremsen, aufs Gras, schlingern. Die Beifahrerin geht fliegen, kullert, überschlägt sich, bildet eiligen Asphalt kratzig auf dem Helm ab. Der Rettungswagen entläßt sie mit Verstauchungen und Gehhilfen, aber bruchfrei.
Die Abnahmeprozedur, mißvergnügte Kommisäre, Lärmschutz, jaj ja ja, ist laut....
Es ist heiß, sehr heiß, als wir zum Pflichttraining losheulen. Der neue Motor geht gut, fast zu gut. Nach halber Gerade sind wir ausgedreht. Nach drei Runden die ersten Aussetzer, wir brechen ohne wirklich schnelle Runde sicherheitshalber ab. Das wird sich noch rächen....
Zündung stimmt mit rund 3 mm vor OT, also längere Übersetzung und auf in den ersten Lauf in der Mittagsglut. Nur unwillig springt das Ding an, will auch unten nicht so recht Gas annehmen. Und natürlich gerade dann nicht, als die Flagge fällt.
Wir stehen eh im Mittelfeld (keine schnelle Runde im Training), aber nun sind wir ganz weit hinten. Jetzt erwacht Sanftmut Kaimann, das Feld sortiert sich vor der ersten Kurve als Perlenkette mittig.
Wir brechen rechts durch, vier, fünf Gegner ausbremsend, und durch! Im Kessel die nächsten beiden außen, vor der Hasseröder noch zwei / drei. Klar erfolgt der Gegenschlag der dicken 1000er auf den Geraden, aber wir haben den Krummsäbel quer zwischen den Zähnen.
Stoisch hängt sich mein Beifahrer raus, egal, ob sich da ein Z Gespann heransaugt , oder nicht. Heiß oder nicht, bedächtig wandert er durchs Boot, Kilo um Kilo abschmelzend...
Die kleine Schikane nach der Kurve hinten am Hotel wird zur Geraden, wenn man die Fahrbahn verläßt und die Curbs samt Grünasphalt nutzt: Hopps, hopps, runterschalten in der Luft, Gegengerade.
Vor uns "Gasmaskenbrille", der König der Geraden und rollende Schrankwand der Kurven (manche lernen´s nie!!!! ) Nachdem ich nach einer gewissen Schamfrist seinem Beifahrer zweimal auf Handbreite an den Helm gefahren bin, traut der sich vor Rechtskurven nicht mehr raus . Wurde auch Zeit.
Mein rechtes Bein glüht, der Motor scheint wärmer zu werden, als der alte. Ich nutze die Geraden, um die Stelze in den Wind zu halten. Dann fällt endlich die Flagge: Wasser....
Wir sind tropfnaß geschwitzt und völlig alle. Im Zelt messen wir die Temperaturen (110° in (!!!) der rechten Knieschale 5 Minuten nach dem Lauf, das Bein überlegt noch, eine Brandblase zu bilden)). Reifen 75, Seitenwagen 65, optimal. Schnellste Runde 2:09, 2 Sekunden besser als im Juni, Sieg in unserer Gruppe der 500er GP Gespanne.
Mittlerweile sind beide König Gespanne kaputt, Uwe fährt mit Leihbeifahrer, wir sind guter Dinge für Lauf 2.
Wegen der Hitze nehmen wir die Zündung etwas zurück, legen die verschmorte Knieschale höher, erneuern ein paar Nieten an der Seitenwagenplattform des federleichten Beifahrers (der natürlich leichtzüngig alles auf die Hoppelcurbs schiebt, alter Schwätzer...)
Der Start des zweiten Laufes klappt, diesmal stellen sich alle rechts an. So brechen wir links durch, obwohl der Winkel damit ungünstig wird. Ein gnädiger Zeitgenosse läßt uns eine Lücke, sonst wäre es knittereng geworden. Ein paar hübsche zwei - und Dreikämpfe, dann zieht sich das Feld.
Bis wir auf die Gasmaskenbrille auflaufen. Der merkt´s einfach nicht. Klar ist er mit doppeltem Hubraum auf der Geraden schneller, aber in den Kurven liest mein Beifahrer gelangweilt ein Buch und ich pflücke Blümchen, während er in der Linie herumkaspert.
Ab und an pressen wir uns durch, nur um gleich nach der Kurve wieder gerupft zu werden. Um dann vor der nächsten Kurve ob der Bremspunkte in Tränen auszubrechen. Wir quälen den Beifahrer. Der schaut nun ängstlich mehr zu uns, als nach vorne, traut sich nicht raus. Nur Gasmaske merkt nichts, bis sein Beifahrer streikt. Jetzt muß der Frosch mit der Maske in die Eisen, endlich.
Eingangs Start Ziel läßt er uns ziehen, gerade als unser Motor eingeht. Das war ihm wohl zuviel. 15 Meter vor der Linie stehen wir. " Über die Linie schieben", röchelt mein Beifahrer, wir schieben. Aber zu früh: Die Flagge kommt erst eine Runde später. Und bis dahin hat man unser Gefährt von der Strecke gezerrt.
Wir sind dem Hitzetod nah, fetzen die Kombi von den Wänstern. "Seid ihr ok? Konntet ihr nicht mehr oder ist das Gespann kaputt?" , fragt der Streckensprecher. "Wir wären noch bis heute Nacht gefahren, aber das Moped..." grinst Beifahrerich großmäulig röchelnd. Na, ob das man stimmt?
Der Motor ist fest. So werden wir im zweiten Lauf nicht gewertet.
Einzig Uwe, der Mann mit dem Ersatzbeifahrer, erreicht in unserer Gruppe das Ziel: Einer kam durch.
So bleibt uns in der Wochenendwertung nur der Pokal für den zweiten Platz.
Warte nur , Froschmaske, warte in Hockenheim....
MfG
Kaimann
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