In Antwort auf:
im ausgleichsbehälter hast du umgebungsdruck, da offen zur umwelt
No Sir!
Deshalb steht ja auch immer drauf "Achtung, Behälter kann unter Druck stehen, nicht heiß öffnen!"
Der Trick issn anderer:
am höchsten Punkt des Kühlsystems oder an einem Punkt, an dem man bei laufender Maschine die einwandfreie Entlüftung erwarten darf, wird der Zuleitungsschlauch zum Ausgleichsbehälter angeschlossen. Damit geht evtl. vorhanden Luft auf jeden Fall über diesen Weg aus dem Kühlkreis.
Bei den herrschenden Drücken ist die geodätische Lage des Behälters nicht so schrecklich wichtig. Zu weit darf man aber auch nicht gehen mit den Spielchen. Der Behälter sollte schon zumindest "in der Nähe" bleiben, was die Höhe anbelangt.
Ein Ventil auf dem Behälter sorgt dafür, daß die Schläuche nicht platzen und leitet Überdruck via Entlüftungsleitung ab. Hat man zuviel Wasser im Behälter, dann rotzt durch dieses Ventil das überschüssige Wasser mit ab - nicht schön, aber auch nicht gefährlich.
Wenn das System wieder abkühlt und in den Unterdruckbereich geht, öffnet das Ventil in die andere Richtung und läßt Luft in den Behälter. Die Luft kann nicht ins Kühlsystem gelangen, weil der Schlauch vom Kühlsystem unten am Behälter sitzt und die Belüftung von oben erfolgt.
Hat man dann aber zuwenig Wasser im Behälter (so wie ich an meinem Rennpolo zur Zeit
) Dann zieht das Kühlsystem den Behälter leer und schlürft sich Luft nach. Dies soll vermieden werden. Ist zwar auch keine direkte Katastrophe, so ein bißchen Luft, aber es soll halt nicht sein.
Die Montage des Behälters hinter dem Kühlsystem macht bei einem Motorrad mit erheblichen Beschleunigungswerten sogar durchaus Sinn. Der "höchste Punkt" ist nämlich beim Beschleunigen weiter hinten und die Hersteller versuchen, immer auf Last bzw. Drehzahl die beste Entlüftung zu bekommen. Manche Kühlkreise sind heute nämlich so verwinkelt und optimiert, daß sie mit der normalen Schwerkraftentlüftung gar nicht mehr luftfrei werden. Die Wasserpumpe macht das aber schon. Die Umlaufraten bei Hochleistungsmotoren sind derart hoch, daß ein solches System schon kaum noch mit Schwerkraft etwas anfangen kann. Die Pumpe selbst setzt man übrigens möglichst nach unten, damit sie überhaupt erstmal irgendwas macht.
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Ich hatte an meinem Doppeldecker keinen Platz dafür, den Ausgleichsbehälter höher, als das Kühlsystem zu setzen. Die Armateurbaukumpels haben mir auch ne Riesenpanik gemacht und gesagt, das ginge nie und nimmer. So habe ich meinen ganzen Mut und das ärmliche anstudierte verfahrenstechnische Wissen in die Hand genommen und habe den Behälter unterhalb des Motors gesetzt. Die Folge war, daß mir bei einem Testlauf ohne Propeller und damit ohne Kühlung das Sch..Ding mir das Wasser auf den Kopf gerotzt hat, als ich gerade unter meinem Liebling lag
Ansonsten hat das System super funktioniert und ist durch den Käufer auch nicht geändert worden. Es stutzen zwar alle, wenn sie es sehen, aber fliegen tut die Kiste 1A damit.
Gruß
Wännä
Edit meint noch dazu: prinzipiell kann das Ventil auch im Flüssigkeitsstrom zwischen Behälter und Kühlkreislauf liegen. Vielleicht hat Jörg in diesem Fall beim Motorrad Recht. Man macht es aber normalerweise nicht, damit beim Schwappen nichts in die Entlüftungsleitung gelangt