es geht um ein NSU Quickly, Baujahr 1956, das meinem Vater gehört.
Das Gerät fährt irgendwie "nicht richtig", das heißt, es ging immer wieder unmotiviert aus, starb ab. Infolgedessen stand es Jahre in der Garage. Mein Vater, der nun ein wenig mehr Vertrauen in meine schrauberischen Künste gefasst hat, da er gesehen hat, dass ich an der Clubman erfolgreich selber die Kupplungsfedern wechselte, meinte nun, ich könne ja mal nach dem Quickly sehen.
Zunächst habe ich den Vergaser demontiert und gereinigt. Blöderweise, und das fiel mir erst gerade auf, wo ich gerade aufgegeben hatte für den heutigen Tag, hab ich wohl den Schwimmer wieder falsch herum eingebaut. Ergebnis: massives Überlaufen des Vergasers, Riesenschweinerei... naja, immerhin weiß ich nun, woran es liegt.
Da mein Vater meinte, der Kolben sei evtl. auch falsch herum (also entgegen der Stromrichtung) montiert, hab ich den Zylinderkopf abgenommen und zwar keinen Pfeil auf dem Kolben erkannt, aber erschrocken festgestellt, dass richtiggehende "Ecken" oder "Schrammen" auf der Obenfläche des Kolbens sind. Kann mir das momentan nicht erklären, aber kann das ggf. Ursache für das Absterben sein? Ich meine, wenn der Gasaustausch massiv gestört sein sollte?
Es wäre doch schade, wenn das Quickly nicht bald in den Verkehr kommt... ich hoffe daher sehr, ihr könnt mir was zum Kolben sagen.
den Kolben von oben zu inspizieren mach wenig Sinn. Mach den Auspuff und den Vergaser ab und zieh den Zylinder ab. Dann kannst du erst erkennen was los ist. Wenn der Kolben verkehrt herum eingebaut sein sollte, dann würde sie überhaupt nicht laufen, da ein Zweitakter Überstronmkanäle hat und die müssen mit dem Zylinder fluchten. Du kannst bei der Demontage auch erkennen, ob die Kolberinge OK sind und ob der Zylinder bzw. der Kolben Riefen hat.
wie Friedo gesagt hat, die Schrammen auf der Obenfläche des Kolbens haben nicht viele Einflusse.
Ich vermute nach viele Jahre ohne Benzin zu tanken dass dieser ihnen verrost ist und bringt einige verrosteter Partikel oder andere Schmutze im Vergaser und zerstört das Benzin Fluss. Ein Tank Reinigung wäre schon viel machen.
Ich habe auch eine Quickly letzes Jahr restauriert und habe dieses Problem nicht bekommen weil ich einen kompletten Reinigung gemacht habe und dafür ein extra mittel gekauft. Michel57
Du zäumst das Pferd von hinten auf. Als erstes wechselst du mal die Kerze. Ist einfach und kosten kaum was. Dann stellst du die Unterbrecherkontakte richtig ein, 0,35mm. Dabei prüfst du sie, ob sie nicht zu viel Abbrand haben. Du kannst sie ruhig glatt feilen, solltest dann aber bald neue einbauen. Wenn Sie läuft und es funkt stark an den Kontakten, ist der Kondensator kaputt. Dann geht sie aus, wenn sie warm wird. Ferner ist in aller Regel bei der Quickly die alte Zündspule verdächtig. Hier ist meist die Isolation nicht mehr optimal und wenn sie warm wird, wird der Zündfunke immer schlechter, die Quickly geht aus. Wenn man dann eine Weile rumgedoktert hat, springt sie wieder an, als ob nichts gewesen wäre.
Als nächstes schaust du noch mal nach der Durchführung des Zündkabels, ob da nicht der Funken irgendwo abhaut, weil Kabel und Gummi morsch sind (sieht aber auf dem Foto richtig gut aus).
Wegen Dreck im Vergaser geht sie meist nicht ganz aus, sondern hat nur keinen vernünftigen Leerlauf (Leerlaufbohrung) oder spuckt bei höheren Drehzahlen bzw. nimmt Gas nur schlecht an: Hauptdüse. Den Schwimmer hast du ja notgedrungen schon geprüft , der wird manchmal aufgrund des modernen Sprits undicht. Aber eigentlich ist die Quickly da ziemlich unempfindlich.
