nun hat es endlich mal geklappt, E85 zu tanken, Ihr wißt schon, Alkoholtreibstoff zu 89,9 Cent, den Liter.
Früher hätte ich den Tank leer gefahren und voll Alkohol gemacht, damit der Unterschied so richtig reinfetzt, heute - so langsam auf die 50 zugehend - ist man vernünftig (oder auch schissig ) und tankt erstmal nur 5 Liter und noch 5,5 Liter Normalbenzin hinterher. Die Freundin hinten drauf möchte schließlich auch nicht von Hennef bis nach Bornheim laufen müssen, falls irgendwas schiefgeht mit dem gepriesenen Saft. Auf der Zapfsäule steht natürlich "nur für umgerüstete Fahrzeuge usw. bla bla und wir sind es nicht gewesen, wenn . . ."
Was hatte ich erwartet? Mir mißfällt schon länger, daß die W einen etwas überfetteten Eindruck macht. Die Hauptursache liegt im Kat, die Meßwerte sind normal und der Verbrauch standesgemäß, aber die Gashand hat schonmal etwas freier drehende Motoren erlebt. Beim Gaswegnehmen unter Last . . . . aber das hatte ich ja schon alles mal gepostet. Kurzum, ich habe dem Motor zugetraut, ein wenig magerer laufen zu dürfen, ohne daß es gleich zu Aussetzern kommt. Sodann dachte ich mir, daß ein wenig "Innenkühlung" sprich, niedrigere Verbrennungstemperaturen, dem Motor nicht unbedingt schaden würden.
Was geschah nach dem Tanken wirklich? 5 Liter E85 plus ca. 10 Liter Normalbenzin waren im Tank. Ich habe nicht die nächste Autobahnauffahrt genommen, sondern bin auf der B8 quasi entlang der BAB nach Siegburg gefahren. Motor zunächst wie immer, nach 5 Kilometern immer noch nix, Verkehr zu dicht für Gasgeben. Dann die ersten Ampel. Motor läuft schön, beim schlagartigen, kurzen Angasen (Angebergas) geht er mit, aber nicht mit dem Elan, wie sonst. Dann grün, es geht wieder los, neben mir uns eine Ducati Monster, die die Gummiröllchen auf die Straße legt und dann gleich wieder verzögert. So kann ich nichts feststellen, aber insgesamt läuft der Motor sehr ausgewogen, der Übergang von Last auf Nichtlast ist weicher, ketzerisch könnte man sagen, er läuft, als hätte er einen Zylinder mehr bekommen.
Nächste Auffahrt auf die Bahn und ab: kein Unterschied. Das Ansauggeräusch wirkt verändert. Keine Aussetzer, keine Vergaservereisung, einfach nur normale Fahrt. Einmal im vierten drehen lassen, oben rum ist alles normal, eher eine Spur besser. Der Motor ist ab 6000/min nicht mehr ganz so drehfaul.
Von der Bahn wieder runter und durch Graurheindorf, 30 km/h ist angesagt, enge Straße ohne Ausweichmöglichkeiten. Hier ist Schiebebetrieb und blubbern bei 2000/min angesagt. Bei heißem Motor der Klassiker für Vergaserpatschen. Also gleich probiert - nix. Kein Patschen, kein Knistern, kein Garnix. Der Alkohol bekommt ihm gut - saugut! Die Leistungsentfaltung ist etwas gedämpft, aber nicht negativ. Das Ansauggeräusch ist tatsächlich anders, ich sag mal, schlürfiger. Auf einmal kommen die Erinnerungen an die Triumpf Tiger zurück, die werksseitig bereits für Betrieb mit Alkohol gedacht war. Vielleicht steckt in der W doch die Wurzel einer Engländerin.
Der Motor läßt sich "untertourig" noch besser fahren . Das Geplöpper ist etwas stärker, bei höheren Drehzahlen auch gleich aktiv , dieses erklärt sich wohl aus dem mageren Lauf mit dem dünnen niederkalorischen Zeug.
Antreten bei kaltem Motor habe ich noch nicht probiert. Eigentlich wollte ich heute noch eine Vollgastour ohne Freundin machen, aber ich hab einen dicken Kopp und setze mich heute nicht mehr drauf.
