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Dieses Thema hat 23 Antworten
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 Allgemeines Forum
Seiten 1 | 2
Steve Dabbeljuh Offline




Beiträge: 12.197

22.12.2007 11:29
#16 RE: BMW baut 8.000 Stellen ab Antworten
Kleine Ergänzung des Themas - heute Morgen in der WAZ gelesen
(bitte ganz lesen, bevor es vorschnell/fälschlicherweise als linkspopulistisches Pamphlet abgetan wird):
In Antwort auf:
Manager im Paralleluniversum
Soziologen: Wirtschaftselite hat sich durch exorbitante Gehälter vom Leistungsprinzip verabschiedet.
Leistung werde somit zur „Pflicht der Verlierer”, Spaltung der Gesellschaft verschärft sich.

Essen. Offiziell herrscht Einigkeit darüber, dass sich im Arbeitsleben Einkünfte durch Leistung rechtfertigen sollen. Das nennen wir Leistungsprinzip. Es beinhaltet ein möglichst faires Verhältnis von Gegenseitigkeit, was meint: Anstrengung muss angemessen belohnt, also bezahlt werden. Dieser lange gültige Konsens werde durch die Millionengagen für Spitzen-Manager mehr und mehr in Frage gestellt, meinen Kritiker.

Die Manager-Elite setzt das Leistungsprinzip, begründet auch im bürgerlichen Arbeitsethos, außer Kraft, schreibt der Frankfurter Soziologe Sighard Neckel. Ein Jahresverdienst von 56 Millionen Euro, über den sich Porsche-Chef Wendelin Wiedeking freuen kann, könne kaum mehr mit Leistung gerechtfertigt werden. „Es ergibt augenscheinlich keinen Sinn, von Leistungsgerechtigkeit noch zu sprechen, wenn sich Jahresgehälter in zweistelligen Millionenhöhen jedem Vergleich mit anderen Arbeitseinkommen entziehen”, schreibt Neckel in der Süddeutschen Zeitung.

Leistung wurde zur „Pflicht der Verlierer”

Hartz IV wurde dem Volk mit dem Begriffspaar „Fordern und Fördern” erklärt. Für die sozialpolitischen Reformen der letzten Jahre war der Leistungsbegriff zentral. Wer etwas vom Staat haben will, soll dafür etwas bringen. Leistung wurde somit zur „Pflicht der Verlierer”, schreibt Neckel. Zugleich kämen Spitzenverdienste aber kaum noch als Ergebnis persönlicher Leistung zu Stande.

„Dass Porsche so viele Autos verkauft, hängt damit zusammen, dass es viele Leute gibt, die sich das leisten können. Das hat mit Herrn Wiedeking zunächst relativ wenig zu tun”, sagt der Soziologe und Eliteforscher Michael Hartmann aus Darmstadt. „Oben gilt das Prinzip der Leistung nicht”, stellt Hartmann fest. „Was sich durchsetzen lässt, wird durchgesetzt.” Die Bezugspunkte für die Forderungen liegen in der Umwelt der Manager-Elite. „Wer mit 500 000 Euro zufrieden ist, während andere das Sieben- oder Zehnfache verdienen, wirkt dann als zu billig”, erklärt Hartmann.

So habe zum Beispiel der ehemalige Bundesbankchef Ernst Welteke überhaupt nicht verstanden, dass sich die Menschen über seinen spendierten Aufenthalt im Luxushotel Adlon aufgeregt haben. Hartmann: „Sein Bezugsrahmen war die Frankfurter Finanzwelt. Und da war er eher ein Kleinverdiener.”

In einer abgehobenen Welt

Die Maßstäbe der Top-Verdiener bildeten sich in einer abgehobenen Welt, die nichts mit dem normalen Leben zu tun habe, so Hartmann. „Da entwickelt sich oben ebenso wie unten bei den Hartz IV-Empfängern ein Paralleluniversum.” Wenn die Geldelite aber zugleich dem Volk Leistung predige, und dass es eben heute nicht mehr soviel zu verteilen gebe, werde die Lage bizarr. „Die Mehrzahl der Manager glaubt zwar an die Maßhalteappelle, doch nehmen sie sich selbst davon aus.”

Der Bezugsrahmen, in dem sich die Top-Manager selbst verorten und vergleichen, habe sich in den letzten Jahren deutlich nach oben verschoben, beobachtete der Wissenschaftler. Noch vor 20 Jahren seien in Deutschland Millionenbezüge gesellschaftlich kaum akzeptabel gewesen. „In diesem Jahr betrug der Spitzenverdienst eines Hedgefonds-Managers 1,3 Milliarden. Wer nur 20 Millionen bekommt, ist damit verglichen schon billig. Das Spiel ist nach oben offen.”

"Die Gesellschaft entwickelt sich in diesem Punkt zurück"

Über längere Zeiträume gesehen habe es immer wieder Epochen gegeben, in denen die Kluft zwischen Arm und Reich aufriss: Zum Ende des 19. Jahrhunderts, in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, und nun wieder. Prof. Hartmann: „Die Gesellschaft entwickelt sich in diesem Punkt in großen Schritten zurück in die Zeiten vor dem Zweiten Weltkrieg.”