Die kleinen Schrammen am Kolben kommen daher, dass mal irgendwer mit einem Gegenstand durch das Kerzenloch gestochert hat und sind völlig unkritisch. Die Vertiefungen sind schon alt, da ist wohl mal was im Brennraum gewesen, was da nicht hin gehört. Es müssten aber auch entsprechende Spuren im Zylinderdeckel zu finden sein. Den Zylinder würde ich nicht einfach so abziehen, es sei denn, du hast Erfahrung damit. Ob er Macken hat, siehst du auch, wenn du den Kolben runterdrückst. Und dass der Kolben Macken hat, ohne das man was am Zylinder sieht, ist sehr unwahrscheinlich. Ob der obere Kolbenring gebrochen ist, siehst du auch so. Außerdem rasselt ein Quickly-Motor hörbar bei gebrochenen Kolbenringen. Friedo hat aber natürlich recht: Einen richtigen Eindruck bekommst du nur, wen du den Zylinder abziehst. Und mit falsch herum eingebautem Kolben läuft die Quickly wirklich gar nicht erst. Wenn du den Kolben sauber schabst, siehst du einen Pfeil, der zum Auspuff zeigt. Hast du dir neue Dichtungen besorgt? Nicht die alte Kopfdichtungen wiederverwenden.
Nach meiner Erfahrung wirst du höchstwahrscheinlich bei der Zündspule fündig.
danke für deine Antwort! Ich habe eine (vielleicht etwas blöde) Frage dazu: die Zündspule finde ich, abgehend vom Kerzenstecker, am anderen Ende des Zündkabels, richtig? Von welcher Seite aus komme ich da gut ran? Hab das Mopped leider nicht bei mir in der Garage und kann jetzt nur schlecht nachsehen. Das Ersatzteil Züdspule kostet etwa 50,- EUR... ganz schön teuer. http://www.nsu-quickly.de/shop/motorteil.../zuendspule.php
Für das Polrad brauche ich einen Abzieher, richtig? Außerdem benötige ich wohl auch eine neue Dichtung für den rechten Gehäusedeckel. Ich vermute, dass mit beim Öffnen des Deckels auch Getriebeöl entgegenkommt, korrekt?
Besteht die Gefahr, dass ich durch bloßes Wechseln der Zündspule die Zündung stark verstelle? Oder komme ich durch Demontage des Polrads direkt problemlos an die Zündspule und es kann nichts passieren?
Das Polrad braucht normalerweise nicht gleich abgezogen zu werden. Sicherlich ist es gut und einfacher, wenn man an der Kontaktplatte richtig was machen muß, aber bei den Standardeinstellungen kann man durch die Fenster des Polrades so gut durchgreifen, daß man damit zurecht kommt. Polrad würde ich erstmal lassen, wo es ist. Man kann da auch ein bißchen was falsch machen bei der Demontage.
Unter dem Gehäusedeckel ist kein Getriebeöl. Die Zündung läuft nicht unter Öl. Wenn dort bei der Demontage Öl gefunden wird, ist ein Wellendichtring beschädigt. Also nur zu und abgeschraubt. Es kommt vor, daß Wellendichtringe kleben nach langer Standzeit. Dann geht beim Wiedererwecken aus dem Dornröschenschlaf was kaputt, ohne daß der Prinz es merkt. In der Folge bläst dann Gemisch mit Öl aus dem Kurbelraum immer in kleinen Stößen in die Zündung und versaut dort Kontakte etc. . Das sind dann diese Fälle, wo das Moped erstmal toll läuft und für Begeisterung sorgt und nach zwei Wochen einfach nicht mehr so richtig will.
Durch Wechslen der Zündspule wird die Zündung eigentlich nicht verstellt. Es kommt darauf an, was man alles dafür entfernt. Meist stimmt die Zündung nach Wechsel des Polrades nicht mehr, aber ein kleine Verstellung kann erstmal nicht die Ursache für das Streiken des Antriebs sein.
Der Zündfunke muß bei herausgeschraubter Kerze und durchgedrehtem Motor so richtig hörbar patschen. Die neuen elektronischen Zündanlagen sind optisch schon nicht mehr so einfach zu überprüfen, aber bei diesen Schwunglichtmagnetzündern ist das easy. Das Drehen über die Pedalkurbel von Hand muß bereits einen sichtbaren Zündfunken erzeugen. Wenn da nur nadelfein und unregelmäßig ein Miniblitzchen zu sehen ist, geht der Weg erstmal zum Kondensator und zur optischen Überprüfung der Kontakte. Mitunter sind Zündkontakte von Mopeds zu buckelig und kraterig, daß bei etwas Spiel auf dem Kontakthebel sich der Strom nicht entscheiden kann, wann er denn nun eigentlich genau aufhören soll, zu fließen. Das kann man aber sehen! Einfach am Polrad drehen und durch die Fenster schauen, wann sich der Kontakt öffnet. Er sollte möglichst glatt sein. Mit einer Einstelllehre kann man fühlen, ob diese gut dazwischen paßt. Wenn man sowas nicht hat, kann man auch mal gaaaaaaaanz vorsichtig mit einem Schraubenzieher den beweglichen Teil des Kontaktes öffnen und dort ein wenig reinschauen.