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Von den Autos ist bekannt, daß nur wenige mit E85 einfach so laufen. Die Treibstoffmenge muß erhöht werden, weil der Kat Sauerstoff meldet, wenn nur normale Mengen eingespritzt werden. Meist ist die Benzinpumpe mit ihrer Standardeinstellung dann am Ende und bei Vollgas gibt es Laufstörungen. Der Verbrauch mit E85 ist deutlich höher, dafür kostet der Sprit aber nur 90 Cent. Bei kaltem Wetter springen die Autos häufig nicht an, so daß es doch ein wenig Experiment bleibt. Vergasermotoren gibt es bei Autos quasi nicht mehr, also ist man mit dem Motorrad auch erstmal auf Versuche angewiesen. Mein erster Versuch ist jedenfalls besser ausgegangen, als erwartet, und ich werde weiter testen. Auch wenn der Motor magerer läuft, nimmt er keinen Schaden, weil die Temperaturen niedriger sind. Der Verbrauch muß bei gleicher Gasstellung auch gleich sein, weil keine Sonde das Gemisch anfettet. Wenn die Leistung allerdings spürbar schwächer ist, kommt Mehrverbrauch durch geänderte Fahrweise ==> bisher gibt es aber keine Hinweise dafür.
Schade, daß die Tankstelle so weit weg ist. Ich werde aber dran bleiben. 1982 habe ich in der Wesselinger Raffinerie als Student der Erdölverarbeitung Treibstoffe gekocht und abgeschmeckt. Damals wollte ich am Methanol-für-Autos Projekt mitmachen. Leider wurde das ganze eingestampft und meine Arbeitsstelle gestrichen. Nun, 25 Jahre später, fülle ich also zum erstenmal alternativen Saft in den Tank und teste . . . wenn das nichts ist
Hi, Melde mich mal zurück.(Der übliche Winterlangzeiturlaub im Warmen)
Wänna, quillt bei Allohol nich dat Jummi auf ? Manche Benzinschläuche mögen eben keinen Schnaps. Ausserdem ist E 85 mit einem geringen Wasseranteil behaftet, der zu erhöhter Korrosion im Tank und Vergaser führen kann. Der Energiegehalt ist doch auch noch deutlich geringer als bei Sprit. Also ist der Verbrauch zwingend höher. Rechnet sich das dann noch ? (Nur Bares zählt, die Umwelt ist mir egal. Habe in meiner zweiten Heimat wieder Sachen gesehen, die jede Umweltschutzanstrengung bei uns lächerlich erscheinen lassen)
der Gummischlauch ist noch das wenigste. Da stehen wir noch drüber. Korrosion durch freies Wasser im Schnaps gibt es nicht, über den gelösten Wasseranteil mache ich mir nicht so die Sorgen. Im Benzin ist auch Wasser, manchmal sogar mehr, als vorgeschrieben.
Für mich ist es einfach goil, das mal zu testen. Der Wirkungsgrad des W-Motors ist - sagen wir mal vorsichtig - eher im mittleren Bereich angesiedelt, heißt, wäre noch steigerungsfähig. Wenn aber die Konstrukteure aus Gründen der Überhitzung, Gassannahme, Katalysator, etc. das Gemisch rel. fett vorgesehen haben, dann ist es nicht ratsam, einfach nur an der Gemischschraube magerer zu stellen bzw. mit anderen Hauptdüsen herumzufuchteln. Bliebe solch eine Aktion ohne negative Folgen für den Motor, dann hätte man diesen werksseitig längst so ausgerüstet.
Wenn also jetzt der Alkohol eigentlich nur die für die Leistungsentwicklung unnötigen Benzinanteile ersetzt, kommt unterm Strich tatsächlich eine Einsparung heraus - auch wenn es im Moment darum nicht geht. Cool finde ich, wie der Motor jetzt fährt, freue mich schon darauf, ihn gleich auszuprobieren und mal etwas länger voll zu belasten. Hätte man solchen Kraftstoff sicher und dauerhaft verfügbar, stünde einer Verdichtungserhöhung auch nichts mehr im Wege. Ist aber alles Zukunfstmusik zur Zeit.
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Die arme Umwelt hat keine Fürsprecher. Das weiß ich längst, habe fast 10 Jahre für den sog. Umweltschutz gearbeitet und mir die ganzen Lügen angehört. Jeder denkt an sich und jeder sucht die Argumente, die am besten ziehen. Und mit der allgemeinen Umweltbetroffenheit läßt sich halt was deichseln. Ich bin aber kein Heiliger, sonst würde ich gar nicht W fahren, sondern nur noch Biken oder Straßenbahn oder so.