Das werde nicht ohne gesellschaftliche Konsequenzen bleiben, glaubt der Soziologe. Die Armut werde sich verfestigen, der Reichtum sich in einer kleinen Oberschicht konzentrieren. Der Unmut darüber werde wachsen und die Leistungsmoral, das bürgerliche Arbeitsethos, das „von oben” bereits ausgehebelt wurde, insgesamt erodieren.

Erst, wenn die Unruhe über die soziale Spaltung in der Gesellschaft so groß werde, dass die politische Stimmung umschlage und es Auswirkungen auf die Geschäfte habe, werde diese Entwicklung wieder gebremst, glaubt Hartmann. Irgendwann.

Wännä Offline




Beiträge: 17.494

22.12.2007 11:39
#17 RE: BMW baut 8.000 Stellen ab Antworten

Moin,

weder, noch.

Ich sehe halt nur häufig, daß aufgrund von Pressemeldungen gerne mal ein Aufschrei durch die ganze Menge geht - wobei sich die davon nicht Betroffenen gerne gegenseitig in ihrer Betroffenheit übertreffen, wenn Du verstehst, was ich meine .

Die Nichtentscheidung von BMW, Leute zu entlassen, könnte bei dem schwachen Dollar und der schlechten Nachfrage auch einige Monate später dazu führen, daß man irgendwen wegen "Managerfehler" rankriegt. Und dann schreien wieder alle rum.

Daß an der Börse Kurse steigen oder fallen, ist bekannt. Wenn die BMW-Aktie nun in zwei Monaten wieder unten ist, weil geschickte "Gewinnmitnehmer" die anderen Anleger geleimt haben, dann sagt keine Sau etwas. Niemand erwähnt es auch nur. Aber heute wird der Zusammenhang erstmal hergestellt und heute wird erstmal so getan, als könne ein vermögender Privatier mal so eben 8000 Leute durchfüttern, weil er eben ein fairer Mensch ist und weil doch Weihnachten ist.

Ich kann solche Konzernentscheidungen nicht beurteilen. Ich komme auch nicht aus der rechten Ecke oder gehe dorthin. Ich sehe aber, daß Vertreter von Berufsgruppen, die während ihres laufenden Arbeitstages urkapitalistisch denken und handeln und sich dabei noch nicht mal um Gesetze oder Betriebvereinbarungen, die den Handlungsspielraum verkleinern, kümmern müssen, sich in einer Weise über so etwas erzürnen, als säßen sie selbst zum Weihnachtsfeste ohne Brot und Kekse.

Nachvollziehen brauchst Du es nicht. Das ist nicht mein Anspruch. Aber daß ich ziemlich quer zur Betroffenheitslinie fahre, hat sich ja mittlerweile schon rumgesprochen.

Ich korrigiere hiermit also wie folgt




Gruß

Wännä

P.S.: In drei Monaten werde ich die Beteiligten nochmal drauf ansprechen, welche Gedanken sie sich nun um die 8000 Mitarbeiter gemacht haben, Vielleicht hat ja einer n Job anzubieten ?

Steve Dabbeljuh Offline




Beiträge: 12.197

22.12.2007 13:50
#18 RE: BMW baut 8.000 Stellen ab Antworten
In Antwort auf:
wobei sich die davon nicht Betroffenen gerne gegenseitig in ihrer Betroffenheit übertreffen
Da ist was dran - vor allem bei Politikern, die meinen ihr tatsächliches oder potentielles Wählerklientel
bedienen zu müssen, hinter der Fassade aber für ganz andere Entscheidungen verantwortlich sind.

Die BMW-Konzern-Entscheidung kann ich auch nicht beurteilen. Mir ging es auch nicht darum,
über "Kapitalisten" wie Quandt & Co. stammtischmäßig abzulästern oder den Betroffenheitsgrad
zu erhöhen, sondern auf allgemeine Entwicklungen hinzuweisen, die bei diesem Thread-Thema
eine Rolle spielen und die uns in nächster Zeit mit Sicherheit noch intensiver beschäftigen
werden, ob nun direkt oder indirekt.
In Antwort auf:
Nachvollziehen brauchst Du es nicht. Das ist nicht mein Anspruch. Aber daß ich ziemlich quer zur Betroffenheitslinie fahre, hat sich ja mittlerweile schon rumgesprochen.
Müssen sich Betroffenheitsquerdenker jetzt auch schon beweisen oder gegenseitig übertreffen ?

Teddyboy Offline




Beiträge: 3.697

22.12.2007 14:35
#19 RE: BMW baut 8.000 Stellen ab Antworten

Swennie du hast absolut recht!

Wieder wird von den Medien ein "locktitel" gewählt, um ihre Zeitungen zu verkaufen.