Ist der Kontakt stark lädiert, muß er getauscht werden. Zum Ausprobieren kann man ihn zwar noch mal mit einer alten Nagelfeile etwas begradigen, aber wenn die Platinschicht auf dem Kontakten schon weg ist, ist es nur eine Frage der Zeit, wann das Theater wieder losgeht.
Kondensatoren kann man auch überprüfen. Ich habs aber aufgegeben und tausche sie einfach. Gleichen Wert, der draufsteht, wieder kaufen und anklemmen. Die Dinger kosten nix. Zündspulen kann man übrigens auch testen. Es gibt sogar Zündmagnet-Testmaschinen (für den Flugmotorenbereich ). Sowas findest Du in der Rasenmäher-Reparaturwerkstatt. Die kleinen Zweitakter sind so universal, daß Dir dort geholfen werden kann.
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So ein schönes Moped ist der ideale Schraubereinstieg. Ich hatte eine Zweigang-Rixe mit Sachs-Motor. Die Quickley habe ich zwar auch gesehen und gefahren, aber der Boom dieser Maschinchen war etwas vor meiner Zeit.
also ich denk mal, nicht. Zumindest würde ich nach diesem Schnelltest erstmal woanders weitersuchen. Vergaser, evtl. wirklich ein kaputter Simmerring an der Kurbelwelle, der zu Gemischsabmagerung führt, Kraftstoffweg generell. Es lohnt sich evtl. auch mal, in den Auspuff reinzuschauen. Eine Quickley brennt sich nicht von selbst frei, dazu ist die Hubraumleistung doch noch etwas zu schwach.
Im übrigen meine ich mich dunkel zu errinnern, daß die Quickley einen fast symmetrischen Kolben hat, der also in der Tat "falsch" herum drin sein könnte und möglicherweise nicht ganz richtig funktioniert. Eigentlich sollte ein Pfeil auf dem Kolben zu sehen sein, der zum Auslaß weist - wie Falcone schon sagte. Mir ist aber noch vor Augen, wie ein früherer Kumpel die Quickley getunt hat durch Ausfeilen des Kolbenhemdes (längere Einlaßsteuerzeit => bringt ne ganze Menge). Und da kam es dann drauf an, alles wieder richtig zusammen zu setzen, sonst wurde der Auslaß zum Kurbelhaus hin frei durch das gekürzte Hemd.
Unmotivierte Störungen bei warmen Motor gehen aber meist doch auf Zündaussetzer zurück, die man aber deutlich merkt "geht" "geht nicht". Der Motor ruckelt dann kräftig und deutlich. Gemischsabmagerung kündigt sich weicher an.
In Antwort auf:Kann es dennoch an der Zündspule liegen?
Selbstverstänlich. Das ist ja das Gemeine! Die Kabel der Zündspule sind durch lack isoliert. im Laufe der Jahre wird der porös. Dehnt sich die Spule dann aus, weil sie im Polrad ziemlich warm wird, wird der Funke immer schwächer. Daher das Quickly warm fahren und wenn es wieder Probleme macht, gleich noch mal den Zündfunken prüfen. Ist er schwächer, ist das ein Indiz für eine altersschwache Spule. Leider hat er es im Brennraum noch schwerer als im Feien. Es kann also zudem noch sein, dass trotz Sichtprüfung die Zündspule weiterhin der Übeltäter ist, weil der Funken unter Druck im Brennraum nicht überspringen will. Ein Tausch der Spule ist die beste Diagnosemöglichkeit. Im Übrigen gehen die Spulen immer kaputt, die Frage ist nur, wann. Also vielleicht doch eine kaufen?
ich würde mich aber erst um die Kontakte und deren korrekte Einstellung kümmern. Dazu muss das Polrad nicht ab. Aber das sagte Wännä ja schon. Immer erst die einfachen und billigen Möglichkeiten überprüfen.