Ich denke aber, daß auf lange Frist immer mehr alternative Kraftstoffe kommen werden. Der Experimentiergeist ist einfach viel zu wach und viele Leute des Mineralölmonopols müde.
Find ich zwar gut, aber wenn jetzt alle mit Alkohol fahren, dann gibts bald nix mehr zu trinken
_________________________________________________ ____________________________________ "Die schönsten Torpedos in den Rohren, das Stück für fünfundzwanzigtausend Mark, und alles was wir brauchen ist für fünzig Pfennig alter Draht..." http://www.myspace.com/DuckDunn
Wer Avatare verfälscht oder verdreht oder verfälschte oder verdrehte Avatare in den Verkehr bringt wird mit Motorschaden nicht unter 1000 Euro bestraft
Alloholverknappung ist noch nicht in Sicht. Wir zahlen eh nur Steuern, wenn wir Sprit meinen.
Gerade eben die W mal auf Trab gebracht. Leistung eindeutig da, bei 5500/min gibts gefühlt etwas mehr Bumms, kann aber auch die Freude über den schönen Montag Morgen sein. Endgeschwindigkeit gleich, bei leichtem Gegenwind dreht der Motor gut bis an die 7000/min.
Aber . . . . . .
Das Kaltanspringen ist schlechter. Der Motor braucht Choke und brabbelt erstmal tief unten im Keller vor sich hin, ehe er langsam auf 1000/min (mit Choke) kommt. E-Starter verbietet sich, es wird nur gekickt ! Dreimal brauchte ich.
Dann läuft er im Teillast rel. unwillig. Es gibt eine Grenze, die er erstmal überschreiten muß, dann töffert er willig und frei los. Diese leichte Indifferenz im ganz kleinen Teillast bleibt ziemlich lange. In mittleren Drehzahlen ist Teillast genial, da dreht er ohne Murren einfach immer weiter ==> halt magerer. In der Stadt vor Ampeln und im Schiebebetrieb läuft der Motor derart soft, daß man ihn knutschen könnte - als wäre die Verdichtung niedriger. Er würde also so locker noch etwas mehr Vorzündung vertragen.
Beim Abstellen ist das Auspuffgeknister geringer als sonst. Es wird alles nicht so heiß, wie sonst.
Genau, wie die alten Engländer, bei denen man die Düsennadel für Alkoholbetrieb höher hängen mußte, würde der W-Motor auch ein fetteres Teillastgemisch benötigen. Damit wäre ganz klar der Verbrauch auch etwas höher. Warum auf Vollast auch bei den alten Motoren nichts geändert werden muß, ist mir zu Zeit verbrennungstechnisch nicht klar. Möglicherweise zieht sich der Motor durch die geringe Dichte des Alkohols auch automatisch mehr durch die Düsen. Der W-Motor ist jedenfalls auf Vollgas auch munter mit dabei. Demnächst werden mal höhere Schnapsanteile gefahren und die Sache weiter probiert. In Troisdorf gibt es auch eine OIL-Tankstelle, das ist für mich nicht weit.
deinen Versuch mit E85 finde ich sehr interessant und werde demnächst auch mal 5 ltr. dazutanken (muss dazu aber auch 43 km fahren). Sehr gut, dass das Auspuffgeknister weniger wird, so scheint es ja nicht mehr so heiß bei der Verbrennung zu werden. Ich wundere mich ja sowieso immer wieder, wie wenig die Zylinder der W verrippt sind und dass es dennoch keine thermischen Probleme mit dem Motor gibt, meine aber auch, dass ein Langhuber in dieser Hinsicht unempfindlicher ist. Deinen Ansatz, dass der Motor ziemlich fett läuft, teile ich übrigens auch. Deshalb bin ich ja der Meinung, dass unbedingt Versuche mit Kraftstoff-Einspritzung gemacht werden sollten, suche aber immer noch eine kleine Einspritzpumpe, die nicht einfach im Tank den Kraftstoff herumsausen lässt, sondern ohne grossen Aufwand einen Kraftstoffdruck von ca. 3 bar aufbaut.
Läuft die W wirklich zu fett? Ich musste kürzlich () mal eine Kerze rausschrauben. Die sah eher nach magerem Gemisch aus. Ziemlich hellgrau. Aber vielleicht war die Wasserspülung schuld ...
Die W läuft ab Werk eher zu mager! Hatten wir scho oft besprochen hier
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