Es werden vorwiegend Zeitarbeiter "entlassen". Diese sind wahrscheinlich schon viel viel länger in dem Job, als sie mal gedacht hätten (abbau von Spitzen..haha)!!
Diese sind ja dann a ned arbeitslos, da se ja bei der Sklaverei noch angestellt sind! (wie lange halt..)

Das interessanteste find ich ja: diese Zeitler gehören bei jeder Personaldiskussion NIE zur Belegschaft (werden nicht erwähnt, bekommen mini-lohn und sind nie erfolgsbeteiligt), und kaum werden se "gestrichen", schon stellt BMW selbst 8000 leute aus!!!!!

Irreführung der Massen total, und irgendwie toll, das die Bürger die Nase rümpfen und BMW in der Gunst sinken lassen, aber die Aktien ums gleich STEIGEN!!!!



every rider a mechanic

http://www.myspace.com/teddyboy1956

mappen Offline




Beiträge: 15.034

22.12.2007 16:22
#20 ... Antworten

tach

immer wieder schön wie sich alle aufregen... konzerne arbeiten nun mal erfolgsorientiert,
dazu gehört nun mal auch ein hoher ertrag... und wenn der nicht zu erwirtschaften ist müssen
immer erst die leute vom fußvolk herhalten, is doch nix neues, oder?
so schlimm das für betroffene auch ist, spricht noch irgendjemand über die siemenshandy sparte,
never... aus den augen aus dem sinn... davon ab, der deutsche michel wird eh nie aufbegehren...

gas

markus


Soulie Offline




Beiträge: 29.645

22.12.2007 17:12
#21 RE: ... Antworten

In Antwort auf:
der deutsche michel wird eh nie aufbegehren...

Der GDL-Sprecher erinnert mich etwas an den deutschen Michel ...

Duck Dunn Offline




Beiträge: 35.248

22.12.2007 17:27
#22 RE: ... Antworten

Schönes und leider wahres Zitat, Mister Dabbeljou!
Es hat sich "dort oben" eine regelrechte KASTE entwickelt. ich selber beobachte das in unserem Globalen Unternehmen mit ca. 7 Milliarden Dollar Umsatz in unserer deutschen Firmenzentrale seit 8,5 Jahren. In besagten Jahren habe ich 7!!! Geschäftsleitungen kommen und gehen sehen (IT-Branche).
Diese Klientel, sofern bei uns gefeuert, findet man ca. 3 Monate später als Geschäfts- oder Europaführer wieder entweder bei der direkten Konkurrenz oder beim Hersteller (z.B. selbst erlebt bei Hewlett Packard).
Nun, bei einer gemeinsamen Firmen Motorradausfahrt sagte mir unser damaliger Geschäftsführer, der von COMPAQ kam freimütig, dass er nicht glaube, seinen 3 Jahres Vertrag bei uns erfüllen zu können. Dass er aber all die anderen Geschäftsführer der Konkurrenz vom "Golfplatz" her kenne und er sich keine Sorgen um seine Zukunft mache, da, Zitat: "Fähige Manager überall gebraucht werden" ................. nach ca. einem dreiviertel Jahr war er weg. Eigentlich schade, war ein sympathischer norwegischer Harleyfahrer

Nur ein kleines Beispiel zum Thema.

Was mich bei BMW so aufbringt, ist die Tatsache, dass die Begründung, Stellen nicht mehr zu besetzen und Zeitler zu entlassen, diese ist, dass
angeblich zu wenig Profit gemacht wird. BMW erwirtschaftete vor Steuer "nur" 4 !!!! Milliarden im letzten Jahr Gott schicke Ihnen Pest, Galle und Hämoridden, diesen Profitgeiern..............

Was viele vergessen, wenn Stellen nicht neu besetzt werden, aber BMW TROTZDEM mehr Wagen verkauft, wird die Arbeit nicht weniger und die verbliebenen dürfen die Arbeit der nicht besetzten Stellen mitübernehmen. Natürlich ohne Lohnerhöhung...........

_________________________________________________
____________________________________
B.S.F.F.B.S.

http://www.myspace.com/DuckDunn
always remember little Marta Dynamite, R.I.P.
http://www.myspace.com/littlemartadynamite

pelegrino Offline




Beiträge: 51.614

23.12.2007 20:07
#23 RE: ... Antworten

In Antwort auf:
...Erst, wenn die Unruhe über die soziale Spaltung in der Gesellschaft so groß werde, dass die politische Stimmung umschlage...

Diesbezüglich bin ich mal gespannt, wie lange das noch dauert bzw. wielange das "gut" geht - und, was letztendlich dabei 'raus kommt .

.


Ein Leben ohne Katzen ist möglich, aber völlig sinnlos. (frei nach Loriot)

Swennie Offline




Beiträge: 15.188

23.12.2007 20:12
#24 RE: ... Antworten

Zitat von pelegrino
... was letztendlich dabei 'raus kommt .


Das wäre schon die große Frage

Marzipanlobbyist